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Kolumne Kaffee kochen im Wohnmobil und Wohnwagen

Kolumne: Kaffee beim Camping – aus der Lifestyle-Maschine, puristisch oder gleich im Straßencafé?

Unser lieber Kollege Henning, seines Zeichens Blogger, Wohnmobilbewohner, Facebookgruppen-Aufmischer und bekennender Sarkastiker, wirft in unserer neuen Kolumne einen Blick auf Themen, die die Camperwelt bewegen.

Mit einem Augenzwinkern und dem einen oder anderen bissigen Kommentar analysiert er die oftmals hitzigen Social-Media-Diskussionen rund um Thermomix, Camperhunde, Dickschiffe, Grußverweigerer und Kuschelcamper. Viel Spaß beim Lesen und Bühne frei für Henning!

Das Thema kommt, oder sollte ich sagen „kocht“, regelmäßig in Foren und Gruppen hoch: Wie kann, darf, sollte Mann/Frau den Kaffee unterwegs kochen?

Noch vor wenigen Jahren gab es nur die Alternative Gas, heute hat uns der Fortschritt Kapsel- und Padmaschinen beschert, auch mit einer quietschenden Kaffeemühle müht sich kaum noch jemand ab, außer dem Autor dieses Beitrags.

Ja, ich bin da tatsächlich Purist geblieben. Kann durchaus sein, dass mir das eine oder andere Geschmackserlebnis völlig entgeht, weil so eine Senseo oder Nespresso das heiße Wasser eben auf viel ausgefuchstere Art und Weise mit gemahlenem Kaffeepulver in Berührung bringt. Doch was wird da für ein Aufwand getrieben? Die Maschinen hätten gerne Strom wie zu Hause, also etwa 1500 Watt in möglichst schön runder Sinuskurve, sonst streikt die Elektronik. Um das zu liefern, braucht man also einen Landstromanschluss, abgesichert mit mindestens 10 Ampere oder eine fette Batteriebank mit Wechselrichter. Zum Nachladen natürlich Solar auf dem Dach.

Solar und dicke Batterien sind im Sinne einer gewissen Autarkie ja gar nicht so schlecht, das habe ich auch. Aber eben nicht zum Kaffeekochen. Da tut es bei mir die Erfindung des Signore Alfonso Bialetti, die Moka Express. Dessen Sohn Renato hat der genialen Idee seines Herrn Papa zum weltweiten Durchbruch verholfen. Die Aluminiumkanne ist heute eine Design-Ikone und Renato Bialetti wurde 2016 sogar in einer Urne im Moka-Express-Design beigesetzt.

Natürlich reißen in Foren und Gruppen die Fragen, ob man mit dieser oder jener Stromausstattung noch Kaffee kochen könnte, niemals ab. Manche können dabei nicht einmal grob elektrische Leistungen vergleichen.


„Kann ich mit 200 Watt Solar und 80 Amperestunden Batteriekapazität Kaffee kochen?“ und so bin ich manches Mal versucht zu antworten: „Ja, aber nur wenn das alles schön brennt.“ Das tue ich natürlich nicht, scrolle entweder schnell weiter oder rechne kurz die erforderliche elektrische Leistung aus und verweise danach auf meine Primitivstausstattung zum Kaffeekochen.

Spätestens an dieser Stelle teilt sich das sonst so gerne die Einigkeit betonende Campervolk in zwei unversöhnliche Lager: Hier die Fans der Lifestyle-Geräte Senseo und Nespresso, von mir kurz als Nesseo zusammengefasst, dort die Puristen mit der kleinen italienischen Espressokanne oder auch dem guten, alten Kaffeefilter und Wasserkessel.

Tut mir leid, aber diese Spaltung kann und will ich nicht überwinden. Schon weil es unser Planet auf Dauer nicht aushalten wird, wenn alle nur noch Kapselkaffee trinken. Da schadet es nicht, wenn die Kapselfans für das Kilo Kaffee bis zu 80 Euro berappen müssen. Das bringt sie aber auch nicht von ihrer Leidenschaft ab. Hier hat das Marketing von Nestlé und Co. ganze Arbeit geleistet. Respekt! Die Hersteller von Tintenstrahldruckern hätten davon was lernen können, der Zug ist aber wohl abgefahren, von überteuerten Druckerpatronen wird niemand mehr zu begeistern sein.

Auch die Wohnmobilhersteller können sich dem Trend natürlich nicht verschließen und bauen schon serienmäßig Nischen für die Lifestyle-Geräte in der mobilen Küche ein.

Es scheint niemandem mehr zumutbar zu sein, Wasser in den Kessel zu füllen, das zum Kochen zu bringen und dann aufzugießen. Okay, das ist auch eine ziemliche Fummelei, die Bialetti ist bequemer, produziert aber auch weniger des schwarzen, belebenden Gebräus, das ich vor allem am Nachmittag gerne mal trinke, um nicht vorzeitig einzuschlafen. Auch einen Cappuccino trinke ich gerne mal. Einfache Alternative fürs Wohnmobil ist natürlich die lösliche Version, ein richtiger Cappuccino hat aber ordentlichen festen Schaum drauf. Sicher gibt es da auch tolle Maschinen, die das sogar im Wohnmobil produzieren. Statt mir so eine anzuschaffen und mit hohem Aufwand zu betreiben, setze ich mich lieber in ein Straßencafé, lasse mir eine Tasse Cappuccino bringen und gucke dem Treiben zu. Das kann mir keine Maschine bieten und ich muss hinterher nicht mal abspülen.

Titelbild: (c) lucato / Depositphotos.com

Dieser Beitrag hat einen Kommentar

  1. Mit Vergnügen lese ich gerade, im Wohnmobil sitzend, Deine Kulumne.

    Kaffee … ein Thema bei dem ich „Feuer und Flamme“ bin.
    Zeile für Zeile lese ich und warte auf die Umschreibung des sich frei im Wasser bewegenden Kaffees .. oder zumindest die umgangsprachliche Beschreibung „French Press“.

    Und schon ertappe ich mich, davon auszugehen dass diese, meine Art der Kaffeezubereitung im Camping zum Standard werden sollte .. Aber darüber hast Du ja schon in einem anderen Beitrag geschrieben.

    Also unterlasse ich diese bestimmende Auslegung des kategorischen Imperativ.
    Stattdessen mach ich schnell das Wasser heiß, meine Frau bewegt sich auch schon und bevor wir heute weiterziehen, kann ich mit Kaffeduft im Wohnmobil den Tag mit ein paar Pluspunkten beginnen.

    Danke!

    Michael

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