Überspringen zu Hauptinhalt

Campergespräche: Tim

Als wir Tim (24) von My Van is my Castle zum Interview treffen, wartet eine Überraschung auf uns: Auf dem Campingplatz Steger in Witten lernen wir nicht nur den Blogger selbst kennen, sondern auch Papa Guido (52) und Bruder Shorty (22) – und kommen den ganzen Abend aus dem Lachen kaum heraus.

Die Camper-Familie hat sich direkt an der Ruhr auf zwei Parzellen ein kleines Reich geschaffen, in dem jeder ein eigenes „Zimmer“ (einen ausgebauten Wohnwagen) besitzt. Außerdem gibt es ein kleines Boot, eine Dachterrasse, ein Outdoor-Bett mit Flussblick, eine Freiluftdusche und sogar einen Abstellkeller. Aktuell wohnt keiner der drei dauerhaft dort, doch das soll sich bald ändern: Tim wird, um Kosten zu sparen, seine Wohnung aufgeben und für einige Monate auf dem Campingplatz einziehen – bis zu seiner großen Reise.

Dass die drei Männer eine eingeschworene Gemeinschaft und alles andere als eine „gewöhnliche“ Familie sind, spürt man sofort. „Da passt kein Blatt Papier zwischen“, sagt Papa Guido nicht ohne Stolz. Alle zusammen und jeder für sich sprudeln sie vor Geschichten, Anekdoten und Reiseabenteuern. Bei Grillfleisch, Tzatziki und Knoblauchbaguette lassen uns die gastfreundlichen Vollblutcamper an ihrem bewegten Leben teilhaben.

CamperStyle: Tim, bald geht es für dich auf große Tour – wohin zieht es dich und wann startest du durch?

Tim: Ich plane, im September für ein Jahr nach Portugal aufzubrechen. Ich war bereits mehrmals jeweils für vier bis sechs Wochen mit meinem Bruder und mit Freunden dort und bin regelrecht verliebt in Land und Leute. Es gibt traumhafte Ecken, die bisher noch völlig unentdeckt sind – außerdem bin ich Surfer und freue mich auf die großartigen Surfspots. 

CamperStyle: Erzähl uns doch ein bisschen über deinen Van „Joke“, der ja neben deinen Reisen auch Thema deines Blogs ist?

Tim: Ich habe mir „Joke“, einen VW LT 28, Baujahr 1989, vor einigen Jahren für relativ kleines Geld zugelegt und gemeinsam mit meinem Vater in einem halben Jahr Blut, Schweiß und Tränen komplett restauriert. Die Karosserie war durchgerostet und auch an anderen Ecken und Enden war so einiges zu tun. Zum Glück ist Guido als Kfz-Meister mit Erfahrungen in Karosseriereparaturen vom Fach und konnte mir bei allem helfen – alleine hätte ich das nie gepackt.

CamperStyle: Wer darf dich auf deiner Reise nach Portugal begleiten?

Tim: Diesmal werde ich alleine losziehen. Es ist mir wichtig, mich einmal komplett auf mich selbst besinnen zu können, auch wenn es sicherlich manchmal unangenehm wird. Mir ist klar geworden, dass ich meinen Weg noch finden muss, dass ich noch nicht weiß, was ich wirklich vom Leben will. Ich hoffe und glaube, dass mir die Reise helfen wird, in mich hineinzuhören und eine Vorstellung zu bekommen, wohin mich die nächsten 30 Jahre führen könnten.

CamperStyle: Das Camping-Gen scheint bei euch ja in der Familie zu liegen – könnt ihr Jungs euch noch an eure erste Tour erinnern?

Tim und Shorty: Nein, an die erste nicht speziell – wir sind mit unserem Vater schon im Wohnmobil unterwegs, seit wir denken können. Aber wir verbinden sehr viele schöne Kindheitserinnerungen mit unseren Reisen. Einmal zum Beispiel haben wir mitten im Winter im Sauerland Station gemacht, aus dem Wald Feuerholz zusammengetragen und im Tiefschnee am Kahlen Asten eine Suppe gekocht.

Guido (lacht schallend): Und als nachts ein paar Verrückte um unser Wohnmobil herum ein lautstarkes Autorennen veranstaltet haben, habe ich sie nur in Unterhose und mit der Axt in der Hand verscheucht, während meine Jungs mit großen Augen durchs Fenster zugeschaut haben!

Tim: Wir verreisen eigentlich schon unser ganzes Leben zusammen im Camper. Zuletzt waren wir drei gemeinsam 9 Monate lang auf Tour – einmal Marokko und zurück, immer am Atlantik entlang. Das war auch eine tolle Erfahrung.

CamperStyle: Also wieder ein richtiger Männer-Road-Trip… Dürfen auf eure Touren denn keine Frauen mit?

Guido: Sie dürfen schon, sie wollen nur nicht – weil wir so wild sind! (lacht)


Tim und Shorty: Doch, doch, wir waren in der Vergangenheit auch schon mit unseren Freundinnen unterwegs – das hat soweit auch immer gut geklappt. Also kein prinzipielles Frauen-Verbot! Aber es ist für die Damen vielleicht manchmal ein bisschen schwierig, gegen uns drei anzukommen…

CamperStyle: Tim, was fasziniert dich besonders an dieser Art des Reisens?

Tim: So abgedroschen es klingt, aber der Reiz liegt für mich darin, jederzeit dort sein zu können, wo ich sein möchte. Außerdem lernt man unterwegs die coolsten Leute kennen. Vor allem an unbekannten Orten, die eigentlich nur die Einheimischen kennen, trifft man Menschen mit unheimlich interessanten Geschichten und Hintergründen.

CamperStyle: Welche Bücher und Musikalben nimmst du auf deinen Road Trip mit?

Tim: Oh, darüber habe ich mir noch gar keine näheren Gedanken gemacht. Ich denke, „Borderlines“ von Andreas Brendt, „Der Medicus“ von Noah Gordon und „Oman – Island“ von Erik Peters müssen als Pflichtlektüre ins Gepäck. Musikalisch bin ich Fan von Ben Howard, St. Germain und Fritz Kalkbrenner, aber auch einige Evergreens wie Police oder Bob Marley werden sich sicher auf meiner Playlist wiederfinden.

CamperStyle: Angst vor dem Alleinesein?

Tim: Ein bisschen. Obwohl Guido, Shorty und meine Mutter versprochen haben, mich zu besuchen. Aber die meiste Zeit werde ich niemanden haben, mit dem ich meine Erlebnisse bequatschen kann. Ehrlich gesagt weiß ich noch nicht, ob ich alleine glücklich sein werde. Aber ich denke, man muss das abkönnen – und wenn nicht, muss man es im Zweifel lernen. Das wird mich auf jeden Fall als Mensch ein ganzes Stück weiterbringen. 

Wir wünschen Tim (und natürlich auch Shorty und Guido!) eine tolle, ereignisreiche Zeit und bedanken uns ganz herzlich für dieses lustige, sympathische, interessante, leckere und vor allem ganz „andere“ Campergespräch!

Wie Tims Reisevorbereitungen laufen und wie es ihm und seinem Van „Joke“ unterwegs ergeht, erfahrt ihr übrigens auf seinem Blog myvanismycastle.tumblr.com!

Fotos: (c) CamperStyle, (c) My Van is my Castle

An den Anfang scrollen