Camping ist längst nicht mehr "Gelsenkirchener Barock", sondern wird immer bunter. Und mit etwas stylischem…

Lebensmittel kühlen beim Camping: Absorber, Kompressor oder thermoelektrische Kühlbox?
Wie kann ich Lebensmittel oder Medikamente beim Camping kühlen? Auf den ersten Blick scheint die Antwort einfach: Natürlich in einer Kühlbox oder einem Kühlschrank. Doch hier gibt es mittlerweile so viele unterschiedliche Modelle und Ausführungen, dass man sich vor dem Kauf erst einmal den Durchblick verschaffen muss: Von der elektrischen 12V-Kühlbox fürs Auto über Absorberkühlschränke mit 150 Litern Fassungsvermögen bis zur kompakten Kompressorkühlbox, mit der du sogar Lebensmittel bis -20 Grad tiefgefrieren kannst.
Um dir in diesem Ratgeber möglichst viele Informationen für deine Kaufentscheidung an die Hand geben zu können, haben wir uns den Experten Michael Kaltenecker an Bord geholt. Er ist Product Manager für Kältetechnik bei der Firma Truma und stand uns für den Artikel als Berater zur Seite.
Lebensmittel kühlen beim Camping – welche Möglichkeiten gibt es überhaupt?
Kühlschränke
Modernere Wohnwagen und Wohnmobile sind meist mit einem Kühlschrank oder einer Kühl-Gefrier-Kombi ausgestattet. Hierbei handelt es sich entweder um Absorberkühlschränke (bisher die häufigere Variante), die sich wahlweise mit 12 V, 230 V oder Gas betreiben lassen, oder seltener um Kompressorkühlschränke, die auf 12 V oder 230 V laufen.
Kühlboxen
Für Campingbusse, Mini-Camper, Zelte oder als zusätzliche Kühlmöglichkeit für Wohnmobil und Wohnwagen stehen folgende Varianten zur Verfügung:
- Passivkühlboxen: Diese Boxen besitzen kein eigenes Kühlaggregat, sondern schützen das Kühlgut durch dicke, isolierte Wände. Sie eignen sich damit nur zum kurzfristigen Transport bereits vorgekühlter Lebensmittel.
- Aktive (thermoelektrische) Kühlboxen: Diese Modelle sind mit einem 12V-Anschluss versehen und können während der Fahrt auch im Auto betrieben werden.
- Absorberkühlboxen: Wie bei den Kühlschränken gibt es auch bei den Kühlboxen Modelle mit Absorbertechnologie, die sich ebenfalls mit den oben genannten drei Energiequellen versorgen lassen.
- Kompressorkühlboxen: Im Kühlboxenbereich sind die leistungsfähigeren Kompressormodelle beliebter, die ausschließlich über Strom laufen.
Unterschiede zwischen Absorber- und Kompressor-Geräten
Technologie
Bei Absorber-Kühlboxen oder -Kühlschränken wird ein Gemisch aus Wasser und Ammoniak elektrisch erhitzt. Der Ammoniak verdampft und nimmt beim Abkühlen Wärme aus dem Kühlschrank auf.
In Kompressor-Kühlgeräten findet ein Kältemittel auf natürlicher oder FKW-Basis Verwendung. Dieses geht in einem Verdampfer vom flüssigen Zustand ins Gasförmige über. Durch das verdampfende Kältemittel wird dem Raum Wärme entzogen, was dann zum gewünschten Kühleffekt führt. Der Kompressor komprimiert Kältemittel (daher der Name) und speist es wieder in den Verdampfer ein. So entsteht ein Kältekreislauf.
Vor- und Nachteile der verschiedenen Modelle
Vor- und Nachteile von Absorber-Kühlboxen und -Kühlschränken
- Energiequellen: Absorber-Kühlschränke und -Kühlboxen können neben Strom auch mit Gas betrieben werden. Deshalb waren sie bei Reisenden ohne eigene autarke Stromquelle (z.B. Solaranlage) immer sehr beliebt. Dieser Punkt verliert jedoch zunehmend an Relevanz, da immer mehr Fahrzeuge mit modernen, leistungfähigen Autarkpaketen ausgestattet werden.
- Preis: In der Anschaffung sind Absorbergeräte günstiger als vergleichbare Kompressormodelle.
- Betriebsgeräusche: Absorber laufen in der Regel im nicht hörbaren Dezibelbereich.
- Energieverbrauch: Absorbergeräte verbrauchen im Verhältnis sehr viel Strom. Wer in erster Linie auf Campingplätzen mit Strompauschale Station macht, kann diesen Aspekt sicherlich vernachlässigen. Bei Abrechnung nach Verbrauch in Kilowattstunden lohnt sich unter Umständen der Betrieb auf Gas. Auch auf Gas ist der Energieverbrauch eines Absorbers nicht effizient. Je nach Außentemperatur und Größe des Geräts werden etwa 300 bis 500 Gramm Gas pro Tag benötigt.
- Temperaturschwankungen: Absorber sind sehr abhängig von der Außentemperatur. Spätestens ab 30 bis 35 Grad stellen sie die Kühlung häufig ein. In den immer heißer werdenden Sommern oder in sehr warmen Klimazonen sind sie daher nicht wirklich geeignet. Durch einen Lüfter oder durch den Umstieg auf Gasbetrieb ist dies noch etwas regulierbar, die Kühlleistung ist aber dennoch stark schwankend und damit nicht verlässlich.
- Kühlleistung: Die Kühlleistung ist, wie im vorgenannten Punkt beschrieben, an die äußeren Rahmenbedingungen gebunden. Maximal sind 25 bis 30 Grad C unter Umgebungstemperatur erreichbar, die optimale Kühltemperatur liegt bei etwa 6 bis 7 Grad C. Bei Kühl-Gefrier-Kombinationen ist ein Einfrieren von Lebensmitteln bedingt möglich, aber auch hier herrschen starke Temperaturschwankungen. Das längerfristige Kühlen oder Einfrieren sensibler oder schnell verderblicher bzw. anfälliger Produkte (Hühnchen, rohes Fleisch, Medikamente) ist daher nicht empfehlenswert.
Vor- und Nachteile von Kompressor-Kühlboxen und -Kühlschränken
- Energieverbrauch: Die Technologie bei Kompressor-Kühlboxen und -Kühlschränken hat sich in den vergangenen Jahren stark weiterentwickelt und bietet mittlerweile sehr viel mehr Effizienz in punkto Energieverbrauch (und Kühlleistung).
- Temperaturschwankungen: Kompressorgeräte lassen sich weitestgehend unabhägig von der Außentemperatur betreiben. Erst in Bereichen ab ca. 40 bis 45 Grad C können merkliche Schwankungen entstehen.
- Kühlleistung: Mit einem Kompressormodell lassen sich absolute Kühltemperaturen von bis zu -18 Grad C, bei einzelnen Modelle sogar bis -20 Grad und darunter erreichen.
- Energiequellen: Kompressorgeräte lassen sich nur mit Strom betreiben, Gas fällt also als Energielieferant weg.
- Betriebsgeräusche: Zwar werden die modernen Geräte immer leiser, spätestens wenn sich der Kompressor zuschaltet, sind die Betriebsgeräusche jedoch deutlich hörbar und können für sensible Ohren auch etwas störend sein.
- Gewicht: Kompressorkühlboxen und -kühlschränke sind schwerer als vergleichbare Absorbermodelle.
- Preis: Der Preis für ein Kompressormodell liegt ebenfalls deutlich über dem eines Absorbers.
Vor- und Nachteile von thermoelektrischen Kühlboxen
- Preis: Die thermoelektrische Kühlbox ist mit Abstand die preisgünstigste Variante unter den Kühlgeräten.
- Gewicht: Auch mit ihrem Fliegengewicht von wenigen Kilos können die thermoelektrischen Modelle punkten.
- Betriebsgeräusche: Von thermoelektrischen Kühlboxen ist in der Regel nur ein leises Summen zu hören.
- Energiequellen: Thermoelektrische Kühlboxen lassen sich häufig nur mit 12 V versorgen, d. h. der Betrieb ist nur über den „Zigarettenanzünder“ im Fahrzeug oder eine Aufbaubatterie möglich. Falls du sie auch an den Landstrom hängen möchtest, brauchst du ein Modell mit zusätzlichem 230-V-Netzteil.
- Energieverbrauch: Thermoelektrische Geräte ziehen im Verhältnis zu ihrer Größe und Kühlleistung sehr viel Strom, sind also nicht wirklich effizient.
- Temperaturschwankungen: Vor allem die kleinen 12-V-Kühlboxen sind sehr stark abhängig von der Außentemperatur und stellen ihre Kühlleistung ab ca. 30 Grad komplett ein. Aber auch auf 230-V-Betrieb ist bei höheren Umgebungstemperaturen keine verlässliche Kühlung gewährleistet.
- Kühlleistung: Die Kühlleistung von thermoelektrischen Modellen ist eher gering und vor allem nicht konstant. Deshalb sind sie nur für den kurzfristigen Transport von Kühlgut geeignet, zum Beispiel für die Anfahrt zum Zielort oder ein Picknick im Grünen. Im Schnitt erreichen sie bis 15 (max. 25) Grad C unter Umgebungstemperatur, das Einfrieren von Lebensmitteln ist nicht möglich.
Tabelle: Vor- und Nachteile im Überblick
Absorber | Kompressor | Thermoelektrisch | |
Energiequellen | 12 V, 230 V, Gas: Autarker Betrieb auch ohne zusätzliche Stromquelle möglich | 12 V, 230 V: Leistungsfähige Stromquelle (z.B. Solaranlage) nötig | 12 V, seltener 230 V 12V-Betrieb nur über Kfz- oder Aufbaubatterie möglich |
Energieverbrauch | Hoch | Mittel bis niedrig | Hoch |
Abhängigkeit von Außentemperatur | Hoch: Einstellung der Kühlleistung ab ca. 30 – 35 Grad | Gering: Erst im Bereich ab ca. 40-45 Grad C relevant | Sehr hoch: Einstellung der Kühlleistung ab ca. 30 Grad |
Kühlleistung | Mittel / schwankend Max. 25-30 Grad C unter Umgebungstemperatur Optimale Kühltemperatur 6-7 Grad C Einfrieren von Lebensmitteln nur bedingt und nicht verlässlich möglich | Sehr gut / konstant (Weitestgehend) unabhängig von Umgebungstemperatur Kühlen und Einfrieren bis -18 (bei manchen Modellen bis -20 und mehr) Grad C möglich | Nur kurzfristig / schwankend Im Schnitt bis 15 (max. 25) Grad C unter Umgebungstemperatur Einfrieren von Lebensmitteln nicht möglich |
Betriebsgeräusche | Sehr leise bis nicht hörbar | Je nach Modell deutlich hörbar bis leise Beim Zuschalten des Kompressors temporär lautere Betriebsgeräusche | Leise |
Gewicht | Mittel | Schwer | Leicht |
Preis | Mittel | Hoch | Niedrig |
Kühlschrank vs. Kühlbox
Wer mit dem Gedanken spielt, in seinem Fahrzeug eine Kühlbox oder einen Kühlschrank nachzurüsten, hat nun die Qual der Wahl. Denn natürlich gibt es auch bei diesen beiden Varianten Vor- und Nachteile.
Kühlschränke für Wohnmobile und Wohnwagen, ganz gleich ob Absorber- oder Kompressormodelle, sind mittlerweile mit Fassungsvermögen von bis zu 150 Litern erhältlich. Ein riesiges Volumen, das auf Reisen einen Komfort fast wie Zuhause bietet. Außerdem lassen sich die Lebensmittel in den Fächern übersichtlich einsortieren und „verwalten“, während in einer Kühlbox unserer Erfahrung nach trotz Einlegekörbchen immer etwas Chaos herrscht.
Kühlboxen dagegen sind viel flexibler einsetzbar: Du kannst sie mobil nutzen, z.B. zum Einkaufen, für Gartenparties oder zum Abtauen des heimischen Gefrierfachs. Die Tatsache, dass sie sich einfach aus dem Fahrzeug herausnehmen lassen, birgt aber noch einen weiteren Vorteil: Kastenwagen, Campingbusse oder Mini-Camper lassen sich so auch leichter als Alltagsfahrzeuge verwenden. Darüber hinaus sind Kühlboxen im Allgemeinen energiesparender als ein Kühlschrank, weil beim Öffnen die Kälte nicht nach unten „herausfällt“, sondern länger in der Box verbleibt.
Kühl-Gefrier-Kombis sind für Campingfahrzeuge meist in Form von Kühlschränken erhältlich, es gibt aber auch einzelne Kühlboxen, die diese beiden Funktionen vereinen.
Fazit
Wie bei vielen unserer Empfehlungen gibt es auch bei diesem Thema kein „Richtig“ oder „Falsch“. Du solltest dir deshalb vor dem Kauf genau überlegen:
- wohin und wie lange du reisen möchtest
- was genau gekühlt werden soll
- auf welche Energiequellen du zurückgreifen kannst
- wie viel Platz du zur Verfügung hast
Wünschst du dir zum Beispiel einen autarken Betrieb über Gas, reist du eher in kühlere Klimazonen und/oder stehst du in erster Linie auf Campingplätzen bzw. Stellplätzen, auf denen der Strom pauschal abgerechnet wird, kann ein Absorbergerät durchaus sinnvoll sein. Achtung: Die Kühlleistung bei Absorberkühlschränken und -kühlboxen ist auf Gas am zuverlässigsten, auf 230 V sehr stark schwankend und auf 12 V nicht wirklich zu gebrauchen.
Bist du nur ab und zu mit Zelt, Auto oder Mini-Camper unterwegs oder benötigst du lediglich eine kurzfristige Kühlmöglichkeit bis zum Campingplatz, kannst du auf eine thermoelektrische Kühlbox zurückgreifen. Diese sind sehr günstig und nehmen kaum Platz in Anspruch. In diesem Fall solltest du nur darauf achten, sensible Lebensmittel oder Medikamente schnell zu verbrauchen oder dich vor Ort um eine verlässlichere Kühlmöglichkeit zu kümmern.
Für längere, weitestgehend autarke Reisen, die Aufbewahrung von verderblichen Lebensmitteln oder empfindlichen Medikamenten und/oder für heiße Klimazonen empfehlen wir dir eine Kompressorkühlbox oder einen Kompressorkühlschrank. Diese Modelle sind zwar deutlich teurer als Absorber- und vor allem thermoelektrische Geräte, bieten aber die zuverlässigste, schwankungsärmste und energieeffizienteste Kühl- und Gefrierleistung. Allerdings benötigst du hier eine ausreichend dimensionierte Autarkielösung, z.B. über eine leistungsstarke Solaranlage mit mindestens einer guten Aufbaubatterie.

Technikverliebter Nerd, der mit Frau, Hund und Gasgrill seit 2015 im Wohnmobil lebt – derzeit in einem Clou Liner. Im Winter im Süden, im Sommer im Norden, als digitaler Nomade immer auf Reisen.
Lieblingsspots: Am Wasser.
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