Überspringen zu Hauptinhalt
Ein Zelt beim Wildcamping in Norwegen am Meer

Wildcamping in Norwegen – Was ist erlaubt?

Leise schwappt das Wasser des Fjords an Land, Vögel zwitschern, Blätter rauschen und ansonsten Stille. Wir stehen an einem Fjord in Norwegen und schauen wie verzaubert aus dem Wohnmobilfenster. Wie bitte sollen wir bei so einer traumhaften Aussicht die Augen schließen und schlafen? Im Folgenden möchte ich dir einen kleinen Einblick in das Wildcampen in Norwegen geben. Ist das eigentlich erlaubt, wenn ja unter welchen Voraussetzungen und was solltest du dabei beachten?

Norwegen liegt im Norden Europas und bildet den westlichen Teil von Skandinavien. Das Königreich Norwegen ist flächenmäßig eines der größten Länder Europas und in diesem riesigen Gebiet sind die unterschiedlichsten Landschaften zu finden. Während eines Reisetages kannst du in Norwegen alles finden: Sonne und Meer, Fjorde und Regen, Berge und Schnee. Fjells und Fjorde sind in Norwegen an jeder Ecke zu finden. Fjelle sind die Hochebenen und Fjorde die Meeresarme, die bis weit in das Land hinein reichen.

Aufgrund der geringen Bevölkerungsdichte zählt Norwegen zu einem sehr naturbelassenen, ursprünglichen Urlaubsziel. Wer Ruhe und Einsamkeit sucht, wird hier trotz großer touristischer Beliebtheit ganz sicher fündig – spätestens im einsamen Norden. Besonders für Wohnmobilreisende ist Norge – wie es im Sprachgebraucht heißt – ein beliebtes Reiseziel. Besonders bei den Deutschen steht Norwegen unter anderem aufgrund seiner tollen Natur sehr hoch im Kurs.

Da es in Norwegen so unterschiedliche Landschaftsformen gibt, ist das gesamte Land sehr attraktiv. Der Süden bietet jede Menge Sonne, Strand und Meer und ist besonders bei Familien oder Urlaubern interessant, die nicht so viele Urlaubstage mitbringen. Aufgrund der einfachen Anreise ist die Strecke von Deutschland bis in den Süden von Norwegen schnell zu überbrücken.

Wer etwas mehr Zeit im Gepäck hat, der begibt sich in die bezaubernde Fjordwelt oder in die einsamen Gegenden des Nordens. Eine Fahrt bis hinauf zum Nordkap steht auf vielen Reisewunschlisten. Dabei hat jede Region in Norwegen ihre faszinierenden Seiten. Verständlich, dass Reisende bei solch einer tollen Landschaft auch gerne inmitten dieser Übernachten möchten. Aber ist das so einfach möglich?

In Norwegen verhält sich das ganz ähnlich, wie das Wildcamping in Schweden. Auch hier gibt es das sogenannte Jedermannsrecht oder wie der Einheimische sagt, das „Allemannsretten“. Das Recht gibt es seit vielen Jahren und hat Tradition. Seit 1957 ist es sogar im norwegischen Gesetz verankert. Durch diese Gesetzgebung kann jeder die Natur genießen. Ganz so einfach wie es sich jetzt anhört ist das allerdings nicht, gewisse Regeln sind auch beim Jedermannsrecht zu beachten.

Was ist beim Wildcamping in Norwegen erlaubt?

Sei es mit dem Zelt, mit dem Wohnmobil oder Wohnwagen – wie bei allen Arten von Wildcamping ist die wichtigste Regel: „Verlasse den Übernachtungsplatz so, wie du ihn vorgefunden hast oder noch sauberer.“

Das Jedermannsrecht bezieht sich offiziell nur auf nichtmotorisierte Übernachtungsgäste, heißt also für Wanderer mit Zelt und dementsprechend nicht für Wohnmobile oder Wohnwagen. Das Wildcamping mit dem Wohnmobil wird bisher allerdings weitestgehend toleriert.

Generell sollte das Freistehen mit dem Wohnmobil so unauffällig wie möglich vonstatten gehen. Dass kein Müll hinterlassen wird und der Abwassertank nicht in der Natur entsorgt wird, brauche ich an dieser Stelle hoffentlich nicht erwähnen. Aber ebenso sollte jegliches Campingverhalten vermieden werden. Das heißt, kein Ausfahren der Markise, kein Aufstellen vom Tisch und andere campingüblichen Tätigkeiten. Außerdem solltest du nicht länger als ein bis zwei Tage an ein und dem selben Ort übernachten.

Wo ist das Wildcamping in Norwegen erlaubt?

Wildcamping mit dem Zelt ist überall dort erlaubt, wo es nicht ausdrücklich verboten ist. Selbst privater Grund darf zu Fuß betreten werden, sofern er nicht eingezäunt ist. Jedoch sollte stets mit Respekt gehandelt und ein gebührender Abstand zum Haus, zu anderen Gebäuden und zu anderen Campern gehalten werden. Mitte April bis Mitte September darf generell in Waldnähe kein Feuer gemacht werden.

Wie oben bereits erwähnt, stört das Wildcamping mit dem Wohnmobil vielerorts niemanden. Auch hier gilt natürlich jegliche Verbotsschilder zu beachten, niemanden zu behindern und mit viel Gespür und Verstand auf die Suche nach einem Übernachtungsplatz zu gehen. Aufgrund der steigenden Anzahl von Wohnmobiltouristen, die das naturnahe Camping suchen, wurden in den letzten Jahren immer mehr „No Overnight Parking“ Schilder aufgestellt. Es sollte selbstverständlich sein, dass keine zehn Camper an einer Stelle mitten im Wald stehen sollten oder keine kleinen Ortschaften oder Rastplätze übervölkert werden – außer es ist explizit erlaubt. Du selbst möchtest sicher auch nicht gerne jeden Morgen eine Wohnmobilreihe vor dem Haus stehen haben.

Alternativen zum Wildcamping in Norwegen

Wenn du naturnahes Camping liebst, bist du in Norwegen genau richtig. Wildcamping muss da gar nicht unbedingt immer sein, denn es gibt in Norwegen sehr viele Campingplätze, die wunderschön in der Natur gelegen sind. Eine große Wiese direkt am Fjord, ein riesiges bewaldetes Areal in unmittelbarer Nähe zum Fluss oder ein Campingplatz am Meer sind nur ein paar wenige Beispiele für die naturbelassenen Campingplätze mit freier Platzwahl. Diese findest du im ganzen Land verteilt. Auch wenn Norwegen generell als teureres Reiseland zählt, die Preise für Campingplätze sind absolut human. Hier gebe ich dir einen tieferen Einblick in das Thema Camping in Norwegen.

Fazit zum Wildcamping in Norwegen

Norwegen ist ein beliebtes Ziel für Wildcamper und es wird auch für Wohnmobilisten an vielen Orten noch toleriert. Jedoch sollte hier – aufgrund der steigenden Anzahl der Wohnmobilreisenden – ein Gespür und Respekt gegenüber den Einwohnern, anderen Urlaubern und der Natur mitgebracht werden. Dann wird es die Möglichkeit in Norwegen Freizustehen hoffentlich weiterhin noch viele Jahre geben. Aber auch die Campingplätze in Norwegen sind so naturnah angelegt, dass du ein Besuch dieser bezahlbaren und wundervollen Plätze nicht außer Acht lassen solltest. Viel Spaß in Norwegen!

Fotos: (c) Tanja Klose

Dieser Beitrag hat 4 Kommentare

  1. Ich bin gerade in Norwegen unterwegs und finde es echt übel, was hier so abgeht. Jeder letzte Fleck wird vollgestellt. Null Respekt gegenüber Land und Leute, Hauptsache gratis. Man stellt sich an einen Aussichtspunkt und wird ungemütlich, wenn ich morgens das Auto nebendran stelle um Fotos zu schiessen. Um 11 Uhr, versteht sich, nicht um 5. Ich geh hier nur noch auf offizielle Plätze, Teil einer solchen „community“ will ich nicht sein. Wird hier enden, wie auf Island.
    Reisende Grüsse
    Peter

    1. Lieber Peter,

      vielen Dank, dass du deine Erfahrungen mit uns teilst. Das hört sich ja wirklich gruselig an. Für mich persönlich ist ein solches Verhalten immer wieder unverständlich und es macht mich unendlich traurig. Respekt gehört für mich beim Reisen einfach dazu. Wir wünschen dir dennoch eine schöne Reise durch Norwegen.

      Viele Grüße,
      Tanja

  2. WILDCAMPEN mit dem WOMO in Norge war einmal.
    Es wird kaum toleriert nach meinen Erfahrungen auch wenn man keinen stört. Direkte Ansprachen mit Androhung von Polizei etc. sowie teils boshafte
    Diskussionen (englisch) habe ich mehrfach erlebt. Auch der Hinweis morgen früh um acht bin ich weg hilft abends 20 Uhr nicht.
    Wer ein 500000 NOK (Zeitwert) WOMO hat der hat auch das
    Geld fuer n Stellplatz 🙂 so der tenor. Hmm.
    Nettes smartes Auftreten hilft nicht. Die Toleranzgrenze ist erreicht.
    Auch kein gutes englisch hilft.
    Was würden wir machen wenn
    Eine Million Skandinavier p. a.
    Wald und Flur bei uns gratis
    bevoelkern wuerden vornehmlich
    im Sommer wurde ich gefragt 🤔
    Nogo Areas sind z. B. die Inseln Kristiansund und Averoy sowie das
    Hochplateau zwischen Dombas und Opdal. Es ist ein schweres
    Thema und man muss das moderne Norwegen verstehen lernen glaube ich !!!???
    M.f.G. vom Hochplateau im doppelten Sinne 🙂

    1. Hallo Joerg,

      vielen Dank für deine Erfahrungen und Sicht der Dinge. Das habe ich in den letzten Wochen schon häufiger gehört. Ich kann die Einheimischen da sogar verstehen. Zum Einen kommen viel mehr Wohnmobilreisende in das Land und zum anderen steigt leider der Egoismus und die Respektlosigkeit, da muss es irgendwann mal zu einem Knall kommen. Traurig, aber unausweichlich, wenn das so weitergeht. Die schwarzen Schafe werfen leider ein schlechtes Licht auf alle Camper und so wird es in nicht allzu ferner Zukunft sicher keine Möglichkeiten zum Freistehen mehr geben.

      Lieben Dank und viele Grüße,
      Tanja

Schreibe einen Kommentar

Deine E-Mail-Adresse wird nicht veröffentlicht. Erforderliche Felder sind mit * markiert

An den Anfang scrollen