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Plakette Gasprüfung - Pflicht vorübergehend ausgesetzt

Pflicht zur Gasprüfung für Wohnmobile und Wohnwagen bleibt außer Kraft – Neuerungen für 2022 im Überblick

Die Gasprüfpflicht für Freizeitfahrzeuge ist seit Anfang 2020 ausgesetzt und sollte zum 1. Januar 2023 unter neuen Vorzeichen wieder in Kraft treten. Als Grund für die Aussetzung nannte das Bundesverkehrsministerium (BVMI) damals, dass es für eine offizielle Überprüfung an kalibrierten Messinstrumenten fehle und daher ein genaues Messergebnis nicht sicherzustellen sei. Nun hat das BMVI die Gasprüfpflicht für Wohnmobile zum Bestehen der Hauptuntersuchung (auch HU oder umgangssprachlich „TÜV“ genannt) ab 1. April 2022 komplett abgeschafft. In unserem Podcast mit Andreas Irmer, Inhaber von autarker.de und Gassachkundiger, haben wir über die aktuellen Regelungen und mögliche Auswirkungen gesprochen. Im Text weiter unten findest du alle Neuerungen für 2022 nochmals zum Nachlesen zusammengefasst.

Wie war die Gasprüfungspflicht bisher geregelt?

Jedes Freizeitfahrzeug, ob Reisemobil, Caravan oder Campervan, das eine Flüssiggasanlage an Bord hat, verließ bislang das Herstellerwerk mit einem Prüfbuch und einer Prüfplakette. Damit wurde dokumentiert, dass die Gasanlage dicht ist und technisch einwandfrei funktioniert. Schließlich versorgt der Brennstoff aus der Gasflasche oder dem -tank wichtige Geräte im Innenraum, also Herd und Backofen, Kühlschrank, Heizung und Warmwasserboiler. Damit die Gasanlage auch im laufenden Betrieb funktioniert und keine Gefahr von ihr ausgehen kann, gehörte es zur Pflicht des Eigentümers die Anlage im zweijährigen Rhythmus überprüfen und die Ergebnisse im Prüfbuch eintragen, bzw. bestätigen zu lassen. Dies konnte man in zertifizierten Händler- und anderen Fachwerkstätten ebenso durchführen lassen wie bei  Prüforganisationen wie TÜV, DEKRA, GTÜ, KÜS usw. Für die bisherige Regelung war der Deutscher Verband Flüssiggas (DVFG) zuständig, doch wie Andreas Irmer im Interview sagt, wurde die Aufgabe zur Gasprüfung vom Gesetzgeber nie offiziell ausgesprochen. Daher rühren auch die unterschiedlichen Auffassungen der einzelnen Prüforganisationen. Bis Ende 2019 musste ein Wohnmobil, das zur Hauptuntersuchung bei einer Prüforganisation vorgefahren wurde, eine aktuelle Prüfplakette als Nachweis der bestandenen Gasprüfung besitzen. Das Fehlen dieses Nachweises als schwerwiegender Mangel bewertet und die Zuteilung der HU-Plakette verweigert. Etwas großzügiger wurde bei den Wohnwagen verfahren. Hier führte die fehlende Gasprüfung zumindest nicht soweit, dass man die HU nicht bestand.

Wie geht es jetzt weiter?

Derzeit berät das BMVI in seinen Ausschüssen, wie die Gasprüfung in Zukunft konkret aussehen könnte. Doch eines ist schon heute ziemlich sicher: So dicht wie bisher wird das Netz der Stellen, an denen Gasprüfungen vorgenommen werden können, nicht mehr gesponnen sein. Denn eine Lösung mit regelmäßig kalibrierten Messgeräten wird für die Gasprüfer voraussichtlich immense Kosten verursachen. Kleinere Werkstätten mit unregelmäßigen Gasprüfungsaufträgen werden das wohl nicht mehr stemmen können. Gleichzeitig darf man sich vermutlich auch auf steigende Gebühren freuen, die mit den neuen messtechnischen Lösungen einhergehen.

Soll ich trotzdem eine Gasprüfung machen lassen?

Auch wenn ab 1. April dieses Jahres die Gasprüfpflicht für das Bestehen der HU definitiv vom Tisch ist – schon aus eigenem Interesse solltest du dennoch die Gasprüfung auch weiterhin alle zwei Jahre durchführen lassen, um dich und deine Mitfahrenden zu schützen. Schließlich kann Flüssiggas bei technischen Defekten eine Gefahr für Leib und Leben darstellen. Außerdem verlangten zahlreiche Campingplatzbetreiber bislang die Vorlage des Prüfbuches beim Einchecken. Es ist davon auszugehen, dass auch in Zukunft ein Nachweis über eine gültige Gasprüfung verlangt wird. Hinzu kommt, dass deine Versicherung im Schadensfall Probleme machen kann, wenn keine Gasprüfung durchgeführt wurde. Für die Gasprüfung nach dem DVGW-Arbeitsblatt G 607 kannst du dich wie gewohnt bei den bekannten Stellen, also  TÜV, DEKRA, GTÜ oder KÜS sowie bei zertifizierten Hersteller- und Fachwerkstätten anmelden. Bei den Werkstätten hast du den Vorteil, dass du einen eventuell vorhandenen Schaden gleich vor Ort reparieren lassen kannst und dein Fahrzeug nicht erneut vorführen musst. Das spart am Ende auch unnötige Kosten.

Wie kann ich mein Fahrzeug auf die Gasprüfung vorbereiten?

Um dein Wohnmobil oder deinen Wohnwagen auf die Gasprüfung vorzubereiten, solltest du vor dem Termin deine Gasgeräte einfach mal ausprobieren und schauen, ob alles einwandfrei funktioniert: Zünde alle Kochstellen deines Herds und ggf. den Backofen und lasse sie einige Minuten brennen. Dann wiederholst du diesen Vorgang bei der Heizung und ggf. der Therme und lässt auch den Kühlschrank mal im Gasbetrieb laufen. Außerdem ist ein Blick auf Halterungen, Dichtungen und Lüftungsöffnungen (vor allem im Gaskasten) sinnvoll. Sitzt alles an Ort und Stelle, sind Druckminderer und Schläuche jünger als 10 Jahre, kannst du offensichtliche Schäden erkennen? Wenn hier alles OK ist und die Geräte einwandfrei laufen, steht der Vorführung zur Gasprüfung nichts im Wege. Da ab April dieses Jahres auch unabhängige Prüfinstitutionen die Überprüfung vornehmen können, solltest du bei den Anbietern in deiner Wohnortnähe die Preise abfragen und vergleichen – denn hier gibt es durchaus Unterschiede. Der Deutsche Verband Flüssiggas e.V. (DVFG) stellt auf seiner Homepage die Standorte der zertifizierten Fachbetriebe zur Verfügung.

Experten im Podcast zum Thema „Gasprüfung – neue Regelungen 2022“

In unserem Podcast haben Nele und Sebastian den Experten Andreas, von autarker.de zu Gast, mit dem sie das Thema „Gasprüfung – neue Regelungen 2022“ ausführlich beleuchtet. Ihr erfahrt die wichtigsten Infos. Hör doch mal rein:

Dieser Beitrag hat einen Kommentar

  1. Wer glaubt dass die Gasprüfung 2023 dann unter 300€zu haben ist wird sich gewaltig täuschen. Allein an der Sachkunde der Prüfer liegt es mit si cherheit nicht. Die Wirtschaft will kalibrierte

    und geeichte Prüfmittel verkaufen. Dass das Level dazu hochgehalten wird sorgt die DAkkS.
    Ja, vermutlich 300€ mit Tendenz zu mehr

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