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Bus-Conversion Vicaribus: Mit Hund und Handwerk um die Welt
Bunt leuchtet die regenbogenfarbene Lichterkette an der weißen Decke. Die Kochplatte glänzt und eine türkise Welle bricht sich auf dem Panoramafoto über dem Bett. Der umgebaute Bus von Heather und Nick ist Kleinstarbeit mit großer Liebe zum Detail. Vicaribus hat das Paar aus Colorado (USA) sein rollendes Tiny Home genannt, an dem es ein Jahr lang mit Herzblut gearbeitet hat. Und mittendrin ist der plüschige, hellbraune Hund Miles, der das neue Leben seiner Besitzer sichtlich genießt. Auch wenn man zum Duschen auf dem Klo sitzen muss.
Der Vicaribus ist ein 1998er Thomas Vista 3600. Etwa sieben Meter lang und zwei Meter breit. „Wir haben den Bus auf Craiglist in Florida gefunden“, erinnert sich Heather. Craiglist ist eine amerikanische Seite für Kleinanzeigen. „Allerdings haben wir damals in Colorado gelebt.“ Das sind mal eben 3.000 Kilometer. Aber was für den Europäer ein mehrwöchiger Trip mit mehrmonatiger Planung ist, ist für den Amerikaner ein spontaner Abstecher zum morgendlichen Kaffee. Also fuhren Heather und Nick mal eben nach Florida, kauften den Bus und fuhren mit ihm zurück nach Colorado, um ihn umzubauen.
Tipps zum Kauf eines Busses
Das war im Januar 2017. Mit den eigentlichen Arbeiten am Vicaribus begannen die beiden im April. „Als wir den Bus gekauft haben, waren die Sitze bereits entfernt”, erklärt Nick. „Auch angestrichen war er schon. Zwei Dinge, die echt viel Zeit fressen. Wir waren also froh, dass wir das nicht machen mussten.“ Dennoch arbeitete das Paar fast ununterbrochen abends und am Wochenende am Umbau der rollenden Unterkunft – bis Ende Dezember 2017.
„Wir haben einen Rat an alle, die Ähnliches planen“, gibt Heather zu bedenken. „Kauft niemals gleich den ersten Bus, selbst wenn ihr euch direkt verliebt. Wendet lieber etwas mehr Zeit auf, um mehr zum Zustand des Busses zu recherchieren. Auch, um Preise zu vergleichen. Wir haben leider etwas zu viel bezahlt und mussten dann noch einiges reparieren, was echt teuer war.“
Es macht also definitiv Sinn, direkt etwas mehr für ein besseres Fahrzeug auszugeben. „Oder für ein gutes Angebot einfach etwas weiter zu fahren“, fügt Heather hinzu. Ich mache Augen wie Untertassen. Noch weiter? Der Europäer schweigt hierzu.
Alles selbstgemacht im Vicaribus!
Der Vicaribus besitzt einen T444E Diesel Motor, hat fünf Fenster auf jeder Seite und etwa 11 Quadratmeter Wohnfläche. Für fünf verschiedene Räume. Das ist echtes Tiny Living! Doch Heather und Nick haben nichts dem Zufall überlassen und unendlich viele Grundrisse auf kleinen Zetteln gezeichnet. Man merkt den beiden an, dass sie mit Herzblut dabei sind. Fast alle Einrichtungsgegenstände haben sie selbst gezimmert und individuell angepasst. „Wir hatten genaue Vorstellungen“, sagt Heather. „Wir wollten ein Bett, einen Loungebereich, einen Arbeitsbereich, ein Bad und eine Küche. Die sollte meiner Meinung nach so groß wie möglich werden.“
„Der erste Arbeitsschritt ist noch einfach“, berichtet Nick und schmunzelt. „Abriss!“
Boden, Wände, die Decke und die schlechte Isolierung müssen rausgerissen und umgebaut werden. „Als nächstes haben wir unzählige Löcher gebohrt. Für spätere Leitungen. Gas, Strom, Belüftung, Wasser.”
In der Stromversorgung entschied sich das Paar, den Vicaribus mit Solarpalneelen auszustatten. „Wir wollten keinen Lärm, keinen Qualm und kein Gas“, sagt Heather fest. Also schimmern nun dunkelblaue Solarplatten auf dem Dach des Busses in der Sonne. Kombiniert mit einer zusätzlichen Lithium-Eisenphosphat Batterie. „Denn blöderweise scheint die Sonne ja nicht 24 Stunden lang, sondern geht auch mal unter“, scherzt Heather.
Die Inneneinrichtung des Vicaribus
Den Innenraum haben die beiden in Schlafzimmer, Küche, Bad und Wohnbereich aufgeteilt. In der Küche gibt es einen Herd mit Glasplatte, sodass man ihn auch als Arbeitsbereich nutzen kann, eine Spüle und einen Kühlschrank in einer Schublade zum Aufziehen. Raum-Management ist alles im Vicaribus! Fließendes Wasser kommt aus einem Tank unter dem Bus und wird mit einer Pumpe ins Innere geleitet. Wichtig war vor allem für Heather eine Dusche. Allerdings ist das „Bad” am Ende bloß 64 Quadratzentimeter klein. Weil Heather so eine große Küche haben wollte. Es geht nicht alles!
Schließlich installiert Nick eine Komposttoilette in der Dusche. „Jetzt muss man halt auf dem Klo sitzen, wenn man duscht“, fügt er hinzu. Dazu kommt mir spontan der Spruch „Das Angenehme mit dem Nützlichen verbinden“ in den Sinn. Aber nur ganz kurz. Für die Toilette haben die Amerikaner noch einen Tipp: „Wir benutzen Kokosnussfaser zum Kompostieren und haben herausgefunden, dass eine Tasse von destilliertem Essig als Zusatz sehr gut gegen Geruch hilft!“
Dachterrasse auf umgebautem Bus
Neben Schlaf- und Wohnzimmer mit gemütlicher, selbstgebauter Couch und Queensize-Bett (selbstgezimmert natürlich!) besitzt der Vicaribus noch ein besonderes Highlight: eine Dachterrasse. „Nach einigen ernsthaften Diskussionen, haben wir entschieden, noch mehr Geld aus dem Fenster zu werfen und graue Holzplatten zu kaufen, die perfekt zur Inneneinrichtung passen.“
Seit April 2018 sind Heather, Nick und Miles nun gemeinsam in ihrem Reisebus unterwegs. Sie sind 22.000 Kilometer gefahren und haben bereits unendlich viele Abenteuer an der Westküste der USA erlebt. Ihre Routen und Geschichten könnt ihr auf ihrem Blog vicarib.us verfolgen. Ganz wunderbar ist auch der Conversion Guide, den die beiden dort allen kostenlos und detailliert zur Verfügung stellen, die selbst überlegen, ein Fahrzeug umzubauen. Nur falls jetzt jemand große Lust bekommen hat, Hammer und Säge rauszuholen.
Fotos (c): www.vicarib.us

War schon immer eher Pippi Langstrumpf als Annika. Arbeitet als freie Texterin und Fotografin bei Zeilenaufbruch und liebt Roadtrips überall auf der Welt.
Lieblingsspots: USA und Südeuropa.
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