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Geheimtripps Deutschland Lallinger Winkel Lalling Obstwiese

Geheimt(r)ipps Deutschland – Lallinger Winkel: Die Obstschüssel Bayerns lädt zu einer Campingtour ein

Mitte April, Anfang Mai ist es wieder soweit: Die Apfel- und Birnenbäume im Lallinger Winkel blühen auf und sorgen für ein farbenfrohes Bild in der sanften Hügellandschaft des südwestlichen Teils des Bayerischen Waldes.

Wer bis jetzt seinen Camper noch nicht ausflugstüchtig gemacht hat, für den wird es nun höchste Zeit, Reisemobil oder Wohnwagen auf Vordermann zu bringen und die ersten Ausflugstouren zu starten. Wie wäre es zum Einstieg in die diesjährige Saison mit einer Fahrt in den Lallinger Winkel? Er gilt als Sonnenterrasse des Bayerischen Waldes mit milden Temperaturen. Als südwestlicher Teil des Bayerwalds werden hier die kalten Nord- und Ostwinde abgehalten. Und so kann sich schon früh eine Natur entfalten, die du gesehen haben musst.

An den sanften Hängen breiten sich Streuobstwiesen und Bauerngärten aus, die sich jetzt im Frühjahr mit einem wahren Blütenmeer in ihrer ganzen Pracht präsentieren. Begleite uns auf einen Kurztrip in einen der schönsten Winkel des Bayerischen Waldes und genieße die Zeit.

Die Anreise erfolgt über die A3 von Norden aus Richtung Regensburg kommend oder von Süden aus Richtung Passau kommend. Die Ausfahrt Nr. 111, Hengersberg, bildet den Startpunkt unserer Reise durch den Lallinger Winkel und ist gleichzeitig das Tor zum Naturpark Bayerischer Wald.

Obstwiese im Lallinger Winkel

Eine Rundfahrt, die zu jeder Jahreszeit ein Genuss ist

Auch, wenn der Lallinger Winkel sich im Frühjahr in seiner blühenden Vielfalt zeigt, ist die Tour zu allen Jahreszeiten zu empfehlen. Wunderschöne Natur wechselt sich hier ab mit kleinen Städtchen und verschlafenen Dörfern, in denen jede Menge kulturelle Überraschungen auf den Besucher warten. Und wandern kann man hier immer und überall, denn das gut gepflegte und beschilderte Wanderwegenetz lässt keine Wünsche offen, wenn du zu Fuß oder mit dem Rad Natur und Kultur erkunden willst.

Blick auf Lallig im Sommer

Start und Ziel für Reisemobilisten und Caravaner:

An der geringen Dichte von Stellplätzen und Campingdestinationen lässt sich schon ablesen, dass der Tourismus hier noch Ecken bietet, die Ruhe und Erholung versprechen. Dafür müssen wir für unsere Rundfahrt zwar etwas weitere Anfahrtswege in Kauf nehmen, aber das sollte es dir wert sein.

Bei den Campingplätzen bieten sich Camping Meier in Roßfelden 1A, 94486 Osterhofen oder der Bavaria Kur-Sport Campingpark in der Grafenauer Str. 31 in 94535 Eging am See am See an. Ein weiterer Campingplatz steht in der Schillerstr. 14 in 94577 Winzer, Camping Donautal bei der Tennishalle des DJK Neßlbach zur Verfügung.

Camping- und Wohnmobilstellplätze findest du in 94571 Schaufling, Ensmannsberg 3, auf dem Düllhof am Hausstein

Wohnmobil-Stellplätze stehen am Stellplatz am Donaupark in 94469 Deggendorf, Eginger Str. und in 94551 Lalling, Euschertsfurth 3, bei Engelbert Weber zur Verfügung. Und zuletzt heißt dich auch Boarisch Kongo in Fronreut 73, 94469 Deggendorf, auf seinem landwirtschaftlichen Anwesen willkommen.

Bei den Rundfahrten nutzen wir Neben- und Seitenstraßen, auf denen es manchmal eng wird und hin und wieder etwas holprig zugeht. Beachte das bitte, wenn du mit einem größeren Wohnmobil unterwegs bist.

Auf den Tages-Rundfahrten spulst du zwischen jeweils 30 und 40 km ab, sodass du den Tag ganz gemütlich angehen kannst und genügend Zeit hast, dir alles in Ruhe anzusehen.

Rundfahrt 1. Tag

Von historischen Autos und Streuobstwiesen

Unsere erste Tagestour beginnen wir im Markt Hengersberg. Der Ort versteht sich als Tor zum Naturpark Bayerischer Wald. Im Ortskern vereinen sich Gasthöfe und stolze Bürgerhäuser zu einem schmucken Spalier. So zeigt sich auch der langgestreckte Marktplatz als typisch für die Siedlungen im niederbayerischen Donauraum.

Zwei Anhöhen kennzeichnen Hengersberg, auf denen jeweils eine Kirche thront. Auf dem Rohrberg erwartet den Besucher die spätgotische Hallenkirche St. Michael mit einer der schönsten Kreuzigungsgruppen Deutschlands und auf dem Frauenberg genießt du einen wunderschönen Ausblick auf das weite Donautal.

Einen Blick in die Kunstwelt Ostbayerns ergatterst du bei einem Besuch des Kulturhauses Spital Hengersberg. In dem ehemaligen Armenhaus der Stadt, das auf das 15. Jahrhundert zurückgeht, ist heute die „Kunstsammlung Ostbayern“ beheimatet. Werke von weit über 100 Künstlerinnen und Künstlern aus dem ostbayerischen Raum sind in einer Dauerausstellung zu sehen und zusätzlich finden pro Jahr sechs Sonderausstellungen statt.

Von Hengersberg schlagen wir nun die nordöstliche Route ein und fahren durch das Tal der Hengersberger Ohe. Dieser Donauzufluss führt uns durch Bauerndörfer mit der typisch niederbayerischen Hofanordnung: Gediegene Vierseithöfe reihen sich wie Trutzburgen entlang der Straße auf. Ein Blick durch den Torbogen eines Bauernhofes lohnt sich, denn die Innenhöfe sind liebevoll hergerichtet und vor den Hauseingängen steht seit jeher ein mächtiger steinerner Wassertrog – in frühen Jahren die einzige Wasserstelle am Hof.

Apfelplantage im Lallinger Winkel

Nach etwa 12 Kilometern Fahrt erreichen wir unseren nächsten Etappenort: Stritzling. Hier kam in den 1980er Jahren der Lallinger Unternehmer Albert Streicher auf die Idee, eines der größten Automuseen Bayerns zu gründen. 1990 verwirklichte er sich diesen Traum. Seitdem ist der Ort mit 200 historischen Motorrädern und Autos ein Anziehungspunkt für Autofans aus aller Welt. Schließlich gehört auch einer der ältesten Rolls-Royce zu der beliebten Sammlung. Abgerundet wird ein Museumsrundgang durch die weltweit größte Ausstellung von Modellautos im Maßstab 1:87 und surrealistischer Glaskunst.

Unsere Fahrt setzen wir nun fort über die „Milchstraße“, die gleich am Museumsparkplatz startet. Die gewundene Straße führt zu den Höhen des Vorderen Bayerischen Waldes hinauf und verbindet die ursprünglich weit entlegenen Höfe der Milchbauern. Hier fährt man an den für den Lallinger Winkel so typischen Bauerngärten mit Apfel- und Birnenbäumen vorbei. Die traditionsreichen Obstbauern legen hier großen Wert auf die breite Sortenvielfalt, für die sich ein Besuch einer der zahlreichen Hofläden anbietet.

Zu einem unvergesslichen Ausblick auf den Lallinger Winkel lädt der Birnengarten von Josef Jakob in Durchfurt ein. Neben der Aussicht genießt du hier den größten und sortenreichsten Birnengarten Ostbayerns, wo du auch in die Geheimnisse des Bauernobst-Anbaus eingeweiht wirst.

Die vierte und letzte Etappe unseres heutigen Ausflugs führt uns nach Lalling, der Gemeinde, die der Region den Namen gab. Klimatisch begünstigt liegt der Ort in einer Talbucht. Hier findet sich neben der 900 Jahre alten Dorfkirche auch Deutschlands einziger öffentlicher Feng Shui Kurpark.

Dorf im Lallinger Winkel

Auf dem knapp 6 ha großen Areal liegt der in einer liegenden Acht angelegte Kursee. Ein Rundweg erläutert anhand von Informationstafeln die Schwerpunkt-Themen „Feng Shui“ und „Altes Wissen“, was eine Verbindung zwischen der westlichen und östlichen Betrachtung von Natur und deren Zusammenhänge herstellt.

Ein Störzonenlehrpfad ist hier ebenso zu finden wie ein Organ- und Chakraweg, ein Keltenhaus und verschiedene Themengärten. Ein Grillplatz steht hier zur Verfügung und eine bestuhlte Terrasse lädt mit Blick auf den Kursee zum Ausruhen ein, während die Kinder auf dem nebenan liegenden Spielplatz toben können.

▶▶ Der besondere Tipp: Von März bis Oktober kann man jeden Donnerstag um 15 Uhr an einer informativen Führung durch das Parkareal teilnehmen.

Blick in den Park im Lallinger Winkel

In Lalling findet seit 1998 alljährlich das Mostfest, parallel zum Töpfermarkt statt. Das letzte Mai- oder erste Juni-Wochenende steht in der Gemeinde ganz im Zeichen der Krönung der Deutschen Mostkönigin während der zweitägigen Feierlichkeiten.

In dem staatlich anerkannten Erholungsort endet nun auch unser erster Ausflugstag und wir begeben uns wieder auf unsere Übernachtungsplätze, um den Tag Revue passieren zu lassen und den zweiten Ausflugstag zu planen.

Rundfahrt 2. Tag

Von 600 Jahre alten Linden und dem Hausberg des Lallinger Winkel

Zunächst fahren wir heute auf der B 533, die Hengersberg mit Freyung verbindet, nach Euschertsfurth. Hier entdeckst du zunächst mitten im Ort eine der ältesten und größten Dorflinden Europas. 750 Jahre zählt der Baum, der einen stattlichen Durchmesser der Krone von 30 Metern aufweist und somit eine Menge Schatten an heißen Sommertagen spendet. Das Naturwunder ist ein im gesamten Lallinger Winkel bekannter Treffpunkt. Botaniker rühmen nicht nur das Alter der Linde, sondern auch den hervorragenden Zustand, in der sie sich befindet.

Kirche im Lallinger Winkel

Zurückgekehrt auf die Bundesstraße, bietet sich dir auf der Fahrt in Richtung Süden ein herrliches Panorama. Weit schweift der Blick über den gesamten Lallinger Winkel und die sanften Hügelketten, die ihn einrahmen und vor Wind und Wetter schützen.

Nach wenigen Kilometern biegst du nun bei Schöfweg ins Waldgebirge ab. Dort ist dein nächster Halt der Brotjackriegel bei Zenting. Der Hausberg des Lallinger Winkel trägt einen kurios klingenden Namen: Der ursprüngliche Name lautet Breiter Jägerriegel. Aus der niederbayerische Aussprache Broada Jagariegel entstand die heutige Bezeichnung des Berges. Mit seinen 1.011 m.ü.M. erkennst du ihn schon von Weitem an dem 121 m hohen Fernsendemast.

Schon 1925 wurde auf seinem Gipfel ein 25 m hoher Aussichtsturm errichtet. Von dessen Aussichtsplattform hast du bei günstiger Wetterlage einen überwältigenden Ausblick. Das Panorama reicht vom bayerisch-böhmischen Grenzkamm im Norden, über das Passauer Land im Osten und die Donauebene im Süden und Westen bis hin zu den bayerischen und österreichischen Alpen am Horizont. Beachte aber bitte, dass der Aussichtsturm, an dessen Fuß das Turmstüberl zur Einkehr einlädt, aus Brandschutzgründen zeitweise gesperrt sein kann.

Nimm dir Zeit und entdecke den Berg auf einem 11,4 Kilometer langen Qualitäts-Wanderweg. Mit seinen naturnahen Mischwäldern und bunten Blumenwiesen gehört der Brotjackriegel zum europaweiten Schutzgebietssystem Natura 2000. Informationstafeln begleiten dich auf dem Erlebnisweg zum Gipfel.

Nach so viel Natur wird es nun wieder Zeit für ein wenig Kultur und wir fahren weiter nach Schöllnach. Die Gemeinde ist das einstige Fernhandelszentrum des Vorderen Bayerischen Waldes. Hier zeigt sich mit schmucken Bürgerhäusern und einem großzügigen Kirchplatz der Glanz vergangener Jahrhunderte, was dem Ort eine ganz besondere Atmosphäre verleiht.

Dein Augenmerk hat in Schöllnach die Pfarrkirche St. Johannes Baptist verdient. Die ursprüngliche Kirche ist aus dem 16. Jh. und als Anbau erhalten geblieben. Somit bildet sie heute eine Kirche in der Kirche und wird im Volksmund als Werktagskapelle bezeichnet.

Häuser im Lallinger Winkel

Unser Weg führt uns nun weiter in Richtung Süden ans nördliche Donauufer. Bei Flintsbach entdecken wir Kalkfelsen, was eine Rarität im ansonsten von Granit und Gneis beherrschten Bayerwald ist. Der Kalksteinbruch begründete einst eine blühende Ziegelindustrie und heute ist Flintsbach der Standort vom einzigen Ziegel- und Kalkmuseum in Süddeutschland. Hier erhältst du einen umfassenden Einblick in die 1000 Jahre alte Kalkbrennerkunst und vor deinen Augen werden die Ziegelsteine geschlagen und gebrannt. Als Hauptattraktion entdeckst du hier einen fast vollständig erhaltenen römischen Ziegelofen aus der Zeit um 300 n. Chr.

Bevor wir nun unsere Rundreise durch den Lallinger Winkel abschließen, solltest du noch einen Abstecher ans Donauufer machen. Hier darf der Fluss noch frei von Verbauungen seine Schleifen ziehen und ein Boden-Erlebnispfad lässt dich mit allen Sinnen die „Haut der Erde“, den Boden, erleben und viel Wissenswertes erfahren.

Fazit

Nun hast du mit dem Lallinger Winkel den südwestlichen Teil der Bayerischen Waldes kennengelernt. Vielleicht hat dich die Vielfalt der Region inmitten von blühenden Apfel- und Birnenbäumen genauso fasziniert wie uns. Abseits vom Ferienrummel schlummert so manches Kleinod der Natur oder ein kulturelles Highlight, das es zu entdecken gibt. Wenn du auf den Geschmack gekommen bist, erkunde doch selbst den Bayerischen Wald und sieh dir noch mehr an. Nur zu. Dieser Teil Bayerns entlang der Grenze zu Tschechien hat noch Vieles zu bieten. Oder genieße einfach deine freie Zeit im Camper oder Zelt bis zu deiner Heimreise. 

Fotos: (c) Tourist-Info Lallinger Winkel

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