Entspannung pur für Erholungssuchende und Familien Den Campingbus im Schatten buschiger Olivenbäumchen parken, mit Meeresrauschen…

Schwimmendes Luxus-Wohnmobil mit Teich: Der verrückte Terra Wind
Es gibt viele außergewöhnliche Dinge in der Campingwelt: schwimmende Zelte, überdimensionale Luxus-Wohnmobile und jede Menge Glamping. Doch was sich Julie und John Giljam von Cool Amphibious Manufacturers International (CAMI) haben einfallen lassen, sprengt selbst den Champagnerkorken jedes amerikanischen Technik-Freaks und St. Tropez-Reisenden. Das tonnenschwere, noble Wohnmobil Terra Wind kann nämlich einfach ins Wasser gesteuert werden und schwimmen. Für die Anschaffung muss man ein bisschen verrückt sein und im Lotto gewonnen haben.
Koi-Karpfen. Nicht draußen im See, sondern mitten im Wohnzimmer des Anwesens von Julie und John Giljam – in einem Teich mit Wasserfällen. Irgendwie passt die Erscheinung des Ehepaars zum Terra Wind. So ein Vehikel erfindet man eher nicht am Reißbrett in der Studentenbude. „Wir haben uns darauf spezialisiert, Amphibienfahrzeuge zu designen und nach Kundenwunsch zu bauen. Für den kommerziellen Markt aber auch für Reisende“, erklärt John Giljam. Da nicht in Serie produziert wird, sondern je nach Vorstellung des Käufers, gibt es keinen festen Preis für den Terra Wind. Die Basis-Ausstattung liegt allerdings bei 850.000 Euro.
Nachdem wir also festgestellt haben, dass es unmöglich (unnötig?) ist, sich dieses Gefährt anzuschaffen, bleibt die Frage, warum es trotzdem nicht unmöglich ist, dass es schwimmt.
13 Meter und 18 Tonnen – auf der Straße und im See
Das Luxus-Wohnmobil ist 13 Meter lang und 18 Tonnen schwer. Klingt nach dem Untergang der Titanic. Doch das Fahrzeug kann tatsächlich einfach von der Straße aus in einen Fluss oder See gesteuert werden. Dafür klappen sich noch nicht einmal die Räder des Terra Winds ein. Der Fahrer entscheidet per Joystick, ob er den Straßen- oder Bademodus nutzen möchte. Berührt das Reisemobil Wasser, wird es automatisch von seitlichen Schwimmern gehalten und von zwei Bronze-Propellern angetrieben, die etwa einen halben Meter groß sind.
Dafür hat John einen Nebenantrieb im Heck des Terra Winds installiert. Eine Antriebswelle geht zum automatischen Getriebe und eine zu einem speziellen Getriebe, das für Wasserfahrten geeignet ist. Der Fahrer kann dann jeweils eines von beiden in einen neutralen Modus schalten – ob es nun über den Asphalt oder ins Haifischbecken geht.
Der untere Teil des RV besteht aus einer Aluminium-Bootshülle mit Dichtungen innen und außen. Die Propeller sind darin eingelassen, sodass sie selbst dann nicht beschädigt werden können, wenn das Wohnmobil mal aufsetzt. Die Giljams haben sich diese Technik sogar patentieren lassen. Die Hülle außerhalb des Wassers besteht aus Fiberglas.
330 PS für den Terra Wind
Auf der Straße seid ihr bis zu 135 Stundenkilometer schnell unterwegs, im Wasser immerhin mit 13 Stundenkilometern. Der Radstand beträt flockige 6,40 Meter und der Turbodiesel von Caterpillar holt aus 7,2 Litern Hubraum mal eben 330 PS heraus. Da bricht jeder deutschen Zulassungsbehörde der kalte Schweiß aus. Und jede marode Autobahnbrücke zusammen.
„Als wir den Terra Wind geplant haben, sind wir sind zu jedem High-End-Händer gefahren, den wir finden konnten“, erinnert sich John. „Aber das, was es dort gab, hat nicht so wirklich unseren Ansprüchen genügt.“ Natürlich nicht. Vermutlich war das Klo nicht vergoldet. „Alles war aus Plastik und billigem Material“, führt er auch sogleich fort. „Wir wollten die Sache aber richtig machen! Wenn man einen Highway oder einen Fluss hinunterfährt, dann willst man das mit Stil und Luxus machen.“
Diese Aussage kann man jetzt mal einfach so im (Hub)Raum stehen lassen.
Der Terra Wind: Luxus-Einrichtung pur!
Und so begannen die Giljams, das schwimmende Wohnmobil selbst einzurichten. Das mit Leder gepolsterte Armaturenbrett sieht aus wie in einem Flugzeug-Cockpit. Da dürfen dann neben einer Reihe an Mess- und Kontrollinstrumenten auch nicht das Navi, eine Docking-Station für den Computer und W-Lan fehlen.
Außerdem gibt es im Terra Wind ein Sound- und Entertainment-System mit Plasma-Fernseher, eine voll ausgestattete Küche mit großem Kühlschrank, eine Badewanne mit Whirlpool-Funktion, eine Waschmaschine, einen Trockner und ein fast zwei Meter großes Schwimmdeck, „das sich perfekt zum Fischen eignet“, wie John bestätigt. Vermutlich zum Fischen von Koi-Karpfen und Hummern. Der Frischwassertank fasst 415 Liter und der Abwassertank 210 Liter. Alle Böden bestehen aus Marmor.
CAMI: Vom Bauer zum reichen Erfinder
John und Julie Giljam haben ihr Unternehmen CAMI 1998 gegründet. John kaufte damals ein altes Amphibienfahrzeug vom Militär, von dem aus er Jet Skis vermietete. Doch schon kurz darauf stellte er fest, dass es ihm mehr Spaß machte, Leute in seinem Vehikel herumzufahren, als Jet Skis auszuleihen. Also verkaufte er alles und gründete die Firma Cool Stuff Tours. Während dieser Zeit baute er den Hydra Terra, ein Amphibienfahrzeug für bis zu 50 Personen. Aus dieser Idee entstand am Ende auch der Terra Wind.
Der Clou: John hat lediglich einen Highschool-Abschluss und nie auch nur einen Kurs in Ingenieurswesen besucht. Er wuchs auf einer Farm im Bundesstaat New York auf und arbeitete schon früh an den Landmaschinen seines Vaters. Der stellte irgendwann nüchtern fest: „Mein Sohn ist erfolgreicher darin, die Maschinen aller Bauernhöfe im Umfeld zu reparieren, als Korn anzubauen.“
Und so wurde aus dem Bauernsohn am Ende der Koi-Karpfen fischende Unternehmer, der wahnsinnige Fahrzeuge wie den Terra Wind baut.
Weitere verrückte Camper findet ihr in unserem Beitrag zu Luxus Wohnmobilen.
Fotos (c): CAMI

War schon immer eher Pippi Langstrumpf als Annika. Arbeitet als freie Texterin und Fotografin bei Zeilenaufbruch und liebt Roadtrips überall auf der Welt.
Lieblingsspots: USA und Südeuropa.
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