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Kolumne Ausstattung Stellplatz

Kolumne: Stellplatzausstattung, Bäcker oder Kneipe, Luxus oder Purismus?

Unser lieber Kollege Henning, seines Zeichens Blogger, Wohnmobilbewohner, Facebookgruppen-Aufmischer und bekennender Sarkastiker, wirft in unserer neuen Kolumne einen Blick auf Themen, die die Camperwelt bewegen.

Mit einem Augenzwinkern und dem einen oder anderen bissigen Kommentar analysiert er die oftmals hitzigen Social-Media-Diskussionen rund um Thermomix, Camperhunde, Dickschiffe, Grußverweigerer und Kuschelcamper. Viel Spaß beim Lesen und Bühne frei für Henning!

Trends wie das „Glamping“, also ein Wort-Hybrid aus Glamour und Camping, zeigen es: Die Wohn- oder auch Reisemobilisten, sowie die Camper, werden immer anspruchsvoller. Stellplätze werden durch Initiativen wie „Top-Platz“ in ein Wettrennen um die luxuriöseste Ausstattung getrieben. Nicht jeder Betreiber kann und will da mitmachen, zum Glück. Aber das mobile Volk verlangt nach Luxus!

Ich kann mich an eine Diskussion in einer der Camping-Gruppen erinnern, da wollte ein Gemeinderat in seinem Ort einen Stellplatz einrichten. Da ist es sicher keine schlechte Idee, die potentielle Kundschaft zu befragen, was die denn von so einem Stellplatz erwartet. Zumindest sollte man das annehmen.

Die erste Antwort ließ auch nicht lange auf sich warten. Einer dieser Puristen, die ausreichend Batterie- und Tankkapazitäten mit sich herumfahren und die sich auch nicht zu schade sind, das eingebaute Bad zu benutzen, meinte, dass eine einfache, ebene Fläche in ruhiger Lage genügen würde. Dem kann ich mich durchaus anschließen, hier allerdings meldeten sich sehr schnell jene, denen es aus verschiedensten Gründen eben nicht möglich scheint, ihr Bad auch zu benutzen und forderten ein Sanitärhäuschen mit Duschen und Toiletten. Wieder andere verlangten nach einer Ver- und Entsorgung, um nach der Benutzung des eigenen Bades den Wasserhaushalt wieder in Ordnung bringen zu können. Stromsäulen wurden natürlich auch verlangt, aber der Herr Gemeinderat hatte schließlich auch zum fröhlichen „Wünsch Dir Was“ eingeladen.

Schnell wogte die Diskussion zwischen den Puristen, die auf jegliche Infrastruktur für eine Nacht auch gut verzichten können und den Luxus-Campern hin und her. Ich fürchtete schon, der Gemeinderat würde seine lobenswerten Pläne wieder begraben, weil er diese Horden von streitlustigen Kleingeistern lieber nicht in seinem Ort sehen wollte. Doch er hat tapfer durchgehalten, die kleine Stadt hat inzwischen einen Stellplatz.


Letzter Aspekt der Diskussion war, ob die Kneipe oder der Bäcker näher am Stellplatz sein sollte. Das zeigt schon fast exemplarisch die Vielfalt des Camper-Volks. Jene, die den Bäcker in der Nähe wünschen, stehen vermutlich mit den Hühnern auf, nach ein paar Kniebeugen im Sonnenaufgang joggen sie zum Bäcker und sind, noch bevor die Uhrzeit zweistellig wird, auf halber Strecke zum nächsten Ziel. Es muss diese Leute geben, denn wenn sie den Motor starten, reißen sie mich regelmäßig aus meinem Morgenschlaf.

Sympathischer sind mir da jene Zeitgenossen, welche die Kneipe in der Nähe des Platzes wünschen. Die kommen irgendwann in der Nacht heim, wenn der übrige Stellplatz in Grabesstille liegt und selbst kein Flimmern der Glotze mehr außerhalb der Mobile wahrnehmbar ist. Mich stört das nicht, denn ich bin dann sicher auch noch wach. Die Bäcker-Fraktion wird aber am nächsten Morgen für die nächtliche Ruhestörung bittere Rache nehmen und aus Versehen bei der Abfahrt auf die Hupe drücken. Wobei mir tatsächlich noch nie nächtlich heimkehrende Zecher auf Stellplätzen aufgefallen sind, vermutlich sind die Bäcker-Freunde überall in der erdrückenden Mehrheit. Macht auch nichts, solange die bei der Abfahrt ausreichende Restguthaben in den Stromsäulen hinterlassen…

Persönlich halte ich es bei der Ausstattung der angefahrenen Stellplätze so, dass ich es durchaus mehrere Tage auch auf einem infrastrukturlosen Stellplatz ohne Strom und Wasser aushalten kann. Schließlich habe ich einen Frisch- und Abwassertank sowie eine große Batterie und etwas Solar auf dem Dach. Alle paar Tage wird es nötig, mal eine Ver- und Entsorgung anzusteuern, wenn die Sonne gar nicht scheinen mag auch mal eine Steckdose. Alle paar Wochen ist die saubere Wäsche aufgebraucht und es gelüstet mich sogar nach Waschmaschine und Trockner. Das ist meistens auf einem Campingplatz zu finden, seltener auch auf Stellplätzen. Natürlich schlägt sich jedes Ausstattungsdetail auch im Preis nieder. Stellplätze, die für mehr als zehn Euro pro Nacht ein von mir nie benutztes Sanitärhäuschen mit Dusche und Toilette bieten, meide ich darum lieber. Es sei denn, ich will unbedingt in diesen Ort und es gib keine günstigere Alternative. Man darf mir das gerne als Geiz auslegen, aber jeder muss schließlich sehen, wo er bleibt.

Experten im Podcast zum Thema „Campingplatz vs. Stellplatz“

Auch in unserem Podcast sprechen Nele und Sebastian allgemein über das Thema „Campingplatz vs. Stellplatz„, geben Informationen und Tipps. Hör doch mal rein:

Fotos: (c) CamperStyle

Dieser Beitrag hat einen Kommentar

  1. Hallo Henning,

    ewige Diskussion solange Womos angemeldet sind.

    Meine persönliche Meinung zum Thema :

    Wohnmobilplätze mit Ver- und Entsorgung fahre ich dann an, wenn es die Umstände erfordern. Bin eine Einzelperson und habe keine Stromverbraucher außer Licht, Druckpumpe und Heizung an Bord.

    Somit komme ich 3-5 Tage im Sommer gut ohne Stellplatz aus. Wenn ich nicht mehr – ca. 90 % frei stehen könnte – schaffe ich das Wohnmobil ab !!!

    Hauptgrund des Freistehens : Ich möchte nicht in der Natur und meiner Freizeit – 3 m rechts oder – 3 m links von mir – eine weiße Wand sehen. Und schon gar nicht – 30 Stück auf einer Fläche von 1300 qm.

    Wie gesagt – meine rein persönliche Ansicht zum Thema. Wie es in der Praxis aussieht, weiß ich zur Genüge – und ist auch gut so !!!

    Liebe Grüße
    Reiner

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