Reisebericht Norwegen – Komm mit auf eine unvergessliche Wohnmobilreise auf einer der schönsten Küstenstraßen der Welt.
Auf knapp 650 Kilometern führt der Kystriksveien von Steinkjer im südlichen Drittel Norwegens bis kurz vor Bodø nördlich des Polarkreises entlang der wunderschönen Helgelandküste im Westen Norwegens. Dabei führt die Route über drei Breitengrade – zwischen 64° und 67° Nord. Der Kystriksveien ist nicht nur Preisträger diverser Titel wie „eine der 101 schönsten Straßen weltweit“, verliehen durch das Magazin National Geographic, es zieren ihn zudem weitere Namen: Kystriksveien, was auf Deutsch schlicht Küstenweg heißt, ebenso findet sich häufig die Bezeichnung Fv17. Diese steht für Fylkesvei, zu Deutsch Provinzstraße, mit der Nummer 17. Ich habe mich auf meiner Tour irgendwann für die schlichte Bezeichnung „die 17“ entschieden – mehr braucht man nicht zu sagen. Jeder, der die Straße kennt, weiß sofort Bescheid.
In dieser kurzen Vorstellung möchte ich dich mitnehmen auf eine Reise entlang des Kystriksveien von Süd nach Nord (natürlich ist er auch umgekehrt befahrbar) mit atemberaubenden Ausblicken aus dem Auto oder Wohnmobil, mit zahlreichen Bergwandermöglichkeiten, spektakulären Naturschauspielen und allem, was dieses einzigartige Land ausmacht.
Inhaltsverzeichnis
- Start bei 64° 1‘ Nord: Steinkjer
- Reisebericht Norwegen – Ein Abstecher an die Küste nach Utvorda
- Der Lysfjord: Juwel zwischen Meer und Bergen
- Die Gebirgskette „Sieben Schwestern“: Bergwandern oder einfach nur genießen
- Ein Meilenstein: Überquerung des Polarkreises
- Wanderstopp am Svartisen-Gletscher
- Reisebericht Norwegen: Der finale Abschnitt mit berühmtem Naturschauspiel in Saltstraumen
Start bei 64° 1‘ Nord: Steinkjer
Noch im unteren Drittel Norwegens beginnt der Kystriksveien in dem Städtchen Steinkjer, etwa zwei Autostunden nördlich von Trondheim. Hier hast du die Wahl, auf die Europastraße E6 Richtung Norden zu fahren – das ist die Strecke für Schnellreisende. Nicht jeder kann oder will sich mehrere Wochen Zeit nehmen, das ist mir bewusst. Die E6 ist ebenfalls eine wunderbare Strecke, um in den Norden zu reisen. Und natürlich ist es wie immer im Leben: Man kann nicht alles haben. Einige Städtchen und Sehenswürdigkeiten, die an der Europastraße liegen, siehst du nicht auf der 17 – und andersherum.
Nun aber zum Kystriksveien: Wenn du die Zeit hat und sie dir nehmen möchtest, dann empfehle ich in Steinkjer die Abbiegung auf den Fv17. Allein durch die bevorstehenden sieben Fährüberfahrten bist du hier entschleunigt unterwegs und musst dich den äußeren Bedingungen anpassen. Von hier aus geht es zunächst in Richtung der Hafenstadt Namsos.
- Bruckmann Caravan-Guide: Norwegen mit dem Wohnmobil. Die schönsten Routen zwischen Südkap und…
- Farbe: Teal/Turquoise green
Reisebericht Norwegen – Ein Abstecher an die Küste nach Utvorda
Kurz vor Namsos, in Sjøåsen, entschied ich mich auf meiner Tour kurzfristig für einen Abstecher nach links, direkt ans offene Meer. Dieses kurze Verlassen der 17 kann ich empfehlen. Nicht nur, dass ich das Glück hatte, auf dieser Strecke meinen ersten Elch in Norwegen zu sehen – auch das Ziel ist lohnenswert. In Utvorda gibt es nur das Meer, Felsen und eine Menge Angler:innen. Mit dem Wohnmobil kannst du direkt an der Steilküste parken und übernachten. Das ist ein offizieller Stellplatz, allerdings ohne weitere Infrastruktur. Nur zwei Steckdosen gibt es, wenn du Strom möchtest. Direkt daneben ist ein kleiner Campingplatz, aber diesen Ausblick hast du nur direkt von der Wasserkante … In diesem Artikel findest du übrigens weitere Infos zum Thema Wildcampen in Norwegen.

Der Lysfjord: Juwel zwischen Meer und Bergen
Nach der ersten Fährüberfahrt von Lund nach Hofles führt die Straße zunächst entlang von Bergen, Wald und Wasser, bis sich nach einer der zahlreichen Kurven plötzlich der Blick auf den Lysfjord eröffnet. Dieser Ausblick hat mich so unerwartet eiskalt erwischt, dass mir, wie es in Norwegen keine Seltenheit ist, die Tränen in den Augen standen. Lys kann man mit hell oder Licht übersetzen – und exakt so sieht der Fjord aus. Bei entsprechendem Wetter schimmert er türkis im Sonnenlicht. Nicht zu verwechseln ist der Lysfjord mit dem Lysefjord – dieser verläuft beim berühmten Preikestolen im Süden Norwegens. Bei knapp dreißig Grad Celsius entschied ich mich für einen Platz direkt am Fjord bei Kjelleidet. Der Platz bietet einen herrlichen Blick auf das Wasser sowie den Berg Heilhornet. Am Abend ist es nicht selten, dass ein paar Schweinswale den Weg ganz nah in den Fjord finden.

An diesem Stopp wäre auch eine schöne Wandertour möglich: Der Heilhornet ist 1.058 Meter hoch, der Weg ist – allerdings in der norwegischen Wanderbeschreibung – mit fünf Stunden Wanderzeit angegeben. Je nachdem, wie trainiert du bist, kann die Wanderzeit zwischen fünf Stunden und einer Tagestour variieren. Weitere spektakuläre Wandertouren in Norwegen findest du hier.

Die Gebirgskette „Sieben Schwestern“: Bergwandern oder einfach nur genießen
Nach dem Lysfjord warten auf der nächsten Etappe einige Fährüberfahrten ziemlich nah hintereinander: zwei kürzere mit jeweils knapp zwanzig Minuten von Holm nach Vennesund, sowie von Andalsvågen nach Horn.

Die dritte Überfahrt erschien mir mit knapp einer Stunde immer noch zu kurz. Obwohl bereits die letzten Kilometer zu Straße und Wasser schon (wieder einmal) atemberaubend waren, finde ich für diese Überfahrt von Forvik nach Tjøtta kaum Worte. Während sich die Fähre vorbei an unzähligen, kleinen und größeren Inseln schlängelt, blicke ich auf die Gebirgskette der Sieben Schwestern und dieses scheinbar endlose, faszinierende Panorama. Natürlich existiert auch dazu, wie zu zahlreichen Naturformationen in Norwegen, eine Sage: Es sollen sieben Jungfrauen gewesen sein, die sich nach einer Verfolgung durch den König Hestmannen erschöpft niederwarfen. Bei Sonnenaufgang erstarrten sie zu Stein. So entstand die Gebirgskette der Sieben Schwestern. Doch sieh selbst …

Forvik nach Tjøtta.
Wenn du hier einen Zwischenstopp einlegen möchtest, hast du dazu verschiedene Möglichkeiten auf den umliegenden Stell- und Campingplätzen. Ebenso finden sich einige sehr ansprechende Wanderparkplätze, auf denen das Übernachten (Stand: Sommer 2022) erlaubt ist. Einer davon liegt direkt zu Füßen des Zwillingsberges (Tvillingene) mit 980 Metern und 945 Metern Höhe – der perfekte Ausgangspunkt für die Wanderung. Da hier mittlerweile die Sphären der sommerlichen Mitternachtssonne erreicht sind, ist eine Wanderung auch zu nächtlicher Stunde sehr reizvoll.
Hier findest du Tipps zu den Fähren in Norwegen.

Insgesamt hast du bei den Sieben Schwestern sogar sieben Wandermöglichkeiten – denn alle Gipfel sind gut zu erklimmen. Und für die besonders geübten Wanderer und Wanderinnen ist es zudem möglich, entlang des Gebirgskamms zu wandern und so alle sieben Berge zu besteigen. Eine normale Tour auf einen der Gipfel wird in norwegischen Maßstäben als „leichte Familientour“ angegeben, ich würde es für normal trainierte Menschen als gute Tagestour beschreiben – vor allem bei den über dreißig Grad, die mir das Wetter hier bescherte.
- Lothar Langnickel(Autor)
Der absolute Pluspunkt für heiße Sommertage (die hier zwar nicht üblich sind, aber durchaus vorkommen): Es gibt an einigen Stellen tolle Möglichkeiten, sich abzukühlen. Zum Beispiel auf dem Weg zum Tvillingene säumen kleine Lagunen aus Schmelzwasser und Bäche den Weg, ab einer gewissen Höhe kannst du dich zudem in den Schneefeldern abkühlen.

Ein Meilenstein: Überquerung des Polarkreises
Die weitere Fahrt eignet sich zum entspannten Cruisen. Entlang von türkisblauem Wasser, einladenden Badestellen und kleinen Örtchen mit Einkaufsmöglichkeiten, führt die 17 weiter Richtung Norden. Eine kürzere Fährüberfahrt mit gut zwanzig Minuten wartet von Levang nach Nesna,

Die nächste Fährüberfahrt von Kilboghamn nach Jektvik hält einen Meilenstein auf der Strecke bereit: die Überschreitung des Polarkreises auf 66° 33‘ 55‘‘. Wenn du diesen besonderen Augenblick gestärkt mit einem Kaffee oder etwas Leckerem zu essen genießen möchtest, empfehle ich den sehr gemütlichen Imbiss am Fähranleger in Kilboghamn (Stand: Sommer 2022), der leckere Fish&Chips, Eis, Kaffee & mehr anbietet.
Bei 32 Grad Außentemperatur und Sonnenschein sieht das Panorama so aus …

Nach dem Ablegen der Fähre beginnt eine etwa einstündige Überfahrt, die besonders und gleichermaßen beeindruckend ist. In diesen Breitengraden ist im Hochsommer jede Temperatur zwischen 5 und 35 Grad Celsius möglich – und jedes Wetter hat seinen Reiz und lässt diesen Moment unvergessen werden.

Wanderstopp am Svartisen-Gletscher
Die Strecke ab Jektvik bis zur letzten Fähre auf der 17 ist sehr kurz. Die Straße nach Ågskardet führt rund um die Bucht an kleinen Stränden vorbei, weiter durch den Straumdaltunnel – und in nur knapp einer halben Stunde erreichst du den Fährableger nach Halsa. Dieser Abschnitt ist geprägt von eher gemäßigter Landschaft, ganz anders als am Tag zuvor. Doch bereits ein Stück hinter Halsa geht es weiter mit der beeindruckenden, norwegischen Landschaft.

Svartisen-Gletscher.
Das Highlight auf diesem Abschnitt: der Svartisen-Gletscher im Saltfjellet-Svartisen-Nationalpark. Bereits vom Kystriksveien aus ist er gut zu sehen und du bekommst eine Ahnung davon, wie sich der knapp 370 Quadratkilometer große Svartisen, der zweitgrößte Gletscher Norwegens, über die Berge erstreckt.

Wenn du gerne wanderst, dann empfehle ich auch hier den lohnenswerten Stopp mit einer vergleichsweise entspannten Wanderung zum Gletscher hinauf. Etwa fünf Kilometer einfach sind es bis zur Gletscherzunge. Der erste Teil des Weges ist sehr untypisch norwegisch – wirklich wie ein deutscher Wanderweg im Mittelgebirge. Das letzte Drittel führt über Steine und etwas mehr Anstiege, ist aber gut zu packen. Der Parkplatz als Ausgangspunkt der Wanderung liegt direkt an der 17, dort gegenüber ist der Bootsanleger für die Überfahrt (kostenpflichtig) auf dem Gletschersee. Das ist die einzige Möglichkeit, zum Gletscher zu gelangen. Das Boot fährt im Sommer regelmäßig und braucht etwa zwanzig Minuten für die Überfahrt.
- Grønseth, Julia(Autor)
Reisebericht Norwegen: Der finale Abschnitt mit berühmtem Naturschauspiel in Saltstraumen
Nach der Wanderung oder auch dem Genießen der Landschaft vom Camper aus verschwindet der Svartisen mit der Weiterfahrt langsam aus dem Blick. Es geht immer weiter nördlich. Das nächste Ziel: Saltstraumen. Ein kleiner Ort mit berühmtem Naturschauspiel: dem stärksten Gezeitenstrom der Welt. In Saltstraumen selbst gibt es zahlreiche Camping- und Stellplätze, aber auch kurz davor gibt es entlang des Kystriksveien viele schöne Stellen und Einbuchtungen zum Parken über Nacht. In diesem Bericht findest du weitere Infos zum Thema Camping in Norwegen. Da die Gezeiten hier – wie an der gesamten Westküste Norwegens – stark spürbar sind, kann in einigen Buchten auch etwas Nordseefeeling aufkommen, so wie hier kurz vor Saltstraumen, mit Wattwürmern in der Abendsonne.

Hast du Saltstraumen knapp dreißig Kilometer südlich der Stadt Bodø erreicht, eröffnet sich hier noch einmal die Möglichkeit, hautnah in die Naturgewalten einzutauchen. Durch eine zweieinhalb Kilometer lange und etwa 150 Meter breite Stelle strömen hier im Wechsel der Gezeiten fast 400 Millionen Kubikmeter Wasser zwischen dem Salzfjord am Meer und dem Inneren Salzfjord hin und her. Der Strom erreicht dabei Geschwindigkeiten von bis zu 40 km/h und es entstehen dabei gewaltige Strudel. Diese können einen Durchmesser von bis zu zehn Metern erreichen und mehr als vier Meter in die Tiefe gehen.

Ein begehrter Platz zum Bestaunen des Gezeitenstroms ist auf der Brücke (Saltstraumbrua), von hier hast du einen guten Blick von oben auf das Geschehen. Sehr interessant ist aber auch der Platz unter der Brücke am Rande des Wassers – hier bist du näher dran und die Strömung und Strudel wirken noch imposanter, ich konnte die Geschwindigkeiten förmlich spüren. Für Besucher:innen dieses Naturschauspiels gibt es vor Ort auf Tafeln und auch im Internet Gezeitentabellen, in denen du ablesen kannst, wann die Strömungen am stärksten sind.

67° 17‘ 44.3‘‘ Nord: Das Ende des Kystriksveien
Nach diesen Eindrücken und dem Überqueren des 67. Breitengrads geht es noch einige wenige Kilometer nordwärts auf der 17, bis du kurz vor Bodø an eine T-Kreuzung kommst. Hier wirst du vor der Wahl stehen: links weiter nach Bodø oder nach rechts Richtung Fauske und weiter Richtung Norden.
An diesem Wegpunkt enden gut 650 Kilometer der atemberaubenden Küstenstraße 17 mit endlosen Eindrücken und somit auch unser Reisebericht aus Norwegen. Die Entscheidung über den weiteren Weg wird an dieser Stelle vor dir liegen. Doch egal, wie sie ausfallen wird: Das Abenteuer geht weiter!
Fotos im gesamten Artikel: © Katja Scholz
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Vielen Dank für die ausführliche Beschreibung. Sie hat uns sehr gut 👍gefallen. Macht weiter so.
Liebe Carmen, lieber Jürgen, herzlichen Dank für euer Lob <3
Da waren wir auch gerade. Sind zum Nordkap (14°, Sonne, klare Sicht) hoch an der Westküste und dann durch Lappland zum Botnischen Meerbusen. Hier in Schweden die Küste runter und ein Stück ins Landesinnere nach Sveg wo wir heute stehen. Später gehts weiter nach Mora und Nusnäs wo die berühmten Dala-Pferde her kommen. Eine absolute Traumreise! Auch wenn einem beim Tanken hier in Schweden die Tränen kommen. Danke für den ausführlichen Bericht mit vielen Inspirationen für das nächste mal.
Lieber Heiko, vielen Dank für dein Lob und wir wünschen euch beim nächsten Trip wieder viele unvergessliche Eindrücke. Liebe Grüße