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Propan oder Butan? Welches Gas eignet sich wofür – und warum

Du stehst im deutschen Baumarkt oder beim Campinghändler vor dem Gasregal. Die allermeisten Flaschen sind grau, manche rot, und in einer kleinen Ecke stehen blaue Flaschen und Kartuschen. Welches Gas gehört in deinen Camper?

Für deutsche Camper ist die Antwort fast immer eindeutig: Propan. Warum das so ist, warum du mit der blauen Flasche im Winter frierst und was es physikalisch damit auf sich hat, klären wir hier.

Das wichtigste zusammengefasst

  • Der Standard in Deutschland: Hierzulande nutzt fast jeder Camper Propan. Es steckt in den grauen Eigentumsflaschen, den roten Pfandflaschen und den Alu-Flaschen.
  • Der Winter-Faktor: Propan funktioniert bis -42 °C. Butan versagt schon knapp unter dem Gefrierpunkt (-0,5 °C).
  • Die blaue Ausnahme: Butan (z. B. Campingaz) ist eher ein Thema für den Sommer, Minicamper mit wenig Platz oder Reisen nach Südeuropa.
  • Fazit: Wer auch nur im Ansatz bei kühlen Temperaturen (Herbst/Winter) campt, braucht zwingend die graue Propanflasche.

Der physikalische Unterschied: Warum Gas „kochen“ muss

Damit Gas aus der Flasche strömen und brennen kann, muss es vom flüssigen in den gasförmigen Zustand wechseln. Es muss also „sieden“ oder verdampfen. Das passiert ganz von allein, solange die Außentemperatur oberhalb des sogenannten Siedepunkts liegt.

Hier liegt der entscheidende Unterschied, den du kennen musst:

  1. Propan (Der Winter-Held):
    Es hat einen Siedepunkt von ca. -42 °C. Selbst im tiefsten Winter „kocht“ das Gas in der Flasche munter weiter und strömt mit Druck zu deiner Heizung.
  2. Butan (Der Schönwetter-Typ):
    Es hat einen Siedepunkt von ca. -0,5 °C. Sobald das Thermometer Richtung Nullgradgrenze fällt, hört Butan auf zu verdampfen. Es bleibt als flüssige Pfütze in der Flasche. Du hast zwar noch Gas (Gewicht), aber es kommt kein Druck mehr an.

Propan – Der Standard in Deutschland & Nordeuropa

Wenn du in Deutschland ein Wohnmobil oder einen Wohnwagen fährst, ist deine Gasanlage technisch auf Propan ausgelegt.

  • Woran erkenne ich es?
    An den klassischen grauen Stahlflaschen (3kg, 5 kg oder 11 kg) oder den leichten Alu-Gasflaschen. Auch die roten Pfandflaschen, die du an vielen Baumärkten siehst, enthalten Propan.
  • Warum ist das so?
    Propan baut in der Flasche einen deutlich höheren Dampfdruck auf als Butan. Deshalb müssen diese Flaschen robuster und dickwandiger sein. Dafür garantieren sie dir, dass Heizung, Kühlschrank und Kocher das ganze Jahr über funktionieren – egal ob an der Ostsee im Sommer oder in den Alpen im Winter.
  • Verfügbarkeit:
    In Deutschland bekommst du Propan an fast jedem Baumarkt, Campinghändler und vielen Tankstellen. Es ist (auf das Kilo gerechnet) deutlich günstiger als die kleinen Butan-Gebinde.
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Als deutscher Camper mit „normalem“ Wohnmobil greifst du im Inland immer zur grauen oder roten Flasche (Propan).

Butan – Das Sommer- und Reisegas

Butan spielt für deutsche Camper meist nur in zwei speziellen Fällen eine Rolle: Entweder du hast sehr wenig Platz (Minivan) oder du bist im Ausland.

  • Woran erkenne ich es?
    Typisch sind die blauen Flaschen (z. B. von Campingaz, Typ R 904 / R 907) oder kleine Schraub- und Stechkartuschen für mobile Gaskocher.
  • Einsatzgebiet:
    Da Butan (oder butanreiches Gemisch in Kartuschen) bei Frost nicht funktioniert, ist es ein „Sommergas„.
  • Der Vorteil im Ausland:
    Während du deine graue deutsche Propanflasche im Ausland oft nicht tauschen kannst, sind die blauen Campingaz-Flaschen in Südeuropa (Frankreich, Italien, Spanien) auf vielen Campingplätzen verfügbar. Manche Camper haben deshalb eine blaue Flasche als „Notreserve“ für den Sommerurlaub im Süden dabei.

Mischgas & LPG: Was passiert an der Tankstelle?

Vielleicht hast du schon mal von „Tankgas“ oder LPG gehört. Wer eine fest verbaute Gastankflasche nutzt und an der Autogas-Säule tankt, bekommt immer ein Gemisch aus Propan und Butan.

Das Mischungsverhältnis schwankt je nach Jahreszeit:

  • Sommermischung: Oft ca. 40 % Propan / 60 % Butan.
  • Wintermischung: Meist 60 % Propan / 40 % Butan (um die Verdampfung bei Kälte zu sichern).
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Das Problem mit dem „Butan-Sumpf“
Wenn du im Winter eine Tankflasche nutzt, verdampft zuerst das Propan aus dem Gemisch. Das Butan bleibt flüssig zurück, weil es zu kalt ist (unter 0 °C).
Wenn du jetzt nachtankst, füllst du wieder Gemisch auf. Irgendwann besteht der Inhalt deiner Flasche fast nur noch aus flüssigem, unnutzbarem Butan („Sumpf“). Die Flasche ist voll, aber die Heizung bleibt kalt.
Lösung: Tankflaschen im Winter möglichst leeren, bevor du nachtankst, oder gezielt Tankstellen mit hohem Propananteil suchen.

Lohnt sich der Umstieg auf Tankflaschen trotzdem? Mehr dazu in: „Tankflasche oder Gastank – lohnt sich das wirklich?“

Praxis-Problem: Warum vereist meine Gasanlage?

Viele Wintercamper kennen das: Draußen sind -5 Grad, die graue Flasche (Propan) ist noch halb voll, aber der Regler ist plötzlich weiß vereist und die Heizung fällt aus.
Hier ist nicht das Gas schuld (Propan kann das ab!), sondern die Physik am Druckminderer.

Wenn das Gas durch den Druckregler strömt und sich entspannt, kühlt es schlagartig ab (Joule-Thomson-Effekt). Enthält das Gas minimale Spuren von Feuchtigkeit, bilden sich winzige Eiskristalle im Regler und verstopfen ihn.

  • Lösung: Ein „Eis-Ex“. Das ist eine kleine elektrische Heizspirale (12 V), die am Regler klemmt und ihn warm hält. Für Wintercamper eine absolute Pflicht-Anschaffung.

Mehr über Druckregler und Eis-Ex erfährst du in: „Aufbau einer Gasanlage im Camper“.

Fazit: Nimm Grau, fahr schlau

Die Entscheidung für deutsche Camper ist simpel:

  • Der Standard: Nutze die grauen (oder roten/ Alu) Propanflaschen. Damit bist du auf der sicheren Seite, egal ob Sommer oder Winter.
  • Die Ausnahme: Die blauen Butanflaschen sind eine gute Ergänzung für Reisen in den tiefen Süden oder wenn du im Minicamper keinen Platz für die großen Flaschen hast.

Oft gestellte Fragen

Kann ich Propan und Butan mischen?

Ja. In Tankflaschen ist es ohnehin gemischt. Auch deine Geräte (Herd/Heizung mit 30 mbar) vertragen beides problemlos. Das Problem ist nur die Temperatur: Bei Frost bringt dir der Butan-Anteil in der Mischung nichts.

Ist Butan heißer als Propan?

Butan hat einen minimal höheren Energiegehalt. In der Praxis merkst du davon beim Wasserkochen aber absolut nichts. Der Unterschied ist vernachlässigbar.

Darf ich eine blaue Flasche mit Butan im Winter nutzen?

Dürfen ja, aber es macht keinen Sinn. Sobald die Flaschentemperatur unter 0 °C fällt, kommt kein Gas mehr raus. Wenn die Flasche im beheizten Innenraum steht (z. B. im Minivan), würde sie funktionieren – aber Vorsicht: Gasflaschen dürfen aus Sicherheitsgründen oft nicht im Wohnraum gelagert/betrieben werden (beachte die Vorschriften deines Fahrzeugs!).

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Sebastian Vogt

Ich bin Sebastian Vogt, der Technik-Experte und Redakteur für smarte Lösungen und Gadgets bei CamperStyle. Meine Expertise ist fundiert durch sechs Jahre dauerhaftes Leben im Wohnmobil als Digitaler Nomade. Ich weiß aus First-Hand-Experience, welche Technologien im mobilen Alltag zuverlässig funktionieren und welche nicht. Daher schreibe ich hauptsächlich über Stromversorgung, Fahrzeugzubehör und die Digitalisierung unterwegs. Ein wichtiges Kapitel dieser Reise waren unsere drei geretteten Hunde – so teile ich zusätzlich meine fundierten Erfahrungen und Tipps rund um das Thema Camping mit Hund. Meine Lieblingsspots? Immer dort, wo ich einen Stellplatz am Wasser finde.

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