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Vom Wohnmobil zum Mini-Camper – ein Erfahrungsbericht 

Während man in jungen Jahren noch ganz selbstverständlich mit Zelt und Isomatte unterwegs ist, legt man mit zunehmendem Alter – wenn auch unbewusst – doch etwas mehr Fokus auf Komfort. Genügend Wohnraum, ein richtiges Bett mit Matratze, Kühlschrank und ein eigenes rollendes Badezimmer spielen auf einmal eine größere Rolle. 

So war es zumindest bei mir: vom Campingurlaub mit Zelt kam irgendwann das Upgrade auf einen Campervan mit allen Annehmlichkeiten – aber brauche ich die Ausstattung wirklich? Oder reicht mir vielleicht doch ein kleines Campingfahrzeug? Um das herauszufinden, habe ich mir einen Mini-Camper samt Ausstattung geliehen und bin für ein Wochenende ans Meer gefahren. In diesem Artikel berichte ich von meinen Erfahrungen und vergleiche das Reisen mit Campervan und Mini-Camper

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Was ist ein Mini-Camper? 
Wie der Name verrät, handelt es sich um kleine Campingfahrzeuge. Dabei werden meist Alltagsfahrzeuge wie Hochdachkombis (wie z. B. der VW Caddy, Renault Kangoo, der Citroen Berlingo usw.) in kleine Camper verwandelt. Aber auch Fahrzeuge wie Mini-Busse oder Geländewagen funktionieren als Grundlage.  Diese können entweder durch einen Selbstausbau permanent oder mithilfe von fertigen Lösungen oder Systemen wie Campingboxen oder -Modulen flexibel verändert werden. Weitere Informationen zum Thema Mini-Camper findest du in diesem Artikel.  

Unsere Ausstattung

Unser Campervan hat all die Ausstattung, die man sich vorstellen kann. Angefangen mit einer Küchenzeile, über Nasszelle mit Toilette bis hin zur Heizung und Klimaanlage – und zugegeben: Wir haben auch schon sehr von dieser Ausstattung profitiert. Ohne Klimaanlage wären die heißen Juli-Nächte in Italien kaum auszuhalten gewesen. Auch die integrierte Toilette ist sehr komfortabel, besonders dann, wenn man nachts nicht zu den Sanitäranlagen laufen muss. Da wir aber die meiste Zeit auf Campingplätzen stehen, ist es für uns eher ein zusätzlicher Komfort statt Notwendigkeit. 

Und: viel Ausstattung macht auch viel Arbeit. Wir hatten schon oft technische Probleme mit Heizung, Bordbatterien und Co, was uns viel Zeit und Nerven im Urlaub gekostet hat. Beim Trip mit dem Mini-Camper hingegen hatten wir nur eine elektrische Kühlbox sowie eine Powerbank mit Solarpanel dabei, um unsere technischen Geräte wie Handy und Musikbox zu laden. 

Mini-Camper Erfahrungsbericht
Praktisch und kompakt lässt sich in den Boxen alles verstauen, was man braucht. © Anna Schwarz

Unsere überschaubare Camping-Ausstattung auf einen Blick: 

Vor- und Nachteile eines Mini-Campers

Kosten

Der erste und auch größte Vorteil eines Mini-Campers: Du brauchst nur ein Fahrzeug! Somit sind die Anschaffungskosten automatisch geringer, weil du keinen separaten Camper benötigst. Denn egal, ob neu oder gebraucht, größere Campingfahrzeuge wie Wohnmobile, Wohnwagen oder Campervans sind in der Anschaffung nicht gerade günstig und es fallen zusätzlich Unterhaltskosten für die Wartung, Steuer und Versicherung an. 

Hinzu kommt, dass man je nach Wohnort noch Mietgebühren für einen Stellplatz zahlt. Die Summe beläuft sich bei mir in Köln z. B. auf ca. 70-100 € im Monat. Den Mini-Camper hingegen kann ich mit einem Anwohnerausweis kostenlos parken

Damit ist es aber noch nicht getan: Auch die Reisekosten sind mit dem Mini-Camper wesentlich geringer. Nicht nur verbraucht ein Hochdachkombi, wie in meinem Fall der VW Caddy, wesentlich weniger Sprit (6,4 l vs. 11,7 l auf 100 km) , auch Mautgebühren werden meist nach Fahrzeughöhe bemessen. Daher zahlen wir für unseren Kastenwagen mit einer Höhe von 3,20 m genauso viel wie ein Lkw. 

Mini-Camper Erfahrungsbericht
Durch einen Mini-Camper sinken die Kosten in allen Bereichen. © Anna Schwarz

Mobilität & Flexibilität

Auch beim Thema Mobilität und Flexibilität macht die Fahrzeuggröße meiner Erfahrung nach einen enormen Unterschied. Ein Hochdachkombi ist natürlich viel kleiner, leichter und wendiger, was für ein angenehmeres Fahrgefühl sorgt. Ein normaler Pkw ist außerdem viel schneller unterwegs  als ein 3,5 Tonnen schwerer Campervan. 

Auch der Urlaub selbst lässt sich mit einem Hochdachkombi aufgrund der Größe viel flexibler gestalten, was zum Beispiel Ausflüge, Einkäufe oder die Weiterreise betrifft.  Beim Reisen mit dem Camper haben wir uns zweimal überlegt, ob wir uns einen Besuch in der Stadt wirklich antun möchten. Häufig mussten wir dann auch außerhalb der Stadt parken und mit öffentlichen Verkehrsmitteln anreisen. Diese Parkplätze sind dann oft speziell für Womos konzipiert und nicht gerade günstig. 

Was für mich aber der größte Vorteil ist:  Aufgrund der minimalen Ausstattung ist die Vorbereitungszeit viel geringer und somit auch die Hemmschwelle niedriger, spontan übers Wochenende zu verreisen. Ich muss zugeben, dass ich oft nicht motiviert war, den ganzen Aufwand der Vor- und Nachbereitung beim Campervan (Wasser auffüllen, Toilette entleeren, Gas auffüllen etc.) für zwei Nächte zu betreiben. Beim Mini-Camper hingegen waren wir in kürzester Zeit einsatzbereit und ich kann mir vorstellen, dass ich so häufiger verreise. 

Komfort

Mehr Platz, gleich mehr Komfort? Nicht unbedingt! Ich gebe zu, oben in den Alkoven unseres Campervans zu schlafen ist schon sehr gemütlich. Es hat etwas von einer kleinen Höhle und durch die Dachluke und die Seitenfenster hatte ich bisher immer eine schöne Aussicht: Je nach Stellplatz konnte ich das Meer,  den Sonnenaufgang oder abends den Sternenhimmel schauen. 

Mini-Camper Erfahrungsbericht
Gemütlich wird es auch im Mini-Camper und durch die vielen Fenster hat man immer etwas zu sehen. © Anna Schwarz

Daher war ich sehr überrascht, wie gemütlich es auch im Mini-Camper ist. Es fühlt sich ähnlich geborgen an und dadurch, dass man nur von Fenstern umgeben ist, hat man einen tollen Rundumblick. Das Hochdach des Caddys schafft genug Platz, sodass sich der Innenraum nicht beengt anfühlt. Bei unserem Modell waren die hinteren Fenster getönt, sodass man zwar raus, aber nicht reinschauen konnte. Wir hatten ebenfalls Verdunkelungen für die Fenster dabei,  die haben wir aber nur von innen an der Frontscheibe platziert, um den Ausblick aufs Meer nicht zu verbauen.

Mit einer Liegefläche von 110 x 200 cm und einer Matratzenhöhe von 10 cm haben wir beim Schlafkomfort, im Vergleich zum Wohnmobil, keinen Unterschied bemerkt und das Bett im Camper nicht vermisst. Gefühlt war es sogar im Auto noch etwas bequemer, da die Matratze auch einen integrierten Lattenrost hatte. 

Mini-Camper Erfahrungsbericht Schlafbereich
Auch im Mini-Camper kann man sich zu zweit auf die Liegefläche kuscheln. © Anna Schwarz

Wir hatten bei unserem Campingtrip Ende August ziemlich Glück mit dem Wetter, denn es hat nur an einem Morgen kurz geregnet. Wenn man länger oder auch mal im Herbst oder Frühjahr mit dem Mini-Camper unterwegs sein möchte, benötigt man definitiv mehr Ausstattung für den Aufenthalt außerhalb des Fahrzeugs – z. B. ein Heckzelt. 

Wir haben unser Sonnensegel provisorisch als Regenschutz genutzt und während des Schauers darunter unsere Ausstattung platziert. Da wir meist im Früh- oder Spätsommer campen, haben wir die lauen Sommerabende häufig draußen vor dem Camper verbracht und den Innenraum wenig genutzt. Daher hat uns der Aufenthaltsraum beim Mini-Camper nicht gefehlt. 

Mini-Camper Erfahrungsbericht
Bei Reisen mit dem Mini-Camper findet das Leben primär draußen in der Natur statt. © Anna Schwarz

Schwieriger könnte es bei längeren Reisen beim Thema Stauraum werden, da wir mit Hund reisen, mein Partner am liebsten seine Gitarre mitnimmt und ich gerne mal ein paar Bücher. Das war beim Campervan bisher nie ein Problem und wir mussten uns mit Gepäck nicht zurückhalten. Auch wenn der Mini-Camper überraschend viel Stauraum bietet, – z. B. in Form von Euroboxen unter dem Bett, Fenstertaschen, Rücksitz-Organizern, Deckennetz oder einer Dachbox – müssten wir uns bei längeren Reisen mit dem Caddy im Vergleich zum Camper auf jeden Fall reduzieren. 

Campingplätze

Das Freiheitsgefühl, das man beim Campen erlebt, ist für mich, verglichen mit anderen Urlaubsformen, einzigartig. Allerdings habe ich auch hier bei der Auswahl der Campingplätze einen Unterschied bemerkt. In unseren bisherigen Urlauben waren viele kleine, natürliche Campingplätze mit wenigen Stellplätzen für große schwere Wohnmobile aufgrund der Lage und Befestigung oft nicht zugänglich. Meist gibt es eine Höhenbeschränkung durch Bäume oder der Untergrund ist nicht für die 3,5  Tonnen geeignet.

Mini-Camper Erfahrungsbericht Campingplatz
Wer mit dem Mini-Camper verreist, bekommt nicht nur manchmal die besseren Stellplätze, sondern erreicht auch Campingplätze, deren Zufahrt für größere Fahrzeuge zu schmal oder steil ist. © Anna Schwarz

Selbst auf den schönen Campingplätzen, auf denen wir bisher waren, haben wir oft die Auto-Camper beneidet, die in erster Reihe stehen konnten, wo wir uns nur festgefahren hätten. Mit dem Mini-Camper hatten wir keine Probleme und konnten direkt einen Platz in der ersten Reihe mit Meerblick ergattern, der aufgrund der Schräglage und den Unebenheiten für ein größeres Womo nicht ideal gewesen wäre. 

Hinzu kommt, dass die Anfahrt zum Platz auch etwas steiler und definitiv einfacher mit einem Pkw zu meistern war. Klar, man könnte nun auch argumentieren, dass Mini-Camper eine eingeschränkte Auswahl haben, da sie nicht als autark gelten und man somit z. B. nur auf Camping- und nicht auf Stellplätzen übernachten darf. Ich war allerdings noch nie ein Fan der engen Parkplätzen, auf denen Camper an Camper stehen und mit Hilfe von mobilen Toiletten, Powerbank und Co. ist Autarkie für Mini-Camper auch kein Problem mehr. 

Fazit

Ich liebe Camping in jeder Form – egal ob mit Zelt, Fahrrad, Campervan oder Mini-Camper. Es gab viele Reisen, auf denen ich über die Ausstattung und den Komfort, den ein großes Wohnmobil bietet, sehr glücklich war. Allerdings verspüre ich aktuell eher das Bedürfnis, wieder minimalistischer, d. h. mit weniger Ausstattung und Aufwand zu reisen und fühle mich beim Auto Camping sehr wohl… 

Ein weiterer, für mich überzeugender Grund für den Mini-Camper sind die sehr viel geringeren Kosten in der Anschaffung, Nutzung und Haltung. Eben weil man sein Alltagsfahrzeug auch als Camper nutzt und man so Geld und Ressourcen spart. Meiner Erfahrung nach büßt man dafür gar nicht so viel Komfort ein, wie man denkt. Da es mittlerweile sehr komfortable Camper Möbel wie Campingboxen oder Campingmodule mit hochwertigen Matratzen gibt. Ich bin jedenfalls ein echter Mini-Camper-Fan geworden und werde nun definitiv öfter mit dem Pkw statt mit Campervan verreisen. 

Titelbild und Beitragsbilder: © Anna Schwarz

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Anna Schwarz

Anna kommt aus dem Bereich Content-Marketing und bloggt freiberuflich zum Thema Campen & Reisen. Sie hat schon viele Campingformen ausprobiert und berichtet von ihren individuellen Erfahrungen beim Zelten oder Reisen mit Mini-Camper oder Wohnmobil. Sie reist gerne durch Europa, aber auch nach Neuseeland und Kanada hat es sie bereits verschlagen. Besonders angetan haben es ihr kleine, individuelle Campingplätze, die eine einzigartige Lage bieten und echte Geheimtipps sind. Meist auf Reisen mit dabei sind ihr Partner und Hündin Phila. 

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