Immer mehr Wohnmobilbesitzer spielen mit dem Gedanken, ihr Fahrzeug zu vermieten – sei es, um laufende Kosten zu decken oder sogar ein kleines Nebeneinkommen zu generieren. Doch so attraktiv das Modell auf den ersten Blick wirkt: Wer sein Wohnmobil vermieten möchte, sollte sich vorher unbedingt mit dem Thema Versicherung auseinandersetzen. Denn für Vermieter gelten andere Regeln als für Privatnutzer.
Wir haben mit Dieter Scheffler gesprochen, Versicherungsexperte und Geschäftsführer bei der RMV, die sich auf Camper-Versicherungen spezialisiert hat. Er weiß genau, worauf Vermieter achten müssen – und verrät uns, warum er selbst sein Wohnmobil niemals privat vermieten würde.
Hier kannst du dir das komplette Gespräch anhören:
Inhaltsverzeichnis
Private vs. gewerbliche Vermietung: Wo liegt der Unterschied?
Bevor es um konkrete Versicherungen geht, solltest du klären, ob du als privater oder gewerblicher Vermieter auftrittst. Die Grenze ist oft fließend. Grundsätzlich gilt:
- Private Vermietung liegt vor, wenn du dein Fahrzeug nur gelegentlich vermietest und damit keine Gewinne erzielst, sondern lediglich deine laufenden Kosten (z. B. Steuern, Versicherung, Unterhalt) deckst.
- Gewerbliche Vermietung liegt dann vor, wenn du mit der Vermietung Gewinn machst, mehrere Fahrzeuge anbietest oder dein Angebot offensiv bewirbst (z. B. über eine eigene Website).
Dieter Scheffler empfiehlt, im Zweifel immer den Steuerberater zu Rate zu ziehen. Denn ab einer bestimmten Vermietdauer oder -häufigkeit kann das Finanzamt schnell von einer Gewinnerzielungsabsicht ausgehen. Und auch die Zahl der Fahrzeuge kann eine Rolle spielen: Wer sein(e) Fahrzeug(e) dauerhaft vermietet, kann sehr schnell in die gewerbliche Nutzung rutschen.
Diese Versicherungen sind für Vermieter Pflicht oder unbedingt zu empfehlen
Selbstfahrervermietversicherung
Das Herzstück deiner Absicherung ist die sogenannte Selbstfahrervermietversicherung. Sobald du dein Fahrzeug vermietest, reicht deine private Kfz-Versicherung nicht mehr aus. Du benötigst eine spezielle Police für die Vermietung.
„Die private Kfz-Versicherung greift nicht, sobald Einnahmen erzielt werden. Dann spricht man vom gewerblichen Gebrauch, auch wenn es nur für wenige Tage im Jahr ist.“ – Dieter Scheffler
Der Versicherungsschutz für Selbstfahrervermietung kann entweder ganzjährig oder punktuell (pro Tag der Vermietung) abgeschlossen werden. In jedem Fall solltest du dich mit der Zulassungsstelle abstimmen, ob eine Ummeldung des Fahrzeugs notwendig ist. Bei dauerhaftem Einsatz als Mietfahrzeug ist dies meist Pflicht.
Haftpflichtversicherung
Die Kfz-Haftpflichtversicherung ist gesetzlich vorgeschrieben – sowohl im privaten als auch im vermieteten Zustand. Hierüber brauchst du dir also keine Gedanken machen. Wichtig ist jedoch, dass sie im Rahmen der Selbstfahrervermietung abgeschlossen ist.
Vollkasko- und Teilkaskoversicherung
Dieter Scheffler rät dringend zur Vollkaskoversicherung, die auch eine Teilkasko beinhaltet:
„Gerade wenn das Fahrzeug finanziert ist, ist eine Vollkasko in den meisten Fällen ohnehin Pflicht. Und sie hilft auch bei selbstverschuldeten Unfällen oder Vandalismus.“
Schutzbrief
Ein Schutzbrief ist besonders sinnvoll, wenn das Fahrzeug liegenbleibt oder im Ausland ein Unfall passiert. Viele Anbieter übernehmen in diesem Fall die Rückholung des Fahrzeugs oder die Unterbringung der Mieter.
Fahrerschutzversicherung
Diese Versicherung ist nicht verpflichtend, aber ein netter Bonus für deine Mieter. Sie zahlt, wenn der Fahrer selbst einen Unfall verursacht und verletzt wird.
Rechtsschutz für Vermieter
Ein Vermieterrechtsschutz kann dich vor hohen Anwalts- oder Gerichtskosten schützen, falls es zu Streitigkeiten mit Mietern kommt. Besonders bei größeren Vermietflotten oder wenn du dein Angebot ausweiten willst, ist diese Versicherung sehr empfehlenswert.
Veruntreuungsversicherung
Ein Punkt, den viele unterschätzen: Unterschlagung. Was, wenn dein Fahrzeug nicht zurückgebracht wird? In diesem Fall greift weder die Kasko- noch die Diebstahlversicherung. Nur eine Veruntreuungsversicherung deckt diesen Fall ab.
„Das kann sehr schnell sehr teuer werden. Gerade, wenn das Fahrzeug neu und finanziert ist. Und ja: Das passiert leider gar nicht so selten.“ – Dieter Scheffler
Die Kosten liegen meist bei 300 bis 500 Euro pro Jahr und Fahrzeug, je nach Anbieter.
Was du als Vermieter sonst noch beachten solltest
Dokumente prüfen
Lass dir unbedingt den Führerschein und Personalausweis zeigen und mach Kopien davon. Wichtig: Prüfe das Mindestalter für deine Versicherung (oft 21 Jahre). Und wirf ein Auge auf das Ablaufdatum der Dokumente – die müssen natürlich beide noch gültig sein.
Kaution überweisen lassen
Auch wenn es üblicher ist, die Kaution in bar zu kassieren: Eine Überweisung ist nachvollziehbarer und im Ernstfall besser nachzuverfolgen. Sie kann auch ein Sicherheitsfaktor gegen Betrug oder Unterschlagung sein.
Detaillierte Einweisung
Nimm dir mindestens 1,5 bis 2 Stunden Zeit für die Fahrzeugübergabe. Erkläre alles gründlich, vor allem Besonderheiten deines Fahrzeugs. Am besten erstellst du eine Checkliste und lässt dir die Übergabe unterschreiben.
Scheffler betont: Viele Schäden entstehen, weil Mieter das Fahrzeug nicht richtig bedienen können – etwa beim Rangieren oder Tanken. Eine gründliche Einweisung hilft, solche Probleme zu vermeiden.
Zustandsdokumentation
Fotos oder Videos bei Übergabe und Rückgabe schaffen Klarheit im Schadensfall. Dokumentiere alle bereits vorhandenen Macken und lasse dir alles schriftlich bestätigen.
Auf Vermietplattformen starten
Gerade Einsteiger sollten über Plattformen wie PaulCamper oder Yescapa vermieten. Diese bieten:
- Rechtssichere Musterverträge
- Checklisten für Übergabe und Rückgabe
- Versicherungsangebote speziell für Privatvermieter
- Kundensupport und Beratung
„Die Portale nehmen eine Provision, klar. Aber dafür bekommst du ein Rundum-Sorglos-Paket und vermeidest viele typische Einsteigerfehler.“
Nach ein bis zwei Saisonen mit positiven Erfahrungen kannst du immer noch entscheiden, ob du auf eigene Faust weitermachen willst.
Fazit: Wohnmobil vermieten ja, aber nur mit dem richtigen Versicherungsschutz
Die Wohnmobilvermietung kann sich lohnen – vor allem, wenn dein Fahrzeug sonst viel rumsteht. Aber: Ohne den passenden Versicherungsschutz wird das Risiko schnell unkalkulierbar. Dieter Scheffler bringt es auf den Punkt:
„Es kann alles gutgehen. Aber wenn nicht, hast du schnell ein dickes Problem – und im schlimmsten Fall ein finanzielles Desaster.“

Tipp

Lass dich von einem spezialisierten Versicherer beraten, ziehe einen Steuerberater hinzu und nimm dir Zeit für die Einweisung deiner Mieter. Nutze anfangs Plattformen zur Unterstützung. Dann steht einer erfolgreichen und sicheren Vermietung deines Wohnmobils nichts im Weg.
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