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Eine Reittour nach Spanien

Campergespräche: Eine abenteuerliche Reittour nach Spanien

Die 24 jährige Deborah aus Berlin liebt Abenteuer.

Vor zwei Jahren ist sie mal eben mit ihrem Fahrrad von der deutschen Hauptstadt nach Polen gefahren, hat wild gecampt und die Freiheit genossen. Ein Jahr später toppt sie das ganz noch: Zusammen mit einer Freundin, drei Pferden und ihrer Hündin Layka, reitet sie ohne viel Reiterfahrung von Deutschland nach Spanien. Ziel: Auswandern zu ihrer großen Liebe! Ich habe die mutige Berlinerin zum Interview getroffen:

Wie kommt man auf die Idee mit dem Pferd nach Spanien zu reiten?

Ich hatte das Stadtleben satt. Alles ist so schnelllebig, man lebt nur um zu arbeiten. Ich fühlte mich total verloren in Berlin und wusste nicht mehr, wer ich eigentlich bin. Das war eigentlich der ausschlaggebende Punkt. Dann habe ich entschieden, dass ich mit meiner Freundin und den Pferden los möchte.

Du konntest ja eigentlich gar nicht reiten vorher, stimmt das?

Ja. Ich kannte zwar Pferde und wie sie sich verhalten, aber praktische Reiterfahrung fehlte mir. Bei drei Kindern und wenig Geld, konnten meine Eltern nicht jedem unserer Wünsche nachgehen. Aber während der Reise habe ich sehr viel gelernt. Besser als in jeder Reitstunde. Ich habe mich dabei sehr auf meine Freundin verlassen, die mit Pferden groß geworden ist und sehr viel Ahnung hat. Ohne sie hätte ich diese Tour auch nie gemacht.

Und wie sah eure Route aus?

Bei der Route haben wir nur grob mal auf Google Maps geschaut, wo es langgehen könnte. Da wir ja kurz vorher mit dem Auto in Spanien waren und die Strecke ohne Maut gefahren sind, hatten wir einen tollen Einblick von Frankreich bekommen, was für schöne Flüsse, Wälder und Wiesen dort sind. Also haben wir gedacht, das sieht doch schön aus, da wollen wir lang reiten. Aber wir haben schnell gemerkt, dass planen sinnlos ist. Alles kommt, wie es kommen soll.

Was ist passiert?

Am ersten Tag sind wir gleich voll motiviert los. Mit drei Pferden und Hund. Dann hat meine Freundin plötzlich das Führpferd aus der Hand verloren, mitten auf der Landstraße und wir haben uns beide so erschrocken. Daraufhin hatte sich das Pferd auch erschrocken und rannte schnurstracks fünf Kilometer im Renntrab zurück zum Stall. Wir haben es dann glücklicherweise wieder einfangen können. Außer, dass er unsere Ausrüstung verloren hatte und die teilweise dann kaputt war, ist nichts weiter passiert. Aber der Tag war dann halt dahin.

Warum seid ihr mit drei Pferden los?

Wir hatten sehr viel Gepäck dabei und brauchten ein weiteres Pferd dafür. Damit wir auch mal durchwechseln können. Ohne dieses dritte Pferd wären wir nicht weit gekommen.

Was habt ihr denn an Ausrüstung alles dabeigehabt?

Da wir Stadtmädchen waren, viel zu viel Klamotten (lacht). Dann natürlich Campingausrüstung: einen Gaskocher, einen Topf, Teller, Besteck, Schlafsäcke, Isomatten und Zelt. Dann für die Pferde natürlich Hufkratzer, Putzzeug, einen Erste-Hilfe-Koffer, oder Flickmaterial, wenn die Hufeisen abgehen. Und für den Hund natürlich auch Futter. Das waren schon gute 100 Kilogramm, die wir dabeihatten.

Wo habt ihr geschlafen?

Eigentlich haben wir uns einfach immer eine Wiese ausgesucht. Die Beschaffenheit sollte nicht nur Schneidegras sein, sondern auch Kräuter und so. Weil dadurch, dass wir jeden Tag so viel Sport mit den Pferden gemacht haben, brauchten sie abwechslungsreiche Nahrung. Und es sollte immer an einem Bachlauf sein, denn so ein Pferd kann gut und gerne mal 40 Liter am Tag trinken. Das hat auch immer gut funktioniert. Wie haben eine Koppel für die Pferde abgesteckt und unser Zelt mittendrin. Manchmal kamen auch Förster vorbei, denen haben wir unser Vorhaben erzählt. Das fanden sie gut, solange wir alles ordentlich hinterlassen. Und das haben wir auch. Manchmal sind wir auch bei Bauernhöfen vorbei geritten und die haben uns oftmals eine Dusche und einen Schlafplatz angeboten. Aber meistens haben wir das abgelehnt, weil wir in der Natur leben wollten.


Wie sah so ein typischer Tag aus?

Nach acht Stunden reiten (Anm. der Redaktion: Schritt reiten), ging dann die Arbeit eigentlich erst richtig los. Als erstes drei Pferde absatteln, dann mussten wir eine Koppel abstecken: am besten so groß wie möglich, damit die Pferde sich nach der Anstrengung austoben können. Als die Pferde versorgt waren, haben wir unser Zelt aufgebaut, der Hund lag als erstes drin und schlief. Und jetzt hatten wir Zeit uns was zu Essen zu kochen. Also haben wir Holz gesammelt und Feuer gemacht. Oftmals sind wir an abgeernteten Feldern vorbeigekommen, da haben wir uns immer mal was mitgenommen. Vorher haben wir aber die Bauern gefragt. Davon haben wir uns dann unser Abendbrot gemacht. Wir saßen lange am Feuer und haben gechillt, in den Sternenhimmel geschaut und dem Plätschern des Baches zugehört. Und dann gings nach der Körperpflege ins Bett.

Hattet ihr nie Angst? Zwei Mädels alleine unterwegs. Wie hat euer Umfeld reagiert?

Aus der Familie kam sehr viel Angst. Doch, ja! Aber ich habe versucht, das nicht an mich ran kommen zu lassen. Ich habe auch meiner Freundin da geholfen, dass sie sich keine Angst einreden lässt. Wenn man keine Angst hat, passiert auch nichts. Und das hat gut funktioniert. Außerdem hatten wir einen Hund und drei Pferde, die nachts angeschlagen hätten, wenn sich jemand genähert hätte. Wir hatten allerdings auch ein Messer und zwei Pfeffersprays für den Notfall dabei.

Der Plan war ja ursprünglich zusammen nach Spanien zu reiten. Aber das letzte Stück – von Frankreich nach Valencia – bist du alleine mit deinem Pferd und Hund. Was ist passiert?

Nach acht Monaten, einer sehr intensiven Zeit, haben wir beide gemerkt, dass es nicht mehr funktioniert. Wir haben uns beide in der Zeit verändert, weiterentwickelt und das klappte dann leider nicht mehr. Ich habe dann entschieden mit meinem Pferd Brando und meiner Hündin Layka alleine nach Spanien weiter zu reisen. Allerdings per Auto bzw. Pferdetransport. Denn alleine würde ich diese Strecke niemals machen. Wenn was passiert, hast du niemanden, der Hilfe holen kann. Ich habe also über ein Transportunternehmen einen LKW organisieren können, der Brando nach Spanien bringt. Ich bin dann per Mitfahrzentrale mit Layka hinterher gefahren.

Wie lebst du heute ein halbes Jahr später?

Ich habe mir hier, in der Nähe von Alicante mit meinem Freund auf dem Grundstück seiner Eltern, ein Europalettenhaus gebaut. In dem leben wir. Wir versuchen uns, so weit wie es geht, selbst zu versorgen. Ein bisschen gehen wir auch arbeiten, helfen im Garten bei anderen oder was eben so anfällt. Brando ist in einem Reitstall mit anderen Pferden untergebracht, wo ich ihn täglich sehen kann. Ich bin sehr glücklich diese Reise gemacht zu haben und bereue kein Stück.

Diese beiden Fotos (c) Katja Wolf 

Ihre Freundin blieb in Frankreich. Deborah möchte nun ein Buch über ihre Erfahrungen schreiben. Wenn ihr mehr zum Reiseverlauf der beiden Mädchen erfahren wollt, könnt ihr auf ihrer Webseite: www.reittour-spanien.de oder auf der Facebookseite facebook.com/SeinEigenenWegFinden schauen.

Hier gibt es noch ein passendes Video dazu:

Fotos: (c) Deborah Hempel

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