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Camping in Europa – zwischen Großstadt und purer Wildnis

Denkst du an Camping in Europa, fallen dir als erstes vielleicht die Nord- und Ostsee und einige Campingplätze im Süden ­– also in Italien, Südfrankreich oder Spanien – ein. Allerdings geht es abseits der typischen Spots auch deutlich unkonventioneller, spannender und abwechslungsreicher. Wir wollen dich mit diesem Artikel zu außergewöhnlichen Camping- und Ausflugsziele nahe einiger europäischer Großstädte mitnehmen und dir wichtige Dinge zum Wildcamping in Europa mit auf den Weg geben – inklusive einiger legaler Wildcamping-Spots.

Camping in und bei europäischen Großstädten

Naturnahes Campen im Stadtgebiet München

Zwar nicht zentral in Münchens Innenstadt, aber doch so eng im näheren Stadtgebiet, dass es nur ein Katzensprung zum Marienplatz ist, findet sich der Campingplatz Thalkirchen. Der Platz selbst ist kein wahnsinniges Highlight und müsste eigentlich mal saniert werden. Aber die unglaublich schöne Lage entschädigt für etwaige Unannehmlichkeiten. Hier im Landschaftsschutzgebiet „Südliche Isarauen“ stehen jede Menge alte Bäume, an den renaturierten Ufern der Isar kannst du Radtouren oder Spaziergänge unternehmen. Und im Sommer lässt es sich herrlich baden, auf den Grünflächen entspannen, lesen und die Sonne genießen.

An der Floßlände werfen sich Surfer in die Wellen – du kannst ihnen entweder bei ihren Übungen zuschauen oder dich selbst mit dem Board aufs Wasser wagen. Üblicherweise von Mai bis September ist dies an der bekannten Flusswelle unter einer kleineren Fußgängerbrücke des Isarkanals in der Nähe des Campingplatzes möglich. Wie du siehst, kannst du also nicht nur im Süden Europas, sondern auch im Süden Deutschlands surfen – wenngleich natürlich auch wir riesige Fans etwa von Portugal, Spanien oder Frankreich sind, keine Frage.

Zum Tierpark Hellabrunn ist es vom Campingplatz aus zu Fuß ebenfalls nicht weit, zur nahegelegenen U-Bahn führt vom Campingplatz aus ein Shuttle-Bus. Alternativ kannst du auch den etwa einen Kilometer zur Station laufen – und dann in gerade einmal knapp 10 Minuten in die Münchner Innenstadt jetten.

Wichtig: Frag vor der Anreise auf jeden Fall nach, ob noch Plätze frei sind. Denn auch wenn in Thalkirchen eine hohe Fluktuation herrscht, sind natürlich die natur- und gleichzeitig stadtnahen Campingplätze gerade im Frühjahr und Sommer sehr beliebt. Mitte September bis Anfang Oktober dagegen solltest du den Platz nach Möglichkeit meiden. Hier sind lärmende und betrunkene Oktoberfestgäste aus der ganzen Welt dort zu Gast – mit den entsprechenden Folgen für deine Nachtruhe und den Zustand der Sanitäranlagen.

Fotos: © CamperStyle

Camping mal anders – Berlin, wo sonst?

Richtig städtisch gecampt wird in Berlin. Und zwar, wie sich das für die hippe Hauptstadt gehört, in komplett aus der Reihe tanzender Art und Weise. In Neukölln nämlich gibt es im sogenannten „Hüttenpalast“ neben herkömmlichen Betten auch Wohnwägen, Hollywoodschaukeln, Hütten und kleine Gartenhäuschen zu mieten. Nur, dass diese eben nicht im Freien, sondern in großen Produktionsräumen einer ehemaligen Staubsaugerfabrik stehen.

Das mag komisch klingen, wenn du aber mal etwas Neues erleben möchtest und dich unter einem richtigen Dach dann eben doch etwas wohler fühlst – vor allem, wenn es draußen schon nicht mehr ganz so warm ist –, dann dürftest du im Hüttenpalast gut aufgehoben sein. In den Häuschen namens Herzensbrecher, Kleine Schwester und Schwalbennest und dem ländlichen Flair im Innenhof lässt es sich zwischen Blumenkübeln und üppig bewachsenen Badewannen nämlich richtig kuschelig und angenehm entspannen!

Fotos: © Jan Brockhaus / Hüttenpalast Berlin

In der Hauptstadt lässt sich natürlich allerhand entdecken – von klassischen Sehenswürdigkeiten wie Brandenburger Tor, Holocaust-Mahnmal, Reichstag, Alexanderplatz oder East Side Gallery bis hin zu eher versteckten Perlen wie zahlreichen kreativen Street-Art-Werken, bunten Flohmärkten, Second-Hand-Läden, kleinen „Hinterhof-Cafés“ oder skurrilen Kneipen.

Fotos: © CamperStyle

Sobald du vom Trubel der Metropole genug hast, findest du in der näheren und weiteren Umgebung Ruhe und Entspannung. Ob nun östlich von Berlin in der Märkischen Schweiz, südöstlich im Müggelspree-Löcknitzer Wald- und Seengebiet, westlich an den Havelseen oder nördlich im Naturpark Barnim – hier warten Seen, Wälder und Vogelgezwitscher auf dich.

Fotos: © CamperStyle

Falls dir Berlin zu weit ist, kannst du übrigens auch in unserer ehemaligen Hauptstadt Bonn auf einem „Indoor-Campingplatz“ nächtigen. Im Base Camp Bonn gibt es ebenfalls zuckersüß gestaltete Wohnwagen, in denen angenehme Träume garantiert sind!

Rom – Ruhe im Wald, Touristengedränge in der Stadt

Alle Wege führen nach Rom – und damit vielleicht auch zu einer der Campinganlagen, die wir dir ans Herz legen können. Zumindest, wenn du Lust auf Italien und die ewige Stadt hast, aber nicht in einem teuren Hotel oder einer Unterkunft mit festen vier Wänden hausen möchtest.

Die Campingplätze nahe Italiens Hauptstadt sind perfekt, um nach einem anstrengenden Tag im Touristengedränge die ruhige Natur um die Stadt herum zu genießen. Vom Camping Village Flaminio zum Beispiel, musst du mit dem Fahrrad, dem Bus oder der Bahn nur rund 3,5 Kilometer fahren, bis du das Kolosseum, die spanische Treppe, den Vatikanstaat oder eine der vielen weiteren sehenswerten Orte in der Innenstadt erreichst. Im Freibad oder auf dem Tennisplatz der Anlagen kannst du dich abends oder an einem Freizeittag dann nochmal richtig auspowern.

Etwa einen halben Kilometer weiter von der Innenstadt entfernt liegt im Westen Roms das Camping Village Roma. Wenn du eine ADAC-Campingkarte hast, die du beispielsweise beim Kauf eines Campingführers erhältst, profitierst du hier sogar von besonders günstigen Preisen.

Die Metro bringt dich dann direkt von der Anlage aus bequem ins Zentrum, sodass sich die neun Kilometer wie nichts anfühlen. Dort angekommen, ist Sightseeing natürlich ein Muss, auch, wenn Rom oft laut und überlaufen ist. Damit du im Gewimmel nicht den Überblick verlierst und auch sonst in der Stadt alles findest, was du brauchst, solltest du dein Smartphone vor der Tour mit den besten Reise-Apps ausstatten. Dann muss nur noch das Wetter mitspielen, was – zumindest im italienischen Sommer – wohl der Fall sein dürfte.

Fotos: © Tanja Klose 

Camping in Moskau – zwischen Metropole und Nationalpark

Der Campingplatz „Sokolniki“, bzw. „Sokolniki Park“ in Moskau ist ein Muss für alle Campingfans, die sich Russlands beeindruckende und wunderschöne Hauptstadt anschauen, aber aufs Zelten oder Anfahren mit dem eigenen Wohnmobil nicht verzichten möchten. Zwar bietet der Campingplatz keinen außergewöhnlichen Komfort oder besondere Freizeitmöglichkeiten, er wird von Gästen aber als ruhig, sauber und angenehm beschrieben – auch wenn die ADAC-Bewertung mit nicht einmal einem Stern auf den ersten Blick vielleicht eine andere Sprache spricht. Doch davon solltest du dich nicht abschrecken lassen. Zum einen gibt es in oder um Moskau keine wirkliche Alternative, zum anderen ist die Lage zur Stadtbesichtigung einfach nur perfekt. Mit den öffentlichen Verkehrsmitteln oder dem Rad dauert es rund 40 Minuten in die Innenstadt, mit dem Auto etwa halb so lange.

Hier gehören natürlich Highlights wie der Kreml, der Rote Platz mit der Basilius-Kathedrale, das Lenin-Mausoleum, der Gorki Park oder die Zarenresidenz Kolomenskoje auf die To-Do-Liste.

Foto: © Sailorr / Yayimages.com 

Und wenn du an einem anderen Tag lieber etwas Natur sehen möchtest, gibt es außerhalb der Stadt jede Menge Grün. Zum Beispiel landest du, wenn du dich vom Campingplatz aus in Richtung Nordosten bewegst, schnell im Nationalpark Lossiny Ostrow. Das größte zusammenhängende Waldgebiet in der näheren Umgebung bietet eine Menge Feuchtbiotope mit großem Fischbestand, schöne Graslandschaften und Teiche, und vor allem auch eine gesunde Elchpopulation, die es respektvoll und vorsichtig zu entdecken lohnt. Aber auch die Parks direkt in und um Moskau herum laden zu gemütlichen Spaziergängen inmitten saftigen Grüns ein.

Foto: © GlazkovVladimir77 & elenstudio / Depositphotos.com

Rund um Stockholm – An der Grenze zur Wildnis

Knapp 20 Autominuten vom Stockholmer Zentrum entfernt liegt, ganz nah am Wasser, der Campingplatz Bredäng – auch durch seine Anbindung an den ÖPNV ein guter Ausgangspunkt für einen Städtetrip. Allerdings sind die Bewertungen der Gäste recht durchwachsen – von „erholsam und sauber“ bis „turbulent und laut“ ist alles dabei. Noch näher dran sind die Wohnmobilstellplätze Långholmen Husbilscamping und Tantolundens Husbilscamping, auf denen allerdings leider keine Zelte oder Wohnwagen erlaubt sind.

Von hier aus kannst du Highlights wie die historische Altstadt Gamla Stan mit ihren bunten Häusern, das Königliche Schloss, das Vasa-Museum oder das Schloss Drottningholm erkunden. Musik- und Nostalgiefans kommen im ABBA-Museum auf ihre Kosten. Fürs gemütliche Sightseeing bietet sich eine der thematischen Bootstouren an.

Fotos: © Mikael Damkier / yayimages.com

Wenn du nach einigen Tagen in Schwedens Hauptstadt genug Trubel hattest und zum Campen lieber etwas in die Natur möchtest, musst du nicht unbedingt hunderte Kilometer weiter reisen. Schon ein, zwei Stunden Fahrt aus den größeren Städten wie Göteborg oder Stockholm hinaus genügen meist, um tolle, einsam gelegene Spots zu finden. Allerdings solltest du Nationalparks zum Wildcampen meiden oder tatsächlich nur an den eigens dafür ausgewiesenen Plätzen dein Zelt aufschlagen. Alles andere ist hier nämlich strikt verboten.

Fotos: © joisbalu & 3quarks / Depositphotos.com

Wer zu Fuß mit dem Rucksack unterwegs ist und gerne lange Touren unternimmt, kann auf einen der Wanderwege aufbrechen, die nahe Stockholms verlaufen. Der unter ihnen wohl bekannteste ist der 1000 Kilometer lang. Er führt südlich von Stockholm durch den beeindruckenden Tyresta-Nationalpark, in dem auch Zeltplätze vorgehalten werden. Falls du hier campen möchtest, erkundige dich bitte vorab über die Bedingungen.

Im Nationalpark gibt viele Alternativrouten und Abzweigungen und dürfte daher generell ein guter Start- und Anhaltspunkt für dich sein, wenn du gerne etwas Abgeschiedenheit finden möchtest. Du kannst dann bei Bedarf auch jederzeit wieder auf die Hauptroute wechseln, die an Schutzhütten, Städten und Kulturgebieten vorbeiführt. Im Norden empfehlen wir dir als Alternative den Wanderweg „Uppland Trail“. Hier darfst du auch für maximal 24 Stunden campen, solange du die Natur respektierst und nichts hinterlässt oder zerstörst.

Ein ganz besonderes Erlebnis zwischen Glamping und Natur wartet im Stockholmer Schärengarten auf dich: In den komfortablen Zeltlodges des Campingplatzes Svartsö Logi wirst du nicht nur von den Wellen in den Schlaf gewiegt, sondern startest deinen Tag auch mit einem traumhaften Blick. Allerdings ist dieser wirklich außergewöhnliche Platz nur auf dem Wasserweg zu erreichen und auch nicht ganz billig.

Fotos: © sarymsakov & candy18 / Depositphotos.com

Wildcamping in Europa

In der Wildnis Station machen – Ein schwieriges Thema

Wildcamping entspringt einer romantischen Sehnsucht nach Freiheit und dem einfachen Leben: Losreisen, ohne feste Schlafplätze zu buchen, irgendwo anhalten, schlafen und solange bleiben, wie man Lust hat. Und das auch noch umsonst oder für wenig Geld.

Leider ist das Wildcamping in den meisten europäischen Ländern nicht erlaubt. Nähere Informationen dazu findest du in unserem ausführlichen Artikel.

Du musst dir in der Regel offizielle Plätze suchen, die Geld kosten und auf denen du eben meistens auch nicht alleine bist. Doch unter einigen Bedingungen ist Wildcamping auch in Europa möglich. Wichtig ist, dass du dich, unabhängig von unseren Tipps, vor jeder Reise selbst noch einmal über die aktuelle Rechtslage informierst. Nur so kannst du sicher sein, dass du auf dem aktuellen Stand bist und nicht in Schwierigkeiten gerätst.

Trekking im Pfälzerwald

Trekking klingt nach Abenteuer und langen Wanderungen in weit entfernten Ländern, aber sicher nicht nach Pfalz. Allerdings kannst du genau hier als Trekking-Fan eine schöne Zeit verbringen. Und das schon seit 2009.

Foto: © Oberhexe72 / Depositphotos.com

Ganze 13 Trekkingplätze gibt es zwischen der Burgruine Guttenberg an der Grenze zu Frankreich im Süden und dem Donnersberg im Norden. Wenn du Lust und Zeit hast, kannst du alle Plätze zu einer mehrtägigen Wanderung verbinden. Die zum Übernachten ausgewiesenen Plätze, findest du abseits der Ortschaften und üblichen Wanderwege in ruhigen Gebieten, in denen du die Natur dennoch nicht beeinträchtigst. Sie sind zu Fuß erreichbar.

Vor Ort findest du dann sechs Lagerplätze, eine Feuerstelle und ein einfaches Klohäuschen vor. Wasser und Verpflegung musst du selbst mitbringen und deinen Müll auch wieder mitnehmen. Das verlangt die Benutzerordnung, die du als Gast akzeptieren musst, wenn du im Wald übernachten willst. Außerdem musst du die Plätze online buchen. Übernachtet werden kann dort jährlich von April bis Oktober.

Boofen in der Sächsischen Schweiz

„Boofen“ – was soll das denn bedeuten?! Ganz einfach: Der Ausdruck ist die sächsische Bezeichnung für Freiübernachten. Das Wort „boofen“ kommt von „pofen“, was so viel wie „tief und fest schlafen“ bedeutet. Eine Boofe ist dementsprechend auch eine Freiübernachtungsstelle. Obwohl es im Nationalpark Sächsische Schweiz verboten ist, zu zelten oder im Freien zu übernachten, bildet das Boofen eine Ausnahme.

 

Foto: © w20er & AlexGukBO / Depositphotos.com

Insgesamt soll es im Nationalpark Sächsische Schweiz fast 60 offizielle Boofen geben. Das Übernachten dort ist jedoch nur im unmittelbaren Zusammenhang mit der Ausübung des Klettersportes erlaubt – was bedeutet, dass jeder, der boofen möchte, zumindest Kletterschuhe dabeihaben sollte, um keinen Ärger zu bekommen.

Alle anderen Regeln für das Boofen sollten eigentlich für jeden Campingfreund selbstverständlich sein:

  • Kein offenes Feuer machen – außer, es gibt dafür vorgesehene und gekennzeichnete Stellen
  • Deinen Müll wieder mitnehmen
  • Lärm vermeiden
  • Fels, Boden, Vegetation und Tierwelt schützen.

Das Boofen ist inzwischen so verbreitet, dass selbst die Medien im Juli 2019 darüber berichteten. Es wurde in diesen Beiträgen erneut darauf hingewiesen, dass das übermäßige und vor allem rücksichtlose Boofen eine starke Beeinträchtigung für die Natur darstellt.

Damit auch zukünftig vor allem von denjenigen gebooft werden kann, die auf besondere Naturerlebnisse aus sind, sollte sich jeder streng an die Regeln halten und die Boofplätze wirklich makellos zurücklassen. Andernfalls werden diese irgendwann nicht mehr zum Übernachten zur Verfügung gestellt – nicht einmal mehr für Kletterer.

Wildcamping in Brandenburg, Schleswig-Holstein und Mecklenburg-Vorpommern

Es gibt drei Bundesländer, in denen man Wildcampern grundsätzlich etwas toleranter begegnet: Brandenburg, Schleswig-Holstein und Mecklenburg-Vorpommern.

Hier ist es nämlich so, dass dir zumindest eine Nacht in unkultivierter Landschaft gestattet wird – jedenfalls, wenn du zu Fuß, mit dem Rad oder gar einem Pferd unterwegs bist. Für Motorrad-, Auto- oder Wohnmobilfahrer gilt dies leider nicht. Sie sind aber eben auch motorisiert unterwegs und können so mal eben einige Kilometer weiter zum nächsten Campingplatz oder zur nächsten Pension fahren.

Im Brandenburger Gesetzestext (§ 59 BNatSchG) steht beispielsweise geschrieben:

Fuß-, Rad-, Reit- und Wasserwanderer sowie -wanderinnen dürfen in der freien Landschaft für eine Nacht Zelte aufstellen. Abweichungen von den Betretungsrechten aus den Sätzen 1 und 2, die sich aus den Bestimmungen dieses Gesetzes oder aus anderen Rechtsvorschriften ergeben, oder andere gesetzliche Betretungsrechte bleiben unberührt.

Bist du dir vor Ort unsicher, solltest du im Zweifel einfach noch einmal bei einheimischen Wandernden nachfragen oder dich aktuell online informieren.

Freies Zelten in Finnland

Im bereits erwähnten Schweden, aber auch in Norwegen und Finnland gilt das sogenannte „Jedermannsrecht“. Dieses besagt unter anderem, dass jeder, der durch das entsprechende Land reist, das Recht hat „frei durch die Natur zu wandern, Pilze oder Beeren zu sammeln, mit der Angel zu fischen und alle Naturgegenden zu Freizeitzwecken zu nutzen.“ Diese Regel gilt für gesamt Finnland. Und sie schließt auch mit ein, dass auf einem Großteil der Fläche Finnlands wildgecampt werden darf. Ausgenommen sind nur öffentliche Orte, wie zum Beispiel Parkplätze. Wichtig ist natürlich, wie überall sonst auch, dass Rücksicht auf die Natur und andere Mitmenschen genommen wird. Zumindest das solltest du als Dank für das Jedermannsrecht „zurückgeben“.

Achtung:

Das Jedermannsrecht in Skandinavien bezieht sich nur auf die Fortbewegung zu Fuß oder per Rad sowie das Übernachten in Zelt oder Biwak – nicht, wie viele denken, auf das Freistehen mit Wohnmobil und Wohnwagen!

Zum Wildcampen empfehlen wir an oberster Stelle das Schärenmeer, bzw. die Schärenküste im Südwesten Finnlands. Du findest hier ein wahres Labyrinth aus Inseln, Halbinseln, Flüssen, Buchten und Seen. Mehr als 20.000 Inseln kannst du erkunden, von denen einige gerade mal so groß, wie kleine Dörfer sind. Andere sind überwuchert von größeren Wäldern und Wiesen, andere beheimaten nur kleinere Felsformationen. Entlang der ausgefransten Küstenlinie kannst du auf tausenden Kilometern zelten und von deinen Lagerplätzen aus tolle Tagestouren auf die Inseln unternehmen.

Im Südosten wiederum kannst du am größten See Finnlands, dem Saimaa, ebenfalls gut wildcampen, ohne dir Sorgen machen zu müssen, keinen Platz zu finden. Selbst zur Hochsaison bietet die schöne Gegend genügend Schlafplätze im Freien für jeden Abenteuerhungrigen. Auch in den anliegenden Wäldern bist du beim Wandern aufgrund der Weitläufigkeit schnell mit der Natur alleine. Toll ist, dass du im Herbst und im Winter mitunter auch das Nordlicht sehen kannst.

Foto: © Alexander Erdbeer

Und wenn du mal wieder ein paar mehr Leute um dich herum haben möchtest, kannst du auf einen der zahlreichen Campingplätzen oder auf Hütten in der Gegend ausweichen. Dort lässt sich etwa einmal eine traditionelle Sauna ausprobieren.

Schottland – Abgeschiedenheit und Ruhe

Für die vollkommene Abgeschiedenheit und Ruhe legen wir dir zum Wildcampen in Europa abschließend auch noch Schottland ans Herz. Der „Land Reform Act“ sowie der „Scottish Outdoor Access Code“ erlauben in Schottland das freie Zelten – ähnlich wie das zuvor erwähnte Jedermannsrecht in Skandinavien.

An der Ostseite des Loch Lomonds und anderen vereinzelten Ausnahmen gilt das Recht aufs Wildcampen von März bis Oktober nicht. Außerdem ist das Wildcampen auch in manchen Nationalparks, Naturschutzgebieten, Jagdgebieten und auf einigen landwirtschaftlichen Flächen nicht erlaubt. Allerdings sind diese Ausnahmen grundsätzlich gut beschildert, sodass du keine Angst haben musst, dich strafbar zu machen.

Besonders schön ist das Campen in Schottlands Wildnis am „Sandwood Bay“ in Sutherland. Hier wanderst du vom „John Muir Trust Car Park“ in Blairmore rund vier Meilen hin und landest dann an besagtem gelben Sandstrand kurz vor Cape Wrath. Das Wasser ist glasklar, am Strand kann Feuer gemacht und in den rauen Wellen bei hartgesottenem Gemüt und nach Lust und Laune gesurft werden.

Ebenfalls schön zum Wildcampen: „Glen Nevis“ im Herzen der Highlands. Von Fort William aus kommst du mit dem Auto die Straße entlang das Glen hoch bis zum Upper-Falls-Parkplatz.

Von dort aus kannst du den knapp fünfzehnminütigen Wanderpfad zum Glen Nevis eigentlich gar nicht verpassen. Dich erwarten die höchsten Berge Großbritanniens um die herum und eine Schlucht, welche eine Hochebene mit alpinen Wiesen formt. Wenn du hier dein Zelt aufschlägst, ist es eigentlich garantiert, dass du in einem atemberaubenden Panorama erwachst!

Fotos: © zhu_zhu, richsouthwales & olliemt / yayimages.com

Fazit

Ob Elch oder Elbsandstein, Strand oder Stadt, Highlands oder Hüttenpalast – in Europa gibt es eine unglaubliche Vielzahl an wunderschönen, kuriosen, beschaulichen, quirligen oder mystischen Ecken, die es zu erkunden gilt. Ganz gleich, wofür du dich entscheidest: Wir wünschen tolle Reisen!

Titelbild: © doidam10 / Depositphotos.com

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