Knapp 5,5 Millionen Einwohner:innen, mehr als 180.000 Seen und Hunderttausende Rentiere: Finnland gehört zu den am dünnsten besiedelten Ländern Europas und besticht durch scheinbar endlose Wälder, einsame Straßen, freundliche Menschen und den besten Filterkaffee der Welt. Der Reisebericht Finnland mit dem Wohnmobil entdecken, nimmt dich mit auf ein spannendes Abenteuer in den hohen Norden.
Wenn ich mich mit anderen Camper:innen unterhalte und auf Skandinavien zu sprechen komme, ist es wenig überraschend, wenn fast alle schon einmal in Norwegen, Schweden und Dänemark waren. Aber Finnland? Da ernte ich meistens nur einen fragenden Blick oder ein Schulterzucken. Finnland scheint so gar nicht im Blickfeld deutscher Wohnmobilisten und Camperinnen. Wenn du dich fragst, ob und wenn ja, wo man in Europa wild campen kann, dann schau dir diesen Beitrag an.
Im vergangenen Sommer habe ich mir einmal ein Bild davon gemacht und das Land von Nord nach Süd bereist – und kann nur sagen: Finnland ist ebenso, wie seine nordischen Nachbarländer, eine Reise wert. Wenn du Ruhe, Einsamkeit und Natur liebst, dann bist du hier – vor allem im Norden des Landes, in Lappland – genau richtig!
Inhaltsverzeichnis
- Vom Nordkap ins Land der Sámi
- Reisebericht Finnland: Von Sápmi ins Herz von Lappland
- Die Finnen und der Filterkaffee – eine Tradition
- Unterwegs in den finnischen Nationalparks
- Rovaniemi: Hauptstadt Lapplands und offizieller Sitz des Weihnachtsmannes
- Lust auf mehr Inspirationen? Dann höre dir jetzt unsere Podcastfolge zum Thema „Skandinavien mit dem Wohnmobil“ an!
Vom Nordkap ins Land der Sámi
Der Startpunkt für die Reise durch Finnland lag auf meiner Tour noch in Norwegen, genauer bei 71° 10′ 21″ nördlicher Breite, 514 Kilometer nördlich des Polarkreises und rund 2.100 Kilometer südlich des Nordpols – am Nordkap. Von hier aus führt die Strecke auf dem Weg nach Finnland erst einmal ein Stück südlich durch Norwegen.

Etwa eine Stunde südlich des Nordkaps führt die Straße vorbei an Honningsvåg, dem Verwaltungszentrum der Kommune Nordkapp. Hier oben, in dieser absoluten Einsamkeit, leben knapp 2.200 Menschen, hauptsächlich von Fischerei und Tourismus.

Zunächst führt die Europastraße 69 weiter Richtung Olderfjord. Hier teilt sich die Straße und geht als E6 weiter – Richtung Alta und zur Westküste Norwegens, sowie weiter südlich Richtung Karasjok nach Sápmi, dem Siedlungsgebiet der Sámi.
Auf dieser Seite findest du alle Infos zu Fährverbindungen von Deutschland nach Finnland.
Die Sámi, auch Samen oder früher Lappen genannt, sind das indigene Volk Nordskandinaviens. In vier Ländern – Norwegen, Schweden, Finnland und Russland – existieren die Sámi als Urvolk. Etwa 90.000 Sámi leben hier im hohen Norden, knapp zwei Drittel davon in Norwegen. Hier, sowie in Schweden und Finnland, sind sie durch ein eigenes Parlament vertreten. Die Kultur der Sámi wird bis heute gelebt, auch wenn die Sámi, natürlich auch mit dem Fortschritt gehen. Im Unterschied zu vergangenen Jahrhunderten sind sie etwa größtenteils sesshaft geworden und leben in festen Häusern.
- Rohland, Uwe(Autor)
Gemeinsam mit Kautokeino gehört die Gemeinde Karasjok zu den Kernsiedlungen der Sámi in Norwegen. In Karasjok befindet sich der Sitz des samischen Parlaments Sameting. Das Sámi-Dorf mit Museum in Karasjok ist einen Besuch wert. Hier hast du die Möglichkeit, dir einen Einblick in die Kultur und Lebenswelt der Sámi zu verschaffen. Wenn du Glück hast und nicht so viel los ist, kannst du eine persönliche Führung mit einem Sámi durch das Dorf bekommen – dabei ist es möglich, sämtliche Fragen, die dich interessieren, zu stellen.

Reisebericht Finnland: Von Sápmi ins Herz von Lappland
Die Eindrücke der Lebensweise der Sámi im Gepäck, führt die Straße in Karasjok zum einen nach rechts, wo du auf der Straße 92 weiter durch das Land der Sámi nach Kautokeino fahren kannst. Auf meiner Tour aber entschied ich mich, nach links abzuzweigen, die finnische Grenze zu überqueren und den ganz besonderen Norden des Landes, Lappland, zu erkunden. Das Besondere wird dir bereits mit dem Grenzübertritt bewusst: Da befindest du dich mittendrin im Land, bestehend aus Wald, Seen, Rentieren und im Zweifelsfall auch vielen Mücken. Willkommen im finnischen Sommer!

Das Schöne in Finnland ist zudem: Es ist einsam, aber diese Einsamkeit ist planbar. Meine Tour durch Lappland führte mich in der Regel etwa zwei Stunden auf Straßen dieser Art, vorbei an Seen und Wäldern, dabei sah ich nur wenige Autos, aber umso mehr Rentiere. Wenn der nächste Ort kommt, ist das ein Städtchen, in dem du aber alles findet: Von der Apotheke über Einkaufsmöglichkeiten bis zu Tankstellen gibt es verlässlich alles – und danach geht es weiter in die nächsten zwei Stunden Einsamkeit. Auf meinem gewählten Streckenverlauf kreuzt die 92 nach Tuurukoskenniemi die Europastraße 75, der Hauptschlagader durch das nördliche Lappland.
Hier fuhr ich immer weiter südlich und fühlte mich in die nordfinnische Lebensweise ein. Eine Cafébetreiberin sagte zu mir: „Stress – das kennen wir hier nicht.“ Was für ein schöner Satz. Falls du dich entscheidest, durch Lappland zu fahren: Behalte diesen Satz immer bei dir, nimm das Gefühl mit und genieße jeden Augenblick der Reise durch diese besondere Region Skandinaviens.

Die Finnen und der Filterkaffee – eine Tradition
In der Einsamkeit der finnischen Wälder wirst du noch etwas sehen, was dieses Lebensgefühl widerspiegelt: An den Straßen befinden sich in regelmäßigen Abständen finnische Cafés. Ein uriges, gemütliches Café, in dem es neben kleinen süßen und herzhaften Snacks auch den typischen finnischen Kaffee gibt – Kahvi, den leckersten Filterkaffee der Welt. Die bei uns verbreiteten Kaffeegetränke wie Cappuccino, Latte Macchiato & Co. gibt es in Finnland kaum – die Finnen l(i)eben ihren Filterkaffee, den sie normalerweise schwarz trinken, nur die wenigsten fügen Milch und/oder Zucker hinzu.
Es ist das Land mit dem höchsten Kaffeekonsum weltweit, mehrmals pro Tag und zu jedem Anlass werden Kaffeepausen allein oder gemeinsam zelebriert. Und noch ein Fun-Fact: In Finnland ist die Kaffeepause im Arbeitnehmerrecht verankert. Ach ja, und für durchschnittlich zwei Euro für einen großen Becher (Stand: Sommer 2022) ist dieser Genuss, wie ich finde, sehr gut bezahlbar. Dazu ein typisch finnisches Hefeteiggebäck oder Zimtbrötchen – und der Nachmittag ist gerettet.

Unterwegs in den finnischen Nationalparks
Und so bist du unterwegs in einer eigenen Welt, entschleunigt, trotzdem kommst du gut voran. Denn die Straßen sind hier im Norden genauso einsam und leer, wie etwa in Nordnorwegen, doch müssen Wohnmobilreisende dort sehr viel mehr Kurven, Steigungen und Engstellen bewältigen. Hier in Finnland geht es geradeaus, eben und flach – dadurch kommst du automatisch recht schnell voran, auch bei maximal 100 km/h. Die meisten fahren um die 80 km/h und auch Überholen ist hier die absolute Ausnahme.
An den Straßen wirst du sehr oft Schilder sehen, die auf einen Nationalpark hinweisen. Diese stehen an den Hauptverkehrsstraßen mit einem Verweis darauf, wann es nach links oder rechts abgeht, und wie viele Kilometer entfernt der Nationalpark von diesem Abzweig liegt. Das empfand ich als sehr sinnvoll für meine weitere Streckenplanung. Die letzten Kilometer der Zufahrt sind oft etwas abenteuerlich – aber so ist es eben auf einsamen, skandinavischen Straßen.

Die Nationalparks in Finnland sind sehr unterschiedlich, sowohl in ihrer Größe und den Parkmöglichkeiten als auch der Flora und Fauna. In einigen ist das Parken mit dem Wohnmobil nicht zu empfehlen, da die Parkplätze sehr klein sind, doch überwiegend ist es auch mit einem mittelgroßen Wohnmobil komfortabel und ebenfalls eine gute Möglichkeit, dort zu übernachten. Ein großer Nationalpark mit sehr vielen Wanderrouten ist der Pyhä-Luosto-Nationalpark, etwa 100 Kilometer nördlich von Rovaniemi, der Hauptstadt Lapplands. Ein Netz von Wanderwegen mit einer Gesamtlänge von gut 150 Kilometern bietet im Sommer tolle Wandertouren. Im Winter kannst du hier auf mehr als 200 Kilometer Skiloipen langlaufen.

Ebenfalls typisch finnisch: Grillhütten und Grillstellen (nicht nur) in den Nationalparks. In diesen gehören sie jedoch zum Standard. Sehr schön ist auch, dass in vielen Nationalparks am Parkplatz eine Karte hängt, auf der Grillstellen und andere Wegpunkte verzeichnet sind, sodass die Wanderer und Wanderinnen wissen, wo sie eine Grillpause einlegen können.

Natürlich ist an den Grillstellen alles vorhanden: Holz, eine Axt zum Spalten von großen Holzstücken, eine Säge – und oftmals sogar Grillspieße und Streichhölzer. Das Einzige, was du als Besucher:in mitbringen musst, ist das Grillgut. Für die Finnen ist es selbstverständlich, nach dem Grillen alles wieder aufzuräumen und den Müll mit nach Hause zu nehmen – und für Besucher:innen sollte das auch so sein. Das Schöne ist: hier funktioniert es.

Rovaniemi: Hauptstadt Lapplands und offizieller Sitz des Weihnachtsmannes
Die Fahrt geht immer weiter südlich auf der E75 durch die typische finnische Landschaft – mit möglichen Abzweigen für einen Besuch in einem der vielen Nationalparks. Kurze Zeit später erreichst du die Hauptstadt Lapplands: Rovaniemi. Sie liegt direkt am Polarkreis, ist ein wichtiges Zentrum für die umliegenden Siedlungen in der arktischen Wildnis, sowie Sitz der Universität Lappland.

Der Stadtkern von Rovaniemi ist gut mit dem Fahrrad oder zu Fuß zu erkunden, Stell- und Campingplätze gibt es ebenfalls sowohl stadtnah als auch außerhalb. Zudem gilt Rovaniemi als die offizielle Heimat des Weihnachtsmannes. Im Weihnachtsmanndorf gibt es sogar ein eigenes Postamt: das Santa Claus Main Post Office.

In Rovaniemi endet diese Routenempfehlung durch Lappland und den für mich besondersten Teil Finnlands. Bei der Weiterfahrt Richtung Süden des Landes wirst du feststellen, dass sich die Landschaft verändert und auch keine Rentiere mehr deinen Weg kreuzen. Und doch sind auch der mittlere und südliche Teil Finnlands ein Erkunden wert. Du hast von Rovaniemi aus verschiedene Möglichkeiten zur Weiterreise durch den Rest des Landes: an die Westküste entlang (ein Tipp: in Oulu findet jedes Jahr im August die Weltmeisterschaft im Luftgitarrenspielen statt), weiter mitten durch das Land oder im Osten entlang der Grenze Russlands. Die Hauptstadt Helsinki, mit ihrer sehenswerten Innenstadt, einem lebendigen Hafenviertel, sowie historischen Gebäuden und moderner Architektur, wartet final ganz im Süden des Landes auf dich – ein würdiger Abschluss der Reise durch Finnland.
Fotos im gesamten Artikel: © Katja Scholz
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Sehr interessanter und informativer Artikel! Man merkt das die Autorin die Reise genossen hat.
LG aus der Schweiz
Lieber Ronny, vielen Dank für dein Lob <3
Ein sehr interessanter Artikel mit guten Hintergrundinformationen und Tipps. Wer schon mal in Finnland war, kann das bestätigen.Wer noch nicht, sollte Lust bekommen dieses Land zu bereisen.
Weiter so und Danke.
Lieber Peter, vielen Dank für dein Lob <3