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Mit dem Landrover Defender durch Südamerika – Teil 2: Langzeitreisen sind auch mal nervig
Nach der ausführlichen Vorstellungsrunde im ersten Teil: „Mit dem Landrover Defender durch Südamerika – Teil 1: Wer macht denn sowas?“ erzählen dir Ali und Malte heute mehr Details von ihrer Reise mit „Dulli“ und liefern eine Zwischenbilanz.
Ist ein Landrover Defender das perfekte Auto für eine Langzeitreise durch Südamerika?
Die Antwort lautet definitiv „Nein“. Aber zu unserer und Dullis Beruhigung können wir zum Glück
sagen, dass es das perfekte Auto für so eine Reise auch einfach nicht gibt. So lautet jedenfalls das Ergebnis der vielen Gespräche mit anderen Reisenden unterwegs. Hier ist wirklich alles unterwegs: vom Fahrrad und Motorroller bis zum riesigen Expeditionsmobil auf LKW- Basis und jeder einzelne Reisende hat seine mehr oder weniger großen Kritikpunkte an seinem Gefährt. Bei uns hängen diese und deren Einfluss auf unser Wohlbefinden ganz stark vom jeweiligen Klima ab. Denn Dullis Grenzen im Vergleich zu anderen Reisemobilen liegen eindeutig im Wohnkomfort, trotz aller Umbauten ist der Platz im Innenraum eben einfach begrenzt.
Das Leben auf 3 Quadratmetern
Die Grenzen unserer rund 3 Quadratmeter großen Behausung sind uns nicht zuletzt während der vier Monate im Altiplano, mit den verdammt kalten Abenden und Nächten und einer Standheizung, die nur bis 2.500 m ü.NN (trotz Höhen-Kit) funktioniert, sehr bewusst geworden. Auch Patagonien mit seinem stetigen Wind war mit den flatternden Zeltwänden des Hubdachs durchaus eine Herausforderung.
Wenn das Wetter allerdings einigermaßen mitspielt, was es in hiesigen Gefilden ja glücklicherweise den größten Teil der Zeit tut, dann klappt auch der Alltag in einem Landrover Defender überraschend gut. Dieser findet eben zu 90 Prozent draußen statt, mit allen Vor- und Nachteilen. Wir genießen das viele Draußen-Sein sehr, ist es doch ein immenser Kontrast zu unserem Alltag in Deutschland, in dem wir eher stickiger Büroluft ausgesetzt waren und froh waren, wenn wir wenigstens den Arbeitsweg radelnd zurücklegen konnten. Aber natürlich gibt es Kälte, Wind und auch ist mal jemand von uns krank (ungekochtes Obst und Gemüse verkneift man sich zumindest im nördlichen Teil Südamerikas lieber …) oder man hat auch sonst einfach mal keine Lust immer auf dem „Präsentierteller“ zu sitzen.
Große Anziehungskraft auf Mensch und Tier
Denn obwohl erstaunlich viele Europäer mit eigenen Fahrzeugen in Südamerika unterwegs sind, gibt es regelmäßig Plätze an denen wir auffallen, wie die bunten Hunde. Und auch wenn wir uns oft über das große Interesse an unserem Auto und unserer Reise freuen und dann auch gerne und regelmäßig Führungen durch unser Zuhause anbieten, manchmal möchten wir auch einfach nur unsere Ruhe haben, unser Essen oder unser Buch genießen und keinen Fremden in unserem „Wohnzimmer“ stehen haben.
Die noch unbeliebteren Gäste in unserem „Wohnzimmer“ sind aber eindeutig die Moskitos. Diese sind hier zum Teil nicht einfach nur lästig, sondern können auch fiese Krankheiten übertragen. Das heißt, wann immer uns diese Biester auflauern, gibt es eine Schicht Repellent auf alle unbedeckten Körperstellen und ab geht es unter unser Moskitonetz. Das lässt sich bei diesen Gelegenheiten rund um unsere Markise einhängen. Fanden wir zwar erst ein bißchen sehr deutsch und spießig, hat uns aber schon verdammt gute Dienste geleistet und wir müssen nicht sofort nach drinnen flüchten.
Vor- und Nachteile auf einer Reise mit „Dulli“
Aber Dulli hat bei allen Kritikpunkten natürlich auch große Vorteile. Allen voran zweifelsohne seine überschaubare Größe und seine Geländegängigkeit, so dass wir uns nie Gedanken darüber machen müssen, wo wir fahren. Wo Reifenspuren zu sehen sind, da haben auch wir sehr gute Chancen durchzukommen. Das ist gerade in Südamerika mit den vielen Schotter- und Sandpisten, engen Bergstraßen und spektakulären Spots im freien Gelände, ein erheblicher Vorteil.
Dank Geländereifen, Untersetzung und Differenzialsperre waren wir bisher unaufhaltbar, das entspannt uns beim Fahren sehr. Insgesamt können wir sagen, dass wir in manchen Situationen zwar durchaus von etwas mehr Platz im Innenraum träumen, sei es um dem Wetter zu entfliehen oder um manchmal etwas mehr Privatsphäre zu haben. Wenn wir dann aber die großen Mobile sehen, wie sie sich bei jeder Brücke, jedem Tunnel oder bei engen Straßen Gedanken machen müssen oder von den Problemen hören, die herkömmliche Camper auf den zum Teil rauhen Pisten hier haben oder aber von den Strecken, die diese gar nicht erst fahren können, dann sind wir über unseren Dulli immer ziemlich glücklich.
Und spätestens wenn Dulli uns mal wieder zu einem spektakulären Spot irgendwo im freien Gelände gebracht hat, wir unser Dach aufklappen und unser Abendessen mit Blick auf eine traumhaft schöne Lagune, einen aktiven Vulkan oder auch einfach nur auf den Ozean zubereiten, dann wird uns wieder bewusst warum wir unterwegs sind und wir (meistens) gar kein anderes Auto haben wollen.
Dulli ist überaus robust, aber ganz ohne technische Probleme sind wir all die Monate natürlich trotzdem nicht durchgekommen. Zum Glück waren sie bisher überwiegend harmloser Natur. Da es Defender in Südamerika außer beim chilenischen Militär fast nicht gibt, schauen wir bei diesen Gelegenheiten häufig in ratlose Mechanikeraugen. Eine gewisse Kreativität hilft an dieser Stelle immer sehr und so konnten uns Dieselverlust, ausgeschlagene Buchsen, eine abgerissene Markise und ein verlorener Rückspiegel bisher nicht wirklich aufhalten.
Die spezifischen Teile mag es hier zwar in der Regel nicht geben, aber im Gegensatz zu deutschen Werkstätten wird dann eben auch schnell mal ein Teil eigens für uns angefertigt. Ein weiterer großer Unterschied zu Deutschland: wir sind immer sofort dran. Als hätte man uns erwartet. Wir sind jedes Mal wieder erstaunt, begeistert und freuen uns über die große Hilfsbereitschaft. Preislich liegen Reparaturen trotz der günstigeren Arbeitsstunden oft nicht erheblich unter dem deutschen Niveau. Die Teile, die irgendwie aufgetrieben werden konnten, kosten nicht selten das Dreifache, dem „Gringo-Aufschlag“ und hohen Import-Zöllen sei dank. Dafür dürfen wir dann häufig auch in der Werkstatt nächtigen, sofern wir das denn wollen.
Die Kommunikation mit Einheimischen in Südamerika
Einmal benötigten wir dann allerdings doch ein Ersatzteil aus Europa. Unsere vordere Kardanwelle hatte es dahingerafft. Letztlich war aber auch dieses Problem erstaunlich einfach lösbar. Die Organisation hat uns zwar einiges an Zeit und Nerven gekostet, auch wenn die Hilfsbereitschaft über die vielen Internetforen, die sozialen Netzwerke und auch von regionalen Landy-Fanclubs in Südamerika wirklich überwältigend war.
Die Devise bei allen Problemen unterwegs lautet grundsätzlich: Fragen. Das Internet ist hierbei natürlich eine Riesenhilfe, aber vor allem auch vor Ort offen auf Leute zuzugehen und sich Tipps zu holen, hilft extrem. Die lokale Bevölkerung kennt im Zweifel auch den einen Händler, der etwas passendes im Angebot hat. Ohne eine gewisse Offenheit Fremden gegenüber hat man es unterwegs grundsätzlich schwer und wir wurden fast immer von der Hilfsbereitschaft der Leute und den netten Begegnungen geradezu überwältigt. Zuhause weiß man wo man alles bekommt und muss wenig mit neuen Leuten in Kontakt treten, wenn man es nicht möchte. Hier geht es nicht anders. Wir sind Norddeutsch, also nicht gerade für überschwängliche Kontaktfreude bekannt und sprechen wenig Spanisch. Aber auch mit etwas trockenem Humor, mit Händen und Füßen und notfalls dem Google Translator, kann man sich auch in Südamerika erstaunlich gut verständigen und wir sind so bisher gut durchgekommen.
Die Flexibilität auf einer Langzeitreise
Bei unserer Kardanwelle konnte uns schließlich Landrover Peru helfen. Die erste Antwort auf unsere Anfrage fiel zwar zunächst negativ aus, da es den Defender in Peru nicht gibt und das Teil somit nicht auf Lager ist. Allerdings hat Landrover dann letztlich die Welle eigens für uns aus England importiert und uns sogar direkt auf unseren Campingplatz in Cuzco geschickt. Der große Vorteil im Vergleich zu vielen anderen Möglichkeiten, z.B. auch bei einem Versand über den ADAC, bestand darin, dass wir das Teil nicht selber aus dem Zoll holen mussten. Das ist laut anderen Reisenden zum Teil ein etwas langwieriges und manchmal teures Unterfangen.
Nach der Bestellung der Kardanwelle hat das Ganze lediglich zwei Wochen gedauert, die man sich in Cuzco und Umgebung zum Glück sehr gut vertreiben kann. Und auch das ist ein großer Vorteil einer Langzeitreise ohne festen Zeithorizont: so eine Panne zerstört nicht den ganzen Zeitplan. Dieser existiert nämlich nicht. Vielmehr schauen wir ein paar Tage oder Wochen im Voraus, was wir uns ansehen möchten und entscheiden dann je nach Lust und Laune. Und wenn jemand mit einem guten Tipp daherkommt, haben wir jederzeit die Möglichkeit die Route wieder anzupassen. Oder wir lernen durch eine Panne eben einen völlig unerwarteten Ort plötzlich richtig gut kennen und verbringen dort mehr Zeit als gedacht. Auch das kann sehr bereichernd sein. Diese Flexibilität ist ein unglaubliches Privileg und die ultimative Freiheit, die wir uns von dieser Reise immer erträumt hatten.
Wie so eine lange und abwechslungsreiche Reise, die fremden Länder und Kulturen, vor allem aber die Zeit ohne Verpflichtungen, Zeitplan und mit so viel Freiheit die eigene Perspektive auf manche Dinge ändert und auch über die Dinge, die sich eben nicht ändern, berichten wir im dritten Teil „Mit dem Landrover Defender durch Südamerika – Erkenntnisse nach einem Jahr unterwegs“.
Dullis Abenteuer und auch der Ausbau sind auf dulliexploring.com oder auf Facebook im Detail zu sehen.
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Fotos: (c) Alexandra & Malte Ramthun

War mit Mann Malte und Landrover „Dulli“ mehrere Jahre in Übersee unterwegs, lebt jetzt an der Küste. Liebt Abenteuer, das minimalistische Reisen und exotische Länder.
Lieblingsspot: Südamerika
Schöner und ehrlicher Bericht, ohne schönreden. Die Ersatzteilversorgung ist im Pannenfalle eines unserer Hauptängste sich in Länder/Terrain zu bewegen, bei dem diese Versorgung nicht sonderlich gewährleistet ist. Mit unserem G von MB sind wir bisher gott sei dank von größeren Pannen verschont geblieben. *auf Holz klopf*
Wir drücken die Daumen, dass das auch weiter so bleibt! 😉
Danke für die offen-ehrliche Darstellung!
Meist sind nur Lobeshymnen auf das eigene Gefährt zu lesen. Wir kennen all diese Problemchen aus eigener Erfahrung. 2007/2008 waren wir mit unserem Unimog (9 Quadratmeter!) von Hallifax über PrudhoeBay nach Ushuaia und Buenos Aires unterwegs … Wir kamen dabei überall durch und mussten keine Umwege fahren!
Wow, das klingt ja auch sehr abenteuerlich 🙂 Und wo seid ihr jetzt gerade unterwegs?
Toller Bericht, vor allem wegen seiner Ehrlichkeit. Als ich las „Langzeitreisen sind auch mal nervig“ war ich gleich Feuer und Flamme, weil ich das selbst erlebt habe und man es sich, ohne es an eigener Haut erfahren zu haben, irgendwie nicht vorstellen kann. Denn es ist ja immer „toll“, wenn man sooo viel Zeit hat, um lange zu reisen. 😉 Von daher liebe ich realistische Berichte über solche Touren, die mal den Hängematten-Bildern-am-Strand-in-Thailand was entgegensetzen.
Und ja – Einheimische fragen und um Hilfe bitten, kann ich auch nur extrem empfehlen. Selbst in einem eher verschlossenen Land wie Japan habe ich da gute Erfahrungen gemacht!
LG
Sarah
Liebe Sarah,
ja – leider wird von Langzeitreisenden oft ein durchgehend „perfektes“ Bild ihres Lifestyles vermittelt. Dabei weiß jeder von uns, dass auch wir (wie jeder andere) Höhen und Tiefen erleben und nicht immer alles nur toll und schön und instagram-tauglich ist 🙂
Wir möchten unseren Lesern zeigen, wie unser Leben wirklich aussieht, und dazu gehören halt nun mal auch die blöden Momente.
Freut mich, dass es dir gefallen hat – ich gebe das gerne an unsere Gastautorin Ali weiter!
Liebe Grüße,
Nele