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Geheimtipp Deutschland - Sachsenburger Pforte: Eine Reise zu dem Ort, an dem die Unstrut durch ein Tor fließt

Mit Wohnmobil, Campervan, Zelt oder Wohnwagen lassen sich in Deutschland verborgene Schätze fern ab der Touristenströme entdecken. Lust auf Urlaub abseits der Touristenpfade? Dann tauche ein in die faszinierende Welt des Campingurlaubs in Deutschland. Erlebe die Freiheit und Flexibilität, die diese Reiseform bietet, und entdecke die atemberaubende Schönheit deutscher Landschaften fernab von Touristenmassen und Hektik.

Camping erfreut sich wachsender Beliebtheit, denn immer mehr Menschen schätzen die Unabhängigkeit und die Nähe zur Natur, die diese Urlaubsform bietet. Steigende Zulassungszahlen von Wohnmobilen und Caravans sowie wachsende Übernachtungszahlen auf Campingplätzen sprechen eine deutliche Sprache. Schließlich bietet Deutschland eine unerschöpfliche Vielfalt an Campingmöglichkeiten, von idyllischen Plätzen am See bis hin zu naturnahen Stellplätzen inmitten von Wäldern und Bergen.

Begib dich mit uns auf eine zweitägige Entdeckungsreise zu einem noch unbekannten Kleinod im Herzen Europas. Genieße atemberaubende Ausblicke, erkunde malerische Dörfer und Städte und tauche ein in unberührte Natur.

Dieser Geheimtrip bietet dir die perfekte Gelegenheit, dem Alltag zu entfliehen und unvergessliche Momente zu erleben. Pack dein Wohnmobil, dein Zelt oder deinen Wohnwagen und begib dich mit uns auf ein Abenteuer der besonderen Art. Die Region rund um die Sachsenburger Pforte erwartet dich mit offenen Armen.

Die Sachsenburger Pforte

Die Region in Thüringen rund um die Stadt Sömmerda ist geprägt durch den spektakulären Durchbruch der Unstrut durch die Höhenzüge Hainleite und Schmücke – eine Landschaft, die landschaftlich reizvoll ist und eine Vielzahl von Sehenswürdigkeiten bietet.

Das Gebiet um Sachsenburg ist seit dem Mittelalter ein wichtiger Verkehrsknotenpunkt. Heute führen die Bundesstraßen 85 und 86 sowie die Bahnstrecke Sangerhausen-Erfurt durch die Thüringer Pforte. Zwei Burgen, die Obere und die Untere Sachsenburg, sicherten die Pforte und den Handelsverkehr. Die Sachsenburger Pforte ist Teil der Region Sömmerda, die von einer bunten Geschichte und Kultur geprägt ist. Die Unstrut und die umliegende Landschaft laden zu Wanderungen ein und Sömmerda mit seiner imposanten Stadtmauer wird dich ebenso in seinen Bann ziehen wie die vielen geschichtsträchtigen Orte der Region.

Lass dich auf einer zweitägigen Tour durch die Region von herrlichen Ausblicken, historischen Orten und Geschichten begeistern.

Sachsenburger Pforte: Eine Thüringer Region mit Charme. © Hubert Hunscheidt
Eine Region mit Charme. © Hubert Hunscheidt

Anreise

Über die A4 Bad Hersfeld – Chemnitz geht es über das AB-Dreieck Erfurt-Nord auf die A71 Sangerhaus – Schweinfurt bis zur Abfahrt Sömmerda-Ost. Hier bist du schon mittendrin in der Region, die du in den nächsten zwei Tagen erkunden wirst.

Start und Ziel für Zelt und Wohnwagen

Der Campingplatz Weißensee mit seiner idyllischen Lage am See ist ein idealer Ausgangspunkt. Von gemütlichen Bungalows bis hin zu großzügigen Stellplätzen für Zelte und Wohnwagen und -mobile ist hier für jeden Geschmack etwas dabei. Hunde sind erlaubt. Geöffnet ist der Platz von April bis Oktober.

Der Campingplatz am Alperstedter See bietet Urlaubstage am türkisblauen Wasser des Alperstedter Sees. Mit 70 Stellplätzen auf über 3 ha Fläche bieten sich großzügige Stellplätze mit Strom- und Wasserversorgung. Hunde sind auf dem Platz erlaubt, der von März bis November geöffnet ist.

Der ganzjährig geöffnete Campingplatz Erfurt am See liegt direkt am Wasser. Er bietet naturbelassene Wiesen ebenso wie Tagesstellplätze für Wohnmobile und Wohnwagen. Neben modern ausgestatteten Sanitäranlagen gibt es schnelles WLAN auf dem gesamten Gelände, einen Brötchenservice und eine Gaststätte. Hunde sind auf dem Platz erlaubt.

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Campingplatz Erfurt am See
Steinfeld 4
99090 Erfurt
(0176) 51 75 23 86
Email über Kontaktformular
www.erfurtamsee.de

Start und Ziel für Reisemobilisten

Mit einer ruhigen Ortslage, dem Blick ins Grüne und einer großen Liegewiese besticht der Wohnmobilstellplatz in Großrudestedt. Kontaktloser Check-in, Strom und Wasserversorgung. Eine Entsorgung ist auf dem Platz nicht möglich.

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Wohnmobilstellplatz Kleinrudestedt
Breite Str. 1
99195 Großrudestedt

Der Wohnmobilstellplatz am Stadtbad in Sömmerda ist befestigt und asphaltiert und wird kostenlos angeboten. Ver- und Entsorgung ist auf dem Gelände nicht möglich.

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Wohnmobilstellplatz Sömmerda
Rohrhammerweg 14
99610 Sömmerda
Tel. (03634) 3500

An der Sporthalle von Bad Tennstedt liegt der Wohnmobilstellplatz mit fünf kostenfreien Stellplätzen für Wohnmobile und Caravans. Versorgung und Entsorgung sind auf dem Gelände nicht möglich. Hunde sind erlaubt.

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Wohnmobilstellplatz Bad Tennstedt
Kutzlebener Landstraße 2
99955 Bad Tennstedt
Tel. (0173) 37 52 226
www.stadtbadtennstedt.de

Auf einem Gartengrundstück liegt der Wohnmobilstellplatz Am Storchennest in Rastenberg. Ruhige Ortslage mit Blick ins Grüne. Ein Stromanschluss ist ebenso vorhanden, wie Frischwasser. Die Entsorgung ist auf dem Platz nicht möglich, aber Hunde sind erlaubt.

Sachsenburger Pforte: Camping vom Feinsten © Hubert Hunscheidt
Camping vom Feinsten © Hubert Hunscheidt

Rundfahrt 1. Tag

Von den Zeugen einer stolzen Vergangenheit

Nachdem wir bereits auf der Anreise einen ersten Eindruck von der stillen, sanft gewellten Landschaft, die einst das Kernland des Thüringer Königreiches bildete, gewinnen konnten, starten wir unsere Rundreise in Sömmerda.

Die charmante Stadt, die erstmals 876 unter den Namen Sumerda, Sumerde und Sumerdi erwähnt wurde, hat mit ihrer langen Geschichte viel zu bieten. Im Jahr 1902 erwarb die Stadt den alten Pfarrgarten zwischen Unstrut und Pfarrhaus, um einen öffentlichen Stadtgarten, den heutigen Stadtpark, anzulegen. Die Stadtparkbrücke, die in den Park führt, ist ein bekanntes Wahrzeichen der Stadt. Heute ist die historische Holzbrücke ein beliebtes Fotomotiv.

Sachsenburger Pforte_staedte_zum_wohlfuehlen_und_flanieren@Thüringer Tourismus GmbH (3)
Städte zum Wohlfühlen und flanieren © Thüringer Tourismus GmbH

Seit dem 16. Jahrhundert ist die einstige Ackerbürgerstadt von einer Stadtmauer mit sechs spitzen Wehrtürmen umgeben. In einem dieser Türme am Parkweg befindet sich eine kurzweilige Ausstellung zum Thema Landwirtschaft. In der Stadtmauer zeigt sich auch das Wahrzeichen der Stadt, das Erfurter Tor, eines der fünf Stadttore, die bis in die Neuzeit überdauert haben. Sehenswert ist auch das Pfarrhaus, ein Fachwerkbau von 1589, mit einem schönen Schnitzaltar von 1495 und einer spätbarocken Orgel.

Ein Muss für alle, die sich für die Geschichte der Bürotechnik interessieren, ist das Schaudepot, das Historisch-Technische Museum im Dreyse-Haus in der Weißenseer Straße 15. Es beherbergt eine beeindruckende Sammlung von 139 Exponaten, die einen Einblick in die Geschichte der Büromaschinenproduktion in der Stadt geben. Die Ausstellung umfasst historische Büro-, Fakturier- und Rechenmaschinen sowie Verbrauchsgeräte, Computer und Drucker aus dem Produktionsprogramm des ehemaligen Büromaschinenwerkes und seiner Vorgängerbetriebe.

Ein Höhepunkt der Sammlung ist die „Weltax“-Fotokamera, die einst in Sömmerda produziert wurde. Auch alte Fototechnik hat ihren Platz im Depot gefunden. Die Ausstellung wurde durch zahlreiche Schenkungen und Leihgaben aus der Bürgerschaft ermöglicht.

Beim Bummel durch die Stadt verzaubern die Skulpturen der „Sömmerdaer Trilogie“: Das Bronze-Ensemble „Pomona“ wurde im September 2010 als erstes von drei geplanten Kunstobjekten im Rahmen der Neugestaltung der Sömmerdaer Innenstadt eingeweiht. Zusammen mit „Fortuna“ und „Minerva“, die ebenfalls Göttinnen der römischen Mythologie darstellen, soll „Pomona“ die Entwicklung Sömmerdas von der Ackerbürgerstadt über den Beginn der industriellen Entwicklung bis hin zur heutigen Demokratie und Rechtsstaatlichkeit veranschaulichen. Die Skulptur „Pomona“, die Göttin der Feldfrüchte und des Obstes, empfängt die Besucher in der Marktstraße am ehemaligen Wenigensömmerschen Tor. Die Skulptur „Fortuna“ wurde als Brunnen auf dem neu gestalteten Obermarkt neben dem Wasserspiel aufgestellt. Im Bereich Bonifatiuskirche – Stadtparkbrücke – Pfarrhaus steht die Bronzeskulpturengruppe „Minerva“, in der Bildung und Kreativität künstlerisch in Szene gesetzt wurde.

Nur wenige Gehminuten südöstlich von Sömmerda befindet sich mit der Waidmühle Rohrborn ein weiteres faszinierendes Relikt vergangener Zeiten. Im Mittelalter war der Anbau und die Verarbeitung der Blaufärberpflanze Waid ein wichtiger Erwerbszweig, der das Leben und die Landschaft der Region prägte. Die Waidmühlen spielten dabei eine entscheidende Rolle.

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Mit dem Rad kann man wunderbar entlang der Unstrut radeln. © Thüringten Tourismus GmbH

Die Waidmühle in Rohrborn ist ein besonderes Kleinod, das in seinen ursprünglichen Zustand zurückversetzt wurde. Alljährlich zum Mühlentag am Pfingstmontag und zum Waidmühlenfest im August wird die Tradition des Waidmahlens wiederbelebt und die Besucher können hautnah erleben, wie der Waid gemahlen und verarbeitet wurde.

Für Wassersportler ist Sömmerda ein Anziehungspunkt, denn auf der modernen Kanuslalomanlage wurden schon zahlreiche internationale Wettkämpfe ausgetragen. Seit 1925 hat der Kanusport auf der Unstrut in Sömmerda eine reiche Tradition. Die Anlage bietet die perfekte Kulisse für unvergessliche Erlebnisse auf dem Wasser. Ob erfahrener Paddler oder Kanuneuling, hier kann man sein Können lernen, testen und verbessern. Die Anlage wurde mit modernster Technik ausgestattet, um eine sichere und herausfordernde Umgebung für alle Altersgruppen zu schaffen.

Wir verlassen nun Sömmerda in Richtung Norden und lassen uns in Leubingen in die faszinierende Welt der frühen Bronzezeit Mitteleuropas entführen. Dort thront der Fürstengrabhügel von Leubingen majestätisch über dem Land. Das imposante Monument ist das größte erhaltene frühbronzezeitliche Fürstengrab der Aunjetitzer Kultur (2200 bis 1600 v. Chr.) und erzählt die Geschichte einer vergangenen Elite, die religiöse und wirtschaftliche Macht in sich vereinte.

Der Fund war mehr als nur ein Grab, er war ein Fenster in eine längst vergangene Zeit. In einer zeltförmigen Totenhütte aus Eichenholz enthielt die Grabkammer die sterblichen Überreste eines erwachsenen Mannes und eines etwa zehnjährigen Kindes. Doch nicht nur die Skelette zogen die Aufmerksamkeit auf sich, sondern auch die reichen Grabbeigaben: Bronzebeile, Waffen, geschmiedete Kissen, goldene Ringe und Spangen. Diese Luxusgegenstände lassen keinen Zweifel daran, dass der Verstorbene einer Elite angehörte, deren Einfluss über die Sterblichkeit hinausreichte. Nachbildungen der Grabkammer und der Grabbeigaben sind unter anderem in der Heimatstube Leubingen zu sehen.

Auf einer Zeitreise tauchen die Besucher in die Welt der frühen Bronzezeit ein und erfahren viel Wissenswertes über historische, archäologische und geografische Zusammenhänge.

Vorbei an weidengesäumten Wasserläufen und ausgedehnten Obstplantagen führt der Weg weiter nach Weißensee. In kaum einer anderen geschichtsträchtigen Stadt findet man auf engstem Raum eine faszinierendere Kombination aus einzigartiger Gartenarchitektur und unverfälschter Geschichte.

Sachsenburger Pforte Ein herrlicher Blick auf die weitläufige Parkanlage © Thüringer Tourismus GmbH
Ein herrlicher Blick auf die weitläufige Parkanlage © Thüringer Tourismus GmbH

Nur wenige Schritte voneinander entfernt liegen der größte chinesische Einzelgarten und das älteste Rathaus Deutschlands. Zwischen Pavillons und Pagoden ist Ruhe und Besinnung angesagt. Der „Garten der ewigen Glückseligkeit“ steht für die Harmonie zwischen Mensch und Natur. Eine einzigartige Gartenlandschaft aus Wasser, Steinen, Gebäuden, Wegen und dekorativen Gestaltungselementen lädt zum Verweilen und Entspannen ein. Das Gestaltungsziel chinesischer Gärten ist die Harmonie der sieben Dinge „Erde, Himmel, Steine, Wasser, Gebäude, Wege und Pflanzen“. Die schönsten Naturwunder in Deutschland mit Campingplätzen in der Nähe, findest du in diesem Beitrag.

Gleich nebenan liegt die Runneburg, auch Burg Weißensee genannt. Sie zählt zu den bedeutendsten romanischen Profanbauten Deutschlands. Ihre Geschichte reicht bis in das Jahr 1168 zurück und ist eng mit der thüringischen Landgräfin Jutta verbunden. Als Hauptstützpunkt landgräflicher Territorialpolitik spielte die Burg eine wichtige strategische Rolle zwischen dem westlichen Herrschaftszentrum um die Wartburg und dem östlichen Territorium um die Neuenburg bei Freyburg an der Unstrut.

Die Burg ist nicht nur architektonisch beeindruckend, sondern auch Schauplatz eines spektakulären Mittelalterfestes, das jedes Jahr am vierten Juliwochenende stattfindet. Hier kann man in die faszinierende Welt des Mittelalters eintauchen und die Atmosphäre vergangener Zeiten hautnah erleben.

Sachsenburger Pforte Kultur aus vergangenen Zeiten © Thüringer Tourismus GmbH
Kultur aus vergangenen Zeiten © Thüringer Tourismus GmbH
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Tipp
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Ein besonderer Tipp für Fotografen:
Die originalgetreu nachgebaute Steinschleuder auf der Runneburg ist funktionsfähig und bietet die Möglichkeit, faszinierende Aufnahmen zu machen. Die 40 Kilogramm schweren Steinkugeln können beeindruckende 300 Meter weit geschleudert werden und sind damit ein imposantes Zeugnis mittelalterlicher Kriegsführung.

Nachdem wir uns Weißensee angesehen haben, erreichen wir über die B86 das Städtchen Kindelbrück. Die Stadt ist von einer fast vollständig erhaltenen Stadtmauer mit drei Türmen umgeben. Innerhalb dieser historischen Befestigungsanlage befindet sich ein beeindruckendes Ensemble aus dem 1788 erbauten Rathaus und der St. Ulrichskirche. Vor der Kirche steht die 1762 gegossene und später beim Läuten zerbrochene Glocke aus der berühmten Lauchaer Gießerei.

Das von alten Bäumen umgebene Gründelsloch entstand 1611 als Erdfallquelle. Aus dem mächtigen Quelltrichter schießen mehr als 15.000 Liter Wasser pro Minute, ein faszinierendes Naturphänomen.

Nordwestlich des Ortes befindet sich eine ähnliche Quelle, an der sich vor rund 400.000 Jahren vermutlich Urmenschen erholten. Hier befindet sich die Ausgrabungsstätte Steinrinne Bilzingleben, ein Ort von großer wissenschaftlicher Bedeutung. Vor etwa 370.000 Jahren lebte hier der Homo erectus bilzingslebenensis, ein Fund von enormer Tragweite. Sein Lagerplatz lag am Nordrand des Thüringer Beckens, in der heutigen Gemeinde Bilzingsleben im Landkreis Sömmerda.

Als einer der frühesten Menschenfunde in Mittel- und Nordwesteuropa ist der Homo erectus Bilzingslebenensis von besonderem Interesse. Der Fund gilt in Fachkreisen als sensationell. Trotz älterer Funde wie Boxgrove in England und Mauer bei Heidelberg dauerte es mehrere Jahrtausende, bis die Geschichte von „Bilzi“ wieder ans Licht kam. Die erste Erwähnung eines fossilen menschlichen Schädels in Bilzingsleben stammt aus dem Jahr 1818. Die eigentliche archäologische Sensation ereignete sich jedoch erst in den Jahren 1972/73, als im Travertin des alten Steinbruchs die Überreste des Urmenschen – des Homo erectus bilzingslebenensis – entdeckt wurden. 

Sachsenburger Pforte Statue
Östlich von Kindelbrück erreichen wir Kannawurf, den Geburtsort von Goethes Vater. Sehenswert ist hier das gleichnamige Schloss. © Thüringer Tourismus GmbH

Die wohl längste Heimatstube Deutschlands befindet sich im ehemaligen Marstall des Schlosses und erstreckt sich über eine beeindruckende Länge von 60 Metern. Vom Klassenzimmer bis zur Waschküche, von der Schusterwerkstatt bis zur Strohpresse wird hier die Lebens- und Arbeitswelt unserer Großeltern lebendig.

Das ursprüngliche Renaissanceschlösschen aus den Jahren 1563/64, das dem Verfall preisgegeben war, erstrahlt langsam wieder in altem Glanz. Auch wenn die Renovierungsarbeiten noch einige Zeit in Anspruch nehmen werden, so ist doch schon jetzt zu erkennen, wie das Schloss wieder zum Leben erwacht.

Neben dem Renaissancegarten beherbergt das Schloss auch das Künstlerhaus Thüringen e.V., das als Zentrum seiner kulturellen Aktivitäten dient. Mit seinen 30 Mitgliedern hat der Verein seit 2008 über 500 Veranstaltungen organisiert, die vor allem von Menschen aus dem ländlichen Raum besucht wurden. Das Schloss dient als Produktions- und Veranstaltungsort für hochwertige Kulturangebote und trägt zur kulturellen Grundversorgung der Region bei. Neben dem Veranstaltungsbetrieb kümmert sich der Verein auch um die Restaurierung des Schlosses und des Renaissancegartens und bewahrt damit einen wichtigen Teil der lokalen kulturellen Identität. 

Das Thüringer Becken © Thüringer Tourismus GmbH
Das Thüringer Becken © Thüringer Tourismus GmbH

Die letzte Etappe unserer Tagestour führt uns nach Sachsenburg. Hier durchbricht die Unstrut den nordöstlichen Rand des Thüringer Beckens. Der Engpass zwischen den Höhenzügen Hainleite und Schmücke, bekannt als Thüringer Pforte oder porta Thuringia, war seit jeher ein wichtiger Durchgangs- und Handelsweg zwischen Ost und West sowie von den deutschen Küsten nach Süddeutschland und Italien. Über Jahrhunderte sicherten Burgen diesen wichtigen Übergang.

Der Aufstieg zu den Ruinen lohnt sich nicht nur wegen ihrer historischen Bedeutung, sondern auch wegen der atemberaubenden Ausblicke in die Weite des Thüringer Beckens und über die Auenlandschaft der Unstrut. Von hier aus kehren wir schließlich zu unserem Übernachtungsplatz zurück.

Rundfahrt 2. Tag

Vom Hochseilgarten bis zum Camping-Kino

Am zweiten Exkursionstag starten wir nördlich von Sömmerda. Unser erstes Ziel ist die Zwiebelstadt Heldrungen, die Stadt an der Schmücke. Das charmante Zwiebelstädtchen blickt auf eine lange Tradition im Anbau des würzigen Gemüses zurück. Als größtes Zwiebelanbaugebiet Thüringens ist Heldrungen bekannt für die Thüringer Zwiebelzöpfe, die viele Häuser schmücken. Die Zwiebel spielt in der lokalen Kultur und Küche eine zentrale Rolle und wird in zahlreichen Gerichten verwendet. Daher hat sich auch der Name „Zwiebelstadt“ eingebürgert, der die Wertschätzung der Zwiebel in der Region unterstreicht.

Sachsenburger Pforte: Die Zwieblstadt Heldrungen ©Wolfgang Benkert Thüringer Tourismus GmbH
Die Zwieblstadt Heldrungen © Wolfgang Benkert Thüringer Tourismus GmbH

Heldrungen ist aber nicht nur für seine Zwiebeln bekannt, sondern auch für seine imposante Wasserburg. Sie gilt als ein herausragendes Beispiel moderner Festungsbaukunst in Mitteleuropa. Die Burganlage beeindruckt mit zwei Wassergräben, weitläufigen Kasematten und fast vollständig erhaltenen Erdwällen. Eine Gedenkstätte und ein Denkmal erinnern an Thomas Müntzer, der im alten Rundturm bis zu seiner Hinrichtung am 27. Mai 1525 gefangen gehalten wurde. Heute bieten die historischen Anlagen eine malerische Kulisse für kulturelle Veranstaltungen wie Konzerte und Ausstellungen im ehemaligen Marstallgebäude.

Nach so viel Kultur ist die Hohe Schrecke das nächste Ziel. Der bewaldete Höhenzug zwischen Erfurt, Halle und Bad Frankenhausen bietet eine idyllische Kulisse für erholsame Wanderungen inmitten der Thüringer Natur. Hier kann man die frische Luft und die Stille der Natur genießen, den Blick über malerische Dörfer und weite Landschaften schweifen lassen und sich im Schatten alter Buchenwälder geborgen fühlen. Ein besonderes Highlight ist die Hängeseilbrücke im Naturschutzgebiet. Übrigens in diesem Beitrag findest du Tipps zu Campingplätzen an den schönsten Nationalparks in Deutschland.

Der äußerste Osten des thüringischen Kyffhäuserkreises ist die nächste Station: Roßleben-Wiehe liegt idyllisch zwischen dem Kyffhäuser und der Saale-Unstrut-Region. Durch seine Lage am Rande des Unstruttals bietet der Ort viele Möglichkeiten für Freizeitaktivitäten in der Natur. Radfahrer können auf dem Unstrut-Radweg durch das malerische Unstruttal fahren.

In der Stadt lohnt sich ein Besuch der Klosterschule Roßleben, die zu den ältesten Internatsschulen Deutschlands zählt. Sehenswert ist auch das Schloss Wiehe, ehemaliger Sitz der Herren von Werthern. Darüber hinaus bieten das Heimatmuseum Alte Schule in Wiehe und das Regionalmuseum interessante Einblicke in die Geschichte der Region.

Ein besonderes Highlight ist die Bottendorfer Mühle, die über den Unstrutradweg von Schönewerda aus zu erreichen ist. Hier kann man die Geschichte der Mühle und die Geschichte Bottendorfs kennenlernen.

Für Abkühlung an heißen Sommertagen sorgen das Freibad Roßleben und das Familienbad Hohe Schrecke in Wiehe.

Ein Muss für alle Eisenbahnfans ist die Modellbahnausstellung als Ausflugsziel für die ganze Familie. Seit 1997 zieht die weltweit größte ganzjährige Modellbahnausstellung jährlich tausende Eisenbahnfans an. Auf einer Fläche von rund 900 Quadratmetern sind die Thüringer Landschaft und die Harzbahn detailgetreu nachgebildet. Die Anlage umfasst rund 3.000 Meter Gleise, mehr als 140 Züge sowie historische Bauwerke vom Kyffhäuserdenkmal bis zur Wartburg. Neben der beeindruckenden Modellbahnanlage gibt es eine Tauschbörse und einen Modellbahn-Shop für Eisenbahnfreunde. Für die Kleinen gibt es eine Parkeisenbahn, die für Begeisterung sorgt.

Wir fahren nun ein Stück weiter nach Rastenberg. Kurz vor der Stadt machen wir noch einen Abstecher in die Gemeinde Roldisleben, wo im Jahr 2024 die Spiegelarche zu bewundern sein wird, ein Ort, an dem sich Kunst, Architektur und Wissenschaft ein Stelldichein geben. 
In der Mitte des Feldes stehen zwei übereinander gestapelte Spiegelcontainer, die begehbar sind und Themen wie Region, Heimat, Ökologie, Natur, Digitalisierung und Zukunft aufgreifen. Ziel ist das gemeinsame Erleben eines Ortes, der für Offenheit, Toleranz und Neugier wirbt.

Sachsenburger Pforte - Mit dem Rad auf dem Weg nach Rastenberg © Thüringer Tourismus GmbH
Mit dem Rad auf dem Weg nach Rastenberg © Thüringer Tourismus GmbH

Unsere nächste Station, das Städtchen Rastenberg, war bis zum Versiegen der eisenhaltigen Heilquellen ein viel besuchter Kurort. Schon 1699 flanierte man hier vor dem ersten Kurkaffee Europas. Heute lohnen die vielen historischen Gebäude der Stadt einen gemütlichen Stadtrundgang. 

Die idyllische Lage der Stadt am Südhang der Finne mit ca. 70 km markierten Wanderwegen durch teilweise über 100 Jahre alte Eichen- und Hainbuchenwälder sowie ein herrlich gelegenes Waldschwimmbad laden zu Freizeitaktivitäten ein. 10 idyllische Wege zum Wandern in Deutschland inkl. Campingplatztipps, haben wir in diesem Artikel für dich zusammengestellt.

Unweit des Burgbergs, unterhalb des Pavillons am Fuchsturm, befindet sich auf einem weitgehend vegetationsfreien Hang das Geologische Fenster – Fuchsturm. Direkt daneben beginnt ein Naturlehrpfad. Vom Aussichtspavillon am Fuchsturm hat man einen herrlichen Blick über das Thüringer Land.

Jedes Jahr am zweiten Juliwochenende findet das traditionelle Kirschfest mit Festumzug statt.

Der besondere Tipp: Campingkino besuchen

Das Campingkino in Rastenberg entstand in den 1980er Jahren aufgrund der vielen Urlauber in der Feriensiedlung auf dem Haselberg. Anfangs war das Campingkino ein großes Zelt, daher der Name Zeltkino. Um den Spielbetrieb wetterunabhängiger zu machen, wurde das Kino komplett mit einer Blechverkleidung versehen. Innen erhielt der Saal eine Stoffbespannung und einen Pflasterboden. Zusammen mit der damals neuen Bestuhlung zog eine gemütliche Atmosphäre in den sakralen Kinosaal ein. Durch den Anbau eines damals modern ausgestatteten Vorführraumes wurde das Kino aufgewertet. Die alte, funktionstüchtige Vorführtechnik ist noch heute zu bewundern.

Wenige Kilometer weiter westlich erreichen wir die Pfefferminzstadt Kölleda. Diesen hübschen Spitznamen erfand der Volksmund, nachdem 1830 mit dem Anbau von Heilkräutern und vor allem der Pfefferminze begonnen wurde. So besitzt auch das Heimatmuseum einen üppigen Kräutergarten, der einen Besuch wert ist. 

Sehenswert in der Stadt sind die Pfarrkirche St. Wippertus und die Johanneskirche. Außerdem solltest du dir auch das barocke Rathaus, den Marktplatz mit seinem imposanten Brunnen und das 1553 erbaute Backleber Tor ansehen, das noch vollständig erhalten ist. 

Am südlichen Ortsausgang kommt man noch am „Trabiparadies Kölleda“ vorbei. Das Museum mit vielen interessanten Exponaten rund um die ehemalige DDR-Automarke Trabant ist von April bis Oktober jeden letzten Sonntag im Monat geöffnet.

Die nächste und letzte Etappe unserer Rundfahrt durch die Sachsenburger Pforte führt uns nun nur wenige Kilometer nördlich nach Beichlingen. Hoch über dem Ort thront die weitläufige Schlossanlage, einst Stammsitz der Grafen von Beichlingen. Ursprünglich eine wehrhafte Burg, wurde das Bauwerk unter den Grafen von Werthern ab 1544 zu einem Renaissanceschloss umgebaut. Viele Kostbarkeiten aus dieser Zeit erfreuen den Betrachter, so die aufwendig gestalteten Wand- und Deckenmalereien, Stuckelemente und Portale im Hohen Haus und in der Schlosskapelle. Wenn du Schlösser liebst. schau dir gerne unseren Beitrag zu Camping an den schönsten Burgen und Schlössern in Frankreich an.

Sachsenburger Pforte - Thüringen: Ein Land und seine Geschichte © Thüringer Tourismus GmbH
Thüringen: Ein Land und seine Geschichte © Thüringer Tourismus GmbH

Zum Abschluss unserer Tour empfehlen wir noch einen Besuch im idyllisch gelegenen Waldschwimmbad oder eine Wanderung durch die ausgedehnten Wälder der Schmücke, bevor es zurück zum Übernachtungsplatz geht.

Fazit

Nachdem du auf deiner Rundreise mit dem Wohnmobil oder Zelt unzählige Eindrücke gesammelt hast, ist es jetzt an der Zeit, dich zu entspannen und die Annehmlichkeiten des Stell- oder Campingplatzes zu genießen. Im Gegensatz zu einer Busreise, bei der die Endstation das Ziel ist, kannst du deine Rück- oder Weiterreise ganz nach deinen Wünschen gestalten. Auch das Harz ist eine wunderschöne Region für Camper und Camperinnen, die sich lohnt. Ob du noch ein paar Tage bleiben möchtest oder dich schon auf die nächste Etappe deiner Reise freust, liegt ganz bei dir. Lehne dich zurück, genieße die Ruhe und lasse die Erlebnisse der vergangenen Tage Revue passieren. 

Titelbild © Thüringer Tourismus GmbH

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Hubert Hunscheidt

Zelt, selbst ausgebauter VW-Bus, Wohnmobil und Wohnwagen – es gibt kaum etwas, das Hubert in seinem langen Camperleben ausgelassen hat. Wer mit dieser Erfahrung für Campingbegeisterte schreibt, weiß, wovon er spricht. Dabei interessieren ihn innovative, technische Themen ebenso wie Fahrzeugausstattung, -pflege und -reparatur. Seine Camping-Ziele sind neben den deutschen Hotspots vor allem Österreich und Italien sowie die Atlantikküsten Frankreichs, Spaniens und Portugals.

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