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Mann mit einem Muli, Kommunikative Menschen in Griechenland

9 Tipps, um in Griechenland nicht ins Fettnäpfchen zu treten

Im Urlaubsland näheren Kontakt mit den Einheimischen zu bekommen, das mag ich unglaublich gerne. Sie kennen oft nicht nur Insidertipps für Ausflüge oder Einkaufsmöglichkeiten, sondern die Gespräche mit ihnen vermitteln mir auch ein authentisches Lebensgefühl. Aber worauf solltest du im Umgang mit Griechen achten? Was empfinden sie als total unhöflich und was ist sogar verboten?

Nach vielen Jahren reisen durch Griechenland stelle ich heute die beliebtesten Fettnäpfchen vor und gebe dir Tipps, wie du diese vermeidest.

Reiseknigge für Griechenland

1. Immer mit der Ruhe

Ich fange mit dem wohl wichtigsten Punkt an, der in Griechenland für Unmut sorgen kann: Hektik. Das ist etwas, das die entspannten Griechen überhaupt nicht leiden können. Ihr Motto lautet „Siga, siga“, was so viel bedeutet wie „langsam, langsam“. Wenn es an der Kasse etwas länger dauert, regt sich hier niemand auf. Und auch nicht, wenn wir mit unserem Oldtimerbus in gemächlichen 30k m/h auf der Schnellstraße den Verkehr ausbremsen. Eile und Stress sind ungesund, da sind sich die Griechen einig. Wann genau kommt der Bus? Irgendwann zwischen zwei und drei Uhr. Wann wird die Dusche repariert? Irgendwann zwischen Dienstag und Freitag. Macht es den Griechen gleich und geht es ruhig an. Sich darüber aufzuregen, dass hier alles so langsam ist, wäre grundverkehrt und führt bloß zu … Stress.

2. Mittagspause

Passend zur Einstellung – die Dinge langsam anzugehen – gehört auch eine ausgedehnte Mittagspause. In den Sommermonaten kann es in Griechenland mit über 40 Grad bullenheiß werden. Da macht es absolut Sinn, die Mittagszeit zur Erholung zu nutzen und dafür abends wieder aufzuleben. Zwischen 14.00 und 17.00 Uhr halten die meisten Griechen ihre Siesta. Zu dieser Zeit haben auch die Geschäfte geschlossen. Anrufe oder Besuche solltest du auf die Zeit vorher oder nachher legen.

3. Die passende Kleidung 

Wer im Wohnmobil unterwegs ist, kleidet sich meistens leger. Das ist auch vollkommen in Ordnung, nur nicht in allen Lebensbereichen Griechenlands. Hier gehört es zum guten Ton, sich beim Essengehen in einem Restaurant angemessen anzuziehen. Für Männer bedeutet das, eine lange Hose zu tragen. Natürlich haben sich Touristenorte an den Anblick halbnackter Männerbeine am Esstisch gewöhnt, dennoch legen die Griechen beim Ausgehen Wert auf gutes Aussehen. Wer nicht auf den ersten Blick als Touri erkannt werden möchte, wirft sich einfach ein klein wenig in Schale.

Das Gleiche gilt auch für den Besuch einer Kirche oder eines Klosters. Hier sind die Vorschriften für Männer zwar weniger strikt wie für Frauen, aber kurze Shorts und Badeschuhe sind trotzdem ein NoGo. Frauen müssen von den Schultern bis über die Knie bedeckt sein. Auch die Oberarme dürfen nicht frei gezeigt werden. Hosen sind tabu, aber auch ohne (eigenen) Rock ist der Besuch einer kirchlichen Einrichtung möglich: In der Regel steht im Eingangsbereich ein Korb mit Tüchern, mit denen man sich bedecken kann. Nicht hübsch, aber praktisch.

4. Feuer

So romantisch ein Lagerfeuer am Strand auch sein mag, es ist absolut verboten. In Griechenland herrscht durch die Trockenheit extrem hohe Waldbrandgefahr. Ist so ein Brand einmal ausgebrochen, richtet er meistens große Schäden an und lässt sich so schnell auch nicht mehr löschen. Heiße Grillkohle achtlos irgendwo hinzukippen oder eine Zigarettenkippe wegzuwerfen, zählen ebenfalls zu den Dingen, die du keinesfalls machen solltest. 

5. Smalltalk: Bitte keine Politik!

Viele Griechen sprechen Englisch oder sogar Deutsch. Das macht es einfach, mit ihnen ins Gespräch zu kommen und ein Schwätzchen zu halten. Erleichtert wird es noch dadurch, dass die Griechen sehr kontaktfreudig sind. Ob beim Bäcker oder an der Tankstelle, eine kurze Unterhaltung entsteht schneller als du denkst. Dabei gibt es ein paar Themen, die du großräumig umschiffen solltest, zum Beispiel Politik. Es kann durchaus vorkommen, dass die Griechen das Gespräch auf dieses Thema bringen. Am besten ist es dann, die Unterhaltung freundlich in eine andere Richtung zu lenken. Weitaus unverfänglicher sind zum Beispiel die spannende Kultur und Geschichte Griechenlands. Einem Griechen schmeichelt es aber auch sehr, wenn du einfach die Schönheit des Landes oder das köstliche Essen ansprichst. Und wenn dir gar nichts einfällt, dann kann immer noch das Wetter herhalten.

6. Eine Rechnung für alle

Genau wie in Spanien ist es auch in Griechenland üblich, dass beim Essengehen eine einzige Rechnung für den ganzen Tisch ausgestellt wird. Oft übernimmt eine Person den gesamten Betrag, beim nächsten Mal ist ein anderer dran. Wenn dennoch eine getrennte Rechnung gewünscht ist, sollte man dies der Bedienung bereits am Anfang mitteilen. Trinkgeld zu geben, gehört in Tavernen und Restaurants dazu. 5 Prozent des Rechnungsbetrags sind dabei vollkommen in Ordnung.

7. Wer hat von meinem Teller gegessen?

Jeder bestellt im Restaurant sein eigenes Gericht? Das löst bei den Griechen eher Kopfschütteln aus. Hier wird alles Mögliche geordert, von dem sich jeder der Anwesenden bedient. Salat und Pommes gehören in der Regel dazu. Alle weiteren Gerichte landen verteilt auf dem Tisch und dann können alle zugreifen. Auf diese Weise ist das gemeinsame Essen lebendig und kommunikativ.

8. Abräume, bitte!

Passend zum vorherigen Punkt geht es mit dem Abräumen des Tischs im Restaurant weiter. Die Griechen lieben es, lange zusammenzusitzen, genüsslich zu essen und zu trinken. Vielleicht möchte jemand im Laufe des Abends noch etwas von den Pommes essen, auch wenn sie kalt sind. Deshalb wird der Tisch vom Kellner erst abgeräumt, wenn die Gäste weg sind. Ich erlebe es oft, dass dies von ausländischen Besuchern missverstanden wird und sie es als Faulheit oder Ignoranz der Servicekräfte interpretieren. Es ist jedoch einfach eine griechische Eigenheit und es gilt als unhöflich, den Tisch abzuräumen, wenn dort noch Gäste sitzen. Also zurück zum ersten Punkt: immer mit der Ruhe!

9. Freistehen

Obwohl das Freistehen in Griechenland offiziell verboten ist, stellt es in der Realität selten ein Problem dar. Oft ist es auch möglich, auf dem Parkplatz einer Taverne zu übernachten. Manche bieten dies sogar offiziell an. Wenn du davon Gebrauch machen möchtest, sollte es eine Selbstverständlichkeit sein, dort auch etwas zu konsumieren. Das muss kein 10-Gänge-Menü sein, eine Kleinigkeit reicht bereits aus. Alles andere wäre wirklich unhöflich und somit ein weiteres Fettnäpfchen, das man leicht umgehen kann.

Ein letzter Tipp zum Schluss:

Das griechische Wort für „ja“ lautet „naí“ und wird „nä“ gesprochen. Wer also meint, mit einem „nee“ etwas ablehnen zu können, braucht sich nicht wundern, wenn er genau das trotzdem bekommt. Da hilft nur, das Wort für „nein“ zu lernen und das heißt „ochi“, gesprochen mit einem weichen „ch“.

Fotos: (c) Nima Ashoff

Dieser Beitrag hat 5 Kommentare

  1. Sehr interessante Tips da wir uns im Moment sehr mit Grichenland beschäftigen um unseren Lebensabend in Grichenland zu verbringen
    Liebe Grüße Jo & Hanna

  2. Das mit der Politik halte ich für Quatsch. Das gilt einerseits doch für die ganze Welt, dass man besser nicht mit der Tür ins Haus fällt und direkt zu den ernsten Themen kommt. Insofern ist Politik auch niemals Smalltalk, sondern immer Real Talk. Andererseits kann ein Austausch gerade darüber doch sehr erhellend sein. Auch in Griechenland. Und dass man bei Real Talk sensibel vorgehen muss versteht sich doch von selbst.

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