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Reisen mit Hund und Katze Erste Hilfe

Reisen mit Hund und Katze: Erste-Hilfe-Tipps für Verletzungen, Durchfall & Co.

Wer häufig mit seinem Haustier unterwegs ist, kennt die Situation: Ein anschwellender Insektenstich, eine verletzte Pfote, eine Bisswunde oder plötzlicher Durchfall – und natürlich erstmal weit und breit kein Tierarzt in Sicht.

Da sind selbst erfahrene Hunde- oder Katzenbesitzer manchmal überfordert. Deshalb haben uns die Tierärztinnen der Tierarztpraxis Kaiserstraße in Herten geholfen, eine kleine „Checkliste“ mit Erste-Hilfe-Tipps zusammenzustellen. Die soll euch im Ernstfall helfen soll, ruhig Blut zu bewahren und eine Erstversorgung vorzunehmen.

Achtung: Diese Ratschläge dienen der Versorgung von aktuellen Notfällen oder Verletzungen vor Ort. Sie ersetzen keinen Besuch beim Tierarzt. Bitte informiert euch schon im Vorfeld über Praxen oder Kliniken am Urlaubsort und die jeweiligen Öffnungszeiten und Notdienste.

Besorgt euch rechtzeitig – vor Urlaubsantritt – die nötige „Erste-Hilfe-Ausstattung“. Die hier genannten Mittel erhaltet ihr rezeptfrei in der Apotheke. Sollte euer Tier regelmäßig Medikamente benötigen, sorgt bitte dafür, dass die Reiseapotheke ausreichend damit aufgefüllt ist.

Wichtiger Hinweis: Humanmedizinische Medikamente, wie Paracetamol, Ibuprofen, Diclofenac etc. sind stark giftig bis lebensgefährlich für eure Vierbeiner und sollten diesen niemals verabreicht werden!

Verletzungen

Grundsätzlich gilt: Sollte eine Verletzung stark bluten, klaffen, stark verschmutzt oder durch Bisse verursacht worden sein, gehört das Tier zeitnah zum Tierarzt. Gleiches gilt für Verletzungen am Auge.

Aus hygienischen Gründen empfiehlt es sich, bei der Versorgung von Wunden Einweghandschuhe zu tragen. Sofern euer Tier das toleriert, solltet ihr die Wunde säubern und desinfizieren. Dazu eignet sich isotonische Kochsalzlösung oder auch klares Wasser.

Die Desinfektion kann mit verdünnter! Betaisadonna-Lsg (zum Beispiel Braunol®) 1:1 mit Wasser oder 3%igem Wasserstoffperoxid erfolgen. Beides bitte NICHT am Auge anwenden!

Anschließend solltet ihr eine saubere Wundkompresse auflegen und sicher fixieren. Kleinere Verletzungen können unter regelmäßiger Wundversorgung abheilen (Verbandswechsel alle 2 Tage, Auftragen von Jodsalbe, Säuberung…). Bei entzündlichen Anzeichen (Rötung, Schwellung, Schmerz, Sekretion…) müsst ihr einen Tierarzt aufsuchen.

Pfotenverletzungen

Blutende Schnitt- und Rissverletzungen müssen tierärztlich versorgt werden. Ebenso eingetretene Fremdkörper oder Verletzungen, die mit starken Lahmheiten einhergehen.

Knochenbrüche solltet ihr nicht eigenmächtig verbinden, um eine Verschiebung des Bruchs zu vermeiden.

Zum Auftragen auf Schnitt- oder Schürfwunden, sowie eingerissene Krallen, eignet sich am besten  Betaisadonna Salbe®. Krallen, die nur noch lose hängen, solltet ihr entfernen.

Beim Verband solltet ihr die Zwischenzehenbereiche (auch die Daumenkralle!) mit Verbandswatte polstern, dann zuerst mit Watte, anschließend mit einer Mullbinde und zum Schluss mit Pet- oder Coflex (selbstklebenden Verband, locker!!!!! wickeln) wickeln.

Am oberen Rand solltet ihr den Verband mit Klebeband (zum Beispiel Leukoplast®) auf dem Fell am Bein befestigen. Es empfiehlt sich, unter der Laufsohle, ein paar Klebestreifen zur Verstärkung der Sohle aufzukleben. Einen Verband müsst ihr alle 2-3 Tage wechseln und trocken halten. Lasst euch das Wickeln des Verbands gerne auch von eurem Tierarzt, oder einer fachkundigen Person zeigen.

Bei kleineren (Schürf-)verletzungen, die keines Verbands bedürfen, könnt ihr Betaisadonna®– oder Lebertran-Zink-Salbe auftragen. Ein Leckschutz (Schuh, Socken) ist allerdings meistens notwendig. Bei hartnäckigen Kandidaten empfiehlt sich das Auftragen eines bitterschmeckenden Gels, zum Beispiel Alfavet Hexocare Silber Gel®/Spray.

Rissige/Gereizte Ballen, zum Beispiel durch Sand/Salzwasser/Schnee, könnt ihr bedenkenlos mit Ringelblumensalbe oder Melkfett pflegen.

Bei eingetretenem Fremdkörper, wie Dornen oder Grannen, die sich nicht herausziehen lassen, könnt ihr als Erste-Hilfe-Maßnahme einen Zugsalbenverband anlegen. Zugsalbe oder auch Schwarze Salbe, zum Beispiel Ichthyolsalbe® bewirkt eine Reifung des Prozesses und ein Hervortreten des Fremdkörpers. Sollte nach zwei Tagen mit Verband kein Erfolg zu verzeichnen sein, sowie deutliche Lahmheit bestehen, solltet ihr unbedingt einen Tierarzt aufsuchen.

Insektenstiche

Die Stichstelle auf Stachel untersuchen und diesen wenn möglich entfernen. Lecken verhindern und kühlen. Zur unterstützenden Abschwellung kann Fenistil Gel aufgetragen werden, ein Ablecken müsst Ihr verhindern.

Bei Allergikern oder so genannten „brachyzephalen Rassen“ (zB. Bulldoggen, Möpse…) empfiehlt es sich als Sofortmaßnahme, Calciumampullen (Frubiase Calcium®) aus der Apotheke oral einzugeben, um ein Anschwellen zu reduzieren. 1-2 Ampullen/Hund.

Die meisten Schmerzmittel sind aus gutem Grund verschreibungspflichtig. Schmerzmittel, wie Ibuprofen oder Paracetamol können starke Nebenwirkungen hervorrufen und die Gesundheit eures Vierbeiners nachhaltig beeinträchtigen. Bitte haltet vor dem Urlaub Rücksprache mit eurem Tierarzt und lasst euch für Notfälle ein geeignetes Schmerzmittel für die Hausapotheke verschreiben.

Bei anhaltenden oder zunehmenden Schwellungen, vor allem im Kopfbereich, deutlicher Schmerzhaftigkeit, reduziertem Allgemeinbefinden oder auffälligen Atemgeräuschen (Röcheln, Giemen, Schnorcheln…) müsst ihr umgehend einen Tierarzt aufsuchen!

Erbrechen/Übelkeit

Bei kurzzeitigem, zB. galligem Erbrechen, könnt ihr versuchen, den Hund 24 Stunden nüchtern zu halten. In dieser Zeit solltet Ihr Wasser in kleinen Portionen verteilt anbieten. Am Folgetag solltet Ihr Schonkost geben. Dazu zählt zum Beispiel Reis und Hühnchen, Magerquark, durchgekochte und pürierte Karotten…. Gebt diese ebenfalls verteilt auf mehrere kleine Portionen.

Gegen Aufregung /Reiseübelkeit könnten schon vorab Nahrungsergänzungsmittel, wie Relaxan® oder Zylkene®, sowie Adaptil® (Tabletten/Halsband) hilfreich sein. Bitte bedenkt, dass diese zum Teil schon 1 Woche vor Reisebeginn angewendet werden müssen, um ihre volle Wirkung entfalten zu können.

Bei anhaltendem Erbrechen – länger als 24 Stunden, sowie schwallartigem Erbrechen in kurzen Abständen, mehrfach direktem Erbrechen nach Aufnahme von Futter oder Wasser oder bei Blutbeimengungen, müsst ihr sofort einen Tierarzt aufsuchen. Hier kann eine Aufnahme von Fremdkörpern oder anderen Substanzen nicht ausgeschlossen werden.

Durchfall

Bei plötzlich auftretenden Durchfällen – ohne gestörtes Allgemeinbefinden – könnt ihr dem Hund 24 Stunden Nahrung entziehen, Wasser müsst und solltet ihr anbieten, um den Flüssigkeitshaushalt ausgleichen zu können.

Das Wasser könnt ihr mit etwas Hühnerbrühe oder zum Beispiel Saft vom Thunfisch schmackhaft machen. Ihr könnt ebenfalls versuchen mit Schonkost (siehe „Erbrechen“), in mehreren kleinen Portionen, die Verdauungsvorgänge wieder ins Gleichgewicht zu bringen.

Katzen dürfen NICHT hungern! Eine Nahrungsverweigerung über 2 Tage kann lebensbedrohlich werden und sollte umgehend von einem Tierarzt untersucht werden.

Ein „Geheimtipp“ bei leichten Durchfällen ist die sogenannte „Morosche Suppe“, bei der Speisemöhren 1-2 Stunden gekocht werden. Nähere Informationen erhalten ihr darüber auch im Netz.

Kohlekompretten® (250mg) oder Kohle Pulvis® Pulver können ebenfalls zum Einsatz kommen. Aktivkohle muss relativ hoch dosiert werden, um Wirkung zu zeigen – bei Vergiftungsverdacht bis 1g/kg! Bei Durchfällen könnt ihr 0,2-0,5g/kg versuchen. Achtung: Zuviel Kohle kann Verstopfungen verursachen. Abhilfe bei offensichtlichen Verstopfungen kann Speiseöl (zum Beispiel Sonnenblumen- oder Leinöl) – über das Futter gegeben – schaffen.

Perenterol® (250mg) könnt ihr bei Durchfällen unterstützend geben: 1-2 Kapseln/Hund bis zu 3x täglich.

Bactisel®/Canikur® sind Probiotika für den Darm. Diese sind rezeptfrei und bei eurem Tierarzt oder freiverkäuflich im Netz zu erhalten. Bei anhaltenden Durchfällen, vor allem wässriger Natur, bei Blutbeimengungen und gestörtem Allgemeinbefinden müsst ihr einen Tierarzt aufsuchen.

Fieber

Die Normaltemperatur – bei Hunden und Katzen – liegt in der Regel zwischen 37,5 und 39°C. Bei einer Temperatur von 39,5°C, spricht man von Fieber. Ihr könnt versuchen das Fieber mittels kalter (Bein-)Umschläge zu senken. Bei deutlich gestörtem Allgemeinbefinden, sowie wiederkehrendem oder anhaltendem/steigenden Fieber, gehört das Tier allerdings zum Tierarzt. Untertemperatur (<37°C) ist immer kritisch zu bewerten und solltet ihr sofort abklären.

Nützliches im Reisekoffer

  • Mullkompressen
  • Verbandsschere
  • Rolta-Watte
  • Mullbinde
  • Petflex/Coflex (selbstklebender Verband)
  • Klebeband (Leukosilk oder Leukoplast)
  • Laufschuh/Socke
  • Einweghandschuhe
  • Tupfer
  • Wattestäbchen
  • Pinzette
  • Zeckenzange
  • Maulkorb
  • Lupe
  • Taschenlampe
  • Krallenschere
  • Fieberthermometer
  • evtl. Ohrreiniger (gerade bei Strandurlauben)

Weitere Dinge, die ihr für eine Reise mit eurem Hund unbedingt mitnehmen solltet, findet ihr in dieser Checkliste.

Podcast „Camping mit Hund“

Ergänzend zu diesem Beitrag bekommst du weitere Infos und Tipps zum Camping mit Hund von unseren Experten Nele und Sebastian in dieser Podcastfolge:

Wir wünschen euch und euren Vierbeinern eine schöne, gesunde und unfallfreie Reisezeit!

Dieser Beitrag hat 2 Kommentare

  1. Leider bleibt ihr oben im Text bei etwas Lebenswichtigen schwammig: Paracetamol und Ibuprofen können Hund wie Katze bereits in geringen Dosen lebensgefährlich vergiften.
    Generell gilt: nie, niemals, Humanmedizin ohne Rücksprache mit dem Tierarzt anwenden. Vor allem nicht Ibuprofen, Paracetamol oder Produkte mit einem der beiden als Wirkbestandteil (zB. Diclofenac)

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