Ob Sommerurlaub in Südeuropa oder Ferienzeit in Deutschland: Temperaturen über 30 Grad bringen nicht nur uns, sondern auch unsere Campingfahrzeuge ordentlich ins Schwitzen. Wir sind selbst gerade wieder mit dem Wohnwagen unterwegs und haben unsere besten Strategien aus vielen Hitzewellen für dich zusammengetragen. Dabei geht es nicht nur um Technik wie Klimaanlagen, sondern auch um viele einfache Tricks, die sich sofort und ohne große Investitionen umsetzen lassen.
Stellplatzwahl: Schatten ist Gold wert
Wir versuchen immer, schon bei der Auswahl unserer Standorte darauf zu achten, dass wir einen Platz unter Bäumen, an Hecken oder direkt am Wasser ergattern. Dort ist es in aller Regel spürbar kühler, besonders abends weht oft eine angenehme Brise. Außerdem spenden größere Pflanzen erfrischenden Schatten.
Auch wie man das Fahrzeug ausrichtet, macht einen spürbaren Unterschied: Die Seite mit den meisten und/oder größten Fenstern sollte möglichst nicht in Richtung Südseite zeigen. Wenn es keine natürliche Beschattung gibt, spannen wir unsere Markise aus und hängen bei Bedarf zusätzliche Tücher auf, um die Sonne etwas fernzuhalten.

Tipp

Mit Sonnenstands-Apps wie Sun Surveyor kannst du direkt bei der Ankunft den Verlauf der Sonne an deiner Wunschparzelle prüfen und dein Fahrzeug optimal ausrichten.
Fenster abdunkeln & Sonne reflektieren
Wir haben im Campingbus alle Fenster mit Thermomatten ausgestattet (unsere sind von Project Camper und wir sind total begeistert davon). Solche Matten bestehen in der Regel aus mehreren isolierenden Schichten und sind zusätzlich mit einer reflektierenden Folie versehen. Sie lassen sich mit Saugnäpfen oder Magneten an den Scheiben anbringen. Wenn du dich für ein teureres Fabrikat entscheidest, werden die Matten fahrzeugspezifisch auf die Abmessungen und Formen deiner Front- und Seitenscheiben angepasst, sitzen also millimetergenau. Aber auch einfachere Modelle erfüllen meist ihren Zweck.
In unserem Wohnwagen sind getönte Scheiben verbaut, die schon mal einen Teil der Sonneneinstrahlung abhalten. Die Fenster auf der Schattenseite werden tagsüber im Wechsel geöffnet und bei Bedarf noch mit zusätzlichen Tüchern verschattet. Dazu befestigen wir einfach dunkle Hand- oder Strandtücher mit Wäscheklammern – in Extremfällen machen wir sie zusätzlich nass, um von der Verdunstungskühle zu profitieren.
Die Dachluken halten wir im Sommer tagsüber geschlossen. Wenn es ganz schlimm wird mit der Hitze, decken wir sie notdürftig mit Rettungsdecken oder Alufolie ab und fixieren diese mit Malerkrepp. Die Verdunkelungsrollos im Inneren sollte man möglichst nicht dauerhaft geschlossen halten, weil sich dahinter die Hitze stauen kann. Besser ist, sie ein kleines Stück zu öffnen, damit dahinter die Luft zirkulieren kann.
Richtig lüften
Unsere Lüftungsroutine hat sich bewährt: Nachts bleiben die Fenster üblicherweise immer ein Stück weit offen, nach dem Aufstehen reißen dann alles inklusive Dachluken und Tür auf. So holen wir einen schönen Schwung kühle Morgenluft ins Fahrzeug. Tagsüber halten wir dann konsequent alles geschlossen, was der Sonne direkt ausgesetzt ist. Nur Fenster auf der Schattenseite bleiben wie gesagt leicht geöffnet und teilverdunkelt. Sobald der Schatten wandert, ist es auch sehr effizient, gegenüberliegende Fenster zu öffnen und so für etwas Durchzug zu sorgen.
Einfache elektronische Helfer: Ventilatoren & Co.
An besonders heißen Tagen können kleine USB-Tischventilatoren für spürbare Erfrischung sorgen, z.B. dieses Modell von EUROM. Sie brauchen kaum Strom und schaffen eine angenehme Luftzirkulation. Besonders hilfreich sollen auch spezielle Dachluken-Ventilatoren sein. Damit wird die heiße Luft und die oftmals drückende Luftfeuchtigkeit gezielt nach außen gezogen. Wir selbst besitzen kein solches Profi-Exemplar, sondern haben uns mal einen günstigen kleinen Ventilator bei einem Discounter (ich glaube, es war ALDI) geschossen, der zufällig genau in eines der HeKis unseres Fendt-Wohnwagens passt.
Klimaanlage: Effizient, aber nicht ganz günstig
Wir haben länger überlegt, ob sich eine Klimaanlage für uns überhaupt lohnt. Letztlich haben wir uns wegen unseres Hundes dafür entschieden, setzen sie aus Rücksichtnahme gegenüber den Campinpgplatznachbarn und auch aus Umweltschutzgründen nur sehr punktuell ein – wenn es wirklich unerträglich wird und wir zum Beispiel im Wohnwagen arbeiten müssen.
Alternativ gibt es für den Campingbereich auch sogenannte „Split-Klimageräte“, die einfach in ein Fenster gehängt werden – z.B. dieses kompakte Gerät von der Firma Brunner. Ein Teil des Geräts befindet sich dabei im Inneren, eines außen. Die Kühlleistung ist wohl ganz ok – wie auch bei einigen anderen mobilen Kühlgeräten –, kann aber nicht mit einer „richtigen“ Kompressorklimaanlage verglichen werden.
Klimaanlagen, egal welcher Bauweise, sind natürlich immer Stromfresser und das dauerhafte Betriebsgeräusch kann ganz schön nerven – selbst bei modernen Modellen. Auch die Anschaffungs- und Montagekosten sowie das Gewicht von Einbaugeräten sind nicht zu unterschätzen. Deshalb prüfe vor der Anschaffung genau, ob du nicht auch mit einem einfachen Ventilator oder einem günstigen Verdunstungsklimagerät zurechtkommst.

achtung

Viele Klimaanlagen schalten sich nach einer Unterbrechung der Stromzufuhr nicht automatisch wieder ein. Das könnte fatal sein, wenn der Strom mal kurz wegbleibt und Haustiere alleine im Fahrzeug sind. Das ist uns einmal passiert, und es ist nur durch viel Glück nicht zu einer Katastrophe gekommen. Unser Hund bleibt daher seitdem nicht mehr unbeaufsichtigt im Wohnwagen.
Solltest du das trotzdem vorhaben, würde ich unbedingt zur Anschaffung von elektronischen Helfern raten (Überwachungskamera, Sensoren etc.) und immer in erreichbarer Nähe des Stellplatzes bleiben, damit im Notfall schnell reagiert werden kann.
Haustiere schützen
An heißen Tagen können Hunde sehr schnell überhitzen, da sie ja nicht schwitzen wie wir Menschen. Deshalb muss ihr Wohlbefinden besonders genau überwacht werden. Unsere Hündin ist zum Glück recht hitzeunempfindlich, aber trotzdem achten wir auf regelmäßige Abkühlung (Befeuchten des Fells mit Wasser, Liegeplätze im Schatten, bei Bedarf ein feuchtes Handtuch oder eine Kühlmatte zum Draufliegen).
Kühlschrank entlasten
Unser Absorberkühlschrank kommt im Hochsommer schon das eine oder andere Mal ans Limit – Kompressormodelle sind da deutlich robuster und weniger abhängig von den Außentemperaturen.
Ein Hilfsmittel, um die klassischen Absorber zu entlasten und effizienter zu machen, ist der Einbau eines Ventilators an der Rückseite. Bei manchen Herstellern kann man das glaube ich sogar ab Werk entsprechend konfigurieren. Wenn die Sonne stark auf die Kühlschrankseite scheint, kann außerdem eine reflektierende Matte sinnvoll sein.
Wohlgefühl für dich: Leichte Speisen, erfrischende Getränke
Ich bin eigentlich ein richtiger Sonnenmensch und blühe bei Temperaturen über 25 Grad erst so richtig auf. Trotzdem merke ich bei sehr großer Hitze und vor allem an Tagen mit besonders hoher Luftfeuchtigkeit, dass mir schwere Speisen nicht so gut bekommen oder ich auch einfach keinen Appetit auf etwas „Deftiges“ habe. Dann tun mir folgende Lebensmittel besonders gut, die Zusammenstellung stammt teilweise aus meiner zweiten Heimat Mexiko (wo es ja bekanntlich auch gerne mal muckelig warm wird):
- Gurkenstücke mit Salz und Limettensaft – alternativ: Gurkensalat mit Joghurt-Knoblauch-Zitronendressing
- Zitronenwasser mit etwas Zucker oder Agavensirup
- „Aguas Frescas“: Püriertes Obst, großzügig mit stillem Wasser aufgegossen und bei Bedarf mit Zucker oder Agavensirup gesüßt. Kann man mit fast jeder Obstsorte machen – vor dem Trinken nur gut schütteln 🙂 In Mexiko werden die „Aguas“ mit Eiswürfeln serviert, aber eigentlich sollte man bei Hitze ja eher auf lauwarme Getränke setzen.
- Rohes Gemüse mit etwas Salz und Chilipulver
- Und zur Zeit mein absolutes Lieblings-Sommerdessert: Fettarmer Joghurt mit zerdrückter Banane, einer Handvoll Zartbitter-Raspelschokolade und einem Schuss Agaven- oder Kokossirup
Bei körperlichem Unwohlsein wie Schwindel, starkem Schwitzen oder beginnender Übelkeit hilft ein Päckchen Elektrolyte (z.B. EloTrans), in Wasser aufgelöst und schluckweise getrunken. Solltest du kein solches Präparat zur Hand haben, tut es auch ein selbstgemachtes Elektrolytgetränk oder im Notfall sogar ein Glas Apfel- bzw. Orangensaftschorle.
Helle Farben, kühles Dach?
Es heißt immer wieder, dass helle Fahrzeug- oder Fahrzeugdachfarben von großem Vorteil seien, weil sie mehr Sonnenlicht reflektieren. Ehrlich gesagt können wir das aus eigener Erfahrung nicht so wirklich bestätigen. Wenn ein Auto oder Camper mal über längere Zeit in der Sonne steht, ist es meinem Eindruck nach ziemlich egal, ob er hell oder dunkel ist.
Entscheidender ist sicherlich, wie gut das Fahrzeug insgesamt isoliert ist und wie effektiv Fenster und Dachhauben abgeschirmt sind. Gerade große Flächen wie Frontscheiben oder Dachluken machen den Innenraum schnell zur Sauna. Daher ist es viel effektiver diese Hitze-Einfallstore möglichst akribisch zu verdecken – ganz gleich, ob von innen oder von außen.
Zusätzlich kannst du dir auch mal anschauen, ob eine reflektierende Dachbeschichtung etwas für dich sein könnte (z.B. die CoolDry-Farbe). Damit soll eine Senkung der Temperatur um etliche Grad erzielt werden. Wir haben damit jedoch noch keine persönlichen Erfahrungen gemacht, deshalb kann ich dir nicht aus eigener Anschauung berichten, ob es wirklich funktioniert.
Ich hoffe, meine kleinen Tipps und Tricks haben dir weitergeholfen – wie machst du das denn mit der Hitze unterwegs? Hast du noch weitere Survival-Ideen? Dann ab damit in die Kommentare!
Und jetzt: Keep cool und genieß die schönen Tage!
Titelbild: © CamperStyle
Ganz wichtig: Hunde werden NICHT abgekühlt, wenn man das Fell nass macht. Das kann die Überhitzung zusätzlich fördern, da das nasse Fell sich wie eine Glocke über den Hund legt.
Hunde schwitzen über das Hecheln und die Pfoten. Also den Hund abkühlen, indem man die Pfoten befeuchtet, langsam jede einzelne Pfote in lauwarmes Wasser stellen, dann den Bauch befeuchten und die Schnauze.
Toll ist es, wenn Hunde in einem Bach laufen können.
Wirklich wichtig: nicht das Fell einfach nass machen!!!! Das steht hier im Artikel falsch und ich möchte darum bitten, dass das korrigiert wird.
Hallo Miriam, vielen Dank für deinen Kommentar. Woher stammt diese Information? Ich habe in den vergangenen Tagen nochmals intensiv recherchiert und keine einzige Quelle dazu gefunden. Im Gegenteil wird von diversen Tierärzten und -kliniken dazu geraten, bei großer Hitze und z.B. nach einem Hitzschlag das Fell des betroffenen Hundes vorsichtig (und vor allem natürlich nicht eiskalt) zu befeuchten. Richtig ist, dass insbesondere Brust, Bauch und Pfoten benetzt werden sollen, aber ich kann keine Hinweise darauf entdecken, dass ein nasser Rücken oder Kopf schädlich sein soll.
Die Idee, Wasser könnte sich „wie eine Glocke“ um den Hund legen und einen Hitzestau verursachen, kann ich auch physikalisch nicht nachvollziehen, denn das Wasser verdunstet ja und dadurch entsteht Kühle. Was ich in dem Zusammenhang jedoch schon gelesen hatte, ist eine Warnung davor, Hunde mit einem nassen Handtuch zu bedecken. Meintest du das vielleicht?
Viele Grüße, Nele
Ich nutze zum Luft zirkulieren auch gerne die Truma-Vent, deren Lüfter ja auch ohne Heizung die Luft gut umwälzt.
Ein auch bei uns sehr gut funktionierender Tipp in unserem Adria Kastenwagen.