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Wohnmobil fahren Tipps

Mit dem gemieteten Wohnmobil fahren – darauf solltest du achten

Trotz oder gerade wegen Corona boomt Camping weiter – nach aktuellen Prognosen werden dieses Jahr noch mehr Menschen ein Wohnmobil mieten. Viele davon zum ersten Mal. Falls auch du zu den Womo-Neulingen gehörst, sind die folgenden Tipps sicherlich hilfreich für dich. Denn auch wenn viele Reisemobile als Pkw zugelassen sind, gibt es in puncto Verkehrsregeln, Fahrverhalten und Abmessungen doch so einiges zu beachten.

Grundsätzlich ist das Fahren mit einem Campingfahrzeug keine Raketenforschung. Je nach Fahrzeugtyp und Größe kann das Fahrgefühl aber doch recht ungewohnt sein. Daher ist es auf jeden Fall sinnvoll, dass du dir am Anfang ein wenig Zeit nimmst und dich mit dem Camper vertraut machst. Meist reicht es schon, wenn du dir vor der Reise das Mobil schnappst und ein paar Runden auf einem großen, leeren Parkplatz oder auf einem anderen freien Gelände drehst, um ein ungefähres Gespür für die Dimensionen zu bekommen.

Außerdem solltest du dich über Gesetze und Vorschriften in deinen Zielländern informieren. Das ist nicht nur wichtig für deine eigene Sicherheit, sondern schont auch noch die Reisekasse. Denn bei Verstößen drohen vor allem im Ausland teils saftige Strafen. Hier findest du die wichtigsten Verkehrsregeln in Deutschland. Was in Deutschland an Bußgeldern wartet, kannst du im Bußgeldkatalog für Wohnmobilfahrer nachlesen.

Achtung

In anderen Ländern gelten für junge Fahrer oder Fahranfänger teils gesonderte Regelungen, z.B. niedrigere Tempolimits!

Geschwindigkeit

Wohnmobile, Kastenwagen und Campingbusse bis 3,5 t dürfen in der Regel so schnell unterwegs sein wie normale Pkw. Ratsam ist dies jedoch insbesondere für Einsteiger nicht, denn Kurvenlage, Beschleunigung und Bremsverhalten sind aufgrund des höheren Gewichts doch deutlich anders als gewohnt. Für Gespanne gilt in Deutschland (und vielen anderen Ländern) außerhalb geschlossener Ortschaften ein Tempolimit von maximal 80 km/h. Auf deutschen Autobahnen und Schnellstraßen darfst du mit einer 100er-Zulassung bis maximal 100 km/h düsen. Da Wohnwagen jedoch sensibel auf ungleichmäßige Beladung, hohes Tempo, Seitenwind oder das „Ansaugen“ durch überholende LKW reagieren, solltest du das gerade am Anfang nicht unbedingt ausreizen.

Für Fahrzeuge über 3,5 t gelten meist die Verkehrsregeln – und damit auch die Geschwindigkeitsbegrenzungen – für Lkw. Das bedeutet: Außerorts sind in Deutschland nicht mehr als 80 km/h drin.

Du wirst also insgesamt eher langsamer vorankommen: Wir kalkulieren in der Regel 30–50 % mehr Fahrzeit im Vergleich zu Strecken mit dem PKW ein. Da das Fahren mit „großem Gerät“ mehr Konzentration erfordert, solltest du außerdem ausreichend Pausen einplanen sowie nach Möglichkeit den einen oder anderen Fahrerwechsel. Am besten reist du stets nach dem Motto: „(Auch) der Weg ist das Ziel“, so kommst du nicht nur entspannter an, sondern sparst auch noch ordentlich Spritkosten.

Tempolimits in Deutschland für Wohnmobile und Wohnwagen

Fahrzeugtyp

zul.
Ges.gewicht

Innerorts

AußerortsSchnell-
straßen

Auto-
bahnen

Wohnmobil<3,5 t50 km/h100 km/h120 km/h
od. Beschilderung
Kein allg. Tempolimit
od. Beschilderung
3,5–7,5 t50 km/h80 km/h80 km/h100 km/h
>7,5 t50 km/h60 km/h80 km/h80 km/h
Gespann50 km/h80 km/h80 km/h
bzw.
100 km/h mit
100er Zulassung

80 km/h
bzw.
100 km/h mit
100er Zulassung

Eine tolle Übersicht über die Geschwindigkeitsbegrenzungen in den verschiedenen Reiseländern findest du in der App „Im EU-Ausland“ der Europäischen Kommission sowie in unserer Übersicht Verkehrsregeln in Europa.

Abmessungen und Fahrverhalten

Größere Campingfahrzeuge und Gespanne besitzen naturgemäß einen höheren Kurvenradius. Damit du keine Straßenbegrenzungen, Bordsteine oder Bäume touchierst, solltest du beim Abbiegen immer etwas stärker ausholen und dann einen weiten Bogen schlagen. Dabei ist unbedingt der Gegenverkehr im Auge zu behalten, da du leicht mit einem Teil deines  Mobils auf die andere Spur gerätst.

Auch beim Überholen anderer Fahrzeuge oder Radfahrer scheren die Fahrzeuge häufig weiter aus als gedacht. Behalte daher immer den toten Winkel im Hinterkopf und schaue lieber einmal zu viel in deine Spiegel.

Die ungewohnten Maße deines Campingmobils können außerdem dazu führen, dass du unterwegs „hängenbleibst“ – vor allem, wenn du kein spezielles Camper-Navigationsgerät besitzt. Denn dann musst du noch genauer auf die jeweiligen Verkehrszeichen zu Höhe, Breite und Gewicht achten: Viele Unterführungen oder Brücken sind nur bis zu bestimmten Grenzwerten zugelassen, und mit etwas Pech stehst du irgendwo und kommst mit deinem Gefährt nicht durch. Wohnmobile und Caravans mit einem etwas größeren Überhang können zudem vor allem an Steigungen und bei unebenem Gelände schnell hinten „aufsitzen“.

Tipp: Spickzettel in die Fahrerkabine

Gerade am Anfang ist es besonders hilfreich, sich die wichtigsten Eckpunkte zum Fahrzeug zu notieren und diese Daten gut sichtbar im Cockpit anzubringen, z.B. auf einem Klebezettel an der Windschutzscheibe. Darauf kommt es besonders an:

  • Höhe – inkl. Aufbauten wie Klimaanlage oder Satellitenschüssel!
  • Breite – inkl. Zusatzspiegeln beim Caravan-Gespann
  • Länge – inkl. überstehende Ladung (z.B. Fahrradträger)
  • zulässiges Gesamtgewicht
  • Achslast(en)
  • Diesel oder Benziner?

Rückwärtsfahren und Rangieren

Das Rückwärtsfahren und Rangieren ist mit Gespannen und größeren Wohnmobilen anfangs tatsächlich eine kleine Herausforderung.  Am besten bittest du immer eine zweite Person, dich einzuweisen. Stimme die Einweiszeichen aber vorher mit deinem Helfer oder deiner Helferin genau ab, damit es keine Missverständnisse gibt! Für uns hat es sich als sinnvoll erwiesen, mit den Händen oder den ganzen Armen klar die Richtung anzuzeigen, in die sich das Heck des Wohnwagens oder des Reisemobils bewegen soll. Wilde Kurbelbewegungen sind dagegen erfahrungsgemäß eher kontraproduktiv, genauso wie das undeutbare Klopfen auf die Karosserie. Wichtig auch: Die einweisende Person sollte außerdem immer so stehen, dass sie den Fahrer im Rückspiegel sehen kann – denn nur so ist sichergestellt, dass auch sie vom Fahrer gesehen wird.

Achtung – Gefahr von oben!

Wir raten dir dringend, immer auch ein Auge auf herabhängende Äste oder andere Hindernisse über dem Fahrzeug zu haben. Sonst kann es passieren, dass du hinten und seitlich alles toll im Blick hast, und plötzlich knirscht oder knallt es am Dach…

Spezielle Verkehrsregeln

Wie eingangs schon kurz erwähnt, gelten vor allem für Fahrzeuge über 3,5 t zulässigem Gesamtgewicht in vielen Situationen dieselben Verkehrsregeln wie für Lkw. Darunter fallen unter anderem:

  • Durchfahrverbote
  • Überholverbote
  • Abstandsgebote
  • Verbote für Fahrzeuge und Gespanne ab einer bestimmten Länge
  • Verbote für Fahrzeuge ab einer bestimmten Achslast

Das Sonntagsfahrverbot brauchst du dagegen nicht zu fürchten, das wird wiederum NICHT auf Freizeitfahrzeuge angewendet.

Richtig Beladen

Zu guter Letzt ist es für eine entspannte, sichere Fahrt essenziell, dass dein Wohnmobil oder Wohnwagen sorgfältig beladen wird. Denn zu viel oder ungleich verteilte Ladung, womöglich noch kombiniert mit überhöhter Geschwindigkeit, kann zu Schlinger und Aufschaukeln und damit zu schlimmen Unfällen führen. Alle Punkte, die du hier beachten solltest, haben wir in unseren Artikeln „Wohnmobil richtig beladen“ und „Wohnwagen richtig beladen“ ausführlich für dich zusammengestellt.

Anfängerfehler

Und damit du vor oder auf deiner Reise noch ein bisschen was zu lachen hast (bzw. dich etwas weniger dumm anstellst als wir), plaudern Sebastian und ich in unserem Podcast unsere ganzen Anfängerfehler aus – vom spuckenden Kühlschrank bis zur eskalierenden Toilette:

Viel Spaß beim Reinhören und eine tolle Reise!

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