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Wildcamping in Spanien – Was ist wo erlaubt?
Wildcamping – für zahlreiche Camper ist das die Vorstellung von vollkommener Freiheit. Einsam in der Natur zu stehen und dem Alltagsstress zu entfliehen, danach sehnen sich viele. Als besonders beliebter Ort zum Wildcampen zählen Strände, so auch in Spanien. Mit dem sanften Rauschen der Wellen einschlafen und morgens den ersten Kaffee direkt am Strand genießen – so sieht für romantische Camper das Idealbild aus.
Wie sieht es aber mit den Gesetzen zu Wildcamping in Spanien aus? Ist es erlaubt oder verboten? Und kann es in Spanien gefährlich werden, wild zu campen? Diese Fragen und noch andere beantworte ich dir in diesem Artikel.
Ist das Wildcampen in Spanien erlaubt?
Wildcampen bedeutet, außerhalb eines dafür vorgesehenen Platzes zu übernachten. Dieser Begriff gilt in der Regel fürs Zelten, wird aber oft auch in Bezug auf Wohnwagen oder Wohnmobile genutzt. Die passendere Bezeichnung hierfür ist jedoch das Freistehen.
Wildcampen ist nicht nur bei ausländischen Besuchern ein Thema, sondern auch unter den Einheimischen. Die Spanier lieben es ebenfalls, in der freien Natur unterwegs zu sein und dort zu übernachten.
Aber wie sehen die Gesetze dazu in Spanien aus?
Die Gesetze zum freien Campen in Spanien sind kompliziert und lassen sich nicht in einem Satz beantworten. Die Schwierigkeit liegt darin, dass es nicht eine einzige Vorschrift gibt, sondern zig verschiedene. Eine staatliche, die für ganz Spanien gilt, und dazu die einzelnen Gesetze der jeweiligen autonomen Gemeinschaften. Deren Bestimmungen haben gegenüber der staatlichen Regelung Vorrang. Manche davon sind etwas lockerer, andere hingegen sehr strikt.
Als wäre das nicht genug, unterliegt es letztendlich den Gemeinden, das freie Campen zu erlauben oder zu verbieten. Gemeinden gibt es in Spanien wie Sand am Meer. Somit ist es fast unmöglich, einen Überblick über die Gesetze zum Wildcampen zu bekommen.
Hinzu kommen jeweils eigene Vorschriften für Naturschutzgebiete oder die Küstengebiete. An den Stränden darfst du nicht mit deinem Fahrzeug fahren und das Campen ist dort generell verboten. Parken darfst du nur auf den vorgesehenen Parkplätzen. Dass Naturparks und Strände wegen ihrer Vegetation und der dort lebenden Tiere besonders geschützt werden, ist nachvollziehbar.
Worin unterscheiden sich also die Regelungen, wenn das Wildcampen doch grundsätzlich verboten ist?
Die Antwort liegt darin, wie das Campen definiert wird. So fällt darunter in Asturien zum Beispiel jegliches Übernachten in einer mobilen Unterkunft (Zelt, Wohnmobil, Wohnwagen) außerhalb dafür vorgesehener Orte. Wenn du also in deinem Wohnmobil irgendwo übernachtest, wo es nicht offiziell erlaubt ist, fällt dies unter freies Campen. Dennoch ist es vielerorts gestattet, eine Nacht in seinem Wohnmobil zu schlafen, wenn dies entsprechend der Straßenverkehrsordnung ordnungsgemäß geparkt ist.
Es ist landesweit gestattet, dein Wohnmobil ordnungsgemäß zu parken, darin zu essen und/oder zu schlafen, denn die Benutzung der Innenräume ist privat. Allerdings darfst du dabei keinerlei Campingverhalten an den Tag legen.
Dazu gehören beispielsweise:
• das Herausstellen von Stühlen oder Tischen
• das Ausfahren der Markise
• das Aufhängen von Wäsche
• Wasser ablaufen zu lassen
• störende Geräusche zu machen
• das Nutzen von Auffahrkeilen.
Bei einem abschüssigen Gelände ist es jedoch gestattet, Unterlegkeile hinzulegen, um dein Wohnmobil am Wegrollen zu hindern.
Und in der Extremadura ist es sogar verboten zu campen, wenn der Eigentümer des Landes dem zugestimmt hat.
In Andalusien ist es auch auf offiziellen kostenfreien Wohnmobil-Stellplätzen untersagt, das oben beschriebene Campingverhalten zu zeigen. Stühle, Wäsche oder Markisen müssen also drin bleiben.
Du siehst, es ist ein wenig verzwickt, zu den Gesetzen eine übergreifende Aussage zu treffen. Wie so oft, gibt es auch hier Ausnahmen. Manche der autonomen Gemeinschaften erlauben das freie Campen unter ganz bestimmten Voraussetzungen in abgelegenen Gebieten, zum Beispiel in Bergregionen. Möchtest du auf Nummer sicher gehen, solltest du dich am besten bei der entsprechenden Gemeinde oder dem örtlichen Tourismusverband vor Ort erkundigen und dir gegebenenfalls eine Genehmigung holen.
Auf dieser spanischen Seite findest du eine Karte mit Plätzen, an denen das freie Zelten erlaubt ist. Leider gibt es diese Informationen nur auf Spanisch, doch mit einem Übersetzungstool kommst du hier sehr gut weiter.
Strafen für das Wildcampen in Spanien
Genauso unterschiedlich wie die jeweiligen Gesetze, sind auch die damit verbundenen Strafen. In der Extremadura können Geldstrafen zwischen 30 und 150 Euro fürs Wildcampen verhängt werden. In einem Naturschutzgebiet können in Spanien bis zu 600 Euro pro Person fällig werden.
Grundsätzlich richtet sich die Höhe der Strafe unter anderem danach, wie groß dein Verstoß bzw. der damit verbundene Schaden eingestuft wird.
Deutlich schärfer sehen die Sanktionen aus, wenn du unerlaubt Feuer machst. Hier schnellen die Strafen um ein Vielfaches, bis zu mehreren tausend Euro nach oben. Wild zu campen und dann noch ein romantisches Lagerfeuer zu machen, ist eine denkbar schlechte Idee!
Wie werden die Verbote in der Praxis umgesetzt?
Ich bin viele Monate in einem Oldtimerbus durch Spanien gereist und habe zu 90 Prozent frei gestanden. In der anderen Zeit habe ich meist kostenfreie Stellplätze und selten einmal Campingplätze genutzt. Ich noch nicht einmal Probleme oder musste eine Strafe zahlen.
Kontakt mit der Polizei hatten ich schon, aber kein einziges Mal war dieser negativ. Ein Polizist hat uns einen Strand-Parkplatz genannt, an dem wir super stehen konnten. Ein anderer sagte, dass es an diesem abgelegenen Parkplatz mitten im Nirgendwo eh keinen stört und wir gerne ein paar Tage bleiben könnten. Wildcampen mit Erlaubnis sozusagen und das in der Extremadura.
Was solltest du beachten?
Meine positiven Erfahrungen sollen dich nicht dazu ermutigen, dich einfach irgendwo hinzustellen oder dein Zelt aufzuschlagen, ohne Rücksicht auf Verluste. Die Verbote sind da und lassen sich nicht weg diskutieren. Wichtig ist es daher, sich hundertprozentig rücksichtsvoll und möglichst unauffällig zu verhalten. Wenn du dann noch freundlich auf die Menschen und/oder die Polizei zugehst, ist das schon sehr viel wert.
Klar ist auch, dass wildes Campen nicht bedeutet, sich in großen Gruppen anzusammeln. Dass dies nicht gerne gesehen wird, ist für mich vollkommen verständlich.
Was du ebenfalls unbedingt beachten solltest, ist die extrem hohe Waldbrandgefahr. Eine Unachtsamkeit kann zu wirklich schlimmen Bränden führen. Ich selber habe 2012 den Jahrhundertwaldbrand in Katalonien erlebt und werde die Bilder nie vergessen. Feuer in der freien Natur zu machen, sollte deshalb absolut tabu sein.
Eine Grundregel ist es auch, keinerlei Müll zu hinterlassen. Dazu zählen auch Toilettenpapier und sonstige menschliche Hinterlassenschaften. Sammel sie ein oder verbuddel sie, aber lass sie nicht einfach herumliegen. Hast du eine Toilette in deinem Camper, kannst du diese an einem der vielen Stellplätze entsorgen. Das gleiche gilt natürlich die Entsorgung deines Schmutzwassers. Einen guten Überblick findest auf dieser spanischen Seite: www.areasac.es
Ist das Wildcampen in Spanien gefährlich?
Vielleicht fragst du dich jetzt, wie sicher oder gefährlich das wilde Campen in Spanien ist. Das kommt natürlich immer darauf an, worauf sich deine Ängste beziehen. Ist es die, überfallen zu werden? Dazu denke ich, ist die Gefahr an großen touristischen Orten meist größer, als abseits in der Natur. Selbst auf Campingplätzen kann es passieren, dass etwas gestohlen wird.
Was du berücksichtigen solltest, sind verschiedene giftige Tiere, die es in fast allen Ländern der Welt gibt. Dazu zählen in Spanien Skorpione, Prozessionsspinnerraupen, diverse Spinnen- und Schlangenarten. Wenn du also mit dem Zelt unterwegs bist, solltest du dich hierüber ein wenig informieren. In Teilen Nordspaniens leben sogar noch Wölfe und Bären. Dass du ihnen begegnest, ist aber eher unwahrscheinlich. Dennoch solltest du dir dessen bewusst sein.
Grundsätzlich ist es immer gut, auf dein Bauchgefühl zu hören. Wenn du dich an einem Ort nicht wohlfühlst, solltest du dort nicht bleiben. Aus meiner persönlichen Sicht ist Wildcamping in Spanien aber nicht gefährlich.
Fazit zum Wildcamping in Spanien
Spanien ist ein beliebtes Reiseland bei Campern und es gibt einige, die freistehen oder wildcampen. Obwohl es gesetzlich verboten ist, wird das Wildcampen oft toleriert. Dies ist jedoch abhängig von der jeweiligen Region und auch der betreffenden Person, mit der du zu tun hast. Der eine Polizist drückt vielleicht ein Auge zu, der andere nicht. Der eine Anwohner fühlt sich gestört, der nächste nicht. Das beste Motto ist in jedem Fall, sich so rücksichts- und respektvoll wie möglich zu verhalten.
„Allerdings wurden die Kontrollen in den letzten Jahren vor allem an den Küsten deutlich verschärft, da der Zustrom an Wildcampern einfach zu sehr überhand genommen hat. Wenn du also auf Nummer Sicher gehen möchtest, erkundige dich vorab oder suche im Zweifel einen Stell- oder Campingplatz auf. Auch in Spanien gibt es wunderbare kleine und naturnahe Plätze, teilweise bei Privatleuten, auf denen sich das Campen fast wie Freistehen anfühlt!“
Welche Erfahrungen hast du mit dem Wildcampen in Spanien gemacht?
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Fotos: (c) Nima Ashoff

Hat den Spaß am Campen mit 38 entdeckt. Seit 2015 lebt sie in einem Oldtimerbus und reist quer durch Europa. Mit dabei sind ihr Partner und ihre Hunde.
Lieblingsspots: Griechenland und Spanien.
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