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Abenteuer im L300 um die Welt

Großes Abenteuer im L300 um die Welt – Teil 1: Die Idee und die Suche nach dem Bus

Hallo, wir sind Brit und Nico – und wir stehen kurz vor dem wohl größten Abenteuer unseres Lebens: Mit unserem Mitsubishi L300 wollen wir ab April 2020 um die Welt reisen. Ende offen. Eigentlich aber sind wir schon mitten drin in diesem Abenteuer: Denn ohne Vorbereitung läuft natürlich nichts. In dieser kleinen Serie nehmen wir euch mit auf den Weg ins große Abenteuer: In Teil 1 erzählen wir euch, wie es überhaupt dazu kam und nach welchen Gesichtspunkten wir unser Fahrzeug für die Reise ausgewählt haben.

Abenteuer l300 Brit und Nico

Wie es dazu kam – und warum es ein L300 wurde

Ein Sonntagabend Ende September 2017. Im Verlauf der letzten Stunde ist mein Hintern immer weiter auf der Sofakante nach vorn gerutscht. Der Film, der da gerade auf unserem Fernseher läuft, löst einen wahren Wirbelsturm in meinem Kopf aus. Ich werfe einen Seitenblick zu Nico hinüber. Auch er klebt wie magnetisiert am Bildschirm. Als der Abspann läuft weiß ich: Genau das will ich auch! Nico guckt mich mit untertassengroßen Augen an und fragt: „Das machen wir auch, oder?“ Ich muss lachen. „Auf jeden Fall machen wir das!“ Danach können wir vor Aufregung zwei Tage lang nicht schlafen, Bilder, Ideen, Pläne wirbeln durch unsere Köpfe – wir sind schon mitten drin im großen Abenteuer.

Der Film, den wir an dem Abend gesehen haben, war „Herr Lehmanns Reise um die Welt“, ein Dokumentarfilm von Martin Zech über seine Fahrt in einem alten Mitsubishi L300, in zwei Jahren einmal um den Globus. Reisen ist schon mein ganzes Leben lang meine Leidenschaft. Aber eine Weltreise wollte ich nie machen, ich fand den Gedanken schrecklich, in nur einem Jahr so viel wie möglich sehen zu wollen und doch von Anfang an zu wissen, dass dabei nur ein flüchtiges Vorbeihuschen an Orten und Menschen herauskommen kann. Auf die Idee, einfach länger zu reisen, bin ich nie gekommen. Nun scheint es auf einmal kein Limit mehr zu geben, schnell sind Nico und ich bei dem Gedanken, zwei, drei oder mehr Jahre zu reisen. Denn wenn wir mit dem eigenen Bus unterwegs sind, haben wir unser Zuhause immer dabei – was sollte uns also davon abhalten, auch von unterwegs aus zu arbeiten? Einfach nicht in den deutschen Arbeitsalltag zurückzukehren? Als Redakteurin und IT-Profi bringen wir ideale Voraussetzungen für ein ortsunabhängiges Arbeiten mit – rasch wird aus dem Reisetraum ein Lebenstraum. Und wir machen uns auf die Suche nach dem Wichtigsten, das wir dafür brauchen: einem Bus.

Die Basis von allem: unser Bus

Zu dem Zeitpunkt befassen wir uns überhaupt nicht mit den vielfältigen Möglichkeiten, die es bei der Fahrzeugwahl gibt – wir sind sicher: Es soll ein L300 sein, wie „Herr Lehmann“. Bis heute sind wir sehr glücklich mit dieser Entscheidung – mal sehen, ob das so bleibt, wenn wir wirklich unterwegs sind. In der Rückschau würde ich mich beim nächsten Mal allerdings bewusster mit den unterschiedlichen Fahrzeugtypen befassen, bevor ich eine so wichtige Entscheidung treffe. Für uns lag der große Charme des kleinen L300 in dem Umstand, dass so gut wie nichts an ihm elektronisch ist. Mit anderen Worten: Man kann sich selbst helfen, wenn etwas kaputt geht, denn das Problem ist fast immer mechanisch. Der Motor des L300 – eine 2,5 Liter Diesel-Maschine ohne Turbolader oder sonstigen Schnickschnack – ist unverwüstlich, und wenn doch einmal etwas nicht mehr funktionieren sollte, ist er auf der Welt und v.a. in Südamerika und Asien (zwei Kontinente, die wir auf jeden Fall bereisen möchten) so verbreitet, dass jeder Dorfmechaniker ihn schon einmal gesehen hat. Er wurde in Transportern, Geländefahrzeugen, ja sogar in Booten verbaut – Ersatzteile dafür zu bekommen dürfte kein größeres Problem sein.

Ein weiterer Vorteil des L300 mit kurzem Radstand, wie wir ihn inzwischen besitzen: seine geringe Größe. Das ist z. B. bei der Verschiffung bares Geld wert, weil hier die Preise nach Fahrzeugvolumen berechnet werden. Auch beim Herumkurven auf schmalen Bergstraßen, bei der Parkplatzsuche in Großstädten oder um Campingspots abseits der Straße anzufahren, ist für uns Anfänger ein kleines Fahrzeug viel einfacher zu handhaben als ein ausgewachsener Camper. Das damit verbundene geringe Gewicht des L300 (gut 1,4 t) sehen wir ebenfalls als Pluspunkt: Der Bus verbraucht weniger Sprit, und auch ohne Allrad und mit nur 69 PS können wir ihn abseits der Straße fahren.


Der Größenvorteil des L300 beim Fahren ist aber zugleich sein großer Nachteil beim Campen: 3,5 qm Wohnfläche und von Stehhöhe keine Rede. Nico ist über 1,90 m groß – spätestens nach zwei Regentagen am Stück, die wir im Bus festsitzen und nicht raus können, ist die Laune im Keller. Es gibt den L300 auch mit festem Hochdach, oder man hätte nachträglich ein Aufstelldach einbauen können. Wir haben uns dagegen entschieden, weil wir erstens den Platz auf dem Dach als Stauraum benötigen, und zweitens der Einbau eines Hoch- oder Aufstelldachs den Anschaffungspreis für den Bus um ein Mehrfaches überstiegen hätte. Ja, auch das war ein Kaufargument für den L300: Er ist verglichen mit dem etwa gleich großen VW T2 deutlich günstiger in der Anschaffung – so bleibt mehr Geld für die Reisekasse.

Liebe auf den ersten Blick: Mr. Norris

Ohne also groß die Alternativen abzuwägen, begannen wir im Oktober 2017, nach einem L300 zu suchen. Als wir Mr. Norris (so heißt unser Büsschen) fanden, hatten wir noch gar keine ernsthaften Kaufabsichten – wir wollten nur mal gucken, wie so ein L300 in echt aussieht, und ob z.B. Fahrersitz und Kabine so geschnitten sind, dass auch Nico mit seiner Körpergröße problemlos ein paar Stunden darin sitzen kann.  Das ist nicht ganz unwichtig, wenn man mehrere Jahre mit dem Fahrzeug um die Welt fahren will. Wir fragten über ein Autoanzeigenportal recht willkürlich einen privaten Verkäufer an, der nicht allzu weit entfernt von uns wohnte – und waren völlig aus dem Häuschen, als wir vor seinem Bus standen. Garagenfahrzeug, scheckheftgepflegt, kein bisschen Rost (in allen Foren hatten wir gelesen, dass der L300 ein gefürchteter Rostfänger ist), nur 150.000 km gelaufen – der Traum jedes Gebrauchtwagenkäufers. Den konnten wir nicht nicht kaufen. Beim ADAC-Gebrauchtwagencheck fing später selbst der Prüfer an zu strahlen: Er hatte sich, wie bei so alten Fahrzeugen üblich, auf jede Menge Schreibarbeit für den Mängelbericht eingestellt – und hatte am Ende kaum etwas zu notieren. Wir waren happy und hatten (wie seitdem sehr oft) das Gefühl, dass unser Unterfangen unter einem guten Stern steht.

Da war er also – unser Bus. Und mit ihm die nächste Herausforderung: der Innenausbau. Davon berichten wir in Teil 2 dieser Serie: 1 Zimmer, Küche, kein Bad, aber den größten Garten der Welt: 3,5 Quadratmeter Heimat.

Fotos: (c) www.das-grosse-abenteuer.de

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