Der erste Schnee ist in Deutschland bereits gefallen - und wenn du kein Wintercamper bist,…

Auch wenn gerade Anfänger oft Scheu davor haben: Das Fahren im Gespann ist kein Hexenwerk und lässt sich ganz entspannt bewerkstelligen – wenn du dir einige Sicherheitsaspekte zu Herzen nimmst. Ein wichtiger Punkt dabei ist die richtige Beladung des Wohnwagens. Denn wer hier unvorsichtig ist, riskiert Schlingerfahrten und im schlimmsten Fall schwere Unfälle.
Wir haben dir eine Übersicht erstellt, auf welche Punkte du zu deiner eigenen Sicherheit unbedingt achten solltest.
Inhaltsverzeichnis
Zunächst solltest du die „Rahmendaten“ des Zugfahrzeugs und des Wohnwagens in Augenschein nehmen. Diese Informationen kannst du aus den Fahrzeugscheinen ablesen:
Mit Leergewicht (auch „Leermasse“ genannt) wird das Gewicht bezeichnet, das der Wohnwagen in fahrbereitem Zustand inklusive der vom Hersteller eingebauten Zusatzausstattung, einer gefüllten Gasflasche sowie gefülltem Frischwasser- und Toiletten-Spülwassertank aufweist.
Du solltest diese Angabe unter Ziffer G im Fahrzeugschein finden, allerdings ist dieses Feld leider nicht immer ausgefüllt.
Unter dem Zulässigen Gesamtgewicht (abgekürzt zGG, auch bekannt als „Zulässige Gesamtmasse“) versteht man das Gewicht, das der fahrbereite Wohnwagen inklusive aller Gegenstände, die du selbst noch einlädst (Kleidung, Werkzeug, Geschirr etc.) oder nachträglich am Wohnwagen anbringst (Fahrradträger, Markise etc.) maximal aufweisen darf. Die Zulässige Gesamtmasse kannst du aus Ziffer F.1 im Fahrzeugschein ablesen.
Wie der Name schon sagt, bedeutet „Zuladung“ alles, was zugeladen, also im Wohnwagen auf der Fahrt transportiert wird. Wie viel das im Einzelfall sein darf, kannst ergibt sich aus der Differenz zwischen der Zulässigen Gesamtmasse und dem Leergewicht deines Caravans.
Die Achslast gibt an, wie viel Gewicht auf der Achse oder den Achsen deines Wohnwagens liegt und über diese bzw. die Räder auf die Fahrbahn übertragen wird. Diese Angabe findest sie unter Ziffer 8 im Fahrzeugschein.
Seitlich am Reifen findest du einen Code, der auf den ersten Blick recht „kryptisch“ aussieht, in unserem Fall ist das zum Beispiel 195 / 70 R 15 C 104/102 S.
Die Ziffern 104/102 bezeichnen die Tragfähigkeit – beim Caravan ist dabei der erste Wert (also in unserem Beispiel die 104) ausschlaggebend.
In dieser Tabelle kannst du nachlesen, welche Tragfähigkeit deine Reifen besitzen:
Die zulässige Gesamtmasse deines Gespanns ist die Summe aus der zulässigen Gesamtmasse des Wohnwagens und der des Zugfahrzeugs.
Wiegt dein Zugfahrzeug also 2,1 Tonnen und dein Wohnwagen 1,2 Tonnen, beträgt das tatsächliche Gesamtgewicht des Gespanns 3,3 Tonnen und liegt damit unter der „magischen Marke“ von 3,5 Tonnen.
Denn: Das Gesamtgewicht hat auch Auswirkungen auf die Frage nach dem geeigneten Führerschein. Mit der neuen B-Fahrerlaubnis darfst du nur Gespanne mit maximal 3,5 Tonnen zGG fahren! Für alles darüber brauchst du entweder den B96 (bis 4,2 Tonnen) oder den BE (bis 7,0 Tonnen).
Die Stützlast bezeichnet das Gewicht, das bei angekuppeltem Wohnwagen auf der Anhängevorrichtung deines Zugfahrzeugs lastet. Bei den meisten Pkw liegt dieser Wert irgendwo zwischen 50 und 90 Kilogramm.
Du kannst die mit einer kleinen tragbaren Stützlastwaage oder mit einer an manchen Stützrädern angebrachten Skala ermitteln.
Die maximale Stützlast, die du unter Ziffer 13 im Fahrzeugschein ablesen kannst, darf nicht überschritten werden, sollte aber auch nicht weniger als 4% des tatsächlichen Anhängergewichts bzw. nicht unter 25 Kilogramm betragen. Am allerbesten ist es, die Stützlast auszureizen, da eine hohe Stützlast sich positiv auf die Gespannstabilität auswirkt. Besitzen Zugwagen und Anhänger unterschiedliche Begrenzungen bei der maximalen Stützlast, so gilt der niedrigere Wert.
Übrigens: Der Wert der Stützlast kann von der Anhängelast abgezogen werden. Das zGG des Anhängers oder Gespanns bleibt davon aber unberührt.
Stützlast = (Maximale Stützlast Zugfahrzeug x Länge Deichsel) / Abstand Achsmitte zu Stützradmitte
Wie beim Wohnwagen, ist auch beim Zugfahrzeug darauf zu achten, dass die Achslast gleichmäßig verteilt ist und nicht überschritten wird.
Du findest die Angaben zur Achslast unter Ziffer 8 im Fahrzeugschein.
Achslast = (Eigengewicht des Fahrzeugs + Ladung) / Zahl der Achsen
Die Anhängelast (auch „Zuglast“) eines Zugfahrzeugs hängt von mehreren Komponenten ab, unter anderem dem Modell und der Anhängevorrichtung. „Normale“ Pkw dürfen in der Regel bis ca. 1.500 Kilogramm ziehen, Geländewagen je nach Größe und Gewicht bis zu 3.500 Kilogramm, in wenigen Ausnahmefällen sogar bis zu 4.500 Kilogramm.
Die Beschränkungen für dein Zugfahrzeug kannst du Ziffer O des Fahrzeugscheins entnehmen. Maßgeblich für den Wohnwagenbetrieb ist die Ziffer O.1 (Anhängelast gebremst).
Nicht nur eine Überladung, sondern auch eine falsche Beladung können die Stabilität deines Wohnwagens buchstäblich ins Wanken bringen. Denn ein zu hoher Schwerpunkt begünstigt ein Kippen des Anhängers. Außerdem können durch massive Teile, die aus den oberen Staufächern fallen oder im Fahrzeug „herumfliegen“, teure Schäden entstehen. Daher bitte folgende Verteilung berücksichtigen:
Schweres Equipment wie Wasservorräte, Konserven, Campingmöbel oder Werkzeugkisten sollten möglichst tief gelagert und gleichmäßig um die Achse herum bzw. zwischen Achse und Deichsel verteilt werden. Hierbei sind Achs- und Stützlast zu beachten!
Mittelschwere Gegenstände wie Tetrapaks, Schuhe oder Kochgeschirr kannst du in die bodennahen Stauräume packen – am besten bitte auch hier auf eine möglichst gleichmäßige Verteilung achten.
In die Oberschränke gehören nur leichte Gegenstände wie Kleidung, Kunststoff oder Bambusgeschirr, „normal“ verpackte Lebensmittel wie Brot, Haferflocken, Pasta oder Obst und sehr leichtes technisches Equipment.
Sämtliche Ladung, insbesondere die schweren Gegenstände, müssen im Wohnwagen wie im Zugfahrzeug natürlich stets so gesichert werden, dass sie bei stärkeren Bremsmanövern oder einem Unfall nicht zu einem tödlichen Geschoss wird.
Offene Staufächer im Wohnwagen sind vor der Fahrt leerzuräumen.
Und der Wohnwagen sollte insgesamt maximal drei Viertel des Gewichts des beladenen Autos erreichen.
Hier das Ganze nochmals ausführlich im Video-Interview mit dem ADAC-Fahrtrainer:
Wird ein Wohnwagen falsch beladen oder überladen, kann es zu erheblichen Sicherheitsrisiken kommen:
Zum einen kann der Wohnwagen beginnen zu schlingern oder sich „aufzuschaukeln“, so dass du die Kontrolle über dein Gespann verlierst und schwere Unfälle oder ein Umkippen des Wohnwagens verursachen kannst. Neben der richtigen Beladung und einer vorausschauenden Fahrweise können hier auch eine Antischlingerkupplung (z.B. von AL-KO oder Winterhoff) und/oder ein elektronisches Sicherheitssystem vorsorgen, solche Situationen zu vermeiden. Sollte der Notfall wirklich eintreten, hilft nur noch, die Geschwindigkeit sofort (!) zu verringern – aber bitte keine Vollbremsung! – um das Gespann wieder in den Griff zu bekommen.
Wie das enden kann, siehst du in diesem Video:
Auch die „Ansaugung“ durch überholende Lkw stellt ein nicht zu unterschätzendes Risiko dar. Je schwerer der Wohnwagen und je instabiler er beladen ist, desto höher ist die Gefahr, dass dein Gespann durch den starken Luftzug vorbeifahrender großer Fahrzeuge „aus der Bahn geworfen“ wird.
Neben den Sicherheitsaspekten ist die richtige Beladung aber auch für den Fahrkomfort und den Spritverbrauch wichtig. Ein stabiles Gespann lässt sich deutlich besser lenken und erfordert weniger Kraftaufwand und Konzentration – und das Reisebudget dankt es dir ebenfalls!
Falls es mit dem Gewicht oder der Stützlast doch Probleme gibt, musst du deine Ladung noch an einigen Stellen optimieren. Hier ein paar Anregungen, wie du leichter reisen könntest:
Während in Deutschland die Bußgelder für eine Überladung mit bis zu 235 Euro noch recht überschaubar sind, steigen einige Nachbarländer deutlich höher ein. In Italien dagegen werden bis zu 1.600 Euro, in Österreich und Tschechien sogar bis zu ca. 2.000 Euro fällig.
Noch härter als die Geldstrafe trifft viele Camper jedoch die Regelung, dass eine Weiterfahrt bei Überladung nicht gestattet ist. Hier heißt es dann: An Ort und Stelle Wasser ablassen und ausladen, bis das Gewicht stimmt. In Deutschland kann es je nach Höhe der Überladung außerdem Punkte im berühmt-berüchtigten Flensburg geben.
Auch im Hinblick auf die Reisekasse solltet deshalb also lieber konservativ packen, denn wie sagte kürzlich unser Trainer im Fahrsicherheitskurs so schön: „Die Frage ist nicht, ob ihr kontrolliert werdet, sondern wann!“
Ist erst einmal alles gut verstaut und verzurrt, folgt für viele Camper die nächste „Zitterpartie“: Sind Wohnwagen oder Zugfahrzeug überladen? Wie sieht es mit der Stützlast aus? Und überschreite ich womöglich das zulässige Gesamtgewicht meines Gespanns?
Gerade Einsteiger mit wenig Erfahrung sollten die ersten Male nicht auf ihre Schätzung vertrauen, sondern lieber auf verlässliche Informationen setzen. Hierfür gibt es einige Möglichkeiten und Hilfsmittel, um die entsprechenden Gewichtsbeschränkungen zu kontrollieren.
Die Stützlast wie auch die Achslast bzw. das Gesamtgewicht des Wohnwagens und des Zugfahrzeugs kannst du mit Zubehör vom Campingausstatter prüfen.
Für die Stützlast gibt es spezielle Stützräder, die schon eine mechanische Waage eingebaut haben. Viele Camper schwören auch auf die handelsübliche Personenwaage. Mit dieser Technik wird eine Holzleiste der Höhe nach unter das Kupplungsmaul des Anhängers geklemmt und auf die Waage aufgesetzt. Das haben wir selbst jedoch noch nicht ausprobiert und können daher nicht sagen, ob es auch verlässlich funktioniert.
Zur Kontrolle der Achslast kannst du dir im Campingfachhandel eine spezielle kleine tragbare Waage kaufen, die unter die Reifen gelegt wird.
Wenn du jedoch ganz sicher gehen willst, solltest du mit deinem Gespann eine offizielle Lkw-Waage ansteuern, wie du sie zum Beispiel in Kieswerken, an Raiffeisen- oder BayWa-Märkten, auf Recyclinghöfen oder Abfalldeponien, beim TÜV, bei der DEKRA, beim ADAC oder auch bei der Autobahnpolizei findest. Gegen ein paar Euro „Trinkgeld“ oder manchmal sogar kostenlos erhältst du hier zuverlässige Ergebnisse, mit denen du dann beruhigt in den Urlaub starten kannst!
Wir wünschen allzeit gute und sichere Fahrt!
Danksagung: Ein herzliches Dankeschön gilt unseren Experten Mirko Weissenborn, Geschäftsführer der TÜ Caravaning aus Ludwigsfelde, Michael Tück, Inhaber des ADAC Fahrsicherheitszentrums Rhein-Erft in Weilerswist, und den Abteilungen Werkststatt und Kundenservice bei der Firma AL-KO Fahrzeugtechnik, die uns bei der Erstellung dieses Artikels mit ihrem Fachwissen zur Seite standen.
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Fotos: (c) CamperStyle
Vermutlich der einzige Mexikaner auf deutschen Campingplätzen. Wurde schon als Kind im väterlichen Bulli mit dem Campingvirus infiziert. Kann (fast) alles mit Multitool, Panzertape und Kabelbindern reparieren.
Lieblingsspots: Mexiko, Norwegen & Südspanien
Hallo Jalil,
Dein Beitrag ist absolut professionell, ausgezeichnet recherchiert und trotzdem in allen Bereichen sehr gut verständlich! Das ist ein super Leitfaden, nicht nur für Campinganfänger.
Ich wäre sehr froh gewesen, wenn ich „damals“, als frisch gebackener Gespannfahrer so eine Unterstützung gehabt hätte.
Mittlerweile bin ich auf einen Kastenwagen umgestiegen, rate aber jedem, der sicher mit einem Gespann fahren will, Deinen Beitrag immer zur Hand zu haben.
Viele Grüße und Spass auf großartigen Touren!!!
Lieber Gunnar, vielen Dank für deinen tollen und motivierenden Kommentar! Es freut uns sehr, dass du den Beitrag gelesen hast – obwohl du ja momentan mit einem anderen Gefährt unterwegs bist. Einige Tipps (z.B. zum Verteilen der Beladung) sind sicherlich auch für Wohnmobil- und Kastenwagenfahrer wichtig. Aber dazu gibt es bald einen eigenen Beitrag! 🙂 Viele liebe Grüße!