Mitte April, Anfang Mai ist es wieder soweit: Die Apfel- und Birnenbäume im Lallinger Winkel…

Geheimt(r)ipps Deutschland – Frankenhöhe: Eine Campingtour abseits der Ferienrouten
Campen macht Spaß. Das Leben unter freiem Himmel, aktiv oder entspannt die Menschen, die Natur oder Kultur eines Landes kennen und lieben lernen, das hat schon was. Ganz abgesehen von der Unabhängigkeit, die wohl nur eine der schönsten Urlaubsformen zu bieten hat. Doch an den sogenannten „Urlaubs-Hotspots“ oder entlang der bekannten Ferienstraßen kann es mitunter ganz schön voll werden. Gleichgültig, ob du mit Zelt, Caravan oder Wohnmobil unterwegs bist. Entspannung suchen wir doch alle für die „schönste Zeit des Jahres“.
Wir haben uns daher auf die Suche gemacht nach Touren, die auch abseits der Ferienregionen eine Reise wert sind. Ausgangspunkte für die Ausflüge sind örtliche Camping- und/oder Reisemobilstellplätze. Sie werden sozusagen als Basislager genutzt, damit du die Region in ein oder zwei Tagen für dich entdecken kannst. Und eines können wir dir schon jetzt versprechen: Unsere Geheimtipps sind sehr abwechslungsreich. Von der kulturellen Sehenswürdigkeit über Naturerlebnisse bis hin zu aktiver Freizeitbeschäftigung reichen die Tipps, die wir in loser Serie quer durch Deutschland zusammengestellt haben. Lass dich überraschen.
Ein Landstrich voller Gegensätze: Die Frankenhöhe
Beginnen wir mit dem Naturpark Frankenhöhe, dem Bergrücken zwischen Bayern und Baden-Württemberg. Er gibt sich mal herb und rau, mal sanft und harmonisch – je nachdem, ob du in den anmutigen Flusstälern oder auf den steilen Hängen im Westen und Norden unterwegs bist. Unweit von Rothenburg ob der Tauber an der Romantischen Straße, dort wo der „Tourismus tobt“, findest du östlich davon unberührte Dörfer und heimelige Städte und eine landschaftliche Vielfalt, die ohne weiteres mit einer Ferienregion mithalten kann.
Die Anreise erfolgt über die A7, Ausfahrt Bad Windsheim, oder die A6, Ausfahrt Aurach.
Start und Ziel für Reisemobilisten: Bad Windsheim
- Wohnmobilstellplatz am Fränkischen Freiland Museum: Hier steht ein einfach gehaltener Platz mit einer Rasenfläche unter Obstbäumen für etwa 35 Reisemobile zur Verfügung.
- Phoenix Reisemobilhafen zwischen Frankentherme und Kurpark: Wohnmobilisten finden hier einen terrassenförmig angelegten Platz für 110 Mobile, asphaltierte Fahrwege und zwei Sanitärgebäude.
Start und Ziel für Caravaner und Zeltenthusiasten
- Campingplatz Frankenhöhe in Schillingsfürst inmitten der Wälder des Naturparks Frankenhöhe. Ausgestattet mit Kinderspielplatz und -wiese sowie Kiosk und Restaurant.
- Mohrenhof Franken GmbH & Co. KG in 91608 Geslau direkt am platzeigenen Badesee und der mit einem ausgezeichneten Freizeitprogramm wie Bogenschießen, Wakeboarding und Adventuregolf seine Aufwartung macht.
Bei den Rundfahrten nutzen wir Neben- und Seitenstraßen, auf denen es manchmal eng wird und hin und wieder etwas holprig zugeht. Beachte das bitte, wenn du mit einem größeren Wohnmobil unterwegs bist. Zwischen jeweils 60 und 80 km spulst du auf den Tages-Rundfahrten ab, sodass du den Tag ganz gemütlich angehen lassen kannst und genügend Zeit hast, dir alles in Ruhe anzusehen.
1. Tag Rundfahrt Frankrenhöhe
Zunächst geht es vom Stellplatz oder Campingplatz nach Schillingsfürst. Hoch über der alten Residenzstadt thront das gleichnamige Schloss. Anfang des 18. Jh. erbaut, diente es als Sitz der Fürsten und Grafen zu Hohenlohe-Schillingsfürst. Noch heute werden Teile des Anwesens von dem Adelsgeschlecht bewohnt. Das Museum im Schloss bietet dem Besucher einen Einblick in das fürstliche Leben in früheren Zeiten. Im Falknereimuseum wird die Geschichte der Jagd mit Greifvögeln lebendig. Während der Sommermonate von März bis September kannst du den Falknern:innen bei den Flugvorführungen zuschauen und in den Volieren findest du fast alle europäischen Greifvogelarten vereint.
Fotos: © Schillingsfürst Touristinfo
Als einzigartiges technisches Denkmal kann man die Ochsentretanlage nur unweit des Schlosses besichtigen. Um 1702 wurde in dem Pumpwerk, das von Ochsen angetrieben wurde, das Trinkwasser für das Schloss in einen Turm gefüllt. Von dort versorgten hölzerne Wasserleitungen das Anwesen mit dem notwendigen Nass.
Die nächste Etappe ist Windelsbach. Das beschauliche Dorf nahe der Altmühlquelle liegt inmitten von Wäldern und Feldern. Dort solltest du einen Abstecher in die Chorturmkirche St. Martin machen, die im 13. Jh. erbaut wurde. Sehenswert ist auch die Werkstatt des letzten Kammmachers Deutschlands. In dem Atelier lässt sich der Meister bei der Anfertigung von Holzkämmen gerne über die Schulter schauen.
Foto: © bayern.erleben / Tobias Gerber
Von Windelsbach führt der Weg weiter in den Markt Colmberg. Die Altmühl ist hier malerisch von Erlen umsäumt. Auch hier empfängt dich der Anblick einer Hohenzollernburg, die heute ein gehobenes Hotel mit Restaurant beherbergt. Dennoch solltest du dir den herrlichen Ausblick nicht entgehen lassen, den du vom Burghof über das obere Altmühltal geniesst.
Mit Preisen überhäuft wurde das kleine Dorf Häslabronn. An dem alten Pilgerweg, dem „Mittelfränkischen Jakobsweg“ gelegen, präsentiert sich das einmalige Dorfensemble mit Fachwerkhäusern, Bauerngärten, gepflasterten Hofeinfahrten und einem Dorfplatz mit einer Jahrhunderte alten Linde. In Häslabronn fühlt sich der Besucher in eine längst vergessen geglaubte Zeit versetzt.
Foto: © Schillingsfürst Touristinfo
Auf deinem Weg nach Leutershausen kommst du an dem kleinen Dorf Jochsberg vorbei. Lege auch hier noch einen Halt ein, denn das Sandsteinportal vor der Patronatskirche St. Mauritius zählt zu einem in Süddeutschland seltenen Baudenkmal. Zum Abschluss deines Abstechers lohnt sich der Besuch in dem über 350 Jahre alten Brauereigasthof Reindler. Hier wirst du mit fränkischen Schmankerln, Wein und frisch gebrautem Bier verwöhnt.
Fotos: © bayern.erleben / Tobias Gerber
Die letzte Station deines Tagesausflugs ist das 1000 Jahre alte Städtchen Leutershausen am Oberlauf der Altmühl. Markant präsentiert sich hier die mittelalterliche Stadtbefestigung mit einem Oberen und einem Unteren Tor. Im Alten Landgericht der Stadt ist das Flugpionier-Gustav-Weißkopf-Museum untergebracht. Der hier im Jahr 1874 geborene Flugpionier flog – schon drei Jahre vor den Brüdern Wright – das erste motorisierte Fluggerät. Im Museum ist ein Nachbau seines flugfähigen Tauben-Schiff-Flugzeugs zu bewundern. Vor der Stadtmauer findest du eines der letzten Flussfreibäder Bayerns: Das Altmühlflussbad lädt an heißen Sommertagen zu einem Sprung ins kühle Nass ein, bevor du deine Rückfahrt in deine Campingdestination antrittst.
2. Tag Rundfahrt Frankrenhöhe
Den zweiten Tag beginnen wir in Bad Windsheim. Mit ihren Heil- und Solwasserquellen ist die Stadt das einzige Heilbad Mittelfrankens. Altfränkische Fachwerkhäuser, prächtige historische Gebäude wie das imposante Rathaus mit einem Laubengang aus dem 18. Jh. oder die spätgotische Stadtkirche versetzen dich in die reichsstädtische Vergangenheit.
Auf 40 Hektar dokumentiert das Fränkische Freilandmuseum das Leben auf dem Land: Bauernhäuser und Gehöfte aus dem 14. bis 20 Jh. wurden aus dem gesamten fränkischen Raum hier originalgetreu wieder aufgebaut. Hinter dieser geschichtsträchtigen Kulisse erwecken die Vorführungen alter Handwerker die Geschichte wieder zum Leben – Handwerkskunst und Landtechnik unserer Vorfahren zum Anfassen.
Foto: © bayern.erleben / Florian Trykowski
Auf dem Weg zu unserer nächsten Station, dem Luftkurort Wildbad, legen wir in Marktbergel eine Pause ein. Für die Anstrengungen der etwa 45 Minuten dauernden Wanderung auf den 504 Meter hoch gelegenen Petersberg wirst du mit einer malerischen Aussicht belohnt.
Mit schwefelhaltigen Quellen, in denen vor 1.000 Jahren schon Kaiser, Könige und Fürsten wohltuende Bäder genommen haben, wartet der Burgbernheimer Stadtteil Wildbad auf. Der Ort liegt inmitten eines dichten Waldes romantisch in einer Schlucht und bietet u.a. einen Wanderweg zum Burgbernheimer Hirschteich, der als Ursprung der Altmühl gilt.
Einem Märchenschloss gleich, thront die Deutschherren-Ordensburg Virnsberg bei Flachslanden auf einer Anhöhe. In den von Streuobstwiesen umgebenden Ortschaften rund um die Burg künden Ordenswappen an den Zehntscheunen von der Macht, die der Orden hier einst ausübte.
Foto: © bayern.erleben / Florian Trykowski
Auf einer alten Handelsstraße verläuft die weitere Route nach Rügland. Eingebettet in das Tal der Mettlach liegt die kleine Gemeinde. Hier ist das Wasserschloss aus dem 18. Jh. sehenswert, das im Besitz der Adelsfamilie Crailsheim ist. Direkt daneben bietet sich noch die Margarethenkirche, die 1754 erbaut wurde, für einen Abstecher an, sind doch auf den Emporen der Kirche 44 vielbeachtete Darstellungen aus dem Evangelium zu bewundern.
Von Rügland geht es nun noch wenige Kilometer weiter in östlicher Richtung nach Dietenhofen. Neben der Ruine des Wasserschlosses Leonrod, das 1651 abgebrannt ist, ist das Herpa-Museum „World of Motion“ sehenswert. Der „größte Automobilhersteller im kleinen Maßstab“ bietet hier eine Miniaturwelt mit vielen Ausstellungsmustern in den Bereichen Cars, Trucks und Wings, wechselnden Sonderausstellungen und technischen Ausstellungsobjekten und damit eine Augenweide für große und kleine Modellbauer.
In Obernzenn schließlich, wartet eine mittelalterliche Schlossanlage mit einem Roten und einem Blauen Schloss. Die beiden Barockbauen sind durch ein Tor miteinander verbunden. Eine gusseiserne Brücke, die dem Garten des Blauen Schlosses vorgelagert ist, überspannt einen Graben. Diese 1747 gefertigte Brücke zählt zu den ersten Eisenkonstruktionen dieser Art in Deutschland. Nur einen Kilometer vom Ort entfernt, liegt tief im Wald verborgen, die Fingalshöhle. In dem etwa 30 Meter tiefen Sandsteinbruch entdeckt man kunstvolle Inschriften einer Adelsfamilie sowie in Stein gemeißelte Namen und kleine Kunstwerke von Soldaten des Dreißigjährigen Krieges, die den Sandsteinbruch als Feldlager genutzt hatten.
Auf große und kleine Wasserratten wartet der Obernzenner See, der zu Spiel, Spaß und Entspannung einlädt. Auf dem über 30 Hektar großen Freizeitgelände ist die Ferienidylle perfekt: Segeln, Surfen und Badevergnügen für die ganze Familie. Spielplatz, Tischtennis, Volleyball runden das Freizeitvergnügen ab. An verträumten Stellen findet aber auch der Angelfreund Muse.
Foto: © bayern.erleben / Peter von Felbert
Auf dem Rückweg in deine Campingdestination liegt zu guter Letzt noch Ickelheim. Das bäuerliche Dorf mit zwei ansehnlichen Fachwerktorhäusern am Ortsein- und -ausgang besticht durch eine so breite und großräumig von Bäumen und kleinen Plätzen gesäumte Dorfstraße, die man eher in einer fränkischen Kleinstadt vermuten würde.
Fazit zur Campingtour durch Frankenhöhe
Und während es bei einer Rundreise mit dem Omnibus nun heißen würde: „Endstation, bitte alle aussteigen …“ kannst du es dir nun nach deiner Entdeckungstour in deinem Camper oder im Zelt gemütlich machen, die Einrichtungen am Stellplatz oder Campingplatz genießen und deine Rückfahrt oder Weiterfahrt ganz nach Belieben planen.
Das könnte dich auch interessieren
- Die Rhön: Camping, Natur und Kultur in Deutschlands Mitte
- Tolle Tipps für Camping im Bayerischen Wald und Ostbayern
- Camping in Oberbayern: Eldorado für Naturliebhaber
- Tipps für Wohnmobil-Touren durch Hohenlohe und Franken
- Camping im Allgäu und Bayerisch-Schwaben: Lebenslust in Deutschland
- Camping im Schwarzwald: Natur und Kultur im größten Mittelgebirge Deutschlands
- Reisen & Camping in der Eifel – Zwischen Fachwerk und Vulkanen
- Camping am Gardasee mit Kind: Familienparadies in Italien
- Camping im Sauerland: 7-Tage-Tour mit Wohnmobil und Wohnwagen
- Camping im Ruhrgebiet: Bunt und vielseitig
- Die Deutsche Märchenstraße: Mit Wohnmobil auf den Spuren der Gebrüder Grimm
- Mecklenburgische Seenplatte – Traumhafte Landschaften mitten in Deutschland
- Camping an der Ostsee: Zwischen Wellenrauschen und Sand unter den Füßen
- Camping mit Kindern an der Nordsee: Campingplätze, Ausflüge & Unternehmungen
Titelfoto: © bayern.erleben / Florian Trykowski

Den Umstieg auf den Endlostrip hat er noch nicht geschafft. Aber er ist unterwegs, wann immer es seine Zeit und der Geldbeutel erlauben.
Lieblingspot: Französische Atlantikküste von Nord nach Süd – und retour.
Dieser Beitrag hat 0 Kommentare