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Der elektrische VW-Bus

Der E-Hippie: Mit dem elektrischen Bulli in die Zukunft

Der Motor im T1 Bulli gibt keinen Mucks von sich. Allerdings nicht, weil er mal wieder verreckt ist, sondern weil er jetzt ganz leise ist. Elektrisch. Für die einen unerhörter Fluch, für die anderen ein unglaublicher Flux-Kompensator. Ob ein Elektromotor in einen historischen VW-Bulli gehört oder nicht – darüber lässt sich hervorragend philosophieren. Wir liefern jetzt erst einmal die Fakten. Was passiert ist, wie es funktioniert und ob man jetzt seine Prilblumen digital downloaden muss.

Als der VW-Bulli T1 Samba bei Volkswagen ankam, war er bloß noch ein Wrack. 1966 in Hannover gebaut, gelangte er von Emden nach Los Angeles – eine vermutlich einmalige Reiseroute – und tuckerte rund 50 Jahre lang durch die USA. Und wie das so ist, wenn man alt wird: Irgendwann schmerzt die Achse, die Scheinwerfer werden blind und ein neues Getriebe könnte auch nicht schaden. So landete der Samba beim VW-Umbaupartner E-Classics auf dem Operationstisch. Die fachliche Diagnose dort: „Noch nicht mal ein Motor drin!“ Herzstillstand quasi. Die rettende Organspende kam aus der Zukunftstechnologie: ein Elektromotor.

Elektromotor für den T1 Bulli

Gespendet wurde er von einem VW E-Up. Denn Volkswagen hat für den elektrischen Bulli nicht gleich alles neu erfunden, sondern sich erst einmal bei bereits bestehender Technologie bedient. Der lautlose Motor bringt 83 PS und hat damit mal eben doppelt so viel Leistung wie der klassische Boxermotor des T1 mit 44 PS. Transformation statt Transplantation. Jetzt muss man auf der Autobahn auch nicht mehr wie bisher mit 105 km/h hinter dem rumänischen Gemüselaster herschnaufen, sondern kann auf 130 beschleunigen – falls ausnahmsweise mal keine Baustelle ist.

Die Energie befindet sich beim elektrischen Bulli in sieben Akkumodulen mit zwölf Zellen, die sich zwischen den Längsträgern im Unterboden befinden. Die Lithium-Ionen-Batterie kann 45 Kilowattstunden speichern und wird über einen CCS-Ladeport aufgetankt. Die Abkürzung steht für „combined charging system“ und ermöglicht es euch, mit 22 Kilowatt Wechselstrom oder 50 Kilowatt Gleichstrom aufzuladen.

 

Schnelle Ladezeit, 200 Kilometer Reichweite

Mit Gleichstrom seid ihr in nur 40 Minuten von 0 auf 80 Prozent Batterieleistung. Von wegen stundenlanges Schnarchen neben der Ladestation. Die Reichweite beim E-Bulli beträgt 200 Kilometer. Gut, damit kommt er jetzt nicht an einen DeLorean nach Blitzeinschlag heran, doch wer in einem T1 herumtuckert, möchte ja vielleicht ohnehin lieber einen gemütlichen Roadtrip als eine rasende Raketenfahrt machen.
Der Motor selbst ist übrigens im Heck installiert – ein ganz kleines bisschen Retro-Feeling muss sein!

Wer als Auto 50 Jahre in einem Land voller Automatikwagen gefahren ist, kann jetzt natürlich nicht plötzlich auf manuelles Getrieben umstellen. Deshalb gibt es im T1 Samba einen Automatik-Wählhebel mit den Stufen P, R, N, D und B. Wenn ihr bergab fahrt und in „B“ schaltet, könnt ihr durch das Bremsen Energie zurückgewinnen und den Akku ein bisschen aufladen. Also: Wenn die Tankleuchte angeht, dann einfach ins Tal schottern.
Durch die Modifikationen für den Elektromotor sollen sich beim T1 auch die Straßenlage und das übliche, große Spiel beim Lenken verbessern.


Retro-Design im E-Bulli

Natürlich baut ein Hersteller wie VW nicht einfach nur einen Elektromotor in einen Bulli und stellt ihn ansonsten unverändert in die Verkaufshalle. Die Designer von VW haben eine zweifarbige Lackierung mit zweifarbigen Ledersitzen ausgewählt. Es gibt LED-Rundscheinwerfer vorne und LED-Ladeleuchten am Heck, die dem Fahrer schon aus der Ferne den Batteriestand anzeigen, und ihn wissen lassen, ob er gleich noch den Tatort schafft, oder vorher noch 40 Minuten an der Ladesäule abhängen muss. Der Boden besteht aus Schiffsdielen.

Im Dachrahmen haben die Bauherren ein iPad in einen originalen Ausschnitt eingepasst. Darüber soll es dann „Informationen“ geben. Vielleicht ja virtuelle Sterne oder Prilblumen zum Download. Der Tacho ist analog angelegt, hat aber ein digitales Display mit Informationen über die Reichweite. Das Radio ist ultra-retro, tut aber nur so als wäre es alt, denn es kann Bluetooth und USB. Wer mag, kann sich „We Connect“ installieren und online per Handy oder Computer vom Haus aus checken, ob der Wagen schon fertig aufgeladen ist, wie viele Kilometer noch gehen oder wie hoch der Verbrauch auf der letzten Fahrt war.

Der elektrische VW-Bus: 64.900 Euro für den Umbau

Wie bei vielen, spannenden Innovationen und Ideen aus dem E-Bereich ist leider auch hier ein großes bis enorm großes Budget gefragt. Den eigenen Bulli kann man für 64.900 Euro umrüsten lassen. Der Einbau dauert zwischen vier und sechs Wochen. Wer noch mehr auf der hohen Kante und keinen Bulli in der Garage hat, kann über E-Classics direkt nach einem Oldtimer fahnden lassen, ihn restaurieren lassen und dann noch mit einem Elektromotor ausstatten lassen. Da ist man dann mit rund 200.000 Euro dabei. Da muss man verdammt lange Strom tanken und „der Sprit fünf Mark kosten“, damit sich das vor der nächsten Eiszeit lohnt. Wer seinen alten T1 mit einem E-Motor ausstattet, sollte außerdem wissen, dass er damit das H-Kennzeichen nicht mehr nutzen kann.

VW bietet auch E-Umbauten für T2- und T3-Busse an. Wer als Händler arbeitet, kann sich ein Kit zum Selbsteinbauen für Kunden bei VW bestellen.
Der erste T1 ging 1950 in Serie. Mittlerweile gibt es das Modell 6.1 als Multivan, Caravelle, und Transporter in der sechsten Generation. Für 2022 ist der VW I.D. BUZZ geplant. Wir sind gespannt, wann der Bulli endlich fliegen kann.

Fotos (c): Volkswagen

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