Wenn du oft mit dem Wohnmobil oder Wohnwagen unterwegs bist, bleibt ein richtiges Unwetter nicht aus. Jalil und ich haben schon so einiges erlebt: Gewitter mit Donnerschlägen direkt über dem Dachfenster, stundenlangen Starkregen in Südfrankreich, Hagel in Norddeutschland und heftige Sturmböen in Spanien, die nachts unsere Markise zum Segel machen wollten.
Inzwischen haben wir ein bewährtes Set an Regeln – für Schutz, Sicherheit und ein bisschen Seelenfrieden. Hier teile ich mit dir unsere 9 wichtigsten Tipps.
1. Wetter-Apps sind dein bester Freund
Der erste Schritt beginnt noch vor dem Unwetter: Sei vorbereitet. Installiere dir eine zuverlässige Wetter-App und aktiviere Unwetterwarnungen. Viele gefährliche Situationen lassen sich vermeiden, wenn du früh genug Bescheid weißt.

Tipp

Apps, die wir selbst gerne nutzen und sehr hilfreich finden:
Wetter online, NINA, WarnWetter, Agrarwetter, windy.app
2. Die Stellplatz-Wahl entscheidet über Ruhe oder Risiko
Stehst du auf freiem Feld? Unter einem einzelnen Baum? Oder direkt neben einem Flusslauf? Dann kann es bei Unwetterwarnungen schnell gefährlich werden. Wähle deinen Übernachtungsplatz mit Bedacht – auch, wenn es momentan noch sonnig aussieht. Es ist wirklich unangenehm, wenn man nachts überraschend raus muss, um sich selbst oder das Fahrzeug in Sicherheit zu bringen – uns ist das vor zwei Jahren in München passiert, als mitten in der Nacht plötzlich die Hölle losbrach. Am nächsten Morgen war unser Camper unversehrt, aber zig andere standen mit eingeschlagenen Dächern und Windschutzscheiben um uns herum.
- Meide: Hügelkuppen, Senken (Starkregen!), sehr alte Bäume, offene Flächen, Flussnähe.
- Suche: Windgeschützte Flächen hinter Hecken, Stellplätze auf ebenem Boden mit leichtem Gefälle.
3. Gewitter im Camper: So bleibst du sicher
Nicht jeder Camper schützt gleich gut. Bei Fahrzeugen mit Metallhülle (z. B. Kastenwagen, Alu-Aufbauten) bist du in einem „Faradayschen Käfig“. GFK- oder reine Kunststoff-Aufbauten leiten Strom dagegen nicht – hier ist Vorsicht geboten.
Wichtige Regeln im Gewitter:
- Fenster und Dachluken schließen
- Nicht duschen oder abwaschen
- Keine Metallteile berühren
- Keine elektrischen Geräte nutzen
- Am besten Stromkabel ziehen

Info

In GFK-Wohnmobilen am besten in die Fahrerkabine setzen – die ist meist aus Metall und bietet deutlich mehr Schutz.
4. Starkregen & Überschwemmung: Damit dein Camper nicht zum Boot wird
Heftige Regenfälle sind in den letzten Jahren deutlich häufiger geworden. Dabei droht nicht nur Wassereintritt durch Fenster oder Dachluken, sondern auch Überschwemmung von unten.
Was du bei Unwetterwarnungen tun solltest:
- Kontrolliere Fensterdichtungen, Serviceklappen und Dachhauben.
- Verstaue Teppiche und empfindliche Materialien.
- Bau dein Vorzelt oder deine Markise rechtzeitig ab (s. auch nächster Punkt).
- Prüfe, ob der Boden gut abläuft.
- Wenn du in einer Senke stehst, wechsle den Platz

Achtung

Steht Wasser erst einmal unterm Wohnmobil oder Wohnwagen, droht Schaden an Elektrik, Isolierung und Boden. Lieber einmal umparken, als später alles trockenzulegen.
5. Bei Sturm: Markise und Vorzelt sind die ersten Opfer
Auch bei nur mäßigem Wind solltest du Markisen nicht unbeaufsichtigt lassen. Wir haben unsere inzwischen immer mit Sturmbändern und Schraubheringen gesichert – und fahren sie bei jeder Warnung sofort ein. Denn zweimal ist uns bereits das Segel gerissen und einmal durften wir frühmorgens einen riesigen „Wassersack“ entleeren und brauchten dann keine Dusche mehr. Lernen durch Schmerz… 😉
Denk außerdem daran, deine Campingmöbel abzubauen und trocken zu lagern.
6. Dauerregen? So überstehst du Schlechtwettertage im Camper
Nicht jedes Unwetter ist dramatisch – aber mehrere Tage Regen am Stück können dir beim Campen auch mal den letzten Nerv rauben – insbesondere wenn du das Wohnmobil, den Wohnwagen oder – noch schlimmer: den Campingbus! – mit mehreren Mitreisenden teilen musst. Wichtig ist, dass du drinnen gut klarkommst:
Unsere Tipps:
- Immer wetterfeste Kleidung mitnehmen – auch bei Reisen in den vermeintlich stets sonnigen Süden!
- Saugfähige Fußmatten & Mikrofaserhandtücher gegen nasse Schuhe & Hundepfoten
- Trocknungsleine im Bad (oder unter der Markise, falls der Regen nachlässt)
- Feuchtigkeit regelmäßig rauslüften – Fenster auf, kurz Stoßlüften, bei Bedarf zwischendurch mal die Gasheizung laufen lassen
- Regenplan: Brettspiele, Hörbücher, Lieblingsserie auf dem Tablet

Tipp

Wenn du öfter in niederschlagsreichen Regionen unterwegs bist, könnte dir ein kleiner elektrischer Entfeuchter gute Dienste tun. Dieser hilft auch gegen Kondenswasser.
7. Unwetter & Versicherung – das solltest du wissen
Im Ernstfall hilft nur eine gute Absicherung. Prüfe, ob deine Markise, dein Vorzelt und dein Zubehör in der Versicherung inkludiert sind – und ob „Elementarschäden“ wie Starkregen, Hagel oder Überschwemmung mitversichert sind. Falls nicht, melde diese Teile unbedingt nach, damit du sie im Schadenfall ersetzt bekommst.
Ganz wichtig: Dokumentation!
- Fotos vom Schaden
- Screenshots der Unwetterwarnung
- ggf. Medienberichte
- Zeugenaussagen (z. B. vom Platzwart)
- Rechnung oder Kaufbeleg des beschädigten Zubehörs
Ausführliche Infos zu diesem Thema findest du in unserem Ratgeber Versicherungswissen: Unwetter- und Hagelschaden bei Wohnwagen und Wohnmobil

achtung

Hinweis: Starkregen ≠ Überschwemmung – viele Policen decken nicht beides automatisch ab! Frag im Zweifel bei deiner Versicherung nach.
8. Noch schnell das Vorzelt retten? Deine eigene Sicherheit geht vor!
Der wichtigste Tipp zuletzt: Wenn es schon richtig kracht, blitzt oder der Sturm bereits tobt, geh keine unnötigen Risiken ein. Versuch keinesfalls, in letzter Sekunde draußen noch Möbel zu retten oder die Markise einzuholen. Dein Leben und deine Gesundheit zählen mehr als eine kaputtes Plane oder ein nasser Teppich!
Ich wünsche dir eine sturmfreie und sonnigen Reise!
FAQs
Was tun, wenn ich von Starkregen überrascht werde?
Fahr, wenn möglich, auf einen etwas erhöhten Platz und entferne dich von Flüssen oder Bächen. Kontrolliere Klappen, Fenster und Dichtungen. Stromleitungen in Bodennähe sichern!
Darf ich mein Vorzelt bei Sturm stehen lassen?
Wenn eine Unwetterwarnung erfolgt oder stärkerer Regen vorausgesagt wird, solltest du dein Zelt besser abbauen. Viele Schäden entstehen, weil Zelte als „Windsegel“ wirken. Auch die Markise bitte immer einfahren. Denn abgesehen von deinem eigenen Fahrzeug und Equipment stellen herumfliegende Teile auch eine Gefahr für andere dar.
Zahlt meine Versicherung bei Unwetterschäden?
Nur, wenn die Schäden durch versicherte Naturgefahren wie Sturm oder Hagel verursacht wurden – und keine grobe Fahrlässigkeit vorliegt (z. B. Markise offen bei Sturmwarnung).
Was tun, wenn mein Wohnwagen nach Starkregen nicht mehr trocken wird?
Lüfte regelmäßig stoßweise (Fenster weit auf für 5–10 Minuten), auch bei Regen. Nutze Mikrofaserhandtücher zum Aufwischen von Kondenswasser und stelle – falls möglich – einen kleinen Luftentfeuchter auf. Besonders wichtig: Matratzen, Polster und Teppiche sollten von unten gut trocknen können – ggf. anheben oder entfernen.
Wie sicher ist ein Wohnwagen bei Sturm oder Orkanböen?
Solange der Wohnwagen auf geradem, festem Untergrund und nicht gerade erhöht am Rande einer Klippe steht, schätze ich die Kippgefahr als gegen Null ein – selbst bei starkem Wind. Gefährlich wird es vor allem durch herumfliegende Gegenstände oder wenn das Vorzelt nicht richtig gesichert ist. Bei amtlichen Orkanwarnungen solltest du überlegen, ob du den Stellplatz verlässt oder das Fahrzeug so drehst, dass die kleinste Fläche zum Wind ausgerichtet ist.
Kann ich während eines Unwetters mit dem Camper weiterfahren?
Nur, wenn es absolut notwendig ist. Bei starkem Regen, Sturm oder Gewitter kann das Fahren gefährlich werden – Aquaplaning, schlechte Sicht und umstürzende Bäume oder herabfallende Äste sind reale Risiken. Warte besser ab, bis sich das Wetter beruhigt hat. Wenn du doch unbedingt losmusst: Fahre langsam, vermeide Waldgebiete und halte regelmäßig an, um die Situation neu einzuschätzen.
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