Im Gespräch mit norwegenreisenden Camper:innen habe ich über die Jahre erlebt, dass es von ihnen zumeist drei Kategorien gibt. Die erste reist durch Südnorwegen. Die zweite Gruppe hat es sich zum Ziel gesetzt, auf die Lofoten zu fahren und die dritte möchte bis ganz nach oben zum Nordkap.
Ich möchte mich in diesem Beitrag der zweiten Kategorie an Reisenden widmen und eine Tour auf den Lofoten sowie den benachbarten Vesterålen vorstellen. Diese gewählte Route ist eine von zahlreichen Möglichkeiten, die beiden Inselgruppen zu erkunden und die atemberaubenden Landschaften im hohen Norden des Landes kennenzulernen.
Ein Hinweis: Der Name „Lofoten“ steht im Norwegischen im Singular, da die Endung -en den bestimmten, männlichen Artikel darstellt und die Region Lofoten benennt. Im Deutschen hat sich allerdings das gebräuchliche „die Lofoten“ etabliert, wobei der Begriff Lofoten-Inseln korrekt wäre, wenn alle Inseln gemeint sind. Gemäß dem deutschen Sprachgebrauch „die Lofoten“ werde ich diesen Begriff jedoch auch in diesem Artikel verwenden.
Inhaltsverzeichnis
- Die Lofoten: Traumziel nördlich des Polarkreises
- Anreise Skutvik – Svolvær:Eintauchen in eine andere Welt
- Pittoreske Fischerdörfer, edler Skrei, Museumsdorf Nusfjord und weiße Sandstrände
- Die Vesterålen: sehenswerte Nachbarn der Lofoten
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Die Lofoten: Traumziel nördlich des Polarkreises
Im oberen Teil des Atlantiks, dem europäischen Nordmeer, zwischen dem 67. und 68. Breitengrad, liegt die Inselgruppe der Lofoten in der Provinz Nordland. Mit einer Gesamtfläche von knapp 1.300 Quadratkilometern und etwa 24.000 Einwohner:innen besteht die Region Lofoten aus circa 80 Inseln, wobei die größten durch Brücken oder Tunnel miteinander verbunden sind. Die Hauptstadt der Lofoten ist Svolvær auf der Insel Austvågøya.
Anreise Skutvik – Svolvær:
Eintauchen in eine andere Welt
Die Anreise auf die Lofoten kann durch verschiedene Fährverbindungen oder auch über Brücken erfolgen. Ich habe mich auf meiner Tour für die Überfahrt von Skutvik nach Svolvær entschieden. Die Fähre setzt mehrmals am Tag über. Auf dieser Seite findest du Infos zu den Fährverbindungen.
Wenn du dich für die erste Fähre am Morgen entscheidest und den Abend auf einem der Stellplätze direkt neben dem Fähranleger verbringst, spürst du vielleicht schon die besondere Stimmung, die ein Blick in Richtung der Lofoten mit sich bringt. Es ist eine besondere Atmosphäre in diesem winzig kleinen Örtchen, an diesem Tor, das dich nach nur zwei Stunden Überfahrt in eine andere Welt eintauchen lässt.
- Fort, Daniel(Autor)
Ich habe einmal den Satz gehört: „Wenn du nicht auf den Lofoten warst, kennst du Norwegen nicht.“ Nun ja, ich finde diesen Satz auch heute noch etwas schwierig, denn nicht jeder hat die Möglichkeit, so weit in den Norden zu reisen. Inhaltlich allerdings verstehe ich den Satz aber nun und muss ihn vervollständigen: „Erst, wenn man auch im hohen Norden Norwegens war und das Land von Süd bis Nord erlebt hat, kann man Norwegen in seiner Gesamtheit verstehen.“
Bereits im ersten Drittel der Fährüberfahrt von Skutvik nach Svolvær tauchen – bei guter Sicht – die beeindruckenden, steil aufragenden Berge der Lofoten am Horizont auf und lassen erahnen, welches Landschaftsbild sich bei Ankunft bieten wird.

Kurz vor dem Ziel legt die Fähre bei einigen Überfahrten noch einen kurzen Stopp im Hafen von Skrova ein. Mit dieser Einfahrt wurde mir klar, weshalb es eine andere Welt hier oben ist: türkisblaues Wasser, bunte Häuschen, kleine Dörfer, Einheimische, die am Fähranleger sitzen und Kaffee trinken, eine friedliche, spürbare Ruhe und ein entspanntes Lebensgefühl – und das so weit im Norden Europas.

Angekommen auf den Hauptinseln der Lofoten hast du die Möglichkeit, die kleinen Orte entlang der Europastraße 10, sowie durch Abzweige auf kleinere Nebenstraßen zu erkunden, es ist keine weitere Fährüberfahrt notwendig. Beliebt ist eine Rundfahrt auf den Lofoten auch bei Radfahrer:innen – und da es kaum eigene Radwege gibt, kann es vor allem in der Hauptreisezeit mit unzähligen Campervans, Wohnmobilen, Autos und Fahrrädern auf den oft schmalen Straßen sehr eng werden. Doch mit Vorsicht und gegenseitiger Rücksichtnahme, wie es in Norwegen üblich ist, funktioniert auch das meist einwandfrei. In diesem Artikel findest du übrigens weitere Infos zu den Verkehrsregeln in Norwegen.
Von der Hauptstadt aus führt die hier vorgestellte Tour zunächst südlich auf der E10 – entlang dieser Strecke findest du zahlreiche Stell- und Campingplätze, einer schöner gelegen als der andere und jeder mit einem atemberaubenden Ausblick. So kannst du nach deiner Ankunft erst einmal diese oder eine ähnliche Aussicht genießen und das Lebensgefühl hier oben auf dich wirken lassen …

Mehr zum Thema Camping in Norwegen findest du hier.
Ein Abstecher von der E10 bei Rorvikstranda auf die Straße 816 lohnt sich, um das Fischerdorf Henningsvær zu besuchen. Es liegt an der Südspitze der Lofoteninsel Austvågøya, knapp 25 km von der Hauptstadt Svolvær entfernt. Von der Kreuzung an brauchst du etwa 15 Minuten, die Küstenstraße ist eng, aber sie bietet wunderschöne Ausblicke. Wenn du Henningsvær mit dem Auto oder Wohnmobil besuchst, würde ich empfehlen, das Fahrzeug außerhalb (knapp 1 bis 1,5 Kilometer Laufstrecke) auf einem der zahlreichen Parkplätze stehenzulassen – im Ort sind die Straßen sehr eng und die Parkmöglichkeiten begrenzt.
Das Fischerdorf ist mit seinen knapp 500 Einwohner:innen für seine Größe sehr belebt, es gibt nette kleine Cafés, Restaurants, Shops und natürlich einen Hafen. Berühmt wurde der Ort vor allem durch sein spektakulär gelegenes Fußballstadion. Wenn du vor Ort bist, wirst du leider nicht den Blick der Luftaufnahmen, die das Stadion so bekannt gemacht haben, einnehmen können – es gibt keinen Aussichtspunkt, der das leisten kann. Trotzdem, ein Besuch dieses Fußballplatzes – es ist mehr ein kleiner, fast familiärer Platz, als ein Stadion – lohnt sich.
Pittoreske Fischerdörfer, edler Skrei, Museumsdorf Nusfjord und weiße Sandstrände
Wenn du in einem Augenblick während der Tour über die Lofoten denkst, schöner kann es nicht mehr werden, wird sich das vermutlich schon mit den nächsten Kilometern ändern. Von den steil aufragenden Bergen über karibische Strände mit einem bestechend blauen Meer bis zu niedlichen Fischerdörfern bieten die Lofoten Bilder aus einer Traumwelt. Von Lyngvær aus kannst du die Europastraße 10 oder eine der (wenigen) Nebenstraßen nehmen, um weiter südlich zu fahren. Lohnenswert ist ein Besuch im Museumsdorf Nusfjord mit seinen größtenteils gut erhaltenen, historischen Gebäuden (Eintritt ist kostenpflichtig, Stand Sommer 2022: 10 Euro pro Person).
Hier kannst du die ursprünglichen Fischerhütten (norwegisch: Rorbuer) anschauen und in vielen auch übernachten. Ebenso gibt es eine alte Schmiede, eine Kolonialwarenhandlung mit typischen Lebensmitteln von damals und Souvenirs, eine Räucherei, ein Bootshaus, eine nostalgische Bäckerei (leckere Kanelbollar, deutsch: Zimtschnecke) und mehr zu besichtigen.

Überall (nicht nur) in diesem Örtchen wirst du auf die bunten Fischerkugeln treffen. Was hat es damit auf sich? Früher, zu Zeiten, als es noch keine Industriefischerei gab, hielten die bunten – meist grünen, weißen und braunen – Kugeln die Fischernetze an der Wasseroberfläche, eingebettet in kunstvoll geknotete Stricke. Zu ganz frühen Zeiten waren die Kugeln noch aus Glas, später wurden sie wegen der Zerbrechlichkeit durch Plastik ersetzt. Noch heute zieren die Kugeln als Erinnerungsstücke die Wände vieler Fischerhäuser und sind vor allem als Souvenirs sehr beliebt.
Fährst du ganz nach Süden auf der Lofoten Insel Moskenesøy, kommst du zum Örtchen Å i Lofoten, mit dem norwegischen Fischereimuseum, sowie dem Stockfisch-Museum. In diesem ist die mittlerweile tausendjährige Geschichte des Stockfischs Skrei (auch: arktischer Winterkabeljau) dargestellt. Überall auf den Lofoten kommst du an den großen Trockengestellen vorbei, jedoch wirst du im Hochsommer außer ein paar Resten keine Fische mehr sehen (und riechen), denn hauptsächlich wird der Stockfisch zwischen Januar und Juni getrocknet. Die Skrei-Produktion bestimmt bereits seit Jahrhunderten den Lebensrhythmus der Fischer auf den Lofoten und Vesterålen und ist heute noch ein wichtiger Wirtschaftszweig.

Vom Süden der Lofoten geht es wieder nordwärts Richtung Ramstad. Auf deiner Tour über die Inseln wirst du immer wieder weiße, karibische Sandstrände entdecken. Bei Ramberg etwa, direkt an der E10 und somit nicht zu verfehlen, liegt der weitläufige Strand Rambergstranda mitten im Ort. Nur wenige Kilometer weiter bei Flakstadøy sind bereits die nächsten Strände in Sicht – hier ist übrigens ein Surfer-Hotspot auf den Lofoten.

Ach ja, und dann gibt es noch das wunderschöne Naturschauspiel der Mitternachtssonne. Jedes Jahr zwischen Ende Mai und Mitte Juli ist es auf den Lofoten 24 Stunden lang hell. Die Sonne geht nicht unter und wenn sie scheint, scheint sie auch um Mitternacht.

Für uns Mitteleuropäer:innen ist es ein einzigartiges Gefühl, nachts um zwei Uhr draußen zu sitzen und die Landschaft bei Sonnenschein auf sich wirken zu lassen. Allerdings ist es auch nicht zu unterschätzen, was dieses Naturphänomen mit unserem Biorhythmus macht – nämlich gehörig durcheinanderbringen. Doch solche Bilder und Erinnerungen sind es wert …

Mit diesen Eindrücken im Herzen und im Gedächtnis endet diese Tour über die Lofoten in Strønstad. Von hier aus führte mich meine Route mit der Fähre nach Melbu auf den Vesterålen – der nördlich der Lofoten gelegenen Inselgruppe.
Die Vesterålen: sehenswerte Nachbarn der Lofoten
Ebenso wie auf den Lofoten, ist das Klima und die Natur auf den Vesterålen, vom Golfstrom begünstigt. Obwohl die Inselgruppe auf der Höhe von Grönland liegt, ist das Klima vergleichsweise mild. Die Flora ist von arktischen Gewächsen bis hin zu Strandpflanzen ebenso vielfältig wie die Tierwelt. Ob Elche an Land, Wale und Delphine im Wasser oder Seeadler und Papageientaucher – auf den Vesterålen kannst du eine reiche Tierwelt entdecken.
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- Farbe: Teal/Turquoise green
Vom Fähranleger in Melbu aus führt dich eine mögliche Route entlang der östlichen Küstenlinie nordwärts über Sortland und Ålsvag bis nach Stø, dem nördlichsten Dorf auf der Insel Langøya. Dieses Örtchen bietet – wie nahezu alle Flecken auf der Inselgruppe – Ruhe, Natur und sonst … nichts. Im Vergleich zu den Lofoten sind die Vesterålen nicht so bekannt und daher auch nicht so stark besucht. Natur und Landschaft dagegen sind nicht minder beeindruckend, mit den Fjorden, Schären, Hochebenen, einsamen Gebirgstälern und weißen Sandstränden – und sehr viel weiter und ruhiger, als die doch sehr wuseligen Lofoten.

Wandertipp: Dronningruta – eine anspruchsvolle Hiking-Tour
Wenn du Lust auf eine beeindruckende und anspruchsvolle Bergwanderung hast, kann ich dir die Dronningruta empfehlen. Der etwa 15 Kilometer (die Länge ist wie so oft in Norwegen nicht der anstrengende Faktor) Wander- und Kammweg verläuft nahe dem Ort Stø und ist als roter Wanderweg gekennzeichnet – das ist allerdings die norwegische Markierung. Nach deutschem Standard würden wir hier von mindestens einer rot-schwarzen Route sprechen.
Tipp: Es gibt hier in Stø einen Stellplatz direkt am Beginn der Wanderroute, nicht schön und relativ teuer, aber zweckmäßig zum Entspannen nach der langen Wanderung.

Wenn du die Rundtour in Stø startest, hast du zwei Möglichkeiten, in welche Richtung du beginnst – links oder rechts herum. Ich entschied mich für die Richtung, bei der der Weg zunächst entlang der Küste, also noch auf Höhe Null, verläuft. Nach knapp einer Stunde endet der gemütliche Teil, dann geht es los mit dem steilen Anstieg auf einem sehr schmalen Weg. Einige Stellen sind nur so breit, dass gerade so beide Füße nebeneinander passen. Dazu säumen Gras, Blumen und Sträucher den Weg. Nach dem ersten Anstieg kommst du oben auf dem Plateau an. Hier treffen sich die Wanderer und Wanderinnen, die die Tour in Nyksund begonnen haben. Von links kommen die, die bereits frühmorgens los sind und den Kammweg schon hinter sich haben.
Weiter geht es auf dem Kammweg zunächst noch einmal richtig steil bergan, danach immer wieder hoch und runter. Dafür wirst du an zahlreichen Stellen mit einem atemberaubenden 360-Grad-Blick über das Meer, die Bergformationen und kleinen Orte belohnt.
Der Abstieg nach Stø ist nach dem Kammweg nicht minder anstrengend – doch dieser besondere Wanderweg lohnt sich in allen Facetten. Und übrigens, benannt ist die Dronningruta (norwegisch: Königinnenroute) nach Sonja, Königin von Norwegen, die in ihrem Urlaub wohl gerne aktiv unterwegs ist und oft die Wanderschuhe schnürt. Im Jahr 1994 wanderte sie auf diesem Weg und, so die Geschichte, ist seitdem begeistert davon. Zudem ist der Weg sehr populär, weil ihn ein norwegisches Magazin vor einigen Jahren zur schönsten Wandertour Norwegens kürte. Da Königin Sonja so wander begeistert ist, ist dieser Weg nicht als einziger nach ihr benannt.
In der Hardangervidda im Süden Norwegens gibt es zudem die Dronningstien – ebenfalls ein Kammweg, der nicht minder anstrengend und dazu noch um einige Höhenmeter reicher ist. Man sieht, die Sportbegeisterung der Norweger:innen reicht sogar bis ins Königshaus. 4 weitere atemberaubende Wanderrouten in Norwegen, findest du in diesem Beitrag.

Abenteuer Walsafari
Durch die Lage der Vesterålen im Atlantik, ist der Weg ins tiefe Meer nicht ganz so weit. So bietet es sich an, von hier aus eine Walsafari zu unternehmen. Sowohl in Stø, als auch in Andenes auf der Nachbarinsel Andøya, gibt es zwei große Anbieter, die in der Hauptsaison täglich Walsafaris durchführen. Die Touren sind – je nach Anbieter, Wetterbedingungen und Erfolgsquote – zwischen fünf und acht Stunden angesetzt.
Bei guten Bedingungen und mit etwas Glück kannst du hier eine tolle Tour mit Walen wie Orcas, Pottwalen oder Schweinswalen, mit Delfinen und verschiedenen Seevögeln erleben. Ein ganz besonderes Erlebnis, die Tiere einmal so in ihrem Lebensraum zu sehen. Ein Tipp aus eigener Erfahrung: Wenn du nicht sicher bist, ob du wirklich seefest bist und die Tabletten gegen Seekrankheit bei dir helfen, überlege dir, worauf du dich im Zweifel einlässt.

Nach knapp 500 Kilometern über die Lofoten und Vesterålen endet diese Route im hohen Norden Norwegens – mit unzähligen Eindrücken, Erinnerungen und Erlebnissen. Von hier aus kannst du für deine weitere Route die Europastraße 6 nördlich Richtung Senja, Tromsø und weiter zum Nordkap nehmen, in Richtung Süden des Landes fahren oder über die E10 nach Schweden reisen.
Wenn du noch nie die Hauptstadt Oslo besucht hast, dann schau dir jetzt diesen Artikel an.
Fotos im gesamten Artikel: © Katja Scholz
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Ich muss mal Klugsch….
„Finne nach oben…“ ist wohl nicht richtig. Sondern „Fluke nach oben…“ müsste es wohl eher in der Bildunterschrift heißen. 🙂
Klugscheißen können wir auch sehr gut, deshalb vielen Dank für diesen Hinweis <3