Auch in der Campingbranche spielt Elektromobilität eine immer größere Rolle. Ziel ist es, Mobilität möglichst…

Schwarz, elektrisch, spacy: die E-Geländewagen von Bollinger
Der Schlamm spritzt, die tarnfarbene Abdeckung auf der Ladefläche ist voller Sand und irgendwas knarzt schon eine ganze Weile lang. So stellen wir uns Touren im Geländewagen vor, oder? Woran wir nicht denken, ist ein schwarzer, kastenförmiger Wagen mit spiegelnden Fenstern, der schnurrend von null auf hundert in unter fünf Sekunden schießt. Die neuen, vollelektrischen Offroad-Fahrzeuge von Bollinger Motors brechen mit Klischees und setzen ein Ausrufezeichen am Markt der E-Autos.
Doch bevor die Euphorie über die James-Bond-Schlitten überhand nimmt, gleich schon einmal vorweg: Bisher sind die Fahrzeuge B1 und B2 nur Beta-Prototypen. Die Serienfertigung ist für 2021 geplant. Und der Preis liegt bei einem kleinen Einfamilienhaus. Trotzdem sind die Glanzkarossen einen zweiten Blick wert. Besonders, weil sie im Gegensatz zu den ganzen City-SUVs mehr können, als bloß von der Garage zum Supermarkt fahren und dabei 20 Liter Sprit verbrauchen.
Reine Elektro-Geländewagen
Die Bollinger B1 und B2 sind nämlich reine Elektrofahrzeuge. Keine Hybriden, keine Androiden, keine Vulkanier. Beide Versionen haben vier Sitze, die einzeln entfernt werden können, Allradantrieb und eine Bodenfreiheit von 38 Zentimetern, die ihr auf 50 Zentimeter erhöhen könnt, wenn ihr im Dschungel mal über eine besonders dicke Boa Constrictor hinwegfahren wollt.
Der Bollinger B1 ist ein geschlossener Geländewagen, der B2 hat eine Ladefläche. Ansonsten ist vieles beim Grundkonzept der beiden Fahrzeugtypen gleich. Die Geländefahrzeuge wiegen rund 2,2 Tonnen bei einer maximalen Zuladung von 2,4 Tonnen. Die Anhängelast darf bis zu 3,4 Tonnen betragen. Nur, falls ihr besorgt wart, ob ihr euren niederländischen Faltcaravan mitnehmen könnt.
Der Bollinger B1 ist 4,30 Meter lang und 1,95 Meter breit. Der Bollinger B2 mit 5,20 Metern Länge etwas größer. Seine Ladefläche ist 1,80 Meter lang und kann durch den Umbau von Sitzen auf 2,40 Meter erweitert werden. Falls ihr mal eine Giraffe transportieren müsst, gibt es für besonders lange Transportgegenstände auch eine Durchreiche.
Das Chassis der Fahrzeuge besteht aus Aluminium, der Unterboden ist voll verkleidet und auf die Felgen hat Bollinger Geländegummis gezogen. Die meinen das ernst mit der Safari.
Genauso ernst wie mit dem Elektroantrieb.
Elektroantrieb: 160 Stundenkilometer mit dem Bollinger
Der Antrieb besteht aus zwei Motoren, die an den Achsen montiert sind, und einem Zweigang-Getriebe mit klassischen Antriebswellen. 614 PS können so freigesetzt werden. „Von null auf hundert in deutlich unter fünf Sekunden“, erklärt Bollinger. „Und dann weiter rauf bis zu einer Spitzengeschwindigkeit von einhundert Meilen.“ Natürlich hat das US-amerikanische Unternehmen keine Ahnung von Stundenkilometern aber das wären dann 160 km/h. Nicht schlecht.
Doch steht man damit nicht im Zweifel nach fünfzig Kilometern wieder zehn Stunden lang an irgendeiner Ladesäule? Nach Aussage von Bollinger nicht. Die Batterie stellt 120 Kilowatt zur Verfügung, die für 320 Kilometer reichen. Und das Aufladen dauert „im Idealfall“ nur 75 Minuten. „Idealfall“ bedeutet, dass über CCS geladen werden kann. CCS steht für ein kombiniertes Ladesystem, das sowohl Gleichstrom als auch Wechselstrom verarbeiten kann.
Von Innen sind die Geländewagen spartanisch. Nur das Notwendigste ist da, um das Gewicht gering zu halten. Nicht einmal Verkleidungen und Dämmung gibt es. Könnte beim Schlafen nachts also kalte Füße geben. Zu warm wird es allerdings nicht, denn eine Klimaanlage gibt es dann doch. Außerdem sechs 110-Volt-Anschlüsse und Bluetooth. Wer immer noch friert, kann optional eine Sitzheizung dazubekommen. Auch sonst ist das von außen spacy aussehende Fahrzeug von Bollinger keine digitale Offenbarung. Im Vergleich zu manchen futuristischen Wohnmobilen gibt es hier bloß drei analoge Messinstrumente für Geschwindigkeit, Drehzahl und Batterie. Alle Knöpfe bestehen aus Metall.
Bollinger Elektrofahrzeuge bisher nur Prototypen
Die Bollinger B1 und B2 sind aktuell nur Prototypen. Es kann also noch Veränderungen geben, bis sie 2021 in Serie gehen sollen. Vermutlich mit erst einmal eintausend Fahrzeugen pro Jahr. Die Kosten belaufen sich bei beiden Geländewagen auf ungefähr je 110.000 Euro. Damit ist diese Elektro-Innovation leider wieder einmal nur etwas für eine Minderheit mit großem Geldbeutel. Schade.
Das amerikanische Unternehmen Bollinger arbeitet von Detroit aus und verspricht den Bau elektrischer Trucks „sauber, simpel und für die Ewigkeit“. „Unser Traum war es von Anfang an, etwas zu bauen, dass es noch nicht gibt“, erklärt die Firma. „Unsere Mission ist es, die Fahrzeuge lokal herzustellen aber mit ihnen weltweit Einfluss zu nehmen.“ Wir werden es sehen. Vielleicht ja im kommenden Jahr.
Fotos (c): Bollinger

War schon immer eher Pippi Langstrumpf als Annika. Arbeitet als freie Texterin und Fotografin bei Zeilenaufbruch und liebt Roadtrips überall auf der Welt.
Lieblingsspots: USA und Südeuropa.
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