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Buchtipp: „Mein Wohnwagen und ich“

Bruni Prasske ist verliebt. Sehr verliebt. Ihr Angebeteter heißt Rex, und war in einem erbärmlichen Zustand, bevor er in Brunis aufopfernde Hände gelangte. Mit viel Zuneigung und Hingabe hat sie ihn zu einem echten Prachtstück herausgeputzt und zu ihrem zweiten Zuhause gemacht.

Rex ist ein uralter Wohnwagen, der heute auf einem Campingplatz in Hamburg, direkt an der Elbe, residiert. Nach der schmerzhaften Trennung von ihrem (Ex-)Lebensgefährten kaufte die bekannte Autorin das nicht mehr ganz taufrische Schätzchen, um sich von ihrem Liebeskummer abzulenken. In „Mein Wohnwagen und ich – Vom großartigen Leben im kleinformatigen Heim“ beschreibt sie autobiografisch den Start in ihr neues Abenteuer als Dauercamperin.

Und der war für die blutige Camping-Anfängerin gar nicht so leicht. Auf der einen Seite die „alten Camper-Hasen“ mit ihren oberlehrerhaften, gut gemeinten Ratschlägen, auf der anderen die Luxuscamper mit ihren Sat-Schüsseln, Movern und teuren Vorzelten. Es gelten klare Regeln: Frauen sind für den Herd, Männer für die Technik geboren! Und mittendrin die unkonventionelle Bruni mitsamt den beiden Hippie-Campingplatzbetreibern…

Kopfschüttelnd beobachten die Nachbarn, wie Bruni sich mit ihrem „Blechkasten“ abmüht und nicht einmal über eine Grundausstattung an Werkzeug oder halbwegs akzeptables Camping-Basiswissen verfügt. Doch Bruni trotzt allen Widrigkeiten, reißt Zwischenwände heraus, entrümpelt, putzt, polstert und dekoriert wie eine Besessene, bis ihr beinahe totgeglaubter Rex entgegen aller Unkenrufe zum wohnlichen Eigenheim mutiert.

Die Beschaulichkeit auf dem Campingplatz und die neu entdeckte Entschleunigung sind Balsam für Brunis angeschlagene Seele. Auf ausgedehnten Streifzügen durch die Umgebung besinnt sie sich zurück auf die essenziellen Dinge des menschlichen Daseins, lebt hautnah in und mit der Natur und findet ein Stück Heimat, neue Freunde und am Ende auch sich selbst (wieder).

Gemeinsam mit ihren Freunden Freddy und Yara genießt sie das Camper- und Outdoorleben, beobachtet wilde Fasane bei ihren morgendlichen Rundgängen, trifft auf Reiter, die am Elbufer entlang galoppieren, lauscht den Nebelhörnern vorbeiziehender Schiffe und lässt ihre Abende am Lagerfeuer ausklingen – eine Atmosphäre, der sich selbst Camping-Verweigerer wie Brunis Bruder kaum entziehen können.


Ganz nebenbei macht Bruni Bekanntschaft mit dem kleinen Einmaleins des Camper-Vokabulars: Wer ist bloß dieser ominöse „Berger“, von dem alle unaufhörlich sprechen? Wozu dient eine Kederschiene? Was bedeutet „Doppeltritt“? Und warum braucht man eine Gasprüfung oder Melamin-Geschirr???

Ob Bruni all diese Fragen lösen kann, welche weiteren Abenteuer auf sie warten, wie sie einen Hauch von Exotik auf den Campingplatz bringt, ob sie am Elbstrand ihr wahres Glück findet und welche Männer im Rex übernachten dürfen, müsst ihr selbst lesen. Nur so viel sei verraten: Auch in der Liebe liegt das Gute manchmal nah…!

Fazit:

Bruni, sowohl die „echte“ als auch die autobiografische Hauptfigur in „Mein Wohnwagen und ich“, ist eine wahre Sympathieträgerin, die mit ihrer Meinung und ihren sarkastischen Kommentaren nicht hinterm Berg hält. Authentisch und selbstironisch nimmt sie ihre Leser/innen mit in ihr neues Leben, lässt sie teilhaben an den Höhen und Tiefen und schildert in blumigen, wohlgesetzten Worten den Alltag einer ungewöhnlichen Dauercamperin. „Mein Wohnwagen und ich“ ist ein unterhaltsames, humorvolles Buch, das vor allem Frauen während der campingfreien Monate oder gemütlicher Abende im Vorzelt viel Lesevergnügen bereiten wird!

Zur Autorin:

Bruni Prasske ist eine vielgereiste Frau: Unter anderem Europa, Asien, Afrika, Südamerika und vor allem der Nahe Osten standen bereits auf ihrem Programm. Die Sehnsucht nach fremden Ländern, Menschen und Kulturen, die sie schon in ihrer Kindheit gepackt hatte, ließ sie auch im Erwachsenenalter nicht los. Während ihres Studiums der Interkulturellen Pädagogik widmete sich Bruni zunehmend den Themen Flucht und Asyl und begann, sich in der Flüchtlingshilfe zu engagieren. Dieses Engagement und die damit verbundenen Erfahrungen und Begegnungen prägten auch ihre spätere Arbeit als Autorin.

Neben etwas leichterer Lektüre wie „Mein Wohnwagen und ich“ oder „Mit der Knutschkugel unterwegs“ (Rezension folgt in Kürze) verfasste sie mehrere Biografien (u. a. „Was meine Heimat war“, „Tränen zwischen Himmel und Erde“) sowie spannende Bücher über ihre Reisen (u. a. „Mögen deine Hände niemals schmerzen“, „Küsse in der Moschee“). Eine vollständige Liste ihrer Werke findet ihr hier.

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