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Das Projekt Heldencamper von Andrea

Heldencamper: Campingurlaub für junge Krebspatienten und Überlebende

Diagnose „Krebs“ – ein solcher Paukenschlag ändert nicht nur das Leben der unmittelbar Betroffenen sondern auch das der Familien und Freunde. Viele Überlebenden möchten anschließend anderen Betroffenen helfen, zum Beispiel durch Typisierungsaktionen, Spendensammlungen oder Selbsthilfegruppen. Andrea vom Projekt „Heldencamper“ geht noch einen Schritt weiter: Nach zwei überstandenen Krebserkrankungen will sie Erkrankte oder Überlebende dabei unterstützen, das Geschehene zu verarbeiten und wieder Hoffnung zu schöpfen.

Das tut sie mit einer ganz besonderen Idee: Mit dem Camper „Hope“ können Krebspatienten kostenlos oder gegen eine Unkostenbeteiligung in den dringend notwendigen Erholungsurlaub starten.

Ich habe Andrea interviewt und sie zu ihrem großartigen Projekt befragt:

CamperStyle: Für wen wurde das Projekt Heldencamper ins Leben gerufen?

Andrea: Für junge Erwachsene (18 bis 40) mit und nach Krebs, die finanziell benachteiligt sind. Und allgemein für junge Erwachsene die ich im folgenden „Helden“ nenne.

CamperStyle: Wie kam es zu deinem Engagement?

Andrea: Ich bin 2009 und 2012 an Krebs erkrankt und fühlte mich in dieser Zeit allein, denn es gab kaum Angebote für junge Erwachsene mit Krebs. Die meisten Vereine und Organisationen sind bis heute eher auf Kinder ausgerichtet.

Daher habe ich nach meiner Erkrankung den Entschluss gefasst, ich tue selbst etwas. Im Mai 2016 habe ich dann den Verein „Wir können Helden sein e.V.“ gegründet und Betroffenen Konzert-/Festival- und Comedy-Tickets geschenkt oder auch Wünsche erfüllt, wie zum Beispiel Paragliden oder eine Reise nach Irland.

CamperStyle: Warum gerade junge Patienten?

Andrea: Weil ich selbst jung war, als ich krank wurde, und es mit 38 auch noch bin. Ich habe mehr Bezug zu dieser Zielgruppe, ich glaube das kann man verstehen oder? Und weil diese Gruppe oft vernachlässigt wird. Wenn ich älter werde, werde ich garantiert auch etwas für die Ü50-Gruppe anbieten.

CamperStyle: Und warum Campingurlaub? Bist du selbst Camperin?

Andrea: In meiner Kindheit waren wir oft campen, und ein Campingmobil gibt den Helden die Möglichkeit, ihr Ziel frei zu wählen und auch die Zeit frei einzuteilen, die sie an einer Stelle verbringen wollen.

CamperStyle: Was wird den Betroffenen angeboten?

Andrea: „Hope“ ist ein Kastenwagen mit Stehhöhe und Küche, inklusive Kühlschrank und Gasherd. Er hat eine Liegefläche von 1,75m x 2,00m, die tagsüber als Sitzecke mit Tisch nutzbar ist. Vorne gibt es 3 Sitzplätze und eine mobile Campingtoilette ist auch an Bord. Der Camper kann von finanziell Benachteiligten kostenfrei ausgeliehen oder gegen eine geringe Gebühr pro Tag ausgeliehen werden.

CamperStyle: Wie kam das Projekt zustande und wer hat es unterstützt?

Andrea: Ich hatte im Juli eine Spendenaktion auf der Plattform betterplace.org gestartet, bei der viele private Spenden zusammengekommen sind (knapp 10.000 Euro). Hinzu kommt, dass ein örtlicher Baumarkt Holz gesponsert und Reimo uns Material für Fenster und Küche zur Verfügung gestellt hat. Ebenso gab es Sponsoren für eine Standheizung, den Umbau und die Versicherung. Das Fahrzeug an sich haben wir von einer ehemaligen Krebspatientin aus Köln für einen extra günstigen „Heldenpreis“ verkauft bekommen. Dafür bin ich immer noch sehr dankbar. Besonders gerührt hat mich, als ich mich beim Paul Camper Fund beworben, aber leider nicht gewonnen hatte, aber die Gewinnerin von renateschoolbus.de ihren Gewinn mit mir geteilt hat.

CamperStyle: Stemmst du das alles alleine oder hast du Helfer?


Andrea: Bisher habe ich beinahe alles allein gestemmt, ich hoffe aber, im kommenden Jahr aus dem Projekt ein Social-Start-Up gründen zu können und ein kleines Team um mich zu scharen. Dieses Start-Up wird auch gemeinnützig werden und allein zur Unterstützung des Projektes Heldencamper dienen.

CamperStyle: Was waren die größten Anfangshürden?

Andrea: Meinen Mut zusammenzunehmen und mich zu trauen, das Projekt zu starten, und die ersten Spenden zu akquirieren.

CamperStyle: Wann startet der erste „Heldencamper“ in den Urlaub?

Andrea: Im April fahren die ersten Helden weg. Vorher wird noch ein wenig gebastelt und repariert, damit auch alles safe ist.

CamperStyle: Wie geht es weiter mit den Heldencampern? Wie kann man sich als Leser engagieren?

Andrea: Ich möchte in den kommenden Jahren in jeder Himmelsrichtung Deutschlands mindestens einen Heldencamper stationiert haben. Spenden und Sponsoren auch Großsponsoren oder Kooperationen sind willkommen. Wichtig ist für mich, dass möglichst viele von dem Projekt erfahren, um Betroffene und Unterstützer zu erreichen.

CamperStyle: Du bekommst bestimmt sehr viel positives Feedback, gab es auch mal negatives? Wie gehst du damit um?

Andrea: Ich bin hin und weg von der Camper- und VanlifeSzene. Bisher gab es dazu nur Positives. Nur im Vorfeld des Projektes gab es mal ein Statement, das lautete, ich sei selbstverliebt und egoistisch. Das hat mich persönlich sehr getroffen und ich habe meine Social-Media-Videos erst einmal eingestellt, doch ich habe schnell wieder zu mir gefunden und sage laut: LIEBE DEINEN NÄCHSTEN WIE DICH SELBST :-)

CamperStyle: Wie vereinbarst du dein Engagement neben Beruf und Familie?

Andrea: Der Verein und das Projekt sind mein Beruf und mein Lebenssinn und aufgrund der Krebserkrankungen werde ich leider nie eigene Kinder haben. Von daher lässt sich das alles gut vereinen.

CamperStyle: Was sind deine persönlichen Lieblingscampingziele?

Andrea: Meer, Meer, Meer und ein bisschen Berge

CamperStyle: Magst du uns einen Geheimtipp verraten?

Andrea: Das kann ein Campingplatz oder einfach so ein schöner Ort sein. Stautenhof Willich direkt bei mir um die Ecke. Die Sonnenuntergänge dort sind fantastisch. Dort gibt es Stellplätze für 2-3 Mobile.

CamperStyle: Vielen herzlichen Dank für das Interview und ich wünsche dir, allen Helfern*innen und allen Helden*innen alles, alles Gute.

Wenn auch du helfen möchtest, sei es mit Zeit, handwerklichem Geschick oder Geld, wende dich bitte direkt an das Projekt Heldencamper. Du findest weitere Info im Netz www.wir-koennen-helden-sein.de sowie auf Facebook.

Dieser Beitrag hat 2 Kommentare

  1. Die Idee ist toll ich bin selbst an Krebs erkrankt aber schon 63 und finanziell abgesichert aber gerade junge Menschen denken nicht das so etwas passiert und die Behandlung dauert von der Diagnose bis zur letzten Behandlung oft 8 Monate und länger dann gibt es nur krankengeld das ist viel zu wenigd

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