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AL-KO Bremswartung beim Wohnwagen und Anhänger

Ratgeber: Bremsenwartung beim Wohnwagen und Anhänger

Einwandfreie Bremsen sind für alle Verkehrsteilnehmer ein wichtiger, sicherheitsrelevanter Faktor beim Fahren mit einem Wohnwagen oder einem Anhänger. Und doch sind die Bremsen bei vielen Camper:innen oftmals nicht im Fokus, wenn es um Service und Wartung des Caravans geht.

Um dieses wichtige Thema weiter in die Camperwelt zu tragen, haben wir Florian Vorreiter von der Firma AL-KO Fahrzeugtechnik vor einiger Zeit zu einem Podcast über Bremsenwartung am Wohnwagen eingeladen – die Zusammenfassung der Do’s and Dont’s findest du in diesem Ratgeberartikel.

Welche Bremssysteme sind in einem Wohnwagen (oder einem Anhänger) verbaut?

Die am weitesten verbreitete Bremsenart ist die Trommelbremse. Dieser Bremsentyp befindet sich in etwa 95 Prozent aller Caravans. Trommelbremsen sind Reibungsbremsen – das bedeutet, die Bremsbeläge (auch: Bremsbacken) reiben beim Bremsvorgang an einer zylindrischen Fläche, der Bremstrommel. Diese besteht aus Gussmetall, was sie sehr robust und langlebig macht.

Wie funktionieren Trommelbremsen?

Erfolgt ein Bremsvorgang durch das Zugfahrzeug, kommt der Caravan durch die vorhandenen Trägheitskräfte dem Zugfahrzeug näher (umgangssprachlich: „er läuft auf“). Erst dadurch wird die Mechanik ausgelöst und die Bremse des Wohnwagens betätigt.

Da also keine Verbindung zwischen dem Anhänger und dem Zugfahrzeug besteht und die Bremse erst durch die Trägheit des Wohnwagens ausgelöst wird, ist auch der Begriff „Auflaufbremse“ häufig zu finden.

Die Aktivierung der Bremse kann durch verschiedene technische Varianten erfolgen: mechanisch durch ein Bremsseil oder Bremszug, aber auch elektrisch oder per Druckluft. Die am häufigsten verbaute Art ist die mechanische.

Was bedeutet „selbstnachstellende Bremse“?

Wenn sich der Belag einer Trommelbremse mit der Zeit durch die getätigten Bremsungen abschleift, entsteht ein größerer Spalt zwischen der Trommel und den Belägen. Dadurch wird der Bremsweg länger. Eine selbstnachstellende Bremse gleicht diesen Effekt während der normalen Nutzungszeit aus und stellt diesen Effekt mechanisch nach.

Sind selbstnachstellende Trommelbremsen also wartungsfrei?

Nein! Eine selbstnachstellende Bremse bedeutet nicht, dass keine Wartung der Bremsanlage erfolgen muss, sondern nur, dass während der üblichen Nutzungszeit zwischen den Wartungsintervallen ein Nachstellen erfolgt und den normalen Verschleiß der Beläge ausgleicht.

Gibt es empfohlene Wartungsintervalle für Bremsanlagen beim Caravan?

Ganz klar: Ja. Händler und Hersteller empfehlen eine regelmäßige Wartung. Eine Inspektion sollte etwa alle 5.000 Kilometer oder einmal jährlich erfolgen. Bei dieser wird geprüft, wie weit die Beläge verschlissen und ob die Bremseinstellungen noch in Ordnung sind. Im Weiteren sollte alle 10.000 Kilometer oder nach spätestens 2 Jahren eine komplette Wartung erfolgen.

Hierbei wird die Bremse zerlegt, der Staub entfernt und das System komplett gereinigt sowie die Bauteile gefettet. Das ist deshalb bei Trommelbremsen so wichtig, da das geschlossene System dieses Bremstyps keinen Staub nach außen lässt und sich alles im Inneren sammelt. Die Wartung sollte in jedem Fall von Profis – Händler, Fachwerkstatt & Co. – durchgeführt werden.

Ebenfalls wichtig: Die regelmäßige Bremsenwartung ist zudem ein Verkehrssicherheitsthema. Bei Unfällen kann geprüft werden, ob die Bremsen tatsächlich gewartet wurden.

Welche Geräusche weisen auf eine anstehende Bremsenwartung hin?

Bremsen machen beim Arbeiten Geräusche, das ist ganz normal. Einen Verschleiß kannst du deshalb nicht hören. Aber: Sind es unnatürliche oder enorm laute Geräusche, dann kann das auf ein Problem hinweisen.

Zum Beispiel kann ein Kratzen auf Splitter aus Glas oder Metall hinweisen, die sich in die Bremsanlage gesetzt haben. Ein enorm lautes Quietschen in Verbindung mit einem sehr schnellen Temperaturanstieg der Bremsen kann darauf hindeuten, dass die Beläge nahezu verschlissen sind. Bei derartigen Geräuschen solltest du also sicherheitshalber eine Werkstatt aufsuchen.


Was muss ich nach längerer Standzeit, zum Beispiel nach dem Einwintern meines Wohnwagens, beachten?

Holst du deinen Wohnwagen nach einer Winterpause wieder aus dem Unterstand heraus, solltest du bei einer Prüffahrt auf auffällige Geräusche hören und schauen, ob sich (Flug-)Rost auf den Bremsen gebildet hat.

Gerade bei offenen Stellplätzen ist es durch Nässe und Luftfeuchtigkeit nicht unüblich, dass sich etwas Flugrost absetzt. Dieser bremst sich in der Regel während den ersten Fahrten herunter und es besteht kein weiterer Handlungsbedarf. Nur, wenn sich sehr viel Rost abgesetzt hat und sich dieser nicht wegbremsen lässt, sollten die Ablagerungen von einer Fachwerkstatt weggeschliffen und die Bremsanlage noch einmal überprüft werden.

▶▶ Tipp: Während des Einwinterns oder längeren Unterstellens nicht die Handbremse anziehen, sondern Keile oder ähnliches unterlegen.

Was kann ich tun, um den Verschleiß bei Passfahrten möglichst niedrig zu halten?

Passfahrten bergab sind für Bremsen eine Ausnahmesituation. Auch wenn das Bremssystem zum Arbeiten da ist, kannst du es mit ein paar kleinen Tricks schonen und damit zu einem geringeren Verschleiß beitragen.

Tipp 1: Kühlpausen einlegen

Fährst du mit deinem Gespann steile Pässe bergab, ist die Auflaufbremse des Wohnwagens oder Anhängers die gesamte Zeit über aktiv, denn die Fliehkraft, die die Mechanik der Wohnwagenbremse auslöst, unterscheidet nicht, ob das Auto aktiv oder durch den Motor beim Herunterrollen bremst. Die Folge: Die Bremse läuft heiß. Eine Kühlpause von etwa 20 bis 30 Minuten ist sinnvoll.

Tipp 2: Auch mal Gas geben

Damit die Bremse nicht permanent auf- und dadurch heißläuft, ist es sinnvoll, zwischendurch auch einmal kurz zu beschleunigen. Dadurch wird das Gespann für einen kleinen Moment gestreckt und die Bremse des Wohnwagens entlastet. Ein möglicher Zeitpunkt zum kurzen Beschleunigen ist beim Herausfahren aus einer Kurve.

Warum ist ein sogenanntes „Einbremsen“ bei neuen Brems(beläg)en wichtig?

Wird eine Trommelbremse neu eingebaut, sind die Bremsbeläge und die Trommel noch nicht optimal aufeinander angepasst. Erst mit den ersten Kilometern schleifen sich die Bremsbeläge so ein, dass der Radius perfekt mit dem der Bremstrommel übereinstimmt. Erst dann verteilt sich die Bremslast optimal und die Trommelbremsen arbeiten schonend.

Das Einbremsen nimmt in etwa 500 Kilometer in Anspruch, in denen es sich lohnt, bedacht zu fahren und zu bremsen. Dadurch wirst du von einer optimalen Bremswirkung und der Langlebigkeit deiner Bremsen profitieren.

Exkurs: Wofür benötige ich eigentlich das Abreißseil beim Bremsen?

Eine wichtige Funktion im Bremssystem kommt dem Abreißseil zu. Dieses ist mit einer Schlaufe sowie einem Karabinerhaken an der Kugelkopfkupplung des Zugfahrzeugs befestigt und betätigt die Bremse des Caravans oder des Anhängers, wenn sich dieser während der Fahrt vom Zugfahrzeug löst. Durch das Abreißseil soll sichergestellt sein, dass der Wohnwagen nicht weiterrollt, sollte er sich unerwartet vom Fahrzeug gelöst haben.

Fotos: © AL-KO Fahrzeugtechnik

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