Die Caravaning-Branche, einst ein strahlender Stern am Himmel des Individualtourismus, erlebt derzeit turbulente Zeiten. Zwei prominente Unternehmen, Dethleffs und Knaus Tabbert, geben einen Einblick in die derzeitigen Herausforderungen und die Strategien, um diesen zu begegnen.
Vom Boom zu schwierigen Zeiten
Im Interview mit der Schwäbischen Zeitung beschreibt Bernhard Kibler, Geschäftsführer von Dethleffs, die drastischen Veränderungen in der Branche. Während der Coronapandemie erlebte Dethleffs einen regelrechten Boom: Die Nachfrage nach Reisemobilen und Wohnwagen war enorm, was zu einem starken Anstieg von Umsatz und Mitarbeiterzahlen führte. Doch diese goldenen Zeiten sind vorbei. Die aktuelle Marktsituation zeichnet ein weniger rosiges Bild.
Kibler erklärt, dass die Branche nun unter hohen Beständen im Handel leidet, da die Kunden aufgrund gestiegener Preise und Finanzierungszinsen vorsichtiger geworden sind. Um sich den neuen Gegebenheiten anzupassen, hat Dethleffs beschlossen, die Produktion zu drosseln und im Herbst erneut fünf Wochen Kurzarbeit einzuführen.
Zusätzlich wird im Oktober ein Betriebsstopp erfolgen. Trotz dieser Maßnahmen bleibt Kibler optimistisch und betont die Entschlossenheit und den Zusammenhalt innerhalb der Firma. Dethleffs investiert weiterhin in die Produktion und plant, neue Entwicklungen auf dem Caravan Salon in Düsseldorf vorzustellen, um die Nachfrage wieder anzukurbeln.
Wir gehen davon aus, dass das funktioniert, wenn wir im Herbst die Produktion drosseln müssen. Kleine und große Maßnahmen sollten dazu führen, dass wir im Frühjahr wieder optimistischer in die Zukunft sehen.
Bernhard Kibler, Geschäftsführer von Dethleffs im Interview mit der Schwäbischen Zeitung
Anpassung an gestiegene Finanzierungskosten
Ähnlich herausfordernd stellt sich die Situation bei Knaus Tabbert dar, wie aus einem Artikel auf car-editors.net hervorgeht. Das Unternehmen hat eine Gewinnwarnung veröffentlicht und die Umsatzprognose für das laufende Geschäftsjahr nach unten korrigiert. Auch hier haben gestiegene Zinsen die Finanzierung der Fahrzeugbestände für die Handelspartner erschwert.
Knaus Tabbert reagiert darauf mit verlängerten Werksferien und einer temporären Reduzierung der Produktionsleistung. Laut einer Pressemitteilung des Unternehmens werden die regulär geplanten Werksferien um zwei Wochen verlängert, um das Überangebot abzubauen und den Handelspartnern bei der Anpassung der Lagerbestände zu helfen. Gleichzeitig wird die Vermarktung der Lagerbestände aktiv unterstützt.
Trotz dieser Herausforderungen bleibt die Nachfrage nach Freizeitfahrzeugen auf einem hohen Niveau. Die Zulassungszahlen für Reisemobile sind in Deutschland um 9,3 % gestiegen, und der Auftragseingang zeigt eine positive Dynamik. Knaus Tabbert erwartet für das Geschäftsjahr 2024 einen Umsatz zwischen 1,3 und 1,4 Milliarden Euro und eine bereinigte EBITDA-Marge von 7,0 % bis 8,0 %.
Fazit: Anpassung und Optimismus
Die Caravaning-Branche befindet sich in einer Phase der Anpassung an neue Marktbedingungen. Steigende Preise und Finanzierungskosten haben die Nachfrage gedämpft und die Unternehmen gezwungen, ihre Produktionsstrategien zu überdenken. Sowohl Dethleffs als auch Knaus Tabbert setzen auf Maßnahmen wie Kurzarbeit, verlängerte Werksferien und aktive Unterstützung des Handels, um die Herausforderungen zu meistern.
Trotz der Schwierigkeiten bleibt der Optimismus ungebrochen, dass sich die Nachfrage mittelfristig wieder stabilisieren wird. Der Caravan Salon in Düsseldorf wird hierbei als wichtiger Stimmungstest betrachtet, der zeigen könnte, in welche Richtung sich der Markt entwickeln wird.
Titelbild: © Auto-Medienportal.Net/Knaus Tabbert