Auf jedem Campingplatz oder Wohnmobil-Stellplatz ist es immer das gleiche Bild: Kaum hat ein Gespann…

Wohnmobil: Elektrik für Anfänger
Elektrische Anlagen sind für viele Menschen ein rotes Tuch und sie halten davon Abstand. Ich finde das zum einen gut, weil Strom tatsächlich sehr gefährlich sein kann. Zum anderen finde ich es schade. Wenn du dich nämlich damit auseinander setzt, kannst du viel in deinem Wohnmobil oder Wohnwagen selber machen.
Dieser Artikel soll eine Einführung in das Thema sein und ein paar Ängste nehmen, aber auch die Gefahren aufzeigen. Doch selbst wenn du dich nicht mit dem Stromnetz in deinem Campinggefährt beschäftigen willst, kann ein wenig Hintergrundwissen nicht schaden. So kannst du viel besser kontrollieren, was die Experten, die du dafür bezahlst, da so tun.
Inhaltsverzeichnis
Grundlagen: Strom, Spannung und Widerstand
Zu Anfang etwas Theorie. So verstehst du, worüber ich hier schreibe. Das Thema ist einfacher zu erklären, wenn wir uns eine Analogie zu Hilfe nehmen. Wenn dir die Begriffe schon klar sind, dann kannst du das Kapitel einfach überspringen.
Stelle dir einen Wasserfall vor. Du stehst unter ihm und das Wasser plätschert auf deinen Kopf.
- Die Spannung (U) ist die Höhe des Wasserfalls. Je höher er ist, desto höher die Spannung, also die Energie, die das fallende Wasser hat.
- Der Strom (I) ist die Menge des Wassers, also die einzelnen Tropfen, welche pro Sekunde herunterfallen.
- Der Widerstand ist die Breite des Wasserfalles.
Würden wir den Wasserfall durch ein Rohr leiten, wäre der Widerstand die Dicke des Rohres. Das ist noch etwas einfacher zu verstehen.
Je höher und breiter der Wasserfall ist, desto mehr Kraft bzw. Leistung hat er. Je mehr Strom und Spannung fließen, desto mehr Leistung kommt dabei raus.
Jede elektrische Stromleitung ist gleichzeitig ein Ohmscher Widerstand. Das bedeutet, ein Teil der elektrischen Energie wird in Wärme umgewandelt. Dadurch wird die Spannung kleiner. Wir sprechen von einem Spannungsabfall. Um das zu vermeiden, könntest du zum Einen den Querschnitt der Leitung immer mehr erhöhen (siehe dazu diesen Artikel zum Leitungsquerschnitt). Zum Anderen könntest du auch die Leitung verkürzen. Oder du erhöhst die Spannung auf der Leitung, um den Wärmeverlust zu verringern. Die letzte Variante funktioniert super bei Hochspannungsleitungen mit Wechselstrom, aber nicht im Wohnmobil, wo wir oft mit 12 Volt arbeiten. Mehr dazu im nächsten Abschnitt.
Zusammenfassung:
- Halte deine Stromleitungen kurz.
- Achte auf einen ausreichenden Querschnitt.
Wechselstrom und Gleichstrom
Noch ein wenig Theorie, aber gleich haben wir es geschafft!
Der Strom, den du von zu Hause kennst, wird oft aus sich drehenden Magneten erzeugt (Generatoren). Diese erzeugen einen Strom, der immer wieder die Richtung ändert. Man spricht von Wechselspannung und Wechselstrom. Diese sieht aus wie eine Sinuskurve und wird 50 mal in der Sekunde durchlaufen. Der Strom fließt in jeder Sekunde 50 mal in die eine und 50 mal in die andere Richtung. Der Strom hat damit eine Frequenz von 50 Hertz (Hz). Mit Wechselstrom hast du es im Wohnmobil über den Landstrom zu tun. Dieser kommt durch eine Außensteckdose in das Wohnmobil oder den Wohnwagen und versorgt dort Verbraucher wie Kühlschrank und Klimaanlage oder den Fön mit 230 Volt.
Bei Gleichstrom oder Gleichspannung fließt der Strom immer in dieselbe Richtung. Gleichstrom ist zum Laden der Batterien bzw. Akkus wichtig, da diese Gleichstrom speichern und abgeben. Mit Gleichstrom hast du bei allen 12 Volt Verbrauchern zu tun. Also Licht, Zigarettenanzünder Dose, manche Kühlschränke usw. Wenn du autark stehst, also keinen Landstrom hast, dann kommt der Strom aus der Batterie und ist immer Gleichstrom. Auch Solaranlagen liefern normalerweise 12 Volt durch den Laderegler.
Sicherheit
Das Arbeiten mit Strom birgt immer eine Gefahr. Bei einem elektrischen Schlag kann es zu Verbrennungen und Muskelkrämpfen kommen. Da dein Herz ein Muskel ist, kann auch dieses krampfen. Das kann zu Kammerflimmern führen und damit lebensbedrohlich sein. Daher solltest du dich schützen:
- Das Stromnetz immer stromlos schalten, bevor du daran arbeitest. Das bedeutet Batterie abklemmen oder Sicherung deaktivieren.
- Zuerst den Minuspol abklemmen und danach den Pluspol. Denn Minus wird beim KFZ über das Chassis geführt. Sprich fast alle Metallteile sind der Minuspol. Wenn du den Pluspol zuerst abklemmst, kannst du damit an ein Stück Metall vom Fahrzeug kommen und einen Kurzschluss auslösen.
- Beim Wiederanklemmen zuerst Plus und dann Minus anschließen.
- Defekte Isolierungen sollten immer ersetzt werden
- Im Wohnmobil mehrere Stromkreise verlegen und nutzen.
- Dadurch können die Querschnitte kleiner gehalten werden.
- Es kommt zu geringeren Spannungsabfällen.
- Die einzelnen Stromkreise sind dann weniger störanfällig.
Wenn du unsicher bist oder dich nicht traust, dann beschäftige dich weiter mit dem Thema oder frage einen Experten in einer Werkstatt oder einen Elektriker um Rat.
12 Volt und 230 Volt
In den meisten Wohnmobilen werden beide Systeme genutzt. 230 Volt oft dann, wenn Landstrom anliegt und sonst 12 Volt aus den Aufbaubatterien. Bei der Verkabelung ist wichtig, dass du möglichst beide Kabel getrennt verlegst, also 12 Volt und 230 Volt in getrennte Kanäle. Das funktioniert aber auf Grund des Platzmangels nicht immer.
Wichtig ist, dass du Anschlussdosen immer trennst. Also 12 und 230 Volt trennen. Verwende als Kabel immer nur flexible Kabel. Diese enthalten nicht einen starren Metallkern, sondern viele, verdrillte, kleine Adern. Sie sind dadurch sehr flexibel verlegbar. Kabel, die durch Holz, Metall oder Kunststoffe gehen, sollten an diesen Stellen besonders geschützt werden, damit die Isolierung durch die Bewegung des Fahrzeuges nicht beschädigt wird.
Technikverliebter Nerd, der mit Frau, Hund und Gasgrill seit 2015 im Wohnmobil lebt – derzeit in einem Clou Liner. Im Winter im Süden, im Sommer im Norden, als digitaler Nomade immer auf Reisen.
Lieblingsspots: Am Wasser.
Großes Kompliment. Der Bericht vermittelt sehr viel Wissen. Es ist sehr verständlich erklärt. ZB. Die Solaranlage. Werde die Themen weiterhin aufmerksam verfolgen.
Lieber Heinz, vielen Dank für dein positives Feedback und weiterhin viel Vergnügen bei uns. Liebe Grüße Sandra
Hey, erstmal danke für die tollen Erklärungen!! 🙂
Du schreibst recht häufig von einem Elektroblock, den ihr eingebaut habt. Für welchen Typen habt ihr euch dabei entschieden?
Vielen lieben Dank und Grüße!
Hi Marion,
der Elektroblock ist für gewöhnlich schon eingebaut. Bei uns ist einer von Schaudt verbaut gewesen.