Der Unterschied zwischen Komfort und Luxus liegt manchmal nur in kleinen Dingen - bei Wohnmobilen…

Mission Schulbus-Umbau: Von Träumen und Tücken
Eine junge Frau mit großer Sonnenbrille und rotem Haarband läuft durch ihren umgebauten Schulbus. Hinter ihr heimelige Lichterketten, weiße Kissen und Laternen. Es war dieses Video, das Wolfgang Wilbois dazu inspirierte, die frustige Suche nach einem passenden Wohnmobil abzubrechen. Und sich stattdessen einen alten, amerikanischen Schulbus zu kaufen, den er nun Stück für Stück aufmöbelt. Das Projekt „Skoolie“ ist nicht immer einfach und romantisch, doch sein Motto lautet: „Jetzt erst recht!“
„Ich wollte unbedingt ein Wohnmobil“, erinnert sich Wolfgang Wilbois. Der Münsteraner ist 50 Jahre alt, Manager eines internationalen Forschungsinstituts und leitet nebenbei noch das Online-Business 2W-Design. Nebenbei. So scheint Wilbois mal eben alles von der Hand zu gehen, wenn man den riesigen, gelben Bus sieht, an dessen Umbau er seit Monaten arbeitet.
Doch der Schein trügt. Schon die Suche nach einem Wohnmobil gestaltete sich schwierig. „Das Fahrzeug sollte möglichst wenige Kilometer auf dem Tacho, einen haltbaren Motor und eine ansprechende Inneneinrichtung haben.“ Natürlich alles zum gewünschten Budget. Doch entweder die Einrichtung war Wilbois zu spießig oder die Angelegenheit geriet finanziell außer Kontrolle. Ärgerlich.
Die Idee vom Skoolie ließ ihn nicht mehr los
„Überhaupt fand ich die Vorstellung schwierig, Persönlichkeit in ein bestehendes Wohnmobil zu bringen“, sagt Wilbois. Doch dann sah er das Video vom umgebauten Schulbus – und die Idee vom Skoolie ließ ihn nicht wieder los. „Der Vorteil ist für mich ganz klar der Style-Faktor“, sagt der erfinderische Mann. „Außerdem hat man viel Platz, die Motoren halten lange und geeignete Fahrzeuge bekommt man schon für unter 10.000 Dollar.“
Der Haken: Ein US-Schulbus steht selten verkaufsfertig vor einer deutschen Grundschule herum. Es stellen sich Fragen, wie man das Fahrzeug über eine so große Distanz richtig begutachten kann, wie der Import abläuft, was mit dem TÜV ist und wo es Ersatzteile gibt.
Doch Wolfgang Wilbois war bereits Feuer und Flamme für den Skoolie: „Das Einsteigen in so einen individuellen umgebauten Schulbus soll so sein, als würde man nach Hause kommen.“
US-Schulbusse fahren meist zehn Jahre lang herum, bevor sie ausrangiert werden. Dann werden sie versteigert oder landen bei Händlern. Wilbois suchte viel herum im Netz, sah sich Videos an, telefonierte. „Auch einen Exporteur sollte man direkt mit kontaktieren, damit der Bus auch schnell verschifft werden kann.“
Nach einiger Suche stieß der Münsteraner auf einen Vista international 3600 Schulbus mit einem 7.3 Liter Dieselmotor Navistar T444. 170.000 Kilometer hat der Bus runter, keine Roststellen und allgemein einen guten Zustand. Gekauft! 6.700 Euro legte er auf den Tisch.
Import, Zoll und TÜV beim US-Schulbus
Doch Kaufen ist beim Skoolie eben nicht alles. Zwischen Fahrzeug und zukünftigem Besitzer erstreckte sich ein großer Ozean. Die Verschiffung von Jacksonville nach Bremerhaven kostet 5.100 Euro. Zoll und Mehrwertsteuer kamen noch dazu. Am Ende lag der Gesamtpreis mit Kauf, Transport und Gebühren bei 16.500 Euro.
Hartnäckig hat Wolfgang Wilbois an seinem Traum von einem bewohnbaren US-Schulbus festgehalten. Jetzt war er endlich im beschaulichen Münster angekommen. Doch da wartete gleich das nächste Ärgernis: der TÜV.
Neben zahlreichen Formularen waren auch technische Spezifikationen des Fahrzeugs wichtig und mussten zum Teil von US-Norm auf EU-Norm umgerüstet werden. Der Papierkrieg zog sich über Monate und an einem Tag war Wilbois kurz vorm Verzweifeln, denn die Beschaffung einiger Nachweise soll noch einmal unfassbar viel Geld kosten. „Das ist das Ende“, dachte er kurz und wollte hinwerfen. Doch das fühlte sich falsch an. Die schlechte Stimmung kippte schnell und der Tüftler gab das Motto „Jetzt erst recht!“ aus. Letztlich konnte tatsächlich die geforderten Formulare auftreiben und im Februar kam die erlösende Nachricht: „Wir haben den TÜV!“
Momentan ist Wolfgang Wilbois dabei, den Bus von innen einzurichten. Seine Frau Birgit geht ihm zur Hand. Boden, Isolierung, Strom, Wasser und Möbel: Eine ganze Menge Arbeit liegt noch vor den beiden. „Kühlschrank, Herd und die Solaranlage habe ich schon zu Hause liegen. Die Konzepte für Gas, Heizung und Warmwasser stehen“, freut sich der Bastler. „Ich muss nur noch alles einbauen.“ Als er „nur“ sagt, muss er selbst schmunzeln. Wenn alles klappt, soll es im August auf große Fahrt in die Normandie gehen.
Mit dem Skoolie will das Paar irgendwann einmal ganz Europa bereisen. Ob das alles so klappt? Na, jetzt erst recht!
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Fotos (c):Wolfgang Wilbois

War schon immer eher Pippi Langstrumpf als Annika. Arbeitet als freie Texterin und Fotografin bei Zeilenaufbruch und liebt Roadtrips überall auf der Welt.
Lieblingsspots: USA und Südeuropa.
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