Diese Zusammenfassung wurde von einer KI erstellt und kann daher kleine Unklarheiten oder Fehler enthalten. Es dient zum schnellen Nachschlagen der in der Episode besprochenen Themen. Anhand der Zeitstempel sind diese dann einfach im Podcast nachzuhören.
Nele [00:00:09]:
Hallo und herzlich willkommen zu Camperstyle, deinem Camping-Podcast. Ich bin Nele.
Sebastian [00:00:14]:
Und ich bin Sebastian. Und heute sprechen wir über queeres Campen.
Nele [00:00:18]:
Und dafür haben wir heute gleich drei Gäste bei uns im virtuellen Studio, nämlich Chris, Benjamin und Holger. Vielleicht stellt ihr euch einfach am besten mal vor. Wer möchte anfangen? Und weil es drei
Sebastian [00:00:31]:
sind, müssen wir, glaube ich, ein bisschen vorgeben, wer als erstes spricht, sonst traut sich nämlich oft keiner.
Nele [00:00:36]:
Dann machen wir es nach dem Alphabet, würde ich sagen.
Sebastian [00:00:38]:
Okay, dann fängt Benjamin an.
Benjamin [00:00:40]:
Okay, sehr gerne. Ich bin der Benjamin, ich komme aus München, ich bin 43 Jahre alt und ich habe 2020, ich glaube das war das erste Corona-Jahr, habe ich mir einen unausgebauten VW Crafter gekauft und das war so ein bisschen mein Corona-Hobby im Lockdown und habe den dann halt selber ausgebaut und bin seitdem ja, sage ich mal, unterwegs. Und ja, wir haben uns, sage ich mal, ein bisschen gefunden darüber, dass ich eine Facebook-Gruppe gegründet habe. Aber da können wir vielleicht nachher nochmal ein bisschen rüber erzählen.
Sebastian [00:01:16]:
Dann der nächste im Runde ist der Christian. Vielen Dank, Benjamin.
Christian [00:01:20]:
Ja, hi, ich bin der Chris aus Köln, 51 Jahre alt und habe auch kurz vor der Corona-Pandemie mit dem Thema Campen eigentlich erst richtig begonnen und durchgestartet, einfach weil zu dem Zeitpunkt meine Eltern verstorben sind, dann war ein Haus verkauft und dann gab es auf einmal die Möglichkeit, sich so etwas zu kaufen, was ich vorher niemals gehabt hätte. Und auf einmal hatte ich die Freiheit, loszureisen und Dinge zu tun, die ich vorher nicht tun konnte. Und daher bin ich seitdem, also knapp 2020, 2019, bin ich auch auf Reisen zwischen Job und normalem Leben in der Stadt.
Nele [00:02:02]:
Und zu guter Letzt der Holger noch, bitte.
Holger [00:02:06]:
Ja, hallo zusammen und vielen Dank auch für die Einladung zu dem schönen Podcast. Mein Name ist Holger. Ich wohne derzeit in Oldenburg Und ich habe mir ähnlich wie Chris kurz vor Corona meinen Camper zugelegt. Ich bin selbstständiger Informatiker und wollte damals den Camper dafür nutzen, einfach unterwegs, wenn ich bei Kunden unterwegs bin, mein Büro und mein Hotelzimmer dabei zu haben. Dann kam, wie wir alle wissen, Corona. Es wurde alles anders. Aber seitdem bin ich eben auch mit dem Camper unterwegs und war zwischenzeitlich sogar mal zwei Jahre komplett im Camper lebend in ganz Europa unterwegs. Und ich bin ähnlich wie Chris auch Jahrgang 74, also jetzt noch 50 Jahre alt.
Nele [00:02:51]:
Vielen, vielen Dank. Ja, wir haben ja schon eingangs gesagt, es geht heute queeres Campen. Und da werden sich vielleicht einige unserer Hörerinnen und Hörer die Frage stellen, was heißt das eigentlich? Was ist dieses Queer und was hat das mit Camping zu tun? Könnt ihr uns da mal eine kurze Einleitung zu geben, bitte?
Christian [00:03:14]:
Ja, ich würde sagen, das ist relativ einfach umrissen aus dem klassischen angelsächsischen Kontext ist eigentlich die Gruppenbezeichnung LGBTIQ plus gebräuchlich und es hat sich erst in den letzten Jahren ein einfacherer Begriff herausgebildet, der alle nicht-heteronormativen Lebensweisen und Orientierungen und Identitäten umfasst. Und das ist queer. Nicht quer, sondern queer, das Englische. Und das umfasst eigentlich alles, was auch sonst mit dem, mit der Buchstabenkombination LGBTIQ plus umrissen werden soll. Und daher benutzen wir für unseren Kontext häufig queeres Camping oder queere Reisende. Queers, wenn wir das nicht mit einem Pronomen oder maskulin femininum versehen wollen, also ist der Begriff queer für uns der gebräuchlichere.
Sebastian [00:04:17]:
Jetzt versuchen wir hier im Podcast oder generell Nilo und ich in unserem Leben ja zu inkludieren, also möglichst niemanden auszuschließen. Wir versuchen das zum einen über die Sprache, indem wir eben versuchen, so gut wir es hinkriegen, beide Geschlechter oder eigentlich müssten wir alle Geschlechter und Nichtgeschlechter ansprechen. Das ist tatsächlich etwas, was gar nicht so einfach ist und was sich auch in Sprache immer ein bisschen holprig anfühlt. Trotz alledem versuchen wir das, weil wir auch wissen, wie stark Sprache ist. Und ich meine, ich nehme jetzt 2025 auf und eigentlich sollten wir ja gar nicht mehr darüber sprechen, ob Menschen das tun dürfen, was sie eigentlich wollen. Und trotzdem sind wir jetzt hier und sprechen über queeres Camping. Ich bleibe mal bei dem Begriff, weil der tatsächlich von der Aussprache her sehr schön ist, sehr einfach über die Lippen geht. LGBTQI und A plus ist ein bisschen ein Zungenbrecher.
Sebastian [00:05:16]:
Warum müssen wir eigentlich darüber sprechen? Und für mich als heterosexueller Mann, das klingt, also das ist auch so ein bisschen, also wie soll ich sagen? Man kann sich schwierig in Welten reinversetzen, wenn man es dann nicht selber miterlebt und selber erlebt. Und da ich ja vor allen Dingen auch nicht so der Campingplatz Camper bin, sind mir da glaube ich viele Dinge verborgen geblieben. Warum sprechen wir heute überhaupt über das Thema und was begegnet euch vielleicht so ein bisschen in eurem Alltag, was es notwendig macht, dass wir Menschen darüber informieren?
Benjamin [00:05:49]:
Okay, wenn ich jetzt vielleicht einfach so als Beispiel mal sagen kann, wir zu dritt waren, das war glaube ich vor einem Jahr, waren wir in Marokko. Und wenn man natürlich in manche Reiseziele reist, wie Marokko, wo Muslime wohnen. Also nichts dagegen, aber man muss sich halt einfach Gedanken machen, wenn man in manche Länder reist. Es kann auch in Ostblockländer sein, nach Russland, Balkanländer. Da muss man sich, glaube ich, als queerer Mensch halt einfach Gedanken machen, wo reise ich hin? Sind das halt Safe Spaces? Sind die halt für mich unsicher, die Orte? Und darüber machen wir uns halt im queeren Reisen, im queeren Campen halt auch Gedanken. Sind das Länder, wo wir hinfahren können. Wir haben zum Beispiel in Marokko ein queeres Summer Camp veranstalten und wir haben halt normalerweise hinten auf unserem Fahrzeug ein Logo, ein kleines, ein kleiner Aufkleber Und mit solchen Zeichen darf man zum Beispiel dann, wenn man nach Marokko reist, oder sollte man, nicht rumreisen, weil man einfach Probleme kriegen könnte. Es kann sein, dass die Sicherheitskräfte aufhalten, fragen, was ist das? Was ist mit dir los? Und so gibt es dann halt verschiedene Themen und verschiedene Sachen, wo wir halt einfach darauf achten müssen und was für uns problematisch sein könnte bei Reisen.
Nele [00:07:12]:
Also wir beschäftigen uns ja immer wieder mit diesem Thema. Nicht weil wir jetzt selber uns danach richten müssten, sondern weil wir es einfach wichtig finden, verschiedene Lebensformen auch sichtbar zu machen. Und wir stellen natürlich schon fest, nicht erst seit einem Monat, sondern auch schon ein bisschen länger, dass es in der Akzeptanz wieder Rückschritte gibt. Auch in Deutschland leider. Auch in Polen, Ungarn. Also da müssen wir gar nicht bis nach Marokko fahren. Es gibt Übergriffe, nicht nur verbale, sondern auch physische, auch in deutschen Städten. Und wir verstehen es nicht.
Nele [00:07:58]:
Also wir selber jetzt. Aber es gibt halt trotzdem immer noch homophobe Tendenzen, transphobe Tendenzen, die meiner Beobachtung nach jetzt wieder stärker werden. Christian, du hast was dazu zu sagen. Du hast ähnliche Beobachtungen und Erfahrungen, nehme ich an.
Christian [00:08:21]:
Ja, für uns drei, wir sind drei weiße, privilegierte, relativ gut situierte, entspannte junge Männer, jung in Anführung, die in Deutschland leben. Wir sind da noch vielleicht, ja im wahrsten Sinne des Wortes privilegiert, aber da gibt es dann schon andere Gruppen, Gruppierungen, ob das jetzt People of Color, ob das transidente Menschen sind, ob das intersexuell orientierte Menschen, non-binäre Personen sind, die vielleicht mehr auffallen, nicht der Norm entsprechen. Und wie du es gerade gesagt hast, es gibt nicht nur in fernen Ländern oder exotischen Ländern da vielleicht Aneckpunkte, sondern genauso auch hier in Deutschland innerhalb von Europa. Wir müssen nur ganz ein paar hundert Kilometer Richtung Osten fahren. Polen oder Ungarn machen sich gerade sehr unbeliebt im queeren Kontext, weil sie eine homophobe, transphobe Gesetzgebung wieder entwickeln und auch wieder mit breiter Unterstützung der Bevölkerung installieren. Und ich möchte es natürlich auch noch ein bisschen erweitern. Also queeres Campen ist sicherlich Ein Themenkomplex, der uns drei sehr bewegt, weil wir unser Hobby und unsere Leidenschaft hier zusammengeführt haben. Aber queeres Reisen an sich ist nochmal ein Thema.
Christian [00:09:56]:
Das heißt, immer dann, wenn Menschen, die nicht einer Norm entsprechen, sich in anderen kulturellen Kontexten bewegen, kann es zu Schwierigkeiten kommen. Bis hin zu Problemen bei der Einreise und Aufenthalt von Menschen, die HIV-positiv sind. Das ist nun mal auch ein Thema innerhalb der queeren Community. Es gibt Einreiseverbote in vielen Ländern für Patienten, die HIV-positiv sind, die medikamentös ver… Wie heißt das? Die medikamentöse bekommen. Behandelt werden. Und die können zum Beispiel nicht einreisen. Und bestes Beispiel, Trump versucht gerade genau dieser Menschengruppe wieder Einreise-Probleme zu machen und das ist total absurd.
Christian [00:10:43]:
Und da kommen wir dann schon gar nicht in so obskure und weit entfernte Fernreiseziele oder Marokko oder Islamische oder Irak oder Nigeria, sondern auf einmal denkst du, Moment, ich möchte in die USA reisen und vielleicht habe ich da als trans Person oder als non-binäre Person oder als HIV-positiver Mensch auf einmal ein Problem. Also das heißt, queeres Reisen hat noch mal mehrere Aspekte und vielleicht auch noch mal auf einer oberen, auf einer größeren Ebene eine Betrachtungsperspektive nötig.
Holger [00:11:13]:
So, vielleicht an der Stelle auch aus meiner Erfahrung. Es fängt schon viel früher an. Ich reise alleine primär mit meinem Hund und ich habe durchaus auch oft meistens auf den normaleren Campingplätzen festgestellt, wenn ein Mann ohne Frau aus einem Auto aussteigt, dann wirst du teilweise schon beäugt. Einfach nur, weil du anders bist. Weil der Klassiker auf einem Campingplatz sind, ein Mann fährt, die Frau steigt aus und weist den Mann ein. Das sind so ganz klassische Rollenverteilungen. Und sobald du da schon rausfällst, und das betrifft natürlich nicht nur queere Menschen, dann wirst du zumindest erstmal beäugt. Und das kann man übersehen einfach nur.
Holger [00:11:54]:
Es fühlt sich aber in manchen Kontexten einfach selbst das schon seltsam an. Und wenn ich mir jetzt überlege, ich bin eben ein Mensch, der vielleicht etwas auffälliger ist, der vielleicht auch optisch noch anders ist, dann entstehen da schon sehr unangenehme Situationen.
Nele [00:12:09]:
Ja, ich kenne das auch. Wobei, wenn man als alleinreisender Mann von Frauen vielleicht manchmal beäugt wird, dann kann das durchaus andere Gründe haben. Da kann dann positiv oder negativ beäugt werden. Vielleicht wirst du ja auch abgecheckt, ob du vielleicht Husband Material bist. Aber ja, also Ich weiß auch, unabhängig von der sexuellen Ausrichtung, dass zum Beispiel auf einigen FKK-Campingplätzen keine alleinreisenden Männer angenommen werden. Das betrifft auch heterosexuelle Männer. Aber es gibt da natürlich schon Einschränkungen. Alleinreisende Frauen haben dann wieder andere Probleme.
Nele [00:12:52]:
Aber wirst du dann auch angesprochen oder ist es eher so, dass die Leute Abstand halten?
Holger [00:12:58]:
Also angesprochen wurde ich noch nie. Ich hatte durchaus, also es fühlt sich erst mal seltsam an, weil man wirklich beäugt wird. Ich hatte aber durchaus auch mal ein eigentlich ganz süßes Erlebnis. Das war in Spanien auf einem Platz und da war neben mir ein älteres Ehepaar. Ich glaube, sie waren aus Luxemburg, sprachen aber deutsch. Und irgendwie hatte die Dame dann das Gefühl, dass ich als alleinreisender Mann wahrscheinlich nicht überlebensfähig bin und hat sich dann wieder rührend mich gekümmert und hat gemeint, wenn ich auch Fragen hätte oder irgendetwas, ich dürfe gerne vorbeikommen. Und das war schon irgendwie süß im ersten Moment, auch wenn man sich natürlich als 50-jähriger Mann da etwas seltsam behandelt fühlt. Aber es war durchaus auch mal positiv.
Christian [00:13:43]:
Ich finde übrigens auch, das ist so eine auch manchmal subjektive Wahrnehmung. Ich kann da Holger total nachvollziehen. Benni hat ja einen Mann und sicherlich reist er ab und an zusammen, Holger und ich, im Regelfall alleine. Und da ist es schon manchmal so, Ob das tatsächlich so ist, objektiv sei dahingestellt, aber subjektiv kenne ich diesen Eindruck. Und ganz merkwürdig, das äußert sich dann in dieser Ansprache von Leuten, die neben einem stehen oder was auch immer, die dann sagen, na, was macht ihr denn so? Oder wo kommt ihr denn so her? Und ich sage immer, wer? Wer denn noch? Siehst du hier noch jemanden? Also es ist total merkwürdig. Es wird immer grundsätzlich davon ausgegangen, dass Paare reisen. Alleinreisen auf Männer oder Frau ist eher so ein Unikum, eher selten. Und ich habe schon auch das subjektive Gefühl gehabt, ich war mal auf so einem Familiencampingplatz, das steuere ich tatsächlich eher relativ selten an, weil sicherlich ich eher auch gerne ruhige und abgelegene Naturcampingplätze bevorzuge, wenn ich auf dem Campingplatz bin und nicht so Voll-Entertainment-Campingplätze.
Christian [00:14:56]:
Aber wenn man dann auch so rundherum mit Familien umgeben ist, Auch da habe ich das subjektive Gefühl gehabt, man wird eher als merkwürdig oder zumindest als beobachtungswürdig eingestuft, warum er jetzt als alleinreisender Mann jetzt hier da so ist. Mag subjektiv sein, aber ich kann Holger da total nachvollziehen, weil ich das eben auch kenne.
Sebastian [00:15:22]:
Ich wollte noch kurz eine Lanze für die luxemburgische Dame brechen. Ich kenne gar nicht so wenige Männer zwischen 40 und 50 und älter, die alleine nicht lebensfähig sind. Also von daher, auch wenn du dich nicht so fühlst, was ich nachvollziehen kann, ich glaube, damit liegt sie gar nicht so falsch mit der Einschätzung.
Holger [00:15:40]:
Ja, die gibt es wohl, die Exemplare.
Nele [00:15:44]:
Ganz kurz, Benjamin meldet sich auch schon, aber ich wollte auch an dich nochmal direkt eine Frage stellen, Benjamin, weil du ja jetzt der Einzige bist, der mit oder regelmäßig mit festen Partner unterwegs ist. Da könnte ich mir vorstellen, dass es da vielleicht sogar noch mehr Blicke gibt? Oder wie empfindest du das?
Benjamin [00:16:06]:
Also schwierig zu beantworten. Also ich würde jetzt sagen, nicht unbedingt vielleicht mehr Blicke, aber ich würde sagen, wenn wir zu zweit reisen, mache ich mir auf jeden Fall mehr Gedanken, wo ich hinreise. Also ich glaube, wenn ich jetzt irgendwie nach Köln mit meinem Partner fahre, da würde ich mir, glaube ich, gar keine Gedanken machen, hinzufahren, weil das weiß jeder, das ist halt eine queerfreundliche Stadt, da bin ich safe. Aber ob ich halt nach Pirna auf dem Campingplatz reisen würde mit meinem Partner, weiß ich nicht. Da hätte ich schon, glaube ich, ein komisches Gefühl und da würde ich sagen, also wenn ich in so eine Gegend fahren würde, dann würde ich das, glaube ich, wenn dann eher alleine machen. Ob ich da jetzt mit meinem Partner zusammen hinfahren würde. Also weiß ich nicht. Zumindest hätte ich dann immer so das Gefühl, okay, da könnten jetzt vielleicht irgendwie komische Sprüche vielleicht nachher auch kommen.
Benjamin [00:16:56]:
Ich meine, okay, auf dem Campingplatz sind auch alles nur Gäste. Die sind vielleicht auch nicht aus der Gegend. Aber trotzdem ist es, glaube ich, nicht so meine Safe Area, wo ich hinfahren würde zu zweit.
Nele [00:17:07]:
Also zu uns aufs Dorf nach Süddeutschland kannst du jederzeit kommen. Da wird nur immer spekuliert bei homosexuellen Paaren, wer da jetzt der Mann und wer die Frau ist. Und das wird dann auch sehr genau ausdiskutiert. Das finde ich immer interessant.
Christian [00:17:20]:
Ja, und für uns Horror.
Sebastian [00:17:22]:
Für uns ist es die Horror-Ansage.
Nele [00:17:25]:
Das muss ja auch wirklich grauenhaft sein, wenn man dann mit solchen Fragen konfrontiert wird.
Benjamin [00:17:32]:
Ja, also vielleicht, wenn ich noch kurz was dazu sagen darf. Ich finde halt immer, das ist ein ganz schlimmer Mythos, der irgendwie so, ich weiß nicht, in der Welt rumgeht, nur weil, ich sage mal, zwei Frauen oder zwei Männer zusammenleben, dass halt irgendwie einer so die Frauenrolle und einer irgendwie die Männerrolle übernimmt. Ich glaube, den Zahn muss man einfach ziehen, weil ich glaube, jeder Mensch, auch bei Heteros ist es so, ich glaube, Jeder hat irgendwie Facetten, wo man sagen würde, die gehören halt eher zu einer Frau und eher zum Mann gehören. Und das ist bei uns in der Ehe halt auch so. Das ist ganz unterschiedlich in den verschiedenen Hobbys und was man für Fähigkeiten hat. Also deswegen, das ist einfach ein Mysterium. Das kann ich nicht unterschreiben, dass irgendjemand außer Beziehung eine Männer- und eine Frauenrolle hat. Ja, das ist gemixt.
Nele [00:18:29]:
Also Selbst hier in Mexiko, wo ja so der klassische Machismo herrscht, das so dem starke Männer und patriarchale Gesellschaft. Aber selbst hier ist es so, dass die Frauen und vor allem dann auch die Mütter eigentlich in der Familie das Sagen haben. Und die Männer haben dann immer draußen eine große Klappe. Aber so Finanzen und so werden dann auch gerne schon mal von den Frauen verwaltet und da wird auch gesagt, was gemacht wird.
Sebastian [00:18:55]:
Aber es wird nicht nach außen kommuniziert. Also eigentlich gibt es das nicht.
Nele [00:18:58]:
Nein, natürlich nicht. Die Männer sind die Treiber der Gesellschaft natürlich.
Christian [00:19:05]:
Das ist doch super. Das Schöne an unserer Community, wir sind halt sehr bunt, wir sind sehr vielfältig und divers. Wir sehen das halt, wenn wir uns treffen. Wir sehen das, wenn wir uns auf irgendwelchen Festivals unterwegs sind und wir kommen mit anderen queeren Reisenden, ich sage ungern campern, weil wir sind sicherlich auch campend unterwegs, aber wir sind Reisende eigentlich eher. Und deswegen, wenn wir dann auf andere queere Reisende stoßen, dann gibt es echt kaum diese klischeehaften Vorstellungen, wer was wie an Rollen, Vorbildern, Vorklischees erfüllen müsste, sollte oder auch tut, sondern wir sind tatsächlich sehr bunt. Und das ist auch einer der wesentlichen Gründe, warum ich total gerne auf solche queere Treffen fahre, die es aber leider nicht so häufig gibt. Das heißt also, wenn ich in einem normalen, also in Anführung normalen, heteronormativen oder nicht spezifizierten Camping-Kontext oder Vanlife-Festival-Kontext unterwegs bin, was ich eben auch ab und an mal mache, dann sind wir ja eine absolute Minderheit, beziehungsweise man sieht uns ja in der Regel das nicht an. Und dann ist es irgendwie schade, wenn man von vornherein gehen alle davon aus, man ist ein Mann und ja, vielleicht gucken die Frauen da mal genau hin, was das für ein Typ ist.
Christian [00:20:20]:
Aber für uns ist es dann eher mitunter ja dann auch vielleicht schwierig anzuknüpfen an vielleicht andere queere Reisende und unsere Leidenschaft vielleicht auch mit einem potenziellen Partner, Partnerin zu verbinden oder einen Reisebuddy zu finden. Das sind ja alles so Themen, die auf einem heteronormativen Festival, was nicht spezifiziert ist, für uns etwas anstrengender ist. Und wenn man natürlich auf ein queeres oder auf ein community-nahes Festival geht, da ist die Situation ganz anders. Da ist es eben ein, wir hatten gerade schon eben angesprochen, ein Safe Space.
Nele [00:20:56]:
Wir kommen ja gleich auch noch auf euer Event zu sprechen. Das ist mir auch ganz wichtig, weil das war ja auch der Grund, wie wir auf euch gestoßen sind und wie wir uns kennengelernt haben. Ich möchte aber noch mal ganz kurz den Schwenk machen zu diesem Community-Thema, was du gerade angesprochen hattest. Ich versuche mal, das vorsichtig zu formulieren. Also man sollte meinen, dass Menschen, die viel reisen, die gerne campen gehen, die in unterschiedlichen Ländern unterwegs sind, sehr offen gegenüber anderen Kulturen und damit gegenüber anderen Lebensformen auch sind. Jetzt hat mich persönlich die Erfahrung gelehrt, dass es nicht immer unbedingt so sein muss. Das geht schon dabei los, dass teilweise bei uns schon Leute stehen geblieben sind an der Parzelle, weil mein Mann halt sicht- und hörbar Ausländer ist und wir dann auch viel auf Spanisch sprechen. Und dass sie dann stehen bleiben und uns angucken.
Nele [00:22:03]:
Manchmal werden wir, oder oft werden wir auch angesprochen, das finde ich dann immer nett. Aber da merkst du schon so, es ist doch nicht alles so klar. Was sind denn eure Erfahrungen in der Camper und auch in der Vanlife oder Offroad-Community oder wo ihr euch halt so bewegt?
Holger [00:22:24]:
Also ich glaube, es gibt grob zwei unterschiedliche Arten von Reisenden. Es gibt diejenigen, die, ich sag jetzt mal, immer genau wissen, wo sie hinfahren und das seit 20 Jahren. Die wechseln eigentlich nur den Ort. Das sind in meinen Augen nicht wirklich Reisende. Und ich glaube, die stecken gerne mal immer noch in ihrem, in ihrer kleinen Welt fest, die dann eben auch, wenn da jemand ist, der nicht deutsch aussieht und spanisch spricht, wo man erstmal gucken muss. Wie so bei einem Zoobesuch ist das ja oft, dass man so irgendwie am Gatter steht, mal guckt, was ist denn dahinter los. Und dann gibt es die Reisenden, die wirklich sehr viel in unterschiedlichen Kontexten unterwegs sind, in unterschiedlichen Kulturen, die jetzt nicht nur auf einen Campingplatz fahren und dann drei Wochen genau dort bleiben, sondern die wirklich auch in Städte, in Ortschaften eintauchen, die auch Kontakte zu einheimischen Pflegen. Ich glaube, dass diese Menschen, und das ist auch so grob meine Erfahrung, unglaublich offen sind, weil man eben unglaublich viel Unterschiedliches erlebt, unterschiedliche Situationen erlebt, weil man unterschiedlichste Menschen kennenlernt und dann doch irgendwo merkt, Mensch, es sind doch alles irgendwo Menschen.
Holger [00:23:36]:
Jeder hat seine Eigenarten, klar, es gibt kulturelle Unterschiede, was sehr spannend ist, aber es sind doch alles Menschen. Und da habe ich festgestellt, dass diese Menschen größtenteils gar nicht so sehr auf die Unterschiede gucken, sondern eher auf die Gemeinsamkeiten.
Nele [00:23:51]:
Lustigerweise habe ich da teilweise komplett andere Erfahrungen. Also ich bin manchmal auf auf so klassischen Campingplätzen total überrascht über die Offenheit und das Interesse. Und ich habe auf der anderen Seite in Communities von Wohnmobillebenden, die ja dauerhaft unterwegs sind, schon sehr, sehr viel ausländerfeindliche Tendenzen festgestellt und auch Tendenzen in anderen Richtungen, wo man sich manchmal wirklich nur fragen kann, was machst du denn eigentlich auf deinen Reisen? Lernst du auch mal Einheimische kennen oder bist du nur unterwegs, deine Vorurteile mit dir rumzutragen? Gott, es gibt ganz viele Wortmeldungen. Ich lasse euch mal reden.
Sebastian [00:24:35]:
Ich glaube, man kann schon vielleicht so ein bisschen verallgemeinen, dass Menschen, die viel unterschiedlich reisen, so, Holger, wie du es gerade gesagt hast, die weltoffener sind. Aber das heißt ja nicht, dass du quasi nicht vielleicht auch mit ganz vielen Ängsten nicht nur ausgestattet, sondern auch aufgewachsen bist, dass du mit ganz vielen krassen Rollenklischees aufgewachsen bist. Wir sind ja alle im Endeffekt die, die unsere Umgebung quasi hat oder zu dem uns unsere Umgebung gemacht hat. Unsere Eltern, unsere Schule und alle, die uns quasi beglitten haben. Und je weniger man halt auch anderes sieht, desto höher ist natürlich auch die Chance, dass man Angst vor Unbekannten hat. Ich sag mal, also klingt blöd, aber sozusagen einer, der nicht wie ich ist, ist erstmal quasi unbekannt und ist erstmal komisch, so für viele Menschen. Und ich glaube, dass ich versuche dem quasi so gut es geht, erstmal immer mit Verständnis zu begegnen, weil ich glaube, wenn wir es immer nur angreifen, werden wir auch nichts oder erreicht man sowieso nichts generell. Also versucht man quasi zu verstehen, wo es herkommt, wenn Menschen irgendwie, das eine sind Berührungsängste und das andere sind ja tatsächlich auch Übergriffe.
Sebastian [00:25:46]:
Also es ist ja eine große Bandbreite und ich rede nicht davon, dass es irgendwie toll ist und verständlich ist, wenn Menschen andere Menschen angreifen, warum auch immer. Aber ich glaube, es gibt auch viele da draußen, die einfach unsicher sind und dann gar nicht wissen, wie sie damit umgehen und dann vielleicht auch daraus Missverständnisse entstehen. Und es gibt auch ganz viele Idioten da draußen, die einfach gar nicht gelernt haben, mit irgendwas anderem umzugehen. Aber ich glaube, wir können nicht sagen, dass allgemein Reisen dazu führt. Ja, wer viel und weit reist und viele Menschen kennenlernt, der wird da sicherlich besser unterwegs sein. Aber es ist aus meiner Erfahrung auch nicht wirklich ein Garant. Also du erlebst in den verschiedenen Gruppen auch die, die gar nicht reisen, auch völlig tolerante Menschen. Und genauso wie du es gerade gesagt hast, Nele, die viel reisen, die sind auch manchmal so dermaßen in ihrem kleinen Dorf geblieben im Kopf, dass man es, glaube ich, sehr schwer verallgemeinern kann.
Christian [00:26:41]:
Also ich habe noch eine andere Gruppe, die hinzukommt, die ich ab und zu mal frequentiere, das sind die sogenannten Overlander oder die Globetrotter. Ich reise selber mit einem Allradmobil, mit einem Allradcamper, mit einem Pickupcamper. Ab und an gehe ich da mal auf Tuchfühlung mit anderen Expeditions-Lkw oder Menschen, die mit solchen Fahrzeugen unterwegs sind, die sich null als Camper verstehen, sondern eben als Reisende zwischen den Welten. Und es gibt ja auch verschiedene Verbände, die sehr international aufgestellt sind. Und Ich bin auch in so einem da drin. Da ist das ganz merkwürdig, die Erfahrung in Zwiespältig, wenn es queere Reisende geht. Die gibt es nämlich null. Also nicht gesehen.
Christian [00:27:29]:
Ich kenne insgesamt mit mir zusammen drei. Eine davon ist ein Paar, die uns auch mal auf dem Queer-Summer-Camp, die bei dabei waren, der Christian und der, wie heißt der, ja ihr wisst ihr beiden, mit dem großen LKW aus dem Norden. Und hier in Köln gibt es noch einen, der auch im LKW unterwegs ist, ein bisexueller Mann mit seiner Frau. Das sind die einzigen Globetrotter oder Overlander, die ich so kenne, die in den queeren Kontext passen. Aber sonst ist es ganz merkwürdig und ambivalent, weil von denen wird man ja noch viel mehr eigentlich eine sehr viel offene Haltung, eine viel weltgewandtere Offenheit erwarten. Aber da habe ich manchmal ganz krass konservative Leute gehabt in Gesprächen. Ich war jetzt letztens in Kroatien in einer einwöchigen Overlanding-Expedition unterwegs im Naturpark Velebit und mit anderen Offroadern und so. Und im Laufe dieser Woche stellte heraus, dass einer echt homophob ist und der zweite so semi, der mit ihm unterwegs war.
Christian [00:28:37]:
Fette Allrad, so ein Jeep Wrangler, fett aufgemotzt mit Campinggedöns und etc. Erzählen von ihren großen Reisen, wer weiß wohin und haben aber eine so unglaublich verengte Welt und Weitsicht. Das ist ganz merkwürdig. Ein paar andere, zwei, drei von aus der Gruppe, die waren da ganz anders drauf. Die waren sehr offen und waren auch eigentlich städtisch geprägt und so vielleicht aus diesem Kontext vielleicht kommend offen. Aber das war schon krass. Ich war da eine Woche zusammen mit diesem echt homophoben Arschloch, das muss man einfach so sagen. Und ich habe ihm dann zwischendurch ziemlich karte Kante gegeben und habe ihm auch sehr deutlich gesagt, was ich von seiner Haltung halte und bin jetzt auch nicht auf Kommunikation und Harmonie, sondern dann ist eine klare Kante der Weg ohne Alternative.
Christian [00:29:28]:
Aber Gott sei Dank wurden dann die anderen auch laut und haben dann klar mich verteidigt. Das fand ich wiederum auch eine sehr schöne Erfahrung, dass auch Menschen eben sagen, hey, pass mal auf, es reicht, deinen blöden homophoben Spruch kannst du dir einstecken. Chris ist völlig in Ordnung, so wie er ist. Also sprich, es ist da manchmal so eine Ambivalenz, die da im Raum ist, bei den verschiedenen Arten von Reisenden.
Nele [00:29:51]:
Ich habe dazu gleich noch ein paar Fragen. Ich möchte nur einmal kurz den Benjamin zu Wort kommen lassen, weil er meldet sich schon ganz lange zu Wort.
Benjamin [00:30:00]:
Vielen Dank. Was ich eigentlich noch sagen wollte, ist, ich glaube, auch wir drei sind jetzt in der queeren Community, sage ich mal, ja jetzt auch noch vielleicht Reisende, die nicht so offensichtlich, so sichtbar vielleicht auch sind. Aber wenn ich jetzt einfach auch unsere Treffen und unsere Community angucke, wir haben ja auch trans Menschen mit dabei, wir haben auch Menschen mit Behinderungen dabei und ich glaube, dass gerade so trans Menschen es manchmal noch viel, viel schwieriger haben, Wenn du halt einfach vielleicht als Frau geboren bist, jetzt halt eher so, sag ich mal, wie ein Kerl aussiehst, oder vielleicht auch umgekehrt als Mann geboren bist, dann halt jetzt halt eine Frau bist, ja, und die Leute sehen es ja trotzdem irgendwie meistens und gerade so, weil ihr das ja auch gesagt habt, gerade manchmal ist es für dich ja auch schwierig, wenn du auf Campingplätzen bist, wo gerade ihr als Ausländer manchmal irgendwie so komisch angeguckt wird. Ich kann mir schon vorstellen, dass es für, wie sage ich mal, andere Personen aus dem LGBTQ-Umfeld als wir drei, dass es dann auch nochmal viel, viel schwieriger ist. Ich kann das jetzt nicht so fühlen, weil ich nicht so viele Probleme bis jetzt gehabt habe, aber ich kann mir sehr gut vorstellen, dass es für die nochmal viel mehr zu planen ist. Wo fahre ich hin? Was ist so ein Safe Space? Und für uns ist es, glaube ich, relativ easy zu reisen auch noch.
Nele [00:31:28]:
Könnt ihr auf euren Reisen, egal ob jetzt Camping oder andere Reisen mit euren Fahrzeugen, so sein, wie ihr seid. Also, kleidet ihr euch so, wie ihr euch fühlt? Oder nehmt ihr euch da auch so ein bisschen zurück? Weil es gibt so in der Community, zu der ich Zugang habe über Freunde, da gibt’s ja diejenigen, die so teilweise sportlich-konservativ unterwegs sind optisch. So T-Shirt, Hose so ungefähr. Und dann gibt’s ja Leute, die sich so ein bisschen extrovertierter kleiden, wo man es dann vielleicht auch auf den ersten Blick sieht, dass sie der queeren Szene angehören. Wie ist es bei euch?
Holger [00:32:13]:
Also ich denke mal, das ist ähnlich wie Benjamin das jetzt gerade gesagt hat, zumindest bei uns dreien. Ich glaube, wir sind, wenn ich dieses doofe Wort normal nutzen darf.
Nele [00:32:25]:
Ich habe es extra nicht benutzt und habe es versucht zu umschiffen. Normativ.
Christian [00:32:31]:
Sagen wir lieber normativ, das ist vielleicht etwas besser.
Holger [00:32:37]:
Genau, das heißt, ich denke mal, wir sehen jetzt eher normativ aus. Wir sind jetzt nicht irgendwie extravagant gekleidet oder kleiden uns nicht extravagant. Von daher, ich spreche jetzt mal, ich hoffe, es passt für euch beide, für uns alle drei, dass es für uns relativ einfach ist, weil wir, dass wir so sein können, wie wir sind. Aber es stimmt, Nele, was du sagst, Es gibt halt Menschen, die sind optisch anders aufgestellt, denen sieht man es eher an, dass sie exotisch sind, sagen wir es mal irgendwie so oder anders, nicht normativ sind. Und das glaube ich ist schwierig. Also ich weiß nicht, ob ich es mich trauen würde, wenn ich jetzt das Bedürfnis hätte, mich, ich sage jetzt mal vielleicht bunter im Sinne von extravaganter zu kleiden oder so. Ich weiß nicht, ob ich es mich trauen würde. Also ich habe da größten Respekt vor allen Menschen, die das durchziehen und sagen, ja, Leute, nehmt mich so, wie ich bin, muss ich echt sagen.
Christian [00:33:34]:
Ich fühle mich aber da auch ein bisschen unwohl bei dieser Diskussion, muss ich gestehen, weil, ja, ich sagte ja ganz zu Anfang, wir sind sicherlich aus einem normativen Kontext, Wir sind aus einem weißen, allgemeinen, zugänglichen Kontext lebend. Aber es darf ja auch alles sein. Also sprich, Diversität ist ja umso wichtiger. Ich finde es auch total schön, dass zum Beispiel bei unserem Event immer mal wieder und auch mehr non-binäre, trans- und intersexuelle Camper, Vanlifer und Reisende da sind und das ganze Bild bunter machen. Da darf auch, und das meine ich jetzt nicht despektierlich, sondern das ist eine Eigenbezeichnung, die wir selber verwenden und die auch in Ordnung ist in internen Kreisen, also sprich in Community-Kreisen, da darf auch die Tunte dabei sein. Da darf auch die Drag Queen oder der Drag King dabei sein. Da darf alles sein, was bunt die Community ausmacht. Das ist total wichtig und gut und richtig.
Christian [00:34:39]:
Es gibt verschiedene Camping-Events, wo zum Beispiel genau das gefeiert wird, wo auch Leute eingeladen werden. Hey Leute, nehmt eure buntesten, glitzernden Kostüme, eure tollsten Sachen, eure schrillsten Outfit mit und feiert diese Diversität. Das ist auch total wichtig. Ich finde es gut, dass tatsächlich auf einigen Festivals, an einigen Orten, das auch mittlerweile zum guten Ton gehört, dass Menschen bunt sein dürfen und nicht heteronormativ oder normativ in Gänze.
Nele [00:35:14]:
Es macht ja auch vieles einfach interessanter. Also ich persönlich mag das auch. Ich finde auch am schönsten, wenn man irgendwo unterwegs ist, wo möglichst viele verschiedene Menschen sind. Und gar nicht jetzt nur, was die sexuelle Ausrichtung oder das Geschlecht angeht, sondern auch Hautfarben, Kulturen, auch kulturelle Kleidung zum Beispiel. Das ist ja bei euch in der Community auch irgendwie so ein bisschen wie kulturelle Kleidung, wenn man eben dann sich einer bestimmten Schublade in Anführungszeichen zuordnet. Und ich muss auch sagen, dass ich so über die letzten zehn Jahre, wo wir uns in der Community bewegen und auch auf Messen gehen und alles durchaus ganz, ganz kleine Mini-Fortschritte sehe oder gesehen habe bis jetzt. Mal gucken, wie sich das jetzt wieder vielleicht verändert. Dass zum Beispiel immer mehr auch sichtbar Trans-Personen auf Messen unterwegs sind.
Nele [00:36:21]:
Das sind natürlich nicht die Masse. Da sieht man mal vielleicht auf so einer Messe von 250.000 Leuten, sieht man mal drei. Oder dass auch Leute mit sehr extravaganter Kleidung unterwegs sind. Und ich freue mich da immer so, weil ich immer denke, wie schön es ist oder war, in Zeiten zu leben, in denen Menschen einfach auch sich ausdrücken können. Letztes Jahr auf dem Caravan-Salon war zum Beispiel ein Herr unterwegs, der war in einem knallfarbenen, ich weiß nicht mehr, ob es rosa oder türkis war, komplett Latex Ganzkörperanzug unterwegs. Wenn ich mich richtig erinnere, in hohen Schuhen. Und er hatte seine Frau an der Hand. Und wie cool ist es einfach, auch dass sich dann solche Leute finden, die dann einfach auch zusammenpassen und wo dann auch in so einer Paarbeziehung einfach jeder so sein darf, wie er möchte.
Nele [00:37:14]:
Weil es stört ja niemanden. Also Sicher hat es Leute gestört, aber eigentlich sollte es niemanden stören, weil es ist ja nicht dein Leben, in das die Person eindringt. Ich frage mich, ob das nur was ist, was man von außen wahrnimmt, weil man vielleicht auch ein bisschen selektiver darauf achtet, genauso wie ich auch darauf achte, so Menschen mit Handicap, wie viele da unterwegs sind und wie die in der Camping-Community aufgenommen werden oder ob ihr auch beobachtet habt, dass sich die Akzeptanz verändert hat, ob jetzt positiv oder negativ?
Christian [00:37:49]:
Also wir fragen immer ganz dezidiert. Benjamin, da sehe ich das auch immer und ich mache das auch. Benjamin und ich, wir machen häufig bei unserem Event, also bei unserem Queer Summer Camp, machen wir die Anfragen an Campingplätze, an Veranstalter, an Restaurants, an Klettergärten, an Bootsverleiher, whatever. Und wenn sich in irgendeiner Weise das ergibt, dann sagen wir das auch offen. Gerade auch in der Suche nach einem geeigneten Ort geben wir mittlerweile ganz offen, gehen wir in die Kommunikation rein und sagen das und verhehlen das nicht oder machen da auch kein Geheimnis drum. Und Es ist auch wichtig, Präsenz zu zeigen und sichtbar zu sein und eben nicht erstmal zu gucken, vorzufühlen. Ganz ehrlich, dann disqualifiziert sich dann sofort das Gegenüber für mich. Wenn ich merke, da hat jemand keinen Bock da drauf und ich muss irgendwie mich da verschwurbelnd ausdrücken, sofort bin ich raus.
Christian [00:38:48]:
Und wir haben ganz viele tolle, schöne Erfahrungen sammeln dürfen, wo jetzt zum zweiten Mal, ich komme schon wieder darauf zu, ich weiß, Nele, du willst das gleich nochmal strukturierter aufgreifen, aber ich habe jetzt zweimal erlebt, dass Campingplatzbetreiber, gerade weil wir ein solches Event anbieten, total interessiert waren, völlig begeistert waren, gesagt haben, ja, kommt zu uns, kommt zu uns, das wäre total schön, wir würden uns mega freuen, wenn ihr das bei uns ausrichtet. Also sprich, das war so für uns ein ganz herzerwerbender Moment, wo wir sagten, oh cool, wir müssen gar nichts verstecken, sondern wir können es, wir erfüllen den vielleicht auch einen Wunsch und so. Das war total schön zu erleben und zu spüren.
Benjamin [00:39:29]:
Wir haben aber auch Das Gegenteil, die, die sich gar nicht melden, wissen wir auch gleich Bescheid. Ja,
Christian [00:39:33]:
das stimmt. Oder die ein Jahr lang vorher schon sagen, ganz merkwürdig, wir geben denen ja drei, vier Termine zur Auswahl. Wir stimmen uns vorher ab und sagen, das sind unsere drei, vier Wunschtermine Und das geben wir an die Campingplatzbetreiber, die wir uns vorher ausgesucht und ausgeguckt haben, weil sie unsere Rahmenbedingungen erfüllen. Und wenn dann schon manche zurückantworten, ja tut mir leid, also ein Jahr lang im Voraus können wir an allen vier Terminen keinen Platz anbieten. Da weiß man natürlich auch, wo der Hase läuft. Da muss man jetzt auch nicht drüber rumdiskutieren.
Nele [00:40:08]:
Dann bleiben wir doch gleich mal bei eurem Event und kommen dann nochmal auf die persönlichen Erfahrungen zurück, weil ich möchte darüber wirklich auch noch ein bisschen ausführlicher sprechen. Ich habe es ja vorhin schon gesagt, das Event heißt Queer Summer Camp und richtet sich an die LGBTQAI Plus Community. Also es sind alle willkommen, die schwul, lesbisch, bisexuell, trans,
Christian [00:40:39]:
inter,
Nele [00:40:40]:
non-binär,
Christian [00:40:41]:
queer und alles darüber hinaus sind.
Nele [00:40:47]:
Genau. Also wir jetzt nicht, wir sind jetzt nicht die Zielgruppe. Doch.
Christian [00:40:52]:
Doch. Ach doch auch. Ja, Nele, ganz bewusst, das will ich ganz klar auch sagen. Wir sind natürlich inklusiv, nicht exklusiv.
Nele [00:40:58]:
Okay.
Christian [00:40:58]:
Also das heißt, wir laden ganz bewusst, das kann man auch bei uns auf der Website sehen, auch sogenannte Queer Allies, also queere Alliierte, Freunde und Freundinnen ein, mit uns zu feiern. Wir haben auch immer wieder nicht queere Menschen an Bord, die ganz bewusst zu uns kommen, weil sie diese Atmosphäre so schätzen und weil sie es genießen, in einem solchen Kontext unterwegs zu sein. Und deswegen ganz klar, unsere Zielgruppe ist zwar queer, aber genauso queer allies sind herzlich willkommen.
Nele [00:41:27]:
Cool. Dann muss ich nochmal gucken, ob wir den Termin vielleicht nicht möglich machen können. Es ist ja schon ein bisschen eng mit den Tickets.
Benjamin [00:41:38]:
Ja, ist es. Wir haben, glaube ich, aktuell zwei freie Tickets noch. Also wir haben jetzt 73 Tickets im Verkauf. Also das heißt, Tickets ist eigentlich ein Unkostenbeitrag. Also wir verdienen nichts dabei. Also wir machen das wirklich nur, weil wir da Bock drauf haben, weil wir Spaß darauf haben. Es ist jetzt auch das fünfte Jahr und es ist einfach eine tolle Veranstaltung. Und es sind ja glaube ich so, ja Wir sind immer so 70 bis 75 Fahrzeuge, wobei das dann nicht Personentickets sind.
Benjamin [00:42:05]:
Also das heißt, wenn die, wenn dann die Fahrzeuge dann mit zwei Personen, ich schätze mal, dass es so 100 Personen dieses Jahr werden könnten. Aber es ist ja so, Wir haben ja dieses Jahr eine Doppelveranstaltung. Also wir sind nicht alleine auf dem Campingplatz, sondern es findet auf dem Campingplatz noch parallel die Kanu Pride statt. Also das heißt, es ist glaube ich ein internationaler, sei ich schon in Deutschland weiter, glaube ich, Kanu-Verbund, die dann so ein queeres Event auch auf dem Campingplatz machen. Also Die werden, glaube ich, noch mal ungefähr die gleiche Zahl haben. 75 Fahrzeuge, 100 Personen ungefähr. Das heißt, es wird dieses Jahr eine recht große Veranstaltung sein. Wir haben auf jeden Fall an dem Wochenende den Campingplatz voll im Griff.
Nele [00:42:47]:
Das klingt sehr, sehr gut. Ich hätte da auf jeden Fall Bock drauf. Das ist im Juni, ne? Ja. Sag dir noch mal das genaue Datum.
Christian [00:42:56]:
Es ist über, oh Gott, jedes Mal das Gleiche, es ist über Vergleichnahmen.
Holger [00:43:02]:
Das Wochenende den 21. Juni ist das.
Benjamin [00:43:05]:
19. Bis 22. Juni.
Nele [00:43:08]:
Oh nein, da hat meine Mama Geburtstag. Bring sie
Sebastian [00:43:11]:
mit! Oh ja!
Nele [00:43:15]:
Das nochmal Schwung in die alte Lady kommt.
Sebastian [00:43:17]:
Ja klar.
Holger [00:43:19]:
Es gibt auch jede Menge Eierlikörchen.
Nele [00:43:23]:
Oh, woher weißt du, dass meine Mama Eierlikör mag?
Sebastian [00:43:28]:
Weil man damit nie falsch liegt, wenn man das vermutet.
Christian [00:43:34]:
Aber wie Benni jetzt schon gesagt hat, also wir haben zwar eine Begrenzung. Wir könnten durchaus auch mehr Leute mitnehmen und die Teilnehmeranzahl durchaus noch erweitern. Wir können das auch jetzt, wenn der Podcast on air geht, wird vielleicht der eine oder andere, die eine oder andere sagen, oh Mensch, da will ich auch noch hin. Also wir machen das durchaus möglich. Wir haben da noch Erweiterungsmöglichkeiten. Die Chemikwirtsbetreiberin am Ruhrsee in der Eifel ist zum Beispiel eine Frau, die sagt, wow, ich finde das so saukool, was ihr da macht. Und ihr könnt alle haben. Holger und ich, wir waren da.
Christian [00:44:08]:
Und ihr sagt uns, warum kommt ihr nicht einfach, ihr könnt alle haben, 100, 150 Leute, ist mir scheißegal, kommt. Und dann haben wir noch gesagt, Ja, wir wollen es natürlich so gestalten, dass jeder und jede sich kennenlernen kann, begegnen kann, auch wieder treffen kann, so ein bisschen familiärer Charakter nicht verloren geht. Aber ganz klares Signal, wer will und wer noch Interesse hat, auch über die Buchungsspitze hinaus, können wir also noch einiges möglich machen.
Nele [00:44:35]:
Ganz kurz, wie kann man denn mit euch in Kontakt treten?
Benjamin [00:44:38]:
Am besten über unsere Webseite queer-summer-camp.de. Da kann man jetzt noch die restlichen zwei Tickets buchen, wenn sie nicht bis zur Veröffentlichung vom Podcast schon weg sind. Aber da ist auf jeden Fall auch eine E-Mail-Adresse auf der Seite. Man kann uns aber auch sehr gut immer über Facebook erreichen. Also das ist eigentlich auch unsere Entstehung eigentlich. Also Wir haben eine Facebook-Gruppe gegründet und daraus ist ja dieses Queer Summer Camp entstanden. Man kann uns auf jeden Fall über die Facebook-Gruppe auch immer anschreiben. Der Chris und ich sind da glaube ich die aktiven Administratoren.
Benjamin [00:45:14]:
Der Holger macht eher andere Sachen. Der hält sich da glaube ich bei Facebook immer ein bisschen raus. Da kann man uns auf jeden Fall auch anschreiben. Ich weiß jetzt nicht, ob ihr noch irgendwelche Shownotes oder so in den Podcast reinschreibt. Da können wir vielleicht nochmal den Link von der Facebook-Gruppe mit reinschreiben. Da können uns gerne Leute dann auch noch anschreiben.
Nele [00:45:34]:
Cool.
Sebastian [00:45:36]:
Wir verlinken auch die Webseite, das muss sich auch
Nele [00:45:38]:
keiner merken. Webseite auch, genau. Und dann kann man mit euch in Kontakt treten, dann werden wir dem Podcast vielleicht ein bisschen vor den eigentlich geplanten Veröffentlichungstermin setzen, dass ihr dann noch ein bisschen Luft habt zur Planung, wenn noch Leute kommen möchten.
Christian [00:45:56]:
Es gibt auch eine Warteliste übrigens. Auch wenn jetzt beispielsweise die Plätze offiziell ausgebucht sind, man kann sich noch eintragen. Und es ist erfahrungsgemäß so, dass circa 15 bis 20 Tickets immer wieder zurückgegeben werden. Das ist so die letzten fünf, vier Jahre immer der Fall gewesen. Das heißt, es besteht, Wir kriegen immer fast alle unter und daher am besten immer anmelden.
Sebastian [00:46:22]:
Also das heißt euch auch schreiben, wenn jetzt alles ausverkauft sein sollte, dann auch trotzdem mal eine Nachricht droppen und sagen, hey, ich würde gerne, nehmt mich auf die Warteliste. Da ist also eine gute Chance, dass man dann auch noch dran kommt.
Benjamin [00:46:36]:
Ich wollte einfach noch auch vielleicht ein bisschen was zu der Facebook-Gruppe sagen, weil ich glaube, dass das vielleicht auch nochmal ganz interessant sein könnte. Mir ging es so, als ich 2020 angefangen habe, den Camper auszubauen und mich einfach für Reiseziele zu interessieren. Wir haben ja zwischendurch schon immer darüber gesprochen. Ich habe mich immer gefragt, wo komme ich in Kontakt mit queeren Leuten, die das gleiche Hobby und die gleichen Interessen haben wie ich. Es gibt so viele Events, Es gibt Bulli-Events, es gibt bestimmt irgendwelche Treffen für Leute, für Singles mit Hunden und was weiß ich alles. Ja, es gibt irgendwie Nischen-Events ohne Ende. Und ich hab mich gefragt, wo sind die queeren Camper, die muss es auch irgendwie geben. Ich hab mich, glaub ich, einfach bei Facebook drauf angestellt zu suchen, aber ich hab gedacht, ich mach dann jetzt diese Gruppe auf.
Benjamin [00:47:26]:
Und ja, ich hab die dann so ein bisschen in, ich sag jetzt mal, heterosexuellen Gruppen gestreut und die ist dann halt relativ schnell groß geworden, auch die Gruppe. Und dann kam halt relativ schnell irgendwie so auch die Idee, hey, will man sich nicht mal treffen? Will man nicht vielleicht irgendwie mal was zusammen machen, mal zusammen wegfahren und daraus ist eigentlich dieses Queer Summer Camp entstanden. Und ich finde halt, man kann jetzt wie bei Facebook, das kann man jetzt gut oder schlecht finden, aber das ist für mich irgendwie ein wichtiger Punkt, weswegen ich bei Facebook bin, weil ich halt einfach da die Möglichkeit habe, in dieser queeren Community halt auch irgendwie Kontakt zu anderen Campern zu bekommen. Und ich glaube, dass das schon irgendwie schwierig sonst ist, weil ich sage jetzt mal Grindr und Romeo und Scruff und wie die ganzen Apps, Plattformen heißen, da ist es einfach schwierig, Gleichgesinnte für die Camperwelt zu finden. Das geht gar nicht. Also es funktioniert einfach technisch nicht. Das heißt, man muss irgendwie einen anderen Dreh- und Angelpunkt haben und Dafür finde ich eigentlich diese Facebook-Gruppe sehr gut. Wir drei haben uns relativ schnell da gefunden.
Benjamin [00:48:38]:
Ihr hattet ja gleich am Anfang gesagt, hey, beim Organisieren, wir machen mit. Daraus ist dieses einzigartige Event entstanden, was einmal im Jahr stattfindet. Ich glaube, so etwas gibt es im deutschsprachigen Raum auch nicht noch mal. Also ich kenne auf jeden Fall nicht was Ähnliches. Es gibt halt schon, ich glaube, jetzt irgendwelche schwulen Camper-Treffen, aber
Sebastian [00:49:01]:
glaube ich
Benjamin [00:49:01]:
auch jetzt nicht so groß und auch nicht so bekannt. Also ich war noch nie dort. Ich glaube, Chris, du warst, glaube ich, schon mal irgendwo.
Christian [00:49:10]:
Ja, es sind halt meistens, das ist auch noch so eine Besonderheit, eher männerdominierte Treffen, also schwule Camper-Treffen. Ja, man muss auch dazu sagen, wenn Männer unter sich sind, dann hat das auch manchmal eine etwas sexualisiertere Note. Keine Ahnung, ob das in unserer Natur liegt, aber nichtsdestotrotz war unser Ansinnen, eine Alternative zu schaffen. Unabhängig von schwulen Campertreffen oder FKK-Treffen, gibt es bereits auch schon, schwule Campertreffen gibt es auch schon, wollten wir unbedingt eine queere, einen queeren Raum finden und kreieren, wo Menschen jeder sexuellen Identität und jedes Geschlechtes einen Raum und einen Ort finden, sich zu treffen, auszutauschen und auch sicher sich austauschen können. Wo also quasi wirklich nicht das Dating im Vordergrund steht, sprach der Benni-Sprache gerade an, weil das über die normalen Dating-Apps halt schwierig ist. Das soll nicht im Vordergrund stehen, sondern der Austausch, gemeinsame Freizeitgestaltung, sportliche Aktivitäten, Kultur, Sehenswürdigkeiten, Lagerfeuer, Vorträge hören oder einfach nur zusammen quatschen oder so. Also das steht im Vordergrund Und das soll auch die Menschen zusammenbringen.
Benjamin [00:50:19]:
Und Prosecco trinken.
Nele [00:50:22]:
Und Eierlikör. Also das war jetzt auch nochmal ein Punkt, auf den ich gerne nochmal hinweisen wollte, weil Zu meinem persönlichen Leidwesen, auch wenn es mich eigentlich nichts angeht, wird ja Queer sein oder Homosexualität ganz oft nur in diesem sexualisierten Kontext gesehen. Und ich erlebe das aber in meinem privaten Umfeld ganz anders. Da geht es ja genauso Freundschaft, Liebe, Zusammensein, Community schaffen. Und das möchte ich auch gerne nochmal unterstreichen Für alle, die vielleicht daran denken, an eurem Event teilzunehmen, dass es halt wirklich ein geselliges Beisammensein, ein sehr buntes und wahrscheinlich teilweise auch ein bisschen extrovertiertes geselliges Beisammensein, aber eben auch ganz entspannt sein wird. Und dass da jetzt niemand irgendwie Angst haben muss, dass er dann da in irgendeine Pseudo-FKK-Schiene reinkommt.
Benjamin [00:51:30]:
Also ich meine, wer auf die Homepage schauen wird, der wird halt auch sehen, wir haben ja immer ein Programm dort stehen. Und es ist wirklich so, also wir haben ersten Abend starten wir halt immer mit dem Grillen erstmal zusammen, weil es sind ja jedes Jahr neue Leute. Wir haben auch Stammkundschaft, sag ich mal, die seit Anfang an dabei sind, immer da. Man muss sich ja erst mal kennenlernen, warm werden miteinander. Wir machen Ausflüge in die Umgebung. Das heißt, es ist wirklich ein ganz gemütliches, interessantes Wochenende, wo man viele neue Leute kennenlernen kann. Man muss da jetzt nicht Angst haben, dass es ein sexualisiertes Wochenende ist. Es ist wirklich ein Camper-Treffen.
Benjamin [00:52:10]:
Und
Nele [00:52:10]:
kein Swinger-Treffen.
Benjamin [00:52:12]:
Genau. Also die Erwartungsdeutung haben manche schon gehabt, aber die müssen wir leider in den Zahn ziehen. Das ist nicht das, was man dort erwartet.
Sebastian [00:52:21]:
Also ein ganz normales Camper-Treffen eigentlich.
Christian [00:52:23]:
Ja, genau. Also das heißt normal. Die Intention war, also ich hab mich mit Holger vorher, wir kannten Benni noch nicht und da war Holger und ich schon am quatschen miteinander. Wir haben uns übrigens über Romeo, glaube ich, haben wir uns kennengelernt. Und dann haben wir, das ist total witzig, darüber gesprochen, dass es ja so ganz viele coole Camper-Events gibt. Hier Queers, Quatsch, Camper Summit und wie heißt das? Also egal. Und dann haben wir gedacht, Mensch, warum gibt es das eigentlich nicht im queeren Kontext, wo zum Beispiel Vorträge zu einem Ausbau Bestandteil des Programms sind, wo man Musik machen kann, wo man Yoga machen kann, wo man schwimmen gehen kann, wo man eine Fahrradtour machen kann, wo man aber auch einfach in Ruhe gelassen werden kann, wenn man einfach sein eigenes Ding drehen möchte, aber ein bisschen Geselligkeit haben möchte. Und wo das ganze Thema Vanlife, Camping, Reisen im Vordergrund steht.
Christian [00:53:20]:
Also Holger und ich, wir haben uns darüber ausgetauscht und da kam echt durch Zufall Benni mit seiner neuen Gruppe die Ecke und hat genau das auf die Timeline geschrieben. Er hat gesagt, ich habe Bock so ein Treffen zu machen, wie ein in Anführung normales Vanlife-Treffen. Hat noch nicht jemand Bock da mitzumachen. Ich habe sofort Holger angetickert und gesagt, guck mal, da ist irgend so ein Benny und der will da irgendwie so was machen. Das ist doch genau unsere Idee. Der klaut uns unsere Idee. Also sofort mal mit dem Kontakt aufnehmen. Also genau so ist das entstanden.
Christian [00:53:50]:
Also eben nicht aus dem Zwang heraus etwas zu kopieren, was vielleicht schon da ist, sondern was Neues zu kreieren, was es so einfach noch nicht gibt. Und das ist uns, glaube ich, ziemlich gut gelungen.
Holger [00:54:06]:
Und ich glaube, das Schönste an diesem Treffen ist, dass, Nele, du hast ja auch schon gesagt, jeder kann im Prinzip dort sein, wie er möchte sein, wie er ist und keiner muss sich eben erklären. Wenn ich auf einem normalen, normalen in Anführungszeichen mal wieder Vanlife treffen oder so bin, dann kommt halt die Frage, ja wer ist denn die Frau in der Beziehung? Ja, dann werden halt interessierte Fragen gestellt, was auch grundsätzlich schön ist, wenn Menschen Interesse haben. Aber es ist eben auch mal schön, einfach nicht, ich sage jetzt mal mit der Einleitung, was bedeutet denn queeres Leben, was bedeutet schwules Leben, nicht damit beginnen zu müssen, sondern einfach so sein zu dürfen, wie man ist.
Sebastian [00:54:45]:
Ja, vielleicht ist das ja auch das bessere Campingtreffen. Also wenn ich so in die Gespräche auch mit meiner Frau der letzten Wochen und Monate reingucke, wo es auch das Thema Patriarchat und so weiter geht. Und das sind ja Dinge, die im Leben überall stattfinden, an jeder Ecke und genauso auf dem Campingplatz ja stattfinden. Und vielleicht ist es dann mit dieser Offenheit das schönere Campertreffen auch, weil man offener ist.
Christian [00:55:14]:
Müsste man wohl mal austesten, Sebastian.
Sebastian [00:55:15]:
Ja, Das müssen wir wohl mal austesten. Das sehe ich auch so. Der spricht zwar dagegen, dass ich ein bisschen Schwierigkeiten mit großen Menschenmengen habe und so, aber ja, müssen wir wohl mal austesten.
Christian [00:55:28]:
Wir bedrängen dich auch nicht, Sebastian. Du hast ganz viel Möglichkeit, deinen Raum einzunehmen. Also jetzt nicht im Hinblick auf irgendetwas Zweideutiges, sondern ich meine das jetzt eher so im Hinblick, dadurch, dass das ja ein ganzer Campingplatz ist, der uns zur Verfügung gestellt wird, auf mehreren Terrassen, also wunderschön gelegen am Ruhrsee, mit einer grandiosen Aussicht, wo alles nicht so kompakt zusammenklebt, sondern auf mehreren Terrassen angeordnet ist, hat man auch wirklich viel Möglichkeiten, so für sich zu sein und auch irgendwie so ein bisschen seinen Space einzunehmen, wenn einem das alles ein bisschen zu viel wird oder so. Also herzliche Einladung. Witzigerweise haben wir eine langjährige Freundin und immer wieder Gast, die immer wieder zu uns kommt. Die fühlt sich so wohl, die macht Bogenschießen und Coaching. Und die Ute, vielleicht hört sie es ja sogar mit, die ist auch total begeistert von genau dieser Atmosphäre. Sie ist eben nicht queer, sondern queer ally.
Christian [00:56:27]:
Und sie bietet dann immer so etwas an, Bogenschießen, noch mal alternativ zum Programm, was wir anbieten, noch mal was ergänzendes. Und das finde ich total cool und mega schön, dass mittlerweile Menschen diesen Ort und dieses Festival und dieses Treffen nutzen, auch wieder mit anderen Leuten in Kontakt zu kommen, sich auszutauschen, ihren Horizont zu erweitern, Neues dazuzulernen, inspiriert zu werden, zu reisen, zu neuen Dingen, Kulturen, wie auch jetzt zum Bogenschießen. Ich finde das mega spannend. Und tatsächlich ist das so etwas, was ich in anderen Vanlife-Festivals und Treffen so nicht erlebt habe. Vielleicht habe ich noch nicht diese Festivals besucht, die das auch bieten, aber ich habe schon einige besucht und da habe ich das so etwas, was noch nicht festgestellt. Und es
Sebastian [00:57:11]:
gibt keinen Stress. Das meinte ich so ein bisschen damit. Und ich, also wie gesagt, bei mir ist eher so das Thema, dass große Menschenmassen nicht so meins sind und deswegen ich da Abstand halte meistens, aber es gibt ja Ausnahmen.
Nele [00:57:28]:
Können wir ja nochmal gucken. Muss mal bei meiner Mama nachfragen, ob sie gedenkt, ihren Geburtstag an dem Datum zu feiern oder ob man den eventuell vielleicht auch nachfeiern könnte oder vorfeiern. Weil da ist ja dann immer noch die verbleibende Restfamilie auch mit integriert und da möchte man natürlich dann auch gerne dabei sein.
Christian [00:57:48]:
Du wirst lachen. Wir hatten das letztes Jahr, wir hatten genau das letztes Jahr einen Geburtstag von einem Menschen, der an dem Vorabend vom Queer Summer Camp Geburtstag gefeiert hat, mit seiner Familie, die zu Besuch kam und die haben uns eingeladen. Wir waren erst ein bisschen überrascht, weil wir uns immer ein oder zwei Tage vorher schon auf dem Campingplatz treffen, so ein bisschen zu beratschlagen und zu gucken, organisatorischen Kram zu erledigen. Und dann haben die einfach gesagt, wisst ihr was, wir sind auch schon hier und wir feiern Geburtstag, habt ihr nicht Lust dazu zu kommen? Nach anfänglicher Irritation haben wir gedacht, ja komm, scheiß die Wand an, wunderbar, wir machen uns einen schönen Abend, es war wunderschön, es war total klasse. Also insofern, warum nicht?
Nele [00:58:26]:
Dann könnte ich dir auch mal meinen Cousin vorsetzen, meinen Älteren, bei dem, Der ist so ungefähr in deinem Alter, bei dem wäre noch ein bisschen Aufklärungsarbeit nötig. Mit dem hatte ich neulich nämlich mal eine kleine Diskussion, weil der so ein paar homophobe Sprüche abgegeben hat.
Christian [00:58:44]:
Den nehmen wir gerne zwischen uns, den Benny, Eugen und
Sebastian [00:58:46]:
ich. Den nehmen wir gerne
Nele [00:58:49]:
zwischen uns, der arme Kerl.
Sebastian [00:58:51]:
Trinken wir ein Bierchen mit dir
Christian [00:58:52]:
und erzählen, wie schön die Welt ist.
Nele [00:58:55]:
Das nennt sich dann Konfrontationstherapie.
Sebastian [00:58:59]:
Ja oder du schickst halt halil zu deiner Mutter zum Geburtstag feiern und wir machen halt einen Arbeitsausflug dahin.
Nele [00:59:04]:
Genau, das ist auch gut. Ich möchte noch mal ein bisschen auf die ernsthaftere Thematik, auch wenn ich da jetzt auch immer wieder Witze drüber mache, über so homophobe Sprüche, die auch aus dem eigenen Umfeld ja teilweise kommen. Christian, du hattest es angesprochen, dass dir das auch auf Treffen durchaus nicht fremd ist, dass man dann mit solchen Leuten zusammensitzt. Und was mich so ein bisschen überrascht ist, tatsächlich auch, dass es wieder zunimmt, dass die Leute das einem auch ins Gesicht sagen. Also, ähm, was ja über einen gewissen Zeitraum so ein bisschen war, dass das eher im verborgenen Kämmerlein war oder über soziale Netzwerke, aber dass es jetzt wieder jemanden gibt, der dir gegenüber sitzt und dir irgendwelche Sprüche drückt. Und mich überrascht, weil oft ist ja dann auch so die Dynamik, dass man vielleicht Berührungsängste hat oder irgendwelche Vorurteile hat. Aber wenn man mit den Menschen mal ein bisschen Zeit verbringt, dann sieht ja, okay, der ist ja Okay, mit dem kann man reden. Der hat ja auch dieselbe Wertebasis wie ich.
Nele [01:00:13]:
Oder der führt ja genauso ein Leben wie ich im Grunde. Und dass sich dann eigentlich solche Vorurteile eher abbauen. Und du schilderst ja jetzt, dass es über Tage so lief. Und mich würde mal generell interessieren, wie in diesem Camping-Van-Life-Reisenden-Umfeld der Umgang mit euch insgesamt ist. Also spürt ihr irgendwie eine Veränderung? Wie reagieren die Leute auf euch, wenn die dann merken, dass ihr halt nicht heterosexuell seid? Sprechen die mit euch darüber? Also ich kann es mir einfach nicht vorstellen, wie so euer Reisealltag aussieht.
Christian [01:00:50]:
Also ich habe, wenn ich jetzt mal zurückdenke an unser letztes Queer Summer Camp, auch in der Eifel, das war rappelvoll der Campingplatz. Witzigerweise mit mehreren parallelen Veranstaltungen und Gruppierungen, die am gleichen Wochenende auf dem Campingplatz waren. Unter anderem eine, ich glaube, freievangelische Schule, die dort ihr Camp hatte. Und wie wir wissen, sind die evangelisch-freikirchlichen oder Freikirchen an sich eher fundamentalistisch unterwegs und deutlich homophob als andere kirchliche Gruppierungen oder Kirchen. Ich hatte dann schon so mit, habe dann so gedacht, oh 0, das war eine große Gruppe, die einmal jährlich sich da trifft Und dann gab es noch eine Gruppe Väter und ihre Kinder. Das war wirklich eine sehr interessante Mischung. Und eben wir mit 100 queeren TeilnehmerInnen mittendrin. Also ich habe so an dem Mittwochabend gedacht und am Donnerstag, das könnte eine explosive Mischung sein, war es aber gar nicht.
Christian [01:01:54]:
Also irgendwann spielten die Väter mit ihren Söhnen und Kindern zwischen unseren Campervans mit Bällen herum, als denen schon klar war, dass wir eine queere Gruppe waren. Eine davon zog sich erstmal aus Obertal aus und wir hatten viel Spaß dabei, bei dem Prosecco und dem Zuzug zu gucken, wie er seinen gestellten Oberkörper in der Sonne herumflippt. Das war wunderbar. Wir hatten unseren Spaß. Aber anscheinend hat
Nele [01:02:20]:
er auch mal ein paar Komplimente bekommen.
Christian [01:02:22]:
Er wollte eben auch was Schönes hören, ich glaube, den hat es auch nicht gestört. Also ich hatte das Gefühl, dass überall waren auch Regenbogenflaggen. Also die Campingplatzbetreiberin, das nur als kleine Anekdote, hat uns zum Beispiel gesagt, ob sie Regenbogenflaggen kaufen darf und die überall, wo wir sind, in den Boden stecken darf. Und wir waren Erstmal so, hä, was, wie? Wir haben gedacht, naja, warum nicht? Aber okay. Und sie hat da eine totale Freude, uns diese Dinger zu geben, hat alles vorher eingekauft, hat überall Regenbogenflaggen auf ihre Ankündigungsschilder gemalt. Und sie fand das mega cool, dass da auch eine Sichtbarkeit wirklich da war. Also wir waren wirklich nicht versteckt. Jeder, der es wissen wollte, der konnte uns sehen, dass wir da gekämmt haben und vier Tage lang zusammen unterwegs waren.
Christian [01:03:15]:
Also ich habe eigentlich, wenn wir so in gemeinschaftlicher Form irgendwo aufgetreten sind, selten bis gar keine schlechten Erfahrungen gemacht, wenn ich mich zurecht erinnere. Bei Holger und Benjamin, wir sind ja auch unabhängig von dem Kiasamer Camp, reisen wir schon mal miteinander. Ob das jetzt, wie Benni schon erwähnt hatte, Marokko ist oder wir mögen alle drei sehr gerne Wein. Das heißt, wir reisen sehr gerne zu Winzern und testen Weingüter aus, wo man campen kann, machen Weinprobe Und dann stehen wir auch zu dritt, manchmal zu viert. Und manchmal laden wir noch Freunde ein und dann stehen wir da zu fünft. Und so richtig negative Erfahrungen kann ich mich jetzt nicht erinnern. Aber nichtsdestotrotz spielt das halt doch ab und an mal eine Rolle, klar, weil man als queerer Mensch einfach in der Gesellschaft unterwegs ist. Allein schon, dass wir uns Gedanken machen an einem Campingplatz in der Eifel mit vielen Gruppen zusammen, allein schon, dass wir darüber geredet haben, ob es eventuell explosiv ist und Schwierigkeiten geben könnte, wenn hier ein paar Regenbogenflaggen stehen, weil da eine evangelisch-freikirchliche Gruppierung ihr Jahrescamp abhält.
Christian [01:04:28]:
Also allein, dass wir darüber geredet haben, zeigt ja, dass wir ein Stück weit anders unterwegs sind.
Nele [01:04:35]:
Ja, und auch nicht zu Unrecht. Ich habe mich einmal überreden lassen, zu so einem freikirchlichen Gottesdienst mitzugehen. Und als der junge Prediger, der war damals vielleicht Mitte 20, Anfang 30, von der Bühne schrie, Jesus hasst Schwule, war dann der Gottesdienst für mich auch beendet. Also das ist schon ein Thema auf jeden Fall. Benjamin, du wolltest schon ganz lange was sagen.
Benjamin [01:05:00]:
Ich wollte das vom Chris eigentlich noch mal kurz ergänzen, weil ich glaube jetzt auch für das Queer Summer Camp, wir suchen uns bewusst auch immer Campingplätze aus, wo wir willkommen sind, weil was anderes wäre irgendwie auch sinnfrei. Und genauso verhält sich es ja eigentlich auch, wenn ich alleine oder auch mit meinem Mann verreise. Also da suche ich mir dann halt auch schon Gegenden aus und auch Campingplätze aus, wo ich weiß, da bin ich halt willkommen. Also ich habe halt immer so eine kleine Regenbogenfahne auch von einem Camper getroffen. Ich glaube, das war, als wir am Brombachsee, die habe ich immer noch im Wohnwagen oder im Wohnmobil und die hänge ich schon immer gerne an die Tür. Dann wissen die Leute gleich Bescheid. Da muss ich mich auch nicht irgendwie erklären oder so. Das finde ich macht es immer schon leichter.
Benjamin [01:05:42]:
Mein Mann packt die gleich immer weg, wenn wir zusammen verreisen. Aber ich habe bis jetzt, muss ich wirklich sagen, ich habe keine schlechten Erfahrungen bis jetzt gesammelt. Aber ich glaube, da sind wir wieder beim Thema. Wir sind, glaube ich, da relativ normativ gegeben. Und ich glaube, dass es da halt für andere Gruppen schon durchaus schwieriger sein kann. Holger, du wolltest was sagen.
Holger [01:06:04]:
Ja, ich habe jetzt auch die ganze Zeit überlegt, ob ich negative Erfahrungen gemacht habe und kann Gott sei Dank behaupten, dass ich das auch nicht gemacht habe. Ich kann mir aber sehr gut vorstellen, dass wir natürlich teilweise, wenn wir unterwegs sind, also teilweise guckt man wirklich aktiv, ist man irgendwo willkommen oder gegebenenfalls eben nicht. Ich glaube aber auch, das stelle ich einfach mal so als These in den Raum, dass wir vielleicht auch so ein gewisses Gefühl dafür entwickelt haben, wo können wir hin und wo ist es vielleicht eher ungünstig. Es fiel vorhin mal Pirna als Stadt oder vielleicht eben auch, ich sag jetzt mal, gewisse Regionen. Ich glaube, man entwickelt da, wenn man längere Zeit unterwegs ist und oder längere Zeit eben auch vielleicht offen queer lebt, ein gewisses Gefühl dafür, wo geht man vielleicht eher nicht hin, wo ist das Risiko größer, dass es problematisch werden könnte oder wo ist es halt eben vielleicht eher sicherer. Ist das einfach eine These, wo ich mir so überlege, das kann natürlich gut auch der Fall sein.
Sebastian [01:07:07]:
Hättest du oder hättet ihr da vielleicht noch ein paar Tipps für jetzt vielleicht queere Neu-Camper, die sich mit der Sache noch schwer tun und noch nicht diese Erfahrung haben, von denen du jetzt gerade gesprochen hast. Worauf kann ich denn achten, so ein bisschen für mich zu erkennen, könnte gut sein oder skippe ich vielleicht und fahre noch einen Platz weiter? Was wären denn so Anzeichen oder worauf würdet ihr achten?
Christian [01:07:30]:
Also ganz klar, Sebastian, ein ganz wichtiges Thema in diesem Kontext. Viele Kenntnisse, ich meine Heteros glaube ich nicht, aber es gibt den sogenannten Gay Travel Index weltweit. Und der Gay Travel Index schaut nach den Gegebenheiten weltweit. In fast jedem Staat der Erde werden bestimmte queerrelevante Themen untersucht. Das beginnt mit Antidiskriminierung in der Gesetzgebung Und das endet mit den Todesstrafen für homosexuelles Verhalten. Also in der ganzen Bandbreite werden bestimmte Themen untersucht. Und wenn ich mir den aktuellen Gay-Travel-Index anschaue, der umfasst derzeit eine Bewertung von 215 Staaten und allein rund 30 Staaten sind tiefrot oder orange gekennzeichnet mit deutlichen Diskriminierungen und die letzten zehn Staaten haben sogar die Todesstrafe vorgesehen für homosexuelles Verhalten, rechtlich abgesichert durch die entsprechende Gesetzgebung. Das geht von Saudi-Arabien über Russland bis Uganda, Irak, Malaysia, Kuwait, Libyen, Arabische Emirate bis nach Nigeria.
Christian [01:08:50]:
Also sprich, das sind alles Länder, für die für uns Reisende es teilweise eine Todesgefahr gleichkommt, dort hin zu reisen und öffentlich als queerer Mensch aufzutreten, wie auch immer sich das äußert, völlig egal. Allein wenn ich einen anderen Mann kontaktiere auf der Straße und gebe mich als schwuler Mann zu erkennen, kann das für mich bedeuten, ins Gefängnis zu kommen oder eben am Galgen zu hängen. Also insofern, Holger hat vollkommen recht, wir haben in unserer Lebensrealität seit an Beginn, seit Beginn unseres Coming-out, werden wir mit einem vielleicht immer sensibilisierteren Gay-Radar ausgestattet, was es uns ermöglicht, auch Situationen zu erkennen, vielleicht auch anders wahrzunehmen, als das ein heteronormativer Mensch tut, der damit nie in Berührung kommt und für den eine Reise in den Oman oder in den Arabischen Emiraten ganz nett ist und vielleicht auch mit einem Expeditionsmobil machbar. Also es gibt ja die Reisen, die Richtung Osten nach Usbekistan, Mongolei, die Richtung Russland fahren. Ich würde jetzt momentan zum Beispiel auf gar keinen Fall nach Russland einreisen oder bestimmte Länder auf gar keinen Fall bereisen, ob jetzt mit Flieger, mit Flugzeug oder mit dem Camper. Also es steht völlig außer Frage, dort hinzureisen, weil einfach die Todesstrafe droht oder einfach eine hohe Strafe dort in der Rechtsprechung hinterlegt sind. Aber deine Frage, Sebastian, ja, was kann ich denn tun, wenn ich da jetzt neu mich damit beschäftige oder vielleicht gerade mit dem Coming-out mehr oder weniger mich beschäftigt habe und ich möchte als junger Schwule, als junge lesbische Frau, non-binär, keine Ahnung, Transmensch auf Reisen gehen. Ja, dann ist so ein tatsächlich so ein Gay-Travel-Index ein guter Indikator zu gucken, wo kann ich denn hingehen, wo kann ich hinreisen, wo fühle ich mich frei und ungezwungen, wo werden meine Rechte toleriert und das mittlerweile, Gott sei Dank, tun auch einige Medien etwas dafür.
Christian [01:10:51]:
Wir wurden vor einiger Zeit von dem Reisemagazin Explorer zum Thema queeres Reisen interviewt. Und da wurde ein sehr schöner, sehr umfassender Artikel darüber geschrieben, was heißt queeres Reisen auch, mit vielen Protagonisten und Interviews dazu, wie sie ihr Reisen als queere Menschen erleben. Und dass das großartig ist, dass das Magazin nun in der Reiseberichterstattung immer wieder auf die queere Situation oder die Situation auf queere Menschen eingeht, am Ende in der Informationsübersicht zu dem Reiseland. Also das heißt, das ist vielleicht für einen heteronormativen Reisenden völlig überflüssig und der fragt sich auch, was soll der Scheiß? Das zeigen auch zahlreiche negative Leserbriefe, die daraufhin die Redaktion erreichten, mit vielen positiven, aber eben auch sehr vielen negativen. Aber das zeigt, für uns ist das manchmal überlebenswichtig und für uns ist das super hilfreich, wenn ein so breit aufgestelltes Medium wie ein solches Magazin sagt, hey, wir gucken, dass auch ihr, queere Reisende, safe und gut und auch gesund wieder nach Hause kommt nach eurer Reise?
Nele [01:12:09]:
Ich habe dazu ein paar Rückfragen. Also den Travel Index kenne ich. Ich habe mir den auch schon mal näher angeguckt, aber was mir dabei aufgefallen ist, ist, dass der ja nicht besonders kleinteilig ist. Also, soweit ich mich erinnern kann, sind da ja nur die Länder als Entität gelistet, aber nicht einzelne Regionen zum Beispiel, die ja auch einen großen Unterschied machen können. Deutschland ist ja eines der der Grünen, also das ist ja nach nach Grün, Gelb, Rot, also wie eine Ampel sozusagen klassifiziert. Und Deutschland ist eines der gay gay-freundlichsten Länder in diesem Index, nichtsdestoweniger. Gibt es aber ja auch Regionen, wo das nicht so ist und wo ja auch selbst in der Stadt wie Berlin in bestimmten Stadtteilen durchaus mal körperliche Übergriffe stattfinden können. Und Ähnliches kenne ich halt auch aus Mexiko.
Nele [01:13:06]:
Mexiko steht gar nicht so schlecht da in diesem Index, ist aber eigentlich ein sehr homophobes Land in der Totalität. Nur gibt es einzelne Oasen, wie zum Beispiel Puerto Vallarta oder unsere Stadt Guadalajara, wo sich halt die Community auch gerne trifft. Und das fehlte mir so ein bisschen in diesem Index, dass es regional noch etwas eingegrenzt wird. Habt ihr irgendeine Ressource, wo man sich da informieren kann? Also ich würde jetzt auch nicht empfehlen, in irgendein tiefrotes Land zu fahren, nur weil vielleicht irgendwo eine Stadt ist, in der man in Ruhe gelassen wird. Aber so bei diesen, bei den grünen Ländern zum Beispiel, dass ich mir angucken kann, wo ist es denn empfehlenswert hinzufahren und wo vielleicht dann doch eher nicht.
Benjamin [01:13:48]:
Also ich würde vielleicht einmal darauf antworten, aber ich würde vielleicht auch ein bisschen abschweifen. Also ich würde jetzt erstmal sagen, so aus dem Informieren ist glaube ich erstmal generell schwierig. Ich glaube, es gibt jetzt irgendwie keine Seite, wo ich jetzt irgendwie sagen kann, okay, in Frankreich, das sind jetzt irgendwie gute Regionen oder schlechte Regionen. Ich glaube, wenn man erstmal so in Großstädte ist, Großstädte sind, glaube ich, erstmal grundsätzlich immer querfreundlicher, als wenn man in ländlichen Regionen gibt. Aber Ich will das nicht immer sagen, aber ich glaube, erst mal so tendenziell wird es wahrscheinlich so sein. Es gibt ein paar schwule Campingplätze, wo man auf jeden Fall hinfahren kann. Ja, wenn ich jetzt als Einsteiger erst mal schwules Campen mal austesten möchte, In Holland gibt es zwei Campingplätze. Es gibt in Deutschland den FKK Campingplatz am Rädsee, wo ich mal sagen würde, der ist gay friendly und es gibt auch ein paar andere Sachen.
Benjamin [01:14:43]:
Es gibt glaube ich einen Campingplatz von einem lesbischen Pärchen. Wir haben zum Beispiel auch mal am Brombachsee, das ist ein schwules Pärchen, die führen Campingplätze, wo man hinfahren kann, wo man glaube ich sagen kann, das sind jetzt erst mal Safe Spaces. Ansonsten gibt es halt eine Facebook-Gruppe, wo, ich sage jetzt mal, keine Campingplätze gelistet sind. Die können wir vielleicht auch die Gruppe nochmal in die Shownotes mit reinpacken. Aber das ist immer ein guter Angelpunkt, wenn ich sagen will, ich möchte ein bisschen campen in der Natur. Da sind dann halt irgendwelche Bauernhöfe, Winzer, vielleicht auch Privatleute, die irgendwo ein grünes Eck haben und die sagen, hey, bei mir sind queere Camper willkommen und ich habe ein privates Eck und komme dann vielleicht auch in Kontakt mit Privatleuten und so. Es ist nicht so einfach, sich in dieser Gruppe zurechtzufinden, Aber das würde ich sagen, für mich sind das jetzt erstmal so die besten Anlaufpunkte. Außer Holger und Chris haben jetzt noch irgendwelche anderen Ideen.
Christian [01:15:41]:
Ja, würde ich genauso sehen.
Nele [01:15:44]:
Also, wir haben ja in unserem Kennenlerngespräch auch schon mal kurz drüber gequatscht, dass es zum Beispiel bisher auch kaum Möglichkeiten gibt, über die klassischen Portale, Apps und so weiter, wo man halt so seine Campingplätze findet, irgendwie einen Filter zu setzen für gay-friendly, LGBTQ-friendly Plätze, die sich gezielt auszusuchen. Wie stoßt ihr denn auf diese Plätze? Sind das dann eher persönliche Empfehlungen aus der Community oder fahrt ihr einfach hin, weil ihr sagt, im Grunde ist mir egal und wenn ich merke, ich bin gar nicht willkommen, dann fahre ich halt weiter. Und wenn ihr merkt, ich bin sehr willkommen, dann speichert ihr den Platz für euch irgendwie ab oder wie geht ihr davor in eurer persönlichen Suche?
Benjamin [01:16:33]:
Ja, also Apps gibt es gar nichts, also wirklich gar nichts. Also wir haben ja im Vorgespräch auch schon mal gesprochen und wir sind jetzt gerade in Kontakt mit das muss ich noch mal überlegen, wie die App heißt. Du hast es mir letztes Mal gesagt, Campingplatz EU. Camping App. Camping App EU. Also mit denen war ich jetzt in Kontakt, da soll es vielleicht nochmal einen Termin geben. Da sind wir halt am Überlegen, ob wir da halt vielleicht einen Filter bauen, mit dem man dann einfach schauen kann, wo kann man hin. Gibt es irgendeine Camping App EU? Ist ja nicht nur Campingplätze, sondern es sind ja auch Spots, da könnte man dann vielleicht auch diese Bauernhöfe und so, die Lust haben, da mitzumachen, dort zu adden und zu verlinken, aber so weit sind wir, glaube ich, noch nicht.
Benjamin [01:17:15]:
Ansonsten muss ich sagen, ist es bei mir so, ich würde sagen, ich gehe mit einem gesunden Menschenverstand da dran. Das heißt, wenn ich jetzt irgendein Ziel habe, ich will an irgendeinen Ort, komme ich halt auch Park4Night, was ist da halt in der Nähe, wo kann ich hinfahren. Und ich meine, so wie es bei uns ist mit einer Kneipe oder mit einer Wirtschaft. Wenn ich einfach sehe, da ist eine Kneipe, da sind halt nur Leute mit einer Bomberjacke, dann gehe ich da halt nicht rein. Und genauso ist es halt beim Campingplatz auch. Wenn ich halt sehe, okay, komische Atmosphäre, komische Leute, Dann fahre ich halt weiter und schaue, was gibt es noch in der Nähe. So geht es mir auf jeden Fall.
Nele [01:17:53]:
Oder Leute mit abgeklebten Tattoos.
Benjamin [01:17:57]:
Ja, zum Beispiel.
Nele [01:17:59]:
Wo mein unschuldiger Mann mal dachte, die waren alle bei der Blutspende. Dann haben wir herausgefunden, dass im Nachbarort ein Nazitreffen stattfinden sollte.
Christian [01:18:12]:
Das haben wir übrigens erlebt. Holger, Benni und ich, wir waren auf einem Treffen in, wo waren wir da, auf der, wie heißt die Burg nochmal, wo wir uns mit Nele, nicht Nele, mit Nils und Melli getroffen haben.
Benjamin [01:18:28]:
Achso, wo wir durch diesen Ort gefahren sind, wo nur die Reichsflaggen wehten. Das war sehr spooky.
Christian [01:18:34]:
Hier ist nochmal Eisenach. Nicht Eisenach. Wie heißt die Burg? Mein Gott. Die Wartburg. Ja, mein Gott. Mir fehlt es gerade. Wir waren zu Besuch und es liefen ganz offen Jungs mit T-Shirts und Plovern rum mit eindeutig rechtsradikaler Aussage. Keiner störte sich, keiner sagte etwas.
Christian [01:18:57]:
Und wir drei, wir haben nur geguckt, Wie jetzt echt? Jetzt echt? Und es waren nicht zwei, nicht drei, es war eine Gruppe von zehn jungen Männern eindeutig rechtsradikal unterwegs. Die waren ganz normal, machten ihren Ausflug auf die Wartburg und hatten viel Spaß, standen in der Kassenschlange und so. Und das sind so Besonderheiten, ne? Wir sind ja vielleicht naiv oder vielleicht auch irgendwie, für uns ist das echt ungewohnt. Aber wir mussten dann tief durchatmen und haben gedacht, wow, es ist einfach hier nochmal anders.
Sebastian [01:19:33]:
Ja, ich glaube,
Holger [01:19:34]:
dass das, was Benni da vorhin sagte, gesunder Menschenverstand gemischt, vielleicht auch mit ein bisschen Vertrauen in die Intuition, ist glaube ich für gerade Anfänger, die jetzt vielleicht auch reinschnuppern, irgendwo eine ganz gute Mischung, dass man schon dem Gefühl auch so ein bisschen vertraut. Nicht der Angst, man sollte es auch der Angst nicht zu viel Raum geben, glaube ich. Aber so das Gefühl sagt einem, glaube ich, an vielen Stellen schon, kann eher gut werden oder könnte vielleicht kritisch werden. Und was ich auch merke, es ist halt Austausch in der Community. Man bekommt irgendwie erzählt, hey, wir waren da letzte Woche in jedem Tal auf dem Campingplatz oder an der Stelle. Das war voll cool. Darauf kann man, glaube ich, auch sehr, sehr gehen. Und ja, es wäre schön, wenn es Verzeichnisse gäbe, wenn es in vielen dieser Apps eben dieses queer-freundliche Merkmal gäbe.
Holger [01:20:29]:
Das ist sicherlich was, wo man noch sehr, sehr viel erreichen kann, denke ich.
Nele [01:20:34]:
Ich möchte einmal kurz sagen, Christian, liebe Hörerinnen und Hörer, ihr könnt es nicht sehen, der Christian hält gerade seinen Kugelschreiber sehr unvorteilhaft. Das sieht nämlich aus, als hättest du ein Hitlerbärtchen. Ich war jetzt ganz irritiert. Nein,
Sebastian [01:20:48]:
nein, du bist nur wunderbar.
Nele [01:20:51]:
Ich konnte nicht mehr weggucken.
Christian [01:20:52]:
Passen zum Thema.
Holger [01:20:56]:
Das passt.
Nele [01:20:58]:
Benjamin, du wolltest noch was dazu sagen.
Benjamin [01:21:00]:
Ich wollte einfach auch sagen, dass wir die ganze Zeit nur Schwarzmalerei betreiben. Wir haben ja auch den privilegierten Status, wir sind in Europa und man kann ja, glaube ich, auch relativ gut und relativ safe eingeschränkt reisen. Da bin ich froh, dass das noch so ist, habe aber natürlich auch Angst, wenn man halt die ganzen Entwicklungen aktuell in Europa oder auch in anderen Ländern sieht, dass das halt schlechter werden könnte für mich als queerer Mensch. Da habe ich schon auch Angst vor, dass ich halt vielleicht mit meinem Mann nicht mehr reisen kann. Die Tendenzen gehen ja dahin, ja. Und da habe ich schon Respekt vor.
Nele [01:21:46]:
Ich glaube auch, leider nicht unberechtigt. Und wir erleben ja momentan in Echtzeit in den USA mit, wie auch verfassungsrechtliche Garantien eigentlich gebrochen, aufgeweicht werden. Eigentlich gebrochen, aufgeweicht werden. Und ich glaube, es ist nicht verkehrt, dass wir drüber sprechen, dass wir sichtbar machen, dass wir netzwerken, dass man sich auch zusammentut. Nicht nur innerhalb eurer Community zusammenhalten und nicht sich aufsplittern in schwul, lesbisch, trans, sondern einfach möglichst zusammenhalten und zu gucken, wie kann man auch gemeinsam was bewegen. Und da wäre jetzt auch noch eine wichtige Frage von mir. Ne, zwei wichtige Fragen. Also die eine ist, wenn jemand sich auch vertrauensvoll mal an euch wenden möchte, ohne vielleicht sein Anliegen oder seine Ängste oder seine Fragen in der Gruppe zu posten, darf die Person dann euch auch vielleicht privat anschreiben? Das wäre die erste Frage, weil ich glaube, dass trotzdem immer noch, gerade wenn jemand erst sein Coming-out hinter sich hat oder vielleicht noch davor steht, eventuell ist es auch ein bisschen schwieriger, das öffentlich zu tun.
Nele [01:23:03]:
Und die zweite Sache ist, wie wir haben jetzt öfter schon das Wort Allies gehört. Also Menschen, die sich, die sich den unterschiedlichen Communities in irgendeiner Form verbunden fühlen, so wie wir das ja auch tun, wie können wir euch unterstützen? Also nicht euch drei als Personen, sondern was können wir als Allies, als Verbündete tun, damit ihr euch nicht alleine fühlt, damit ihr euch besser geschützt fühlt, was auch immer.
Christian [01:23:37]:
Bestes Beispiel, wenn ich da gerade als Erster antworten darf. Ich komme wieder auf das Magazin Explorer zurück, ist keine Werbung, aber ich folge den auf Instagram und ich fand’s mega, mega schön, weil dort vor einiger Zeit noch mal das Thema queeres Reisen aufgekommen ist in einem Instagram Post und dann gab es einen sehr, sehr krass negativen Menschen, der aufgetreten ist und dagegen geschrieben hat. Und Dieser Post blieb zwei, drei Stunden relativ unbeantwortet von anderen Instagram-Usern. Und ich habe dann auch etwas dazu geschrieben und habe mich für die Haltung von dem Chefredakteur Martin bedankt, wie sehr er sich als Queer Ally für die Rechte und Gleichberechtigung von queeren Menschen einsetzt. Und dann wurde dieser Post geflutet von positiven Rückmeldungen und ganz viele schrieben, ey ich bin kein queerer Mensch, ich bin nicht schwul, nein, ich bin nicht lesbisch, was auch immer, aber ich finde es mega wichtig. Wir müssen miteinander zusammenarbeiten, zusammen sein, wir müssen für Offenheit, für Diversität eintreten, für Freiheit, für Meinungsfreiheit, für den Schutz von Minderheiten. Also ganz viele, ganz viele positive Feedbacks und Kommentare von offensichtlich nicht queeren Menschen, die aber genau erkannt haben, wie wichtig es ist, laut zu sein. Also wirklich Diskriminierung anzubrangern, gegen homophobe Witze vorzugehen, bei transphoben Verhalten Menschen in Schutz nehmen und zu sagen, stopp, laut zu werden in der Bahn, wenn ein dummer Spruch kommt.
Christian [01:25:37]:
Also das sind alles so Sachen, die können uns als, immer noch natürlich Minderheit, sicherer werden lassen, uns gut bewegen lassen im öffentlichen Raum, egal in welchem Kontext. Also ich finde, das ist so das, wo jeder queere Mensch glücklich sich schätzt, wenn er in einem öffentlichen Raum mit Menschen in Kontakt kommt, die die Rechte mitverteidigen und das nicht nur machen, weil es da gerade einen Schwulen, eine Lesbe, einen Non-Binären gibt, der da gerade beleidigt wird, sondern es geht ja, ist ja viel größer die Ebene. Es geht ja darum, gegen Diskriminierung von Andersartigem vorzugehen. Das ist ja eigentlich die Metaebene, die es geht. Und wenn wir das gar nicht koppeln an sexuelle Orientierung, sondern sagen, alles, was nicht normativ ist, darf sein und gehört mit zu einer bunten Gesellschaft. Ob das BIPOC, schwarze, gelbe, Menschen, rot, was auch immer, darf alles sein. Und ob das mit Handicap ist, ist völlig wurscht. Aber immer dann auch aufzustehen und zu sagen, nur weil der andere keine Ahnung an der dunklen Hautfarbe hat, darfst du ihn nicht einfach hier blöd anmachen.
Christian [01:26:43]:
Oder nur weil er als Drag gerade hier in der Bahn sitzt, darfst du ihn nicht doof anmachen. So eine Lautsein, das würde mir manchmal guttun und würde ich mir wünschen. Zivilcourage. Zivilcourage, yes.
Sebastian [01:26:58]:
Menschlichkeit.
Holger [01:27:00]:
Absolut, Absolut richtig und vor allen Dingen das Lautsein primär natürlich im Internet. Da ist ja das große Problem, dass die ganzen negativen Menschen, die negativen Kommentare unglaublich laut sind. Und Die Mehrheit, es ist ja die absolute Mehrheit, die eben nicht negativ ist, ist leise, beziehungsweise hat teilweise wahrscheinlich auch einfach keinen Bock mehr auf diesen Bullshit, der da teilweise fabriziert wird, was ich nachvollziehen kann. Ich habe auch auf viele Kommentarspalten überhaupt keinen Bock mehr Und ich lese sie mir noch nicht mal. Aber es ist schon richtig, was Chris sagt. Eigentlich müssten wir hingehen und alle, die wir nicht negativ sind, die wir positiv sind, diese Gegenstimme sein, laut sein. Man muss nicht mit diesen Menschen anfangen zu diskutieren und alles. Aber wenn auf einen negativen Kommentar 10, 20, 30, 50 positive Kommentare kommen, dann geht dieser negative Kommentar unter.
Holger [01:28:00]:
Der ist dann nicht mehr so laut, wie er scheint, wenn keiner antwortet. Und das finde ich ist relativ einfach. Das ist vom heimischen Sofa aus machbar. Ist nicht immer einfach, weil es natürlich sehr viel Scheiße produziert wird da draußen. Aber es hilft vor allen Dingen den Menschen, die vielleicht in dem Moment gerade angegriffen werden, ungemein zu sehen, hey, da sind ganz, ganz viele, die stärken mir den Rücken. Und da ist nur, in Anführungszeichen, einer, was definitiv einer zu viel ist, die negativ sind.
Nele [01:28:31]:
Also meine Strategie bei Social Media, wenn ich überhaupt noch in Kommentarspalten unterwegs bin, weil ich kann es nicht mehr ertragen mittlerweile, dann ist eher immer so, dass ich nicht und zwar extra nicht auf negative Kommentare eingehe und die auch nicht irgendwie mit Wut oder traurig oder so Smilies kommentiere oder versehe, sondern einfach irgendeinen netten Kommentar zu hinterlassen, weil je mehr man natürlich auf die Hater noch eingeht, desto weiter Oben werden ja deren Kommentare angezeigt.
Christian [01:29:03]:
Ja, korrekt.
Nele [01:29:04]:
Und eigentlich ist es so, und das wird auch in den Gruppen so gemacht, in denen ich mich bewege, wo es eben darum geht, Widerstand zu zeigen gegen Hass im Netz, wird das auch so gehandhabt, zum Beispiel, wenn jemand Unterstützung in der Kommentarspalte braucht oder so, dass er dann eben in der Gruppe Hilfe bittet, damit eben nicht die negativen Hasskommentare nach oben gespült werden, sondern dass erstmal 300 Herzchen und Umarmungen und dann der ganze Abschaum wird nach unten gespült. Aber es ist ermüdend. Wir dürfen es nicht aufgeben, aber es ist wirklich ermüdend und belastend.
Benjamin [01:29:48]:
Ich glaube, dass Chris und ich, wir sind da glaube ich auch für unsere Gruppe relativ stringent, würde ich sagen. Ich würde jetzt sagen, die queere Community Und auch unsere Gruppe ist wirklich eine supernette Gruppe und der Austausch ist wirklich sehr gut. Und es ist wirklich eine, also für Facebook wirklich eine sehr, sehr nette, sehr, sehr freundliche Gruppe. Das muss ich wirklich sagen. Und das hört man von vielen auch immer wieder. Aber natürlich, wir kriegen jeden Tag, haben wir neue Leute, die reinkommen. Und natürlich, es gibt auch queere Hater. Und da sind wir einfach relativ stringent.
Benjamin [01:30:23]:
Also entweder werden die dann halt umgeschaltet, dass die Beiträge von denen halt genehmigt werden können oder wir schweißen die halt raus, weil wir wollen halt nicht so ein Unfrieden. Man kann mal eine andere Meinung sein zu anderen Themen, das ist auch in Ordnung, ja, aber wenn welche halt einfach über das Ziel hinausschießen oder so, dann ist da einfach der Spaß vorbei und es geht halt ums Campen in der Gruppe. Also wenn da jemand halt mit anfängt mit Corona-Impfungen und was weiß ich alles, da kann man verschiedene Meinungen darüber haben. Und ich will jetzt auch nicht das eine gut und das andere schlecht haben, aber das hat in der Gruppe auch thematisch nicht zu suchen. Da sind wir einfach relativ strikt. Es geht ums Campen, es geht ums Queersein und das ist unser Fokus von der Gruppe.
Nele [01:31:07]:
Was wünscht ihr euch für die Zukunft?
Christian [01:31:12]:
Noch viele wunderschöne Treffen, wo so viele bunte Menschen zusammenkommen in einem tollen Kontext, vielleicht noch ein paar Jahre, solange Benni, Holger und ich das machen wollen und von der Community auch so super reflektiert zurückgegeben wird. Das wünsche ich mir, weil es ist echt ein wertvoller Teil meines queeren Lebens und auch meines Lebens als Reisender geworden. Dieses Treffen einmal im Jahr, das ist echt wichtig und auch schön. Ich freue mich jedes Jahr drauf, auch wenn es viel Arbeit ist, wenn wir viele Themen immer wieder neu aufwerfen und beackern müssen. Ich wünsche mir, dass das noch ein paar Jahre ein Teil unseres Lebens ist, weil ich tatsächlich auch in Benni und Holger Freunde gewonnen habe. Das ist für mich das Wertvollste und Wichtigste bei dieser ganzen Thematik rund Facebook, rund Festival oder was auch immer. Ich habe einfach zwei wunderbare Menschen begegnet. Das ist schon sehr wert.
Holger [01:32:08]:
Ich wünsche mir, dass es natürlich ewig so bleiben wird, dass auf alle Fälle. Ich wünsche mir, dass die Menschen nach wie vor oder vielleicht noch mehr respektvoll miteinander umgehen, dass ich den anderen Menschen, egal wie anders er oder sie doch ist, einfach erstmal nur in Anführungszeichen als ein Menschen sehe. Egal ob Mann, Frau, irgendetwas dazwischen, ob schwul, lesbisch oder was auch immer. Es ist einfach ein Mensch. Und ich wünsche mir, dass viel mehr Menschen, andere Menschen, eben einfach als das sind, was sie sind, Menschen und respektvoll einfach miteinander umgehen. Und
Sebastian [01:32:45]:
Vor allen
Holger [01:32:45]:
Dingen, dass wir alle, egal wie destruktiv es manchmal da draußen wirkt, den Blick für das Positive nicht verlieren und den Fokus immer wieder auf das Positive richten, wie zum Beispiel, jetzt gibt es hier diese Podcast-Folge, die das thematisiert. Es sind schon wieder nette Menschen hier in dieser Podcast-Folge, verständnisvolle Menschen. Es gibt unglaublich viele gute Menschen da draußen, weil man das manchmal vielleicht nicht mehr glauben mag. Und da darf man den Fokus auch mal wieder drauf legen.
Benjamin [01:33:18]:
Ja, Ich habe mir gerade auch die ganze Zeit Gedanken gemacht, was wünsche ich mir. Und irgendwie habe ich dann das Erste, was ich gedacht habe, an Weltfrieden. Aber wenn ich jemanden fragen würde, wäre das mein nächster Wunsch. Ich glaube, das schafft man einfach nur, wenn… Also ich akzeptiere alle Leute so wie sie sind und mir ist es eigentlich wirklich egal, welche Hautfarbe sie haben, welche Religion sie angehören, ob sie heterosexuell, homosexuell, lesbisch sind, das ist mir alles egal. Jeder soll so sein, wie er will. Aber das erwarte ich eigentlich auch von meinen Mitmenschen. Und das ist leider in unserer Gesellschaft mittlerweile so, dass halt manche Leute das halt nicht akzeptieren, dass ich halt schwul bin und dass ich halt so leben möchte und dass ich einen Ehemann habe.
Benjamin [01:34:09]:
Und da würde ich mir halt einfach mehr wünschen, dass halt einfach die Gesellschaft noch mehr halt dafür einsteht, für das, was eigentlich auf unseren Münzen draufsteht, Einigkeit und Recht und Freiheit. Und das wäre wirklich mein Wunsch, dass man die Vielfalt liebt und akzeptiert.
Nele [01:34:31]:
Dürfen wir uns auch was wünschen, Sebastian?
Sebastian [01:34:33]:
Ja, klar.
Christian [01:34:34]:
Was wünschst du, Elia?
Nele [01:34:35]:
Möchtest du zuerst?
Sebastian [01:34:36]:
Achso, eigentlich kann ich mich dem Ganzen nur anschließen. Ich glaube, mehr Menschlichkeit, mehr Gemeinsamkeit, mehr Toleranz sind so Dinge, die uns, glaube ich, allen gut tun würden.
Nele [01:34:52]:
Ich wünsche mir, dass wir bald mal, also gerne noch zu unseren Lebzeiten, in einer offenen Gesellschaft leben dürfen, die nicht nur Deutschland betrifft, sondern auch ganz viele andere Länder. Und dass die Leute in diesen Gesellschaften kapieren, dass jedes Recht für Minderheiten ihnen selbst keine Rechte wegnimmt, sondern im Gegenteil eigentlich die eigene Rechtepalette bereichert. Denn nur in einem wirklich freien und sicheren Land ist es überhaupt möglich, gerade auch Minderheiten Rechte zu geben. Und eure Rechte sind unsere Rechte und genauso ist es umgekehrt. Und das müssen die Leute einfach mal kapieren. Möchtest du die Abmoderation machen, Sebastian? Hier mit abonnieren, teilen, bewerten? Ich weiß gerade so in meinem pathetischen Flow drin. Ich möchte jetzt nicht zum Banalen zurückkehren. Ja, ja,
Sebastian [01:36:00]:
Ich darf es also quasi kaputt machen. Erstmal vielen Dank, dass ihr so spontan bei uns gewesen seid. Es war super spannend. Und wenn die Einladung auch vielleicht dieses Jahr nicht hinhaut, weil es auch bei mir, ich weiß noch nicht, es ist zwar zwei Monate nach meinem Umzug, aber ich bin noch nicht sicher, wie das so bei mir auch privat wird. Meine Frau macht eine Ausbildung und so weiter. Aber wenn nicht dieses Jahr, dann nächstes Jahr. Ich stelle mir das super spannend vor, auch wenn ich gleichzeitig, wie ich vorhin schon gesagt habe, dass ich mit mir selber kämpfen muss. Und das würde für jedes Campertreffen gelten, egal wo das ist und welche Menschen da kommen.
Sebastian [01:36:36]:
Aber ich glaube, dass der sozusagen der Reiz ist, einfach sich anzugucken, überwiegen wird. Und wie gesagt, bin ich dieses Jahr, dann nächstes Jahr. Also vielen Dank dafür, dass wir das kennenlernen durften. Auch danke nochmal uns Redakteurin Jana, die das Thema überhaupt quasi initiiert hat, weil mit ihrer Idee quasi sind wir auf die Suche gegangen, was gibt es da eigentlich in dem Bereich und sind sehr schnell auf euch gestoßen. Und ganz viel Spaß euch auf euren Reisen und an alle da draußen. Wenn ihr Fragen habt, wenn ihr Gedanken habt, dann schickt sie uns, klickt auf den WhatsApp-Link in den Show Notes unten. Da könnt ihr uns im Sprachnachrichtner Textnachricht schreiben. Und wenn ihr uns bewerten wollt, könnt ihr das auch machen bei Spotify.
Sebastian [01:37:22]:
Abonniert vor allen Dingen unseren Podcast, wenn ihr keine Folge verpassen wollt. Und wir hören uns nächste Woche wieder. Bis dahin. Und ich übergebe das Wort an Nele und dann natürlich nochmal Rai an unsere Gäste.
Nele [01:37:35]:
Ja, von mir auch vielen Dank. Es war schön, euch kennenzulernen und ich würde mich sehr freuen, wenn wir in Kontakt bleiben und wenn wir vielleicht auch mal an der einen oder anderen Stelle für das Magazin was zusammen machen könnten. Ich glaube, wir haben eine gute Wellenlänge gefunden und ich würde auch mal gerne zu eurem Event kommen. Muss mal gucken, wie gesagt, wie es mit der Mama funktioniert. Vielen Dank für eure Spontanität, für die schönen Gespräche, auch dass ihr so offen über eure Erfahrungen und Erlebnisse gesprochen habt. Ich sage einfach bis bald und jetzt könnt ihr euch noch der Reihe nach von unseren Hörern verabschieden. Diesmal fangen wir mit Holger an, in umgekehrter alphabetischer Reihenfolge.
Holger [01:38:19]:
Ja, vielen Dank für diese wunderbare Folge, für das tolle Gespräch, für die Interessanten, für das interessierte Nachfragen und an alle da draußen. Lasst euch den Mut nicht nehmen, kommt auf uns oder auf andere zu, wenn es Fragen gibt. Und danke für alles.
Christian [01:38:38]:
Ja, dem schließe ich mich an. War eine tolle Runde, hat mir sehr viel Spaß gemacht. Ein paar sehr schöne, aber auch sehr nachdenkliche Momente. Fand ich sehr gut, Nele, dass du die beiden Aspekte immer wieder Raum geben hast lassen. Und wenn jemand Lust hat, mit uns in Kontakt zu kommen, ich glaube, wir freuen uns über jede Zuschrift, über jede Mail, über jedes neue Mitglied in unserer Facebook-Gruppe und freuen uns über jeden neuen Teilnehmer, neue Teilnehmerin bei unserem nächsten Queer Summer Camp. Alles Gute!
Benjamin [01:39:12]:
Okay, ich bedanke mich auch für meinen ersten Podcast und ja, ich bin gespannt, wer sich vielleicht wirklich bei uns meldet, vielleicht wirklich Fragen hat oder so. Und ansonsten sieht man sich auf dem Queer Summer Camp hoffentlich.