Entspannung pur für Erholungssuchende und Familien Den Campingbus im Schatten buschiger Olivenbäumchen parken, mit Meeresrauschen…

Camping im Comic-Style: Die verrückte Geschichte vom Atomic Camper
Knallrot und zum Abheben bereit steht der Atomic Camper mitten in der Wildnis. Es ist bloß eine Frage der Zeit, bis sich die Raketenstufen absprengen und das Vehikel als erster Camper auf dem Mars landet. Bis es jedoch so weit ist, erregen die aktuellen Besitzer, Victor und Carrie, erstmal jede Menge Aufmerksamkeit auf den Campingplätzen rund um Alaska. Das Paar hat den außergewöhnlichen Wohnwagen von einem außergewöhnlichen Mann erstanden, der den Atomic Camper letztlich nur gebaut hat, weil er beinahe gestorben wäre.
Es ist ein Flugzeugabsturz, den Bill Guernsey in Upper Kalskag, Alaska, beinahe nicht überlebt. „Mein Rücken war an drei Stellen gebrochen, ebenso sieben Rippen. Außerdem war mein Nacken ausgerenkt und meine Haut von der Augenbraue bis zum Ohr aufgerissen“, erinnert sich Bill. Während die meisten von uns vermutlich eine halbe Ewigkeit im Krankenhaus und danach auf der Couch verbracht hätten, geht Bill den Krankenschwestern schon nach zehn Tagen auf die Nerven und möchte entlassen werden.
Kaum zu Hause, beginnt er mit einem zweijährigen Großprojekt in seiner Garage – dem Atomic Camper. Die meiste Arbeit kann er im Stehen oder Sitzen an einem Tisch erledigen, während er sich von seinem Unfall erholt.
Der Atomic Camper: inspiriert vom Kalten Krieg
„Ich habe sechs Stunden pro Tag an sechs Tagen in der Woche an dem Wohnwagen gearbeitet“, erzählt Bill stolz. „Es ist in dieser Zeit so was wie mein Job geworden.“ Er waren vermutlich Bills Großväter, die ihm die Kenntnisse und den Spirit gegeben haben, etwas so Besonderes zu konstruieren. Sie waren Zimmermann und Stahlarbeiter und ihr Motto war „Bau es, bleib dran und tu es einfach!“
Doch woher kam die Idee für dieses futuristische, U-Boot-förmige Gebilde, das einem Comic der 50er Jahre entsprungen zu sein scheint? „Als ich aufgewachsen bin, war Kalter Krieg. Das nukleare Zeitalter. Alles drehte sich um Bomben und Raketen“, erinnert sich Bill. Eine Erfahrung, die ihn scheinbar zutiefst beeindruckt und sehr kreativ gemacht hat. Als erstes fertigt er biegsame Holzplanken an, die er im Abstand von 2,5 Zentimetern zu einer Art rundem Käfig zusammenfügt, um die Außenhülle zu konstruieren. Anschließend füllt er die Lücken mit Pappmaché und Glasfasern auf. Die Bauweise ist ähnlich, wie bei einem Kanu. Danach setzt Bill seinen Camper auf einen Boot-Trailer, um ihn mobil zu machen. 4,80 Meter ist der Atomic Camper lang.
Eine einmalige Konstruktion von Hand gemacht
Auch im Inneren hat Bill eine Menge Holz verwendet. Natürlich nur besonderes Holz. Als ob im Atomic Camper irgendetwas normal wäre! Die meisten Möbel bestehen aus Tigerholz, kombiniert mit Walnuss und Birke. Gleich in der Spitze des football-förmigen Wohnwagens befindet sich die Küche. Inklusive Spülbecken, Backofen und Gasherd mit zwei Flammen. Wenn es wärmer ist, kann man sein Hühnchen auch draußen am fest installierten Grill rupfen. Regale und Schränke bieten genug Stauraum für ein paar nette Beilagen.
Weiter hinten liegt das Badezimmer – eine sogenannte Nasszelle. Dabei ist die Toilette im Duschraum integriert, kann problemlos nass werden und spart Platz. Bill hat einen Thetford Porta Potti Cube verwendet, bei dem das Abwasser entweder in einen mobilen Grauwassertank abgeleitet wird oder auf einem Campingplatz direkt an die Kanalisation angeschlossen wird.
Apropos Wasser. Der Atomic Camper besitzt einen Wassertank mit 75 Litern, einen Wasserboiler mit 37 Litern und drei Pumpen für Waschbecken und die Warmwasserheizung.
Genug Strom für ein Fußballspiel
Einen externen Anschluss für Strom gibt es nicht; aber eine 12-Volt-Batterie und zwei Solarpaneele mit 100 Watt. Damit kann man jetzt kein Atomkraftwerk betreiben, doch immerhin reicht es laut Bill für Licht, die Wasserpumpen und den Fernseher. Das bedeutet, dass man sich während des Fußballspiels die fettigen Chips-Hände waschen kann und dabei sogar noch was sieht!
Eine besondere Herausforderung war die runde Form des Atomic Campers. Alle Wände sind gebogen. So musste Bill alle Möbel anpassen und umbauen. Da soll nochmal jemand über Dachschrägen meckern!
Fundstück auf Facebook – der Atomic Camper wechselt den Besitzer
Etwa 13.000 Euro hat Bill in seinen Camper investiert. Nicht wirklich viel, wenn man das beeindruckende Ergebnis betrachtet. Und weil Bill so eine unruhige Seele ist, hat er seinen atomaren Wohnwagen inzwischen verkauft, um an einem anderen Projekt zu arbeiten. Die neuen Besitzer sind seit rund einem Jahr Victor und Carrie.
Gefunden haben sie den Atomic Camper auf Kleinanzeigen bei Facebook. Nur wenige Stunden zuvor hatte Bill das Fahrzeug dort eingestellt. „Ich habe kurz darüber nachgedacht und Bill dann eine Nachricht geschrieben“, berichtet Victor. „Gleich am nächsten Tag bin ich mit meiner Freundin zu ihm gefahren. Ich hatte einen Scheck dabei. Für alle Fälle.“
Die Fälle traten ein, denn Victor und Bill verstanden sich von Anfang an und Victor war hin und weg von dem Camper. „Ich habe fünf Minuten mit Carrie gesprochen und dann haben wir ihn gekauft!“
Große Pläne für 2019
Seitdem reist das Paar mit dem Atomic Camper vorwiegend durch Alaska. „Ich hoffe, dass wir dieses Jahr noch weiter weg kommen“, wünscht sich Victor. „Wir planen einen Road Trip durch Kanada über den Alcan Highway von Anchorage nach bis nach Dallas in Texas.“ Auf dem Rückweg möchte er in Roswell anhalten, das bekannt für seine Gerüchte über einen UFO-Absturz ist. Ein ziemlich guter Ort für einen so außergewöhnlichen Camper. Für eine Geschichte, die mit einem Absturz begann und noch lange nicht zu Ende zu sein scheint.
Fotos (c): Victor Peluso

War schon immer eher Pippi Langstrumpf als Annika. Arbeitet als freie Texterin und Fotografin bei Zeilenaufbruch und liebt Roadtrips überall auf der Welt.
Lieblingsspots: USA und Südeuropa.
Ne richtig coole Geschichte! Die Form des Campers und auch die Farbe erinnert mich ein bisschen an eine belgische Comic Geschichte von „Tim und Struppi auf dem Mond“. Herrlich! Danke dafür!
… und den Struppi haben wir in Form von Zoe ja auch im Team 😀 Liebe Grüße! Nele