Knapp 2.000 Kilometer liegt das Balkanland von Berlin entfernt und zählt derzeit (noch) zu den Geheimtipps unter Campingfans: Albanien bietet unberührte Natur, lange Strände, beeindruckende Gebirgszüge, Flüsse und Schluchten ebenso wie pulsierende Städte und ist damit die perfekte Urlaubsregion für Paare, Alleinreisende und Familien mit Kindern mit und ohne Hund. Was du wissen solltest vor einer Campingreise nach Albanien? Wir haben dir die wichtigsten Infos über eine der noch unbekannteren (Camping-)Regionen Europas zusammengestellt.
Inhaltsverzeichnis
Reiseland Albanien – ein Überblick
Reisezeit
Die beste Campingsaison für Camping in Albanien ist von Frühjahr bis Herbst, wobei die Hochsaison eindeutig in den Sommermonaten Juli und August liegt. Das Meer ist in dieser Zeit am wärmsten, die Sonnentage am längsten und die Campingtemperaturen am angenehmsten. Willst du überwiegend wandern oder Sightseeing machen, eignet sich das Frühjahr oder der Herbst ebenso, dann sind die Temperaturen etwas kühler und die Touristen weniger – wobei im Vergleich zu anderen Reiseländern nicht von einem Massentourismus gesprochen werden kann.
Einreisebestimmungen
Albanien ist (noch) nicht in der EU, deshalb brauchst du für die Einreise einen gültigen Personalausweis oder Reisepass, der mindestens noch drei Monate gültig ist. Für Camper:innen gilt: Nimm die grüne Versicherungskarte mit – und natürlich die Fahrzeugpapiere.
Einreise mit Hund nach Albanien
Wenn du mit deinem Vierbeiner nach Albanien einreisen möchtest, gelten die gleichen Richtlinien wie in den EU-Staaten. Du benötigst also einen EU-Heimtierausweis und einen Mikrochip sowie eine gültige Tollwutimpfung. Detaillierte Informationen kannst du in unserem Artikel Campen mit Hund in Albanien nachlesen.
Verkehrsregeln und Maut
Die Geschwindigkeitsbegrenzung auf albanischen Straßen beträgt für Campingfahrzeuge bis 3,5 t innerorts 35 km/h, außerorts und auf Schnellstraßen 70 km/h und 80 km/h auf der Autobahn. Pkw dürfen innerorts 40 km/h, außerorts 80 km/h, auf Schnellstraßen 90 km/h und auf Autobahnen 110 km/h fahren. Die Promillegrenze liegt bei 0,1. Auf albanischen Autobahnen musst du keine Maut bezahlen und brauchst auch keine Vignette, lediglich für den Kalimash-Tunnel fällt eine kleine Gebühr an.
Zum Thema allgemeine Verkehrsregeln… naja, sagen wir mal: Es gibt Straßenschilder mit Tempolimits, Warnhinweisen & Co. Daran gehalten wird sich eher wenig bis gar nicht. Deshalb solltest du stets defensiv und vorausschauend fahren und dich nicht darauf verlassen, dass die anderen Verkehrsteilnehmer Geschwindigkeitsbegrenzungen und Überholverbote beachten oder Blinker nutzen.
Sicherheit
Albanien gilt allgemein als sicheres Reiseland, auch zum Campen. Gemäß den Reisehinweisen des Auswärtigen Amts seien Fälle von Gewaltanwendung bei Klein- und Straßenkriminalität selten, Taschendiebstähle, Auto- und Wohnmobileinbrüche haben in den Sommermonaten etwas zugenommen.
Unsere CamperStyle-Kollegen Nele und Jalil, die bereits vor Jahren in Albanien waren, haben sich zu jeder Zeit auf ihrem mehrwöchigen Road Trip sicher und gut aufgehoben gefühlt. Sie berichten, dass bisher in keinem von ihnen bereisten Land so viel Gastfreundschaft, Großzügigkeit und Interesse an ihrem Wohlbefinden gezeigt wurde wie in Albanien. Dennoch solltest du natürlich die üblichen Vorkehrungen treffen: keine Wertgegenstände offen im Fahrzeug liegen lassen und immer alles gut abschließen, ein wenig die Umgebung im Auge behalten, nicht unbedingt mit teurem Schmuck oder Equipment durch die Gegend stolzieren und generell aufs eigene Bauchgefühl hören, vor allem bei der Stellplatzsuche. Also wie überall eigentlich.

Anreise mit Van, Wohnmobil und Wohnwagen
- Anreise über Land: Hier hast du verschiedene Optionen, eine mögliche Strecke führt über Tschechien, Slowakei, Ungarn, Serbien und Nordmazedonien. Die zweite Möglichkeit über Slowenien, Kroatien, Montenegro und Bosnien und Herzegowina ist ebenso möglich, ist wohl nach Erfahrungen von Reisenden aber stärker frequentiert und geht mit längeren Wartezeiten an den Grenzen einher.
- Anreise mit der Fähre:
Von Italien aus gibt es folgende Fährverbindungen:
▪️ Ancona, Bari und Triest -> Durrës
▪️ Brindisi -> Vlora
Von Korfu gibt es eine Fährverbindung nach Saranda.
Die Straßen in Albanien – Mythos oder Wahrheit?!
Beim Lesen der Geschwindigkeitsbegrenzungen hast du dich vielleicht bereits gewundert – doch die relativ niedrigen Zahlen sind mit den doch oftmals anspruchsvollen Fahrbedingungen zu erklären. Zum einen wirst du ab und an auf tierische Verkehrsteilnehmer wie Kühe, Esel, Schafe oder Ziegen treffen, zudem ranken sich verschiedene Geschichten und Meinungen über den Zustand von Albaniens Straßen. Die einen sagen, die Straßen seien überwiegend gut, vor allem die Hauptverbindungsstraßen, andere Camperinnen und Camper berichten durchaus von Passagen, die nur mit Allradantrieb befahrbar seien und zahlreiche Schlaglöcher sowie unbefestigte Randstreifen durchaus keine Seltenheit darstellen. Wenn du einen Straßenzustand vorab checken möchtest, kann in einigen Fällen vielleicht ein Blick auf das Kartenmaterial von Google Maps helfen.

Ausflugsziele und Sehenswürdigkeiten – mit Tipps für Stell- und Campingplätze
Küste um Saranda – weiße Strände und türkisfarbenes Meer
Der südliche Küstenabschnitt der albanischen Riviera von Saranda bis zur Grenze Griechenlands gilt als einer der schönsten des Landes. Du findest hier lebhafte Strände und ruhige Buchten gleichermaßen, allerdings ist die Breite der Strände hier begrenzt, sie sind eher schmal, da die Berge hier an vielen Stellen direkt aus dem kristallklaren Wasser ragen.
Im Süden des Landes, direkt gegenüber der griechischen Insel Korfu, Pulëbardha Beach nördlich des Nationalparks Butrint. Hier befindet sich in einer kleinen, grünen Bucht ein wunderschön ruhiger Steinstrand, an dessen rechter Flanke zwei gemütliche Restaurants lokale Speisen servieren. Die Anfahrt ist etwas steil, aber für Autos und kleinere Vans machbar und auf dem öffentlichen Parkplatz über dem Strand kannst du über Nacht stehen, den betörenden Sonnenuntergang über der griechischen Insel Korfu beobachten und morgens direkt ins Meer springen.

Tipp

Ksamil Caravan Camping
Dieser Campingplatz befindet sich am Eingang einer kleinen Küstenstadt Ksamil, nur 200 Meter vom Meer entfernt. Restaurants und Geschäfte sind ebenfalls zu Fuß zu erreichen.
Koman-Stausee – Juwel in den albanischen Alpen

Im nördlichen Teil des Landes, knapp 50 Kilometer östlich der Stadt Shkroda, liegt der Stausee Koman und gilt als echtes Juwel in den albanischen Alpen: Auf 34 Kilometer ist der Fluss Drin hier zwischen den Orten Koman und Fierze aufgestaut, das Tal ist umgeben von steilen, grünen Berghängen und wird auch als fjordähnlich bezeichnet, denn an den engsten Stellen ist die Schlucht nur bis zu 400 Meter breit. Die Fahrt mit der Fähre ist ein absolutes Highlight und dauert etwa zweieinhalb Stunden.

Tipp

Natura Camping, Koman
Direkt am Koman-Stausee liegt dieser idyllische Platz mit Restaurant und Bar inklusive Badezugang zum See.
Osum-Schlucht – Canyoning, Rafting und Wandern
Der Grand Canyon von Albanien: Auf knapp 13 Kilometern Länge schlängelt sich der türkisfarbene Fluss Osum durch die gleichnamige Schlucht entlang der bis zu 80 Meter hohen Steilwände. Die Schlucht liegt knapp eineinhalb Autostunden südlich der Stadt Berat. Im Frühjahr, nach der Schneeschmelze, sind Rafting- und Kanutouren auf dem Fluss möglich, im späteren Sommer kannst du Wander- und Canyoning-Touren unternehmen. Entlang der Schlucht gibt es zahlreiche Stellen zum Campen, allerdings eher für kleinere Vans und Zelte.
Berat – Stadt der tausend Fenster
Nördlich der Schlucht befindet sich die Stadt Berat im Bergland Zentralalbaniens. Die typischen, weißen Häuser aus der osmanischen Zeit mit ihren nach Südosten ausgerichteten „tausend Fenstern“ wurden zusammen mit der Burg als UNESCO-Welterbe gewürdigt. Die Altstadtgebäude sind hervorragend erhalten und prägen das historische Stadtbild gemeinsam mit der Vielzahl an Moscheen und Kirchen. Auf einem Hügel oberhalb des Flusses Osum steht die Burg von Berat, von der du einen atemberaubenden Ausblick über die Stadt – sicher eines der Highlights bei einer Tour durch Albanien.


Tipp

River Side Camping
In der Stadt Berat direkt am Osum-Fluss bietet dieser Platz eine traumhafte Aussichten auf das Wasser und in den idyllischen Garten. Auf der Anlage befinden sich Kochstellen und ein gemütlicher Kamin für einen traditionellen Balkanabend.
Tirana und Durrës – pulsierende Städte mit Flair
Möchtest du etwas mehr Action, bietet sich ein Besuch der Hauptstadt Tirana sowie der westlich gelegenen Küstenstadt Durrës an.
Tirana, die lebendige und faszinierende Hauptstadt vereint Tradition und Moderne auf einzigartige Weise. Im Herzen der Stadt befindet sich der Skanderbeg-Platz, benannt nach dem gleichnamigen albanischen Nationalhelden. Dieser weitläufige Platz ist umgeben von bedeutenden Bauwerken wie dem Kulturpalast, dem Historischen Nationalmuseum und der Et’hem-Bey-Moschee, einem prachtvollen Bauwerk mit osmanischer Architektur.
Ein weiteres markantes Wahrzeichen Tiranas ist der bunte Glockenturm, der Besuchern einen Panoramablick über die Stadt bietet. Nur einen kurzen Spaziergang entfernt befindet sich die ikonische Pyramide von Tirana, die einst als Museum für den ehemaligen Diktator Enver Hoxha diente und heute für kulturelle Veranstaltungen genutzt wird.
Außerdem ist Tirana bekannt für seine farbenfrohen Fassaden, insbesondere im Blloku-Viertel, das einst den hohen Parteifunktionären vorbehalten war. Heute ist Blloku das Herz des Nachtlebens von Tirana mit zahlreichen Bars, Cafés und Restaurants.


Tipp

Camping Tirana
Der kleine, aber feine familiengeführte Platz liegt außerhalb der Stadt, mit Blick auf einen kleinen See. Er bietet sich sehr perfekt für Spaziergänge und Ausflüge ins Umland an.
Durrës, die zweitgrößte Stadt Albaniens liegt mittig an der Adriaküste. Die historische Hafenstadt ist ein Ort voller Geschichte und mediterraner Lebensfreude. Als eine der ältesten Städte des Landes bietet Durrës eine reiche kulturelle und geschichtliche Kulisse. Eine der Hauptattraktionen ist das Römische Amphitheater, das größte seiner Art auf dem Balkan. Dieses beeindruckende Bauwerk aus dem 2. Jahrhundert n. Chr. bildet das Herzstück der antiken Stätten und zeugt von einer glorreichen Vergangenheit.
Nur einen kurzen Spaziergang entfernt befindet sich das Archäologische Museum von Durrës, das eine bemerkenswerte Sammlung antiker Artefakte beherbergt und die Besucher auf eine Reise durch die bewegte Geschichte der Stadt mitnimmt. Ein weiteres Highlight ist die Venezianische Mauer mit ihren eindrucksvollen Überresten der mittelalterlichen Festungsanlagen.
Darüber hinaus ist Durrës bekannt für seine trubeligen Strände, die sowohl Einheimische als auch Touristen anziehen. Der lange Sandstrand erstreckt sich entlang der Küste und bietet zahlreiche Möglichkeiten zum Chillen und Sonnenbaden. Die Promenade von Durrës ist ein beliebter Treffpunkt, um bei einem Spaziergang die salzige Meeresbrise und die malerischen Sonnenuntergänge zu genießen.


Tipp

Camping Pa Emer, Karpen
Direkt am Meer und nur knapp 30 Autominuten von der Stadt Durrës entfernt, bietet dieser Platz eine Ruheoase auf einem mit Pinien bewachsenem Areal. Ein Highlight: Die nahe, künstlich angelegte Insel mit einem Restaurant.
Gjirokastra – wichtiges kulturelles Zentrum Albaniens
Eine der ältesten Städte des Landes und seit 2005 UNESCO-Welterbe: Gjirokastra liegt im breiten Flusstal des Drino und ist umgeben vom Gebirge Mali i Gjerë. Die Häuser sind in die steilen Hänge gebaut, so dass du bei einer Sightseeing-Tour auf viele Treppen triffst, aber immer mit einem wunderschönen Ausblick auf die Stadt und die Umgebung belohnt wirst.
Oft auch als „Stadt der Steine“ bekannt, verzaubert Gjirokastra Besucher mit ihrem einzigartigen Charme und der gut erhaltenen osmanischen Architektur. Eines der eindrucksvollsten Wahrzeichen ist die imposante Festung Gjirokastra, die hoch über der Stadt thront. Sie beherbergt ein Militärmuseum und bietet atemberaubende Ausblicke auf das Tal und die umliegenden Berge. Ein weiteres Highlight ist das Geburtshaus des berühmten albanischen Schriftstellers Ismail Kadare, das heute als Museum dient und einen Einblick in das Leben und die Werke des Autors bietet.
Die gepflasterten Straßen der Altstadt sind gesäumt von traditionellen Steinhäusern mit charakteristischen Schieferdächern, die ein authentisches Gefühl der Geschichte vermitteln. Der Gjirokaster-Basar ist ein belebter Treffpunkt, an dem Handwerkskunst und lokale Produkte angeboten werden. Hier spürst du das lebendige Treiben der Stadt und hast die Möglichkeit, mit Einheimischen ins Gespräch zu kommen.


Tipp

Camping Gjirokaster
Inmitten von Weinbergen liegt dieser kleine, familiengeführte Campingplatz mit Blick auf das Wide Mountain-Tal. Das Stadtzentrum von Gjirokastra ist etwa zwei Kilometer entfernt. Neben sämtlichen Servicebereichen bietet der Platz zudem eine Bar, ein Restaurant sowie einen Weinkeller.
Nationalparks – unberührte Natur und vielseitige Landschaften
15 Nationalparks, zwei Beispiele: Der Valbona Valley Nationalpark im Nordosten des Landes ist „Hochgebirge pur“ und ein Paradies für Outdoor-Fans: einsame Berggipfel, wilde Tierarten wie Braunbären, Wölfe und Luchse, zahlreichen Wasserfälle und die Möglichkeit, auf hunderten von Kilometern durch diese Natur zu wandern. Der Qafë Shtama Nationalpark liegt etwas nördlich der Hauptstadt Tirana und bietet eine vielseitige Landschaft auf gut 2.000 Hektar: Kiefernwälder, hohe Berge, Flüsse und steile Schluchten.

Camping in Albanien – Tipps & Wissenswertes
Freistehen und Wildcamping
Freistehen beim Campen ist ja immer so eine Sache, in Albanien allerdings ist es ganz einfach: Es ist erlaubt – wenn du dich gut benimmst und die Natur achtest. Du kannst dich in einschlägigen Apps über mögliche Stell- und Parkplätze informieren, achte immer darauf, auf keinem Privatgrundstück zu landen und vermeide das Übernachten in Nationalparks. Ansonsten gilt: Freistehen in Albanien ist Teil des Abenteuers!
Campingplatz-Infrastruktur
Der Tourismus in Albanien wächst, und doch ist das Reiseziel auf dem Balkan noch immer ein unterschätzes Urlaubs- und Campingland. Die Infrastruktur für Stell- und Campingplätze ist gut, du findest reichlich, auch wenn die Ausstattung sicher nicht vergleichbar mit denen der 5-Sterne-Resorts in Kroatien ist – aber das möchtest du sicher auch gar nicht, wenn du mit dem Camper nach Albanien reist. Auch Mietunterkünfte auf Campingplätzen sind nicht so üblich wie in anderen Ländern, dafür sind in der Regel überall Zelte, Caravans und Wohnmobile willkommen.
Wenn du mit größerem Gespann anreist, schau dir vorher die Zufahrt und am besten den Campingplatz selbst an. Denn nicht überall ist genügend Platz für Wohnwagen mit Zugfahrzeug. Kleinere Wohnmobile oder Campervans sind dagegen kein Problem.

Preise für Stell- und Campingplätze in Albanien
Das Balkanland zählt momentan noch zu den günstigeren Reisezielen für den Campingurlaub. Im Schnitt solltest du für eine Übernachtung mit Preisen zwischen 1.400 und 2.000 Albanischen Lek (umgerechnet ca. 15 bis 20 Euro) rechnen. Wenn du private Stellplätze aufsuchst oder freistehst, kannst du natürlich deine Reisekasse noch mehr schonen.
Fazit
Campingurlaub in Albanien bedeutet ganz sicher spannende Abenteuer, neue Blickwinkel, wunderschöne Naturerlebnisse, aufrichtige Gastfreundschaft und wertschätzende Begegnungen mit den Einheimischen – öffnest du dein Herz, kommt das meist auch zurück!
Titelfoto: © Dudlajzov / Depositphotos.com