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Ein Paar im Camper auf Weltreise, die sich mit dem Thema schwanger reisen auskennen

Campergespräche: Schwanger auf der Weltreise – Sabine und Andy

Sabine und Andy, beide in den 30ern, kommen aus der Schweiz und bereisten von Mai 2014 bis Juni 2016 mit ihrem selbstausgebauten Toyota LandCruiser „Zora“ die Panamericana von Nord nach Süd – gut 100.000 Kilometer und viele unvergessliche Abenteuer.

Als sie am Ziel ankommen, ist das Ersparte beinahe aufgebraucht, doch den liebgewonnenen Lifestyle möchten sie nur ungern wieder aufgeben. Sie entschließen sich dazu, ihre „Zora“ auf unbestimmte Zeit in Uruguay abzustellen und sich in Asien als digitale Nomaden zu versuchen. Der Versuch gelingt, und nach arbeitsintensiven Wochen in Thailand, Malaysia, Bali und Portugal kehren sie nach Südamerika zurück. Der neue Plan: Reisen und Arbeiten zu verbinden.

Doch kaum sind sie wieder unterwegs, realisieren sie, dass sich ihr geheimer Wunsch erfüllt hat und mittlerweile noch jemand mitreist: Sabine ist schwanger, Tochter Hannah Liv kommt am 16. Januar zur Welt.

Wir haben Sabine interviewt und nachgefragt, wie das mit der Schwangerschaft auf Reisen so geklappt hat, wie die kleine Maus die Reisepläne durcheinandergewirbelt hat und ob Hannah Liv künftig mit auf Tour darf.

CamperStyle: Welche Länder wolltet ihr ursprünglich bereisen und welche habt ihr am Ende bereits?

Sabine: Als wir unsere 2. Runde in Südamerika in Angriff nahmen, hatten wir keinen wirklichen Plan. Wir wollten uns Zeit lassen, uns treiben lassen. Als mögliches Endziel kam Kolumbien in Frage. Die Idee war, Südamerika nochmals der Länge nach zu bereisen, zudem gibt es von Kolumbien nach Europa gute Verschiffungsmöglichkeiten.

Als wir kurz nach Reisestart feststellten, dass ich schwanger bin, reisten wir trotzdem Richtung Norden und peilten als Ziel Kolumbien oder Uruguay an.

Schlussendlich reisten wir dann durch Uruguay, Argentinien, Chile, Peru und Brasilien und verschifften unser Auto von Uruguay nach Europa. Die begrenzte Zeit und die Risiken, die die Höhe in Ecuador und Kolumbien mit sich brachten (Stichwort: Höhenkrankheit), hatten zu dieser Entscheidung geführt.

CamperStyle: Wie viele Kilometer seid ihr insgesamt gefahren und wie viele davon mit „dickem Bauch“?

Sabine: Insgesamt waren es ungefähr 120’000 Kilometer, davon etwa 20.000 mit Hannah Liv an Bord.

CamperStyle: Was ratet ihr anderen, die es euch gleich tun wollen?

Sabine: In Bezug auf Reisen und Schwangerschaft ist unser Tipp: Informiert euch gut und hört nicht so sehr auf andere, sondern vertraut dafür umso mehr auf das eigene Körpergefühl und das Leben!

CamperStyle: Sind unterwegs Schwierigkeiten in punkto Schwangerschaft aufgetreten?

Sabine: Nein. Nur einen Englisch sprechenden Arzt für die Kontrolle zu finden – unser Spanisch ist leider zu bescheiden, um alles verstehen zu können – war nicht ganz einfach. Schlussendlich haben wir einen Arzt gefunden, der sogar Deutsch sprach und in der Schweiz studiert hatte. Die Betreuung im Privatspital in Chile war sehr gut.

CamperStyle: Musstet ihr euch sehr einschränken und haben sich eure Reisepläne durch die Schwangerschaft geändert?

Sabine: Ein wenig mussten wir uns durchaus einschränken, empfanden dies aber nicht als störend. Aufgrund der großen Höhe in Südamerika haben wir unsere Route wie gesagt etwas angepasst, zudem sind wir eher langsam gereist und jeweils immer lange am selben Ort geblieben.

Wir haben geschaut, dass wir in der 14. und der 20. Woche eine Untersuchung wahrnehmen konnten und reisten nur bis zur 27. Woche mit unserem Fahrzeug – ideal, denn der Platz wurde langsam etwas beschränkt, das Schlafen unbequem. 
Die Strandferien in Brasilien als Abschluss waren wunderschön und brachten viel Entspannung.

Für die Rückreise mussten wir die Bestimmungen der Airlines beachten. Die meisten Airlines nehmen Schwangere nur bis zur 28. Woche ohne ärztliches Attest mit. Wir fanden mit TAP eine kulante Airline und sind in der 30. Woche von Brasilien nach Europa geflogen.

Schwanger im Reisefahrzeug zu reisen, war nur dank einer beschwerdefreien Schwangerschaft möglich – wofür wir sehr dankbar sind!

CamperStyle: Was vermisst ihr jetzt, wo ihr wieder zuhause seid?


Sabine: Wir vermissen vor allem das Draußensein und die damit verbundene Freiheit – mit der Sonne aufstehen, mit dem Meeresrauschen einschlafen, Tiere in ihrem natürlichen Lebensraum beobachten, Zeit für stundenlanges Frühstück. Weiterziehen, wenn uns danach ist, kein Tag gleich wie der andere … Irgendwann werden wir wieder unterwegs sein! Diesmal gemeinsam mit unserer Tochter.

CamperStyle: Was war das wichtigste Utensil, das ihr gebraucht habt? Hattet ihr es von Anfang an dabei?

Sabine: Sehr wichtig war unser Bialetti-Kaffeekocher ? der war von Anfang an dabei und hat uns bisher nie im Stich gelassen. Nur etwas schwarz ist er geworden.

CamperStyle: Hattet ihr ein Budget mit an Bord, oder habt ihr nichts an Erspartem während der Reise benötigt?

Sabine: Nach einer vierjährigen Vorbereitungs- und Sparphase sind wir bis Juni 2016 ausschließich gereist und haben von unserem Erspartem gelebt. Danach arbeiteten wir von unterwegs.

CamperStyle: Was war euer schönstes Erlebnis?

Sabine: Oh, das gibt es unzählige! Voller Freude sind wir, wenn wir daran denken, dass unsere Tochter noch vor ihrer Geburt mit uns fast ganz Südamerika bereist hat und dass wir von Anfang an immer beide für sie da waren. Unbestritten ist das die Krönung unserer unvergesslichen Reisezeit.

CamperStyle: Wie war eure Reaktion, als ihr von der Schwangerschaft erfahren habt?

Sabine: Wir haben uns außerordentlich gefreut!

CamperStyle: Hattet ihr Angst, dass die ärztliche Versorgung im Notfall nicht so gut sein könnte wie Zuhause?

Sabine: Nein, sonst wären wir wohl auch nicht weiter gereist. Die vorhergegangene Erfahrung, während mehr als zwei Jahren problemlos die Welt bereisen zu können, auf uns und das Leben zu vertrauen, bestärkten uns in unserem Vorhaben.

CamperStyle: Macht ihr euch heute mehr Gedanken über Gefahren und geeignete Reiseziele als noch vor einem Jahr?

Sabine: Wenn wir davon ausgehen, dass unsere Tochter dabei sein wird, ja. Natürlich möchten wir sie nicht unnötigen Gefahren aussetzen oder Risiken eingehen. Auch sind nicht alle Reiseziele gleich geeignet, solange sie noch so klein ist. Darauf werden wir natürlich bei zukünftigen Planungen Rücksicht nehmen.

CamperStyle: Wird die Kleine Weltenbummlerin, oder wollt ihr mit Kind lieber zu gesetzteren Dauercampern werden?

Sabine: Getreu dem Zitat: «Wenn Kinder klein sind, gib ihnen Wurzeln, wenn sie gross sind verleih’ ihnen Flügel» konzentrieren wir uns momentan noch etwas aufs Wurzelschlagen. Die Zeit der Flügel wird aber kommen ? Dauercamper werden wir wohl eher nicht.

CamperStyle: Vielen Dank, dass du uns an euren Erfahrungen hast teilhaben lassen! Wir wünschen euch Dreien weiterhin alles Gute und schöne Reisen!

Wenn du mehr zu Sabines und Andys Weltreise mit und ohne „Babybauch“ erfahren möchtest, besuch sie doch auf ihren Kanälen:

off-the-maps.ch
travel-offthemaps.com
facebook.com/offthemaps.ch
instagram.com/offthemaps

Fotos: (c) Sabine Mehmann

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