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Podcast: Camping mit Assistenzhund

In der heutigen Folge ist unsere Hörerin Andrea bei uns zu Gast. Andrea hatte sich nach dem Interview zum Thema “Camping trotz Schwerbehinderung” gemeldet, denn auch sie ist in einer ganz besonderen Konstellation unterwegs: Ihre Tochter Frieda sitzt im Rollstuhl und wird von einem Assistenzhund begleitet, der natürlich auch auf dem Campingplatz immer an ihrer Seite ist.

Im ersten Teil der Folge erzählt Andrea, wie sie zum Assistenzhund gekommen sind, wie sich Friedas Leben durch den treuen Vierbeiner verändert hat und warum Camping für die Familie die perfekte Urlaubsform ist – aber auch von den Herausforderungen, die den Vieren unterwegs begegnen und denen Frieda sich schon in ihren jungen Jahren selbstbewusst stellt.

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Im zweiten Teil vertiefen wir das Thema Assistenzhunde für alle, die sich besonders dafür interessieren. Andrea berichtet, wie die Vorauswahl, die Ausbildung, das gemeinsame Training und die weitere Betreuung bei ihrem Verein Apporte abgelaufen ist und welche Voraussetzungen man als Interessentin oder Interessent für die Aufnahme eines Assistenzhundes erfüllen sollte.

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Unser Buch: Camping – das große Handbuch

Das Transkript der Folge

Diese Zusammenfassung wurde von einer KI erstellt und kann daher kleine Unklarheiten oder Fehler enthalten. Es dient zum schnellen Nachschlagen der in der Episode besprochenen Themen. Anhand der Zeitstempel sind diese dann einfach im Podcast nachzuhören.

Nele [00:00:09]:
Hallo und herzlich willkommen zu Camperstyle, deinem Camping-Podcast. Ich bin Nele und anders als sonst sind wir heute mal wieder eine kleine Damenrunde. Sebastian konnte nämlich leider nicht dabei sein, aber ich freue mich sehr, dass heute Andrea bei uns ist. Und Andrea ist eine Hörerin von uns, hat sich bei uns gemeldet, weil sie mit Kind, mit Handicap und Assistenzhund unterwegs ist beim Camping. Herzlich willkommen, Andrea.

Andrea [00:00:35]:
Hallo.

Nele [00:00:36]:
Ja, möchtest du dich einmal kurz vorstellen? Dich und deine Familie und natürlich den Hund.

Andrea [00:00:43]:
Gerne. Also ich bin Andrea und wohne mit meiner Familie, also meinem Mann Sascha und unserer Tochter Frieda im Münsterland. Und die Frieda ist zwölf Jahre alt, Rollstuhlfahrerin und hat einen Assistenzhund, der sie und uns begleitet. Zudem haben wir ein ganz großes Hobby, nämlich das Camping.

Nele [00:01:08]:
So haben wir ja auch zueinander gefunden. Wir haben ein etwas längeres Vorgespräch geführt, weil das ja ein sehr komplexes Thema auch ist, was wir heute behandeln. Und wir haben uns darauf verständigt, dass wir zunächst über das Thema Camping ganz fokussiert sprechen. Also wie gestaltet ihr das? Wie seid ihr da unterwegs mit eurem Hund? Weil wir ja dem Thema Camping mit Handicap noch mehr Raum geben wollen. Und da freue ich mich, dass das jetzt wieder etwas Fahrt aufnimmt. Und am Ende der Folge werden wir dann noch ein Gespräch anhängen. Deswegen wird es heute wahrscheinlich auch eine ziemlich lange Folge, in dem wir uns ausführlich über das Thema Assistenzhunde unterhalten. Wir haben gesagt, wir splitten das Ganze, damit die Leute, die sich jetzt eben nur fürs Camping interessieren, nicht so viel drumherum an Infos bekommen.

Nele [00:02:01]:
Und wer dann eben sich mit dem Assistenzhundethema noch ein bisschen beschäftigen möchte, der bleibt einfach bis zum Ende dran. Da gibt es dann noch mal ganz viele sehr spannende Informationen, die ich ja im Vorgespräch auch schon zum Teil bekommen habe. Das lohnt sich auf jeden Fall, da auch noch reinzuhören. Was dir ganz besonders wichtig war, Andrea, war, dass du gesagt hast, du kannst natürlich nur über eure persönlichen Erfahrungen berichten. Also ihr seid keine Experten zum Thema Assistenzhunde. Ihr habt auch euren Hund nicht selber ausgebildet, das ist über einen Verein gelaufen. Und dir war wichtig, darauf hinzuweisen, eben zu erzählen, wie es bei eurem Verein gelaufen ist. Also nicht für alle Vereine zu sprechen, nicht für das Thema Assistenzhunde in der Allgemeinheit, sondern dass es eben ganz viele Vereine, Initiativen oder auch Wege für die Ausbildung gibt.

Nele [00:02:54]:
Und deswegen, kleiner Disclaimer, erheben wir in dieser Folge wie so oft keinen Anspruch auf Vollständigkeit.

Andrea [00:03:02]:
Ja, genau. Ich habe tatsächlich, kann ich einfach nur für uns als Familie sprechen und über unsere eigenen Erfahrungen, über unseren Weg, das mache ich gerne, aber es gibt natürlich lauter Menschen, die das vielleicht ganz anders erleben und ganz anders handhaben.

Nele [00:03:20]:
Du darfst natürlich den Verein auch nennen. Wir haben ja gesagt, wir wollen da auch Bewusstsein für schaffen. Das ist ja eine sehr, sehr teure Angelegenheit, so einen Hund auszubilden. Und da machen wir auch gerne ein bisschen Werbung für. Es ist natürlich keine bezahlte Folge, wie gesagt, es handelt sich einen Verein. Und ja, also dürfen wir auch gleich mal zu Anfang vielleicht den Verein kurz vorstellen und dann am Ende sprechen wir da auch nochmal ausführlicher drüber. Jetzt haben wir ja gesagt, deine Tochter darf gerne in den Podcast kommen. Sie hat sich dann aber dafür entschieden, nicht selber dabei zu sein, was wir auch total verstehen.

Nele [00:03:59]:
Sie ist ja auch noch sehr jung. Was kannst du denn aber vielleicht über sie erzählen, damit unsere Hörerinnen und Hörer so ein bisschen Bild von ihr bekommen?

Andrea [00:04:09]:
Ja, genau. Also ich glaube, das habe ich eben schon erzählt. Frieda ist zwölf Jahre alt und einfach eine lustige, fröhliche Schülerin an einer Gesamtschule, hat viele Freundinnen, wird seit einigen Jahren begleitet durch ihren Assistenzhund und da aber auch nicht kontinuierlich, sondern tatsächlich im Moment macht sie den Schulbesuch alleine mit einer E-Kraft, also einer Schulbegleiterin, die so ein bisschen das Handling erleichtert, so Dinge aus dem Tunister holen, Transfers und all diese ganzen Geschichten. In der Grundschule ist tatsächlich unser Mars, heißt er, ihr Assistenzhund. Der Mars ist mit in die Schule gekommen an manchen Tagen. Das handhaben wir ganz flexibel, je nachdem, wie Frieda sich fühlt, ob ihr das eventuell viel ist, wenn sie sich auf diesen ganzen Schulalltag konzentrieren muss und noch Sorge für einen Hund trägt. Das ist nämlich ein ganz, ganz wichtiger Aspekt, dass der Assistenzhund natürlich ihr Assistenz leistet und ihr Begleiter ist und ihr ganz, ganz viel hilft. Aber am Ende ist er einfach ein Hund, der sich auch komplett auf Frida und auf uns verlassen muss und soll.

Andrea [00:05:28]:
Und so schauen wir, wie das einfach für beide am besten passt. Genau.

Nele [00:05:34]:
Was hat euch denn ursprünglich dazu bewogen, das Thema Assistenzhund anzugehen und einen dann für eure Tochter zu suchen?

Andrea [00:05:43]:
Ja, so eine richtige Suche war das gar nicht. Das war ein großer Zufall. Wir sind mit Freunden verabredet gewesen auf einer Reha-Messe und wir haben beide Kinder in einem ähnlichen Alter und die Freundin von Frieda ist auch Rollstuhlfahrerin und die wohnen aber weit von uns entfernt. In der Mitte lag eben diese Messe, eine Reha-Messe. Wir sind gemeinsam über die Messe geschlendert und haben uns an verschiedenen Ständen beraten lassen und haben dann ins Programm geschaut und haben festgestellt, dass ein Assistenzhundeverein eine Assistenzhundevorführung macht. Da waren natürlich die beiden Mädels Feuer und Flamme. Wir haben uns verabredet, uns diese Show anzuschauen und haben einfach gedacht, das ist so kurzweilig und nett und irgendwie eine gute Alternative zu diesen vielen trockenen Gesprächen für die Kinder. Da waren wir dann natürlich erst mal überwältigt, weil wir einfach ein nettes Pausenprogramm erwartet haben und waren ganz erstaunt, was diese Hunde leisten können, wie eng Hund und Mensch miteinander arbeiten und miteinander leben.

Andrea [00:07:03]:
Es gab auch einen Jungen, dem manchmal der Fuß vom Rollstuhl gefallen ist, von diesem Trittbrett unten, und der Hund hat diesen Fuß wieder aufgesetzt. Oder eine Jacke wurde ausgezogen, und der Hund hat einfach geholfen, so dass der Mensch das alleine konnte. Und das war für Frieda überwältigend. Sie war ganz begeistert. Wir sind, muss ich dazu sagen, aber auch Hunde Menschen. Wir hatten schon Familienhunde und Frieda war einfach sehr begeistert von dem, was Hunde leisten können, zu dem, was wir natürlich als Familienhunde sowieso schon sehr, sehr schätzen. Und dann haben wir uns Gedanken gemacht und haben uns bei dem Verein, den wir da kennengelernt haben, das ist nicht unser jetziger, aber da haben wir uns ein bisschen beraten lassen. Und es gab viele Punkte, die uns ja erst mal dazu bewogen haben, davon Abstand zu nehmen.

Andrea [00:08:00]:
Aber der Gedanke blieb im Kopf einige Jahre tatsächlich. Und Frieda wurde älter und wurde eingeschult. Und irgendwann haben wir gesagt, das Thema lässt uns nicht los, aber der Verein sollte es nicht sein. Und dann haben wir recherchiert. Und so sind wir dann, jetzt sage ich tatsächlich, in unseren Verein, da sind wir auf Apporte gekommen. Die haben wir tatsächlich nur im Internet gefunden, sonst da haben wir keine Berührungen mit dem Verein gehabt. Und ja, es war super. Wir haben uns die Homepage angeschaut und haben dann einfach kurzerhand so ein Bewerbungsformular, welches man auf der Homepage findet, ausgefüllt.

Andrea [00:08:42]:
Und haben nicht gedacht, dass da Realität draus werden könnte, weil wir gedacht haben, okay, es gibt so viele Menschen, die sich interessieren. Und ein Assistenzhund kostet weit über 20.000 Euro. Und wir haben gesagt, gut, Finanzierung seitens der Krankenkassen gibt es nicht. Und wenn man einmal einen Assistenzhund hat, dann mag man wahrscheinlich darauf nie wieder verzichten. Da haben wir uns schon ausgerechnet, dass es sicherlich viele, viele Interessenten gibt. APORT ist ein Verein zur Finanzierung von Assistenzhunden und macht gar nicht selber die Ausbildung, sondern arbeitet mit einem Hundehof in Österreich zusammen. So haben wir einfach dieses Formular ausgefüllt und kurze Zeit später haben wir einen Anruf erhalten und hatten einen Termin zu einem Kennenlerngespräch. Das war schon Wahnsinn.

Andrea [00:09:31]:
Da habe ich dann gleich nachgefragt, wie wahrscheinlich ist es denn, dass es klappen kann, wenn wir jetzt Frieda mit in dieses Gespräch nehmen. Da möchte ich auch nicht, dass die Enttäuschung riesengroß wird, wenn es keine großen Aussichten hat. Und da kam dann aber gleich die Information. Ja, es ist sehr wahrscheinlich, wenn wir jetzt feststellen, dass wir gut zusammenpassen und dass ein Hund einfach in diesen Alltag reinpasst. Und auf dieser Ebene geht es wirklich nur ein Hund und das spezielle Tier, was dann matcht. Zu diesem Zeitpunkt ist es noch kein Thema, sondern erstmal werden Rahmenbedingungen abgesteckt. Fühlt sich ein Hund wohl in der Familie? Kann ein Hund wirklich das leisten, was wir uns vorstellen? Oder sind das einfach Träume, die überhaupt nicht realisierbar sind? Und ja, so haben wir dann ein ganz, ganz tolles Gespräch gehabt und so nahm das Ganze dann seinen Lauf.

Nele [00:10:27]:
Ja, darauf gehen wir dann ja in unserem zweiten Teil noch mal ein bisschen näher ein, auch wie genau dann die Rahmenbedingungen abgeklopft werden und wie der weitere Prozess dann abläuft. Wir würden euch, liebe Hörerinnen und Hörer, mal die Information zu dem Verein in die Shownotes packen, auch ein Spendenkonto, weil der Verein natürlich auch auf Spenden angewiesen ist, mehr Leuten so eine Möglichkeit zu bieten, eben mit Assistenzhund durchs Leben zu gehen. Und vielleicht hat der eine oder die andere ja ein paar Euro übrig und sucht noch nach einem guten Zweck, für den man das Ganze einsetzen kann. Wie hat sich denn das Leben eurer Tochter durch den Assistenzhund, also Ihr nennt ihn Mars, wenn ihr über ihn sprecht, habe ich gelernt. Aber er hat eigentlich einen anderen Namen. Wir bleiben aber natürlich bei Mars. Wie hat sich das Leben durch Mars verändert?

Andrea [00:11:26]:
Genau, vielleicht kann ich kurz auf diese Namenssache eingehen. Mars ist Mars und Frieda hat sich diesen Namen ausgesucht und trotzdem ist es so, dass die Assistenzhunde, die an diesem Hundehof ausgebildet werden, eigentlich zwei Namen haben. Der Arbeitsname ist ein anderer und wenn der genannt wird, dann überwiegt er einfach diesen anderen Namen. Und wenn ich jetzt über Mars spreche, der liegt auch gerade hier bei mir, stört ihn das gar nicht. Dann fühlt er sich gar nicht angesprochen. Und wenn ich jetzt seinen Arbeitsnamen sagen würde, dann würde er zu mir kommen und fragen, okay, was machen wir jetzt? Was kann ich tun? Und deswegen ist es so wichtig, dass es da einfach zwei Namen gibt. Und einer ist für die Öffentlichkeit und auch für Freunde und für alle anderen. Also heißt dieser Hund Mars, genauso wie Frieda sich das ausgesucht hat.

Andrea [00:12:15]:
Und dann hast du gefragt, wie sich unser Leben verändert hat bzw. Dass unserer Tochter ganz, ganz, ganz stark, ganz positiv. Wir haben, als wir uns mit dem Thema Assistenzhunde beschäftigt haben, nicht erwartet, dass diese emotionale Komponente so stark ist. Wir haben uns schon vorstellen können, okay, er kann Türen öffnen und schließen, er kann vielleicht Hilfe holen, wenn ein Notfall eintritt. Er hebt Gegenstände auf. Ganz toll ist zum Beispiel, dass er, Frieda hat ein bisschen Spastiken in den Händen und manchmal fällt ihr Kleingeld runter, wenn sie an der Kasse steht oder etwas. Und Mars kann dieses Kleingeld aufheben, ganz kleine Münzen, und gibt ihr das zurück. Und das ist natürlich ganz wertvoll für die Selbstständigkeit, aber das Emotionale, es ist wirklich ganz überwältigend.

Andrea [00:13:12]:
Frieda war ein sehr schüchternes und stilles Kind und hat eigentlich nicht gerne mit fremden Menschen gesprochen, hatte Schwierigkeiten, Kontakt zu anderen Kindern aufzunehmen. Und mit Mars an ihrer Seite ist sie so mutig. Wir haben wirklich tolle Dinge und Situationen schon erlebt mit ihm. Und Frieda ist ein ganz offenes und ganz mutiges Kind geworden.

Nele [00:13:41]:
Du hast ja erzählt, dass es auch und gerade, wenn ihr beim Campen unterwegs seid, für sie auch ganz wichtig ist, im Kontakt mit anderen Kindern. Kannst du da so ein bisschen erzählen, also warum ihr trotz oder vielleicht auch sogar wegen ihrer Behinderung zum Campen gekommen seid und wie da so euer Alltag aussieht?

Andrea [00:14:06]:
Ja, wir sind tatsächlich wegen der Behinderung, vielleicht ist es einfach wegen unserer ganzen Geschichte, sind wir aufs Campen gekommen. Mein Mann Sascha und ich haben früher viele Pauschalreisen gemacht und haben unsere Urlaube irgendwo an Stränden verbracht und haben uns Städte angeschaut, aber sind meistens geflogen. Mit der neuen Situation mit unserer Tochter und der Situation, dass wir verschiedene Hilfsmittel benötigen. Und im Zweifel auch, als sie noch jünger war, gar nicht so gerne weit weg von der medizinischen Versorgung hier vor Ort. Unsere Ärzte, unsere Klinik, das haben wir uns nicht getraut, ganz hinter uns zu lassen und uns völlig abhängig zu machen von Flügen und von Situationen vor Ort. Und dann haben wir ganz viele Urlaube in Deutschland gemacht, sind in die Niederlande gefahren oder auch nach Österreich und haben dann aber irgendwann das Gefühl gehabt, dass wir ihr schon auch die Welt zeigen möchten und dass wir ihr auch mal so einen richtig guten Sommerurlaub zeigen möchten mit Palmen und Strand und was es alles einfach irgendwie noch so für schöne Dinge gibt. Und dann haben wir überlegt, okay, der Sascha hat einen Arbeitskollegen und der hatte ihm erzählt, Mensch, wir fahren immer campen und da ist ein Campingplatz irgendwo, der hat sogar einen Wasserpark und Strand und lauter Annehmlichkeiten, fast wie eine Pauschalreise. Fast wie eine Pauschalreise.

Andrea [00:15:32]:
Und wir haben gesagt, okay, das gucken wir uns mal an. Vielleicht können wir da mit dem Auto hinfahren. Und haben uns Mobile Homes angeschaut online. Und haben dann bemerkt, dass diese Mobile Homes einfach genauso teuer sind wie diese All-Inclusive-Reise, die wir sonst hätten machen können. Und ja, dann sagte Sascha, Mensch, schau doch mal Stellplätze, wie teuer die sind. Also wir haben einfach mal gar keinen Wohnwagen Und nur Sascha durfte Anhänger fahren und ich musste dann erst nochmal einen neuen Führerschein machen. Und dann hat er angefangen zu rechnen und hat gesagt, gut, Stellplatz, Führerschein, Wohnwagen. Und dann haben wir das in Angriff genommen, völlig unvorbereitet und nur aus der Lust heraus, mit Frieda einfach einen super tollen Urlaub zu erleben und Wohnwagen vorher ausprobieren.

Andrea [00:16:25]:
Das war nicht so unser Thema, weil wir ja einfach überlegen mussten, wie kriegen wir das hin mit Rollstuhl und Hilfsmitteln und allem, was wir so haben. Da haben wir uns dann bei verschiedenen Händlern verschiedene Modelle angeschaut und hatten dann Glück, dass es ein Modell gab. Es war so eine Sonderedition. Ein Hersteller hatte irgendwie ein Jubiläum und dann gab es so eine breite Tür. Und in diese breite Tür passt … Ja?

Nele [00:16:49]:
Du darfst auch gerne den Hersteller nennen, weil das kann vielleicht ja auch für andere Leute spannend sein.

Andrea [00:16:54]:
Ja, gerne. Das ist der Deadlifts und die haben zum, ich glaube in so einer Neuzeiger Jahre Edition einige Wohnwagen rausgebracht, die einfach so ein paar Luxus-Komponenten haben, wobei Luxus sich wirklich auf die etwas breitere Tür bezieht und so Kleinigkeiten. Das ist aber toll, weil wir so mit Rampen, die wir an den Wohnwagen stellen. Ich stehe im Wohnwagen und der Sascha ist bei Frida draußen im Vorzelt und diese Rampen gibt es und dann fährt Frida mit Unterstützung von Sascha diese Rampen hoch und steht da mit ihrem Rollstuhl im Eingangsbereich und links von der Eingangstür ist eine umgebaute Sitzgruppe und da schläft Frieda und Mars. Und ja, dann kann ich Frieda einfach 90 Grad umsetzen und sie ist schon in ihrem Bett und hat ihre Wohlfühlzone. Und das ist einfach eine gute Möglichkeit gewesen. Das haben wir dann kurzerhand gekauft. Wir haben uns auf den Weg gemacht, erst mal an die Nordsee.

Andrea [00:17:59]:
Erstmal waren wir vorsichtig. Es war ein schöner Urlaub, aber es war einfach furchtbar schlechtes Wetter und matschige Plätze. Wir haben uns mal gleich festgefahren und mussten im Regen aufbauen. Da haben wir gedacht, okay, haben wir das Richtige gemacht. Aber ja, Auf jeden Fall, das war dann gleich schon nach ein paar Tagen Urlaub klar, dass das genau die Urlaubsform ist, die wir brauchen.

Nele [00:18:22]:
Und habt ihr schon mit dem Campen angefangen, bevor der Mars bei euch war? Oder war er schon in der Familie und ihr seid dann zum Campen gekommen?

Andrea [00:18:30]:
Ne, Mars war schon dabei. Mars war einfach Teil der Familie und vielleicht auch ein kleiner Grund, weshalb wir uns das überlegt haben und nicht irgendwann den Schritt gegangen sind, okay, wir fahren einfach zum Flughafen und machen diese Pauschalreise. Denn als Assistenzhund dürfte er schon auch mit bei uns sitzen und müsste jetzt nicht irgendwie sondert. Aber insgesamt waren viele Punkte, wo wir gesagt haben, nee, wir fahren lieber mit dem eigenen Auto. Wir machen unsere eigenen Pausen. Und Mars war dabei von Anfang an.

Nele [00:19:05]:
Ja, ich merke das ja schon immer ohne Behinderung und mit einem sehr kleinen Hund. Wenn man dann fliegt, ist es stressiger. Und wenn man in Hotels muss, was ich ja auch manchmal muss auf den Reisen mit Hund, dass es halt viel, viel entspannter ist, auf dem Campingplatz einfach dann vor die Tür zu gehen, schnell vom Platz runter, damit der Hund sein Geschäft erledigen kann, als wenn man immer im Hotel dann aus dem Zimmer raus, Aufzug runter, über den Parkplatz, bis man dann irgendwo an der Grünfläche ist. Und ich kann mir vorstellen, dass das natürlich auch, wenn man dann mit Rollstuhl und Hund unterwegs ist, quasi nochmal doppelte logistik braucht und dass es dann halt einfacher ist, wenn man in seinem eigenen kleinen Bereich sitzt, oder?

Andrea [00:19:55]:
Ja, schon. Und zudem habe ich einfach auch gerne immer die Zügel in der Hand und habe Schwierigkeiten, mich da auf andere Situationen zu verlassen. Und da haben wir gesagt, Mensch, das ist genau das Richtige. Wir haben unsere Wohlfühlzone, wir haben unser Zuhause mit. Wir haben nicht diesen Moment, wo wir uns erst mal einleben müssen. Gerade Frieda hat manchmal mit neuen Situationen ein paar Schwierigkeiten und braucht so ein paar Tage, bis sie sich wohl fühlt. Und wenn diese paar Tage aber vom Urlaub abgehen, ist das so ein bisschen schade. Und so ist es perfekt.

Andrea [00:20:28]:
Ja, wir hatten vorher keine große Campingerfahrung. Also Das Camping, was ich gemacht habe, war irgendwie Festival und die Glutzelt. Das, was Sascha kennengelernt hatte, war Dauerstellplatz von seinen Eltern. Das war aber natürlich überhaupt nicht das, was wir uns vorgestellt haben. Beides nicht. So haben wir gesagt, gut, wir probieren das. Und wenn das nicht klappt, dann verkaufen wir es einfach alles wieder. Aber das kommt natürlich jetzt überhaupt nicht mehr in Frage.

Nele [00:20:56]:
Also euch gefällt es auch so, wie es gerade ist? Es ist nicht nur für die Frieda?

Andrea [00:21:01]:
Nein, uns gefällt es allen. Wir haben eine ganz tolle Familienzeit jedes Mal. Wir versuchen, in allen Ferien wegzufahren und lange Wochenenden zu nutzen. Wir machen es uns aber auch wirklich nett, indem wir ein großes Vorzelt aufbauen. Denn Frieda hat, ich habe es ja eben erzählt, ich setze sie dann in diese Sitzecke oder in ihr Bett. Und das ist aber auch schon ihr ganzer Bewegungsraum im Wohnwagen. Mehr geht nicht und mehr muss dann auch nicht, wenn wir uns das Vorzelt gemütlich einrichten und da einfach unseren Wohnraum haben.

Nele [00:21:40]:
Du hattest ja vorhin schon erwähnt, dass ihr verschiedene Hilfsmittel benötigt und jetzt seid ihr ja natürlich auch mit einem Hund noch zusätzlich unterwegs. Welche Vorbereitungen trefft ihr denn, bevor ihr campen geht?

Andrea [00:21:56]:
Ja, da gibt es zwei Dinge, die wir beachten müssen. Zum einen geht es erst mal wenn es weit weg ist. Wir waren jetzt im Sommer in Kroatien und da mussten wir natürlich Zwischenübernachtungen einplanen und das recherchieren wir vorher immer. Wo können wir gut übernachten? Wir sind Jahre davor nach Italien gefahren und so konnten wir davon profitieren, dass wir schon einen Campingplatz in der Nähe von Regensburg, da haben wir festgestellt, dass das ganz gut passt, da kommen wir ganz gut hin, da ist ein barrierefreies Bad, Denn das haben wir natürlich nicht, dass Frieda da einfach irgendwie zwischendurch das Bad im Wohnwagen benutzen kann. Da sind wir schon angewiesen auf einen Campingplatz, der ein gutes barrierefreies Bad bietet. Aber das ist auch schon fast das einzige, was wir auf so einem Campingplatz benötigen. Und ansonsten haben wir uns den Wohnwagen so eingerichtet, dass es gut passt. Wir haben diese Rampen dabei, das sind so Aluschienen, Alurampen.

Andrea [00:23:00]:
Und wenn wir nach Kroatien oder jetzt Italien fahren, dann haben wir auf jeden Fall die Klimaanlage am Start. Die ist aber auch fest verbaut. Das ist ganz wichtig einerseits für Mars, dass der ein bisschen abkühlen kann. Und andererseits ist das für Frida wichtig, denn sie hat da schon mit den Temperaturen, ob Hitze oder Kälte, manchmal ein paar Schwierigkeiten. Und so ist es super zum Abkühlen in den Wohnwagen. Und dann schauen wir, wie die Campingplätze, was die so bieten. Und da schauen wir, glaube ich, ein bisschen anders als andere Familien. Denn der riesengroße Wasserpark interessiert uns gar nicht so sehr.

Andrea [00:23:43]:
Wir schauen, wo haben Kinder Spaß mit Rollern oder Fahrrädern zu fahren, denn genau da kann Frieda dann dabei sein. Und genau da kann Marcy auch gut begleiten.

Nele [00:23:55]:
Du hast das barrierefreie Bad oder Sanitäranlagen angesprochen, Aber es gibt ja noch viele andere Punkte an Campingplätzen, die potenziell barrierefrei oder eben auch Hindernisse sein können. Zum Beispiel, wenn für den Rollstuhl viel gekiest ist oder Ähnliches. Achtet ihr darauf? Informiert ihr euch da irgendwie oder lasst ihr das alles auf euch zukommen?

Andrea [00:24:21]:
Ne, wir informieren uns da schon. Und zwar entweder gibt es Informationen auf den Campingplatz Homepages. Da stehen dann Fotos vielleicht. Und wenn schon angesprochen wird, dass es ein barrierefreier Campingplatz ist, dann ist es meistens super, weil da haben sich Menschen schon damit auseinandergesetzt. Das muss aber immer gar nicht so sein. Manchmal passt es auch. Trotzdem, Wir schauen uns Google-Rezensionen an und können da auch in diese Stichwortsuche vielleicht dann mal Rollstuhl oder Barrierefrei eingeben und finden dann Menschen, die in vielleicht ähnlicher Situation sind und sehen, wie die das Ganze so bewerten. Vielleicht haben die Fotos hinterlegt.

Andrea [00:25:01]:
Und dann gibt es, das schätzen wir sehr, funktioniert aber nur für die größeren Campingplätze, oft YouTube-Videos. Und da gibt es so Platzvorstellungen von Menschen, die vielleicht da mal Urlaub gemacht haben. Und das gucken wir uns total gerne an. Ansonsten schauen wir, ja, bei Google Maps kann man sich ja dann auch manchmal Bilder anzeigen lassen. Wir schauen schon, dass so wenig Überraschung wie möglich da ist, denn das kann eventuell den Urlaub ganz schön in der Stimmung drücken. Und Manches ist auch einfach nicht möglich. Wenn große Stufen da sind, wenn viel Kies liegt, bei den Zwischenübernachtungen sind wir da ein bisschen flexibler. Wenn Kies liegt, dann können wir Frieda schieben, aber sie kann eben nicht selber fahren.

Andrea [00:25:50]:
Und auch das Schieben ist manchmal mit diesen kleinen Rädern vorne ein bisschen schwierig. Man kann sich das vorstellen, da wo Inlineskates fahren können, da können ein Rollstuhl gut fahren. Und das schränkt ja doch schon ganz schön ein. Und manchmal sagen wir bei der Buchung, dass wir gerne irgendwie an einer asphaltierten Straße stehen möchten und nicht unbedingt, gerade so wenn es Herbst oder Frühling ist. Aber manchmal ist es auch gar nicht notwendig, weil sowieso vieles passt.

Nele [00:26:18]:
Hat Frieda eigentlich einen normalen Rolli oder ein E-Rolli?

Andrea [00:26:22]:
Frieda hat einen Aktivrollstuhl. Also das heißt ja, ganz klassisch, wie man sich das vorstellt, fährt sie damit selbst. Aber wir haben ein Handbike und Handbike ist eigentlich nicht, wie ich mir das früher vorgestellt habe, sondern das ist wirklich rein elektrisch. Sie hat da so ein kleines Mofa, elektrisch. Das spannen wir da vor. Das kann sie auch schon fast alleine. Und wenn sie sich das ankoppelt, dann können Sascha und ich mit dem Fahrrad fahren. Oder sie kann auch mit den anderen Kindern mit Fahrrädern fahren und holt manchmal morgens die Brötchen und macht da ihre Touren über den Platz.

Andrea [00:27:00]:
Und hat ihre Freundinnen, die dann zu Hause sind und macht manchmal mit denen dann auch schon so, machen sie mal einen Anruf, vielleicht mit Video manchmal. Und dann legt sie sich das Handy auf den Schoß und fährt dann und zeigt den Freundinnen, was sie gerne so sehen möchten. ACH, wie süß!

Nele [00:27:16]:
Das ist ja total niedlich.

Andrea [00:27:19]:
Ja, da hat sie echt Spaß und alle Freunde sind dann manchmal mit dabei.

Nele [00:27:24]:
Ach schön. Aber du hast ja gesagt, sie findet auch ganz gut Kontakte beim Campen selbst. Also die Kinder, die vor Ort sind, wie läuft das so ab und wie ist da vielleicht auch so ein bisschen der Hund beteiligt?

Andrea [00:27:39]:
Ganz, ganz stark. Also vielleicht kann ich da nochmal zurückspringen zu unserem allerersten Campingurlaub. Das war, wie gesagt, an der Nordsee und dieser Platz war schön. Im Nachhinein ist er jetzt für uns nicht mehr perfekt, aber das ist einfach eine ganz andere Geschichte. Frieda ist mit dem Rollstuhl zum Supermarkt gefahren und wollte morgens Brötchen holen. Das gab es einfach in unserer Welt nicht. Wir waren entweder zu dritt unterwegs oder Frieda mit jemandem von uns. Niemals hat Frieda alleine den Weg gewagt, irgendwohin, und hat auch nicht gern Hilfe gefragt, hat generell einfach nicht so gerne Menschen angesprochen.

Andrea [00:28:27]:
Jetzt gab es Mars, der dürfte theoretisch mit in den Supermarkt, aber eben dieser Campingplatz hat es nicht erlaubt. Das ist nicht ganz rechtens, aber diskutieren mag da natürlich zumindest Frieda nicht. Und ja, so ist Mars bei uns geblieben, bei Sascha und mir. Und Frieda ist losgefahren und wollte Brötchen holen und hat dann im Supermarkt ein anderes Mädchen kennengelernt. Und dann hat Frieda gefragt, ob sie helfen kann, bei den Brötchen irgendwie in die Tüte packen und all sowas. Und dann haben die zwei das zusammen gemacht. Und Frieda hat erzählt, dass es einen Assistenzhund gibt, der sonst eigentlich auch beim Einkaufen gut helfen kann, aber der eben nicht mit durfte. Und ja, dann sind die zwei Mädchen zu uns gekommen und Frieda hat sich einfach den ganzen Urlaub mit diesen Mädchen befasst.

Andrea [00:29:11]:
Und dann haben die noch zusammen andere Freunde kennengelernt und Frieda war einfach weg. Und Manchmal bin ich am Anfang heimlich hinterher geschlichen und habe gedacht, hoffentlich ist alles gut und hoffentlich hat sie sich nicht einfach irgendwo festgefahren oder es ist irgendwie umgefallen. Sie hatte ihr Handy dabei, Das ist kein Problem eigentlich. Aber es gab die Situation noch niemals, dass Frieda alleine, sie war neun und mit neun sind andere Kinder auf dem Campingplatz selbstverständlich alleine unterwegs. Und so hat Frieda sich da angeschlossen.

Nele [00:29:46]:
Und der Mars immer dabei?

Andrea [00:29:48]:
Mars dabei, wo es ging. Eben genau dieser Campingplatz. Ich wollte es eigentlich gar nicht so erzählen, aber der Platz ist super, aber für uns eben nicht, weil wir sehr viel Hausrecht bestehen und diesen Assistenzhund nicht überall erlauben.

Nele [00:30:03]:
Ja, finde ich aber auch einen wichtigen Hinweis, weil man ja eigentlich davon ausgeht, so rein gesetzlich, dass Assistenzhunde überall erlaubt sein müssten. Und ich finde es schon wichtig auch zu sagen, es kann auch mal anders sein und vielleicht, dass man sich dann vorher informiert, auch bei so einem Campingplatz und einmal Bescheid gibt, dass man mit Assistenzhund unterwegs ist. Damit dann eben nicht eine blöde Überraschung kommt, weil ihr wart jetzt ja dabei und hättet auch eurer Tochter helfen können. Aber wenn vielleicht jemand alleine reist, ist er natürlich aufgeschmissen ohne seinen Hund.

Andrea [00:30:35]:
Ja, und ich glaube, in dem Moment setzt man das dann auch durch als Team, also als Mensch-Hund-Team. Aber wir vermeiden diese ganzen Diskussionen. Wir klären auf. Wir sagen, okay, rechtlich ist die Lage aber, wie sie ist. Man kann das so ein bisschen grob übersetzen, dort wo Straßenschuhe erlaubt sind, sind auch Assistenzhunde erlaubt. Das ist ganz klar gesetzlich verankert Und man kann es durchsetzen. Jetzt sind wir aber im Urlaub und diese Menschen sagen, ja, wir haben aber das Hausrecht. Und wir sagen, okay, wir haben aber das deutsche und auch das internationale Recht auf unserer Seite.

Andrea [00:31:13]:
Dann werden sie uns irgendwann ihre Türen öffnen müssen oder auch werden es vielleicht nicht machen. Aber wie schön ist dann dieser Urlaub zu Gast bei Menschen, die keine Lust auf diese Situation haben und die diskriminierend sind. Möchten wir da Gast sein? Also wir nicht. Dann klären wir auf, haben ein bisschen Aufmerksamkeit vielleicht noch geschaffen, dadurch, dass andere Menschen das mitbekommen. Von Frieda möchten wir solche Diskussionen ganz fernhalten. Das klappt nicht ganz immer. Und es hört sich jetzt so groß an, so ein großes Problem ist es gar nicht, aber die Situation gibt es. Und wir schauen einfach, dass wir die Menschen aufklären und dann überlegen, möchten wir hier unsere Freizeit verbringen und möchten wir unsere wertvolle Familienzeit damit zubringen, Menschen dann gezeigt zu haben und Recht zu haben.

Nele [00:32:01]:
Ja, verstehe ich total. Ist ja auch für Frieda dann doof. Sie ist ja auch noch sehr jung oder war ja auch zu dem Zeitpunkt noch sehr jung und da ist einem ja sowas noch viel unangenehmer als im Erwachsenenalter, wo man sagt, ja, es ist mir jetzt egal einfach. Aber ich glaube für so ein Kind, was ja mit Sicherheit auch schon viel mehr Diskriminierungserfahrung, ob böse gemeint oder nicht, gemacht hat, dann immer noch mal quasi einen Stich, wenn dann solche Diskussionen aufkommen.

Andrea [00:32:32]:
Ja, genau. Also Wir haben einfach verschiedene Situationen schon erlebt. Das hat jetzt gar nichts mit dem Camping zu tun. Wir waren mit Freunden an einem Hofladen. Es ist so ein Bauernhof-Café mit Hofladen angeschlossen. Und ja, wir waren dort frühstücken bei einem Frühstücksbuffet und haben, als wir diesen Tisch reserviert haben, schon gesagt, dass wir mit einem Rollstuhl und Assistenzrund kommen, damit eben der Tisch entsprechend ist. Und es war alles überhaupt gar kein Problem. An das Café angeschlossen mit so einer Durchgangstür kann man in den Hofladen reingehen.

Andrea [00:33:09]:
Und da hatte Frieda dann ihr Taschengeld dabei und wollte sich für den Abend irgendwie nette Snacks aussuchen und durch diesen Hofladen schlendern. Zwei Freundinnen von mir waren dabei. Es war die Vorweihnachtszeit und die wollten auch Gutscheine, Geschenkgutscheine kaufen und die dann an Verwandtschaft verschenken. Und Das hätte schon ein gutes Geschäft werden können. Wir sind dann also in diesen Laden rein. Mars ist an Frieders Seite. Es ist immer so, wenn wir uns da bewegen, wo Lebensmittel auf seiner Höhe sind, dann legt Frieder ihn ab und ruft ihn dann wieder zu sich, wenn wir diesen Bereich passiert haben. Ja, aber da kam natürlich dann, wir waren gar nicht richtig in dem Laden drin, da kam schon gleich diese Chefin des Hofes und hat Frieda angeschrien und hat gesagt, sofort raus hier mit diesem Hund.

Andrea [00:34:00]:
Das ist ein Hygieneproblem. Hier sind Lebensmittel. Und Frieda war ganz perplex. Ich glaube, sie war vielleicht zehn Jahre alt. Es war wirklich schrecklich. Und es gab Menschen in dem Laden, die natürlich alle innegehalten sind und geschaut haben. Ich habe versucht aufzuklären, habe dann aber abgebrochen und gesagt, nee, komm, Frieda war völlig fertig. Das ist schrecklich.

Andrea [00:34:24]:
Meine Freundin sagte, ich gehe mit dem Mars raus, dann könnt ihr hier noch, weil Frieda eben ihr Taschengeld und ihren Abend planen wollte, wo sie verabredet war mit Freundinnen. Und dann sagte Frieda, nee, ich möchte mein Taschengeld hier jetzt gar nicht mehr ausgeben. Das war ganz eindrucksvoll, dass sie da schon so klar war und so toll reagiert hat und ist dann raus. Und dann hatten meine Freundinnen gesagt, nee, also unsere Geschenkkutscheine, unsere Weihnachtsgeschenke, die kaufen wir jetzt auch woanders. Und dann gab es noch Menschen in einem Laden, das fand ich ganz, ganz toll, die alle ihre Körbe zurückgebracht haben und gesagt haben, okay, wir auch nicht.

Nele [00:34:57]:
Ja, hätte ich auch so gemacht.

Andrea [00:34:59]:
Das ist ja wirklich unmöglich. Im Nachhinein war das eine tolle Erfahrung, dass Menschen so sensibel reagiert haben und auch einfach entsetzt waren. Aber es ändert nichts an der Situation. Das ist unglaublich. Ein Bauernhofladen, ein Hofcafé und dieses ganze Gemüse und Obst und all das, das kommt direkt von deren Feldern. Da ist doch ein Hund kein Hygieneproblem, würde ich sagen. Ich verstehe es nicht. Gleichzeitig haben wir aber auch ganz tolle Erfahrungen gemacht.

Andrea [00:35:34]:
Beim Zahnarzt ist Frieda ein bisschen ängstlich und da ist es überhaupt gar kein Problem, dass er sie begleitet. Dort, wo alles steril sein muss, da darf der Hund rein, aber in einem Bauernhofladen nicht. Das ist ein bisschen willkürlich.

Nele [00:35:47]:
Ja, also ich habe da nur zwei Gedanken zu und dann können wir das Thema auch abschließen. Erstens, wenn man sieht, wie viele Leute sich nach der Toilette nicht die Hände waschen und dann das ganze Obst irgendwo im Supermarkt oder in den Läden angrapschen, dann wäre für mich jetzt ein Hund auch das geringere Problem. Und zweitens ist es ja auch eine Frage des Tons. Man muss ja nicht ein Kind anschreien, man muss überhaupt niemanden anschreien. Aber erst recht nicht ein Kind, sondern man hätte ja auch einfach mal sprechen können und hätte sagen können, du pass mal auf mit deinem Hund, dass der da nicht die Lebensmittel anschnüffelt oder was auch immer. Aber wieso schreie ich ein Kind an? Also ja, da habe ich keine Worte für. Aber jetzt kommen wir noch mal zu den schönen Dingen. Ich gehe noch mal zurück auf den Campingplatz.

Nele [00:36:33]:
Jetzt lernt die Frieda dort also Kinder kennen. Wie wird Mars da integriert? Darf der dann auch mitspielen, obwohl er ja eigentlich ein Arbeitshund ist? Ich weiß schon, dass bei euch da die Grenzen auch so ein bisschen fließend sind, aber erzähl doch mal so ein bisschen, wie da so der gemeinsame Alltag aussieht, was Frieda mit dem Hund macht, wie die anderen Kinder auch mit ihm umgehen. Dürfen die überhaupt mit ihm umgehen?

Andrea [00:37:01]:
Ja, gerne. Und zwar, wir haben nicht, wie man sich das vorstellt, jetzt ist der Hund im Arbeitsmodus und jetzt ist es Freizeit, sondern Mars ist einfach der beste Freund von Frida und begleitet Frida. Und ja, alles, was Mars macht, was Frida hilft, macht er, weil er daran Spaß hat und weil er einfach, ja, was er nicht machen möchte, muss er nicht machen in dem Moment. Er apportiert gerne, also ist er ein Hund geworden für Menschen im Rollstuhl, sodass er dann diese Gegenstände, die herunterfallen, apportiert. Und dann ist es auch gleich so in einer Spielsituation. Ich komme nochmal auf den Urlaub in Kroatien zurück. Da gab es zwei Freundinnen, die Frieda kennengelernt hat. Frieda hat Wasserbomben, die aus einem Latex oder etwas mit Magnetverschluss sind.

Nele [00:38:03]:
Zur Wiederverwendbarung.

Andrea [00:38:04]:
Ja, richtig. Die kann man in einen Wassereimer tauchen, dann füllen die sich mit Wasser, dann wirft man das. Da haben die drei einfach mit diesen Wasserbomben gespielt und haben Weitwurf gemacht. Und Mars apportiert total gerne. Also ist er ganz klar derjenige gewesen, und das ist wirklich ein unbeliebter Job bei allen Kindern, diese ganzen Fetzen wieder aufzusammeln. Aber er hatte richtig Spaß und hat den Kindern das wiedergegeben und die haben es dann wieder in dieses Wasser getaucht und weitergeworfen und gespielt. Und so hat er einerseits, wenn man das sagen möchte, gearbeitet für Frieda, aber andererseits hatte er einfach eine supertolle Zeit. Er ist ein Laborator, er hatte Wasser und Kinder spielen.

Andrea [00:38:46]:
Und ganz oberste Regel ist immer, Frieda ist für die anderen Kinder einfach mal die, ja, die Chefin in dem Moment. Sie muss sagen, okay, jetzt braucht Mars Ruhe. Nicht, also Wenn Frieda was sagt, dann gilt das. Und das ist die eine einzige Bedingung, die alle Kinder beachten müssen. Wenn das nicht klappt, muss Mars aus der Situation raus. Nicht als irgendeine Strafmaßnahme für irgendwen, sondern einfach zum Schutz für Mars. Er macht das, was er macht gerne, aber er macht es ja auch nur so gerne, weil er weiß, er kann sich auf uns alle verlassen. Ein ganz großer Teil ist es einfach ein toller Familienhund, der einfach in erster Linie für Frieda da ist und sie unterstützt.

Andrea [00:39:31]:
Aber am Ende ist es ein Tier, für den wir die Verantwortung übernehmen. Und ja, Mars ist Familienmitglied und daher auf keinen Fall, ja, er hat keinen Job bei uns. Er ist ein Familienmitglied und Fridas bester Freund, der einfach gerne mit ihr zusammen ist und gerne schöne Dinge macht und genau so läuft es.

Nele [00:39:55]:
Sollte man als Besitzer eines Nicht-Assistenzhundes auch viel öfter machen, dass man dann mal sagt, der Hund braucht jetzt Ruhe oder der Hund muss jetzt mal aus einer Situation raus. Das ist natürlich was, was man euch sicherlich auch sehr intensiv beigebracht hat im Rahmen des gemeinsamen Trainings, aber eigentlich gilt es ja natürlich für alle Hunde. Und ich habe auch gelernt, mehr darauf zu achten, dass nicht jeder an einem Hund rumzugrapschen hat oder dass der Hund auch mal einen Rückzugsort braucht. Wie reagieren denn andere Camper generell? Also Kinder ist klar, da ist der Hund natürlich der Star und die Frieda gleich mit. Aber so die anderen Camper euch herum, die Erwachsenen, wie gehen die auf euch zu? Gibt es da auch viele Fragen oder sind die eher so, oh nee, schon wieder ein Hund?

Andrea [00:40:47]:
Ne, wir bemühen uns immer in dem Hundebereich des Campingplatzes einen Platz zu buchen. Denn ja, da theoretisch dürfte Mars natürlich mit uns überall campen. Aber wir schauen, dass wir unter unseres Gleichen sind, dass wir nette Nachbarn kennenlernen können, die auch irgendwie Hunde haben. Die Hunde können sich entweder verstehen oder nicht verstehen. Manchmal gibt es ja die Möglichkeit, dass die Hunde zusammen am Strand rennen können. Oder es gibt so Hundespielwiesen. Und genau, die meisten Menschen, ja, ich erlebe das immer gar nicht als was Besonderes, weil das ist natürlich unser Familienalltag. Und ich finde toll, wenn Menschen neugierig sind, wenn sie fragen.

Andrea [00:41:33]:
Mars ist ganz oft inkognito unterwegs. Das heißt, er hat seine Kenndecke immer nur dann an, wenn wir wirklich, ja, wenn wir kennzeichnen müssen, dass es sich einen Assistenzhund handelt und er jetzt hier auch Einlass hat. Und dann ist er mit Ken Dekke unterwegs. Ansonsten machen wir das meistens nicht, denn er ist ja einfach irgendwie ein toll erzogener Familienhund. Das kommt gut an. Manche Menschen bemerken ihn gar nicht. Wenn wir in Restaurants sitzen, dann wundern sich manche, dass da plötzlich so ein großer Hund unter dem Tisch hervorkriegt, wenn wir wieder gehen. Ich würde sagen, dass es vielleicht mit jedem Familienhund so sein kann, wenn er den entsprechenden, ruhigen Charakter hat.

Andrea [00:42:20]:
Denn Frieda ist ein ganz, ganz ruhiges Mädchen und so wurde auch ein ganz ruhiger Hund für sie ausgesucht. Das ist natürlich schon generell ein gutes Zusammenspiel.

Nele [00:42:32]:
Aber wie verhindert ihr denn, wenn ihr jetzt zum Beispiel im normalen Alltag ohne die Kenndecke unterwegs ist, dass jeder den Hund streicheln möchte? Weil er ist ja auch so ein Süßer und es neigen ja auch sehr, sehr viele, lustigerweise Erwachsene dazu, einfach immer Hunde anzukrapschen, ohne vorher zu fragen. Meiner Erfahrung nach fragen die Kinder, aber die Erwachsenen beugen sich dann einfach drüber und wissen dann ja auch in dem Moment nicht, dass er vielleicht gerade irgendwie eine Aufgabe erfüllt.

Andrea [00:42:59]:
Das müssen wir stoppen. Ja, das stimmt. Aber das sollte ja vielleicht jeder Hundehalter machen. Genau, also wir stellen uns vielleicht auch manchmal, wenn es voll ist und wir vielleicht in einer Menschenmenge sind, dann stellen wir uns über Mars oder er liegt ganz eng bei Frieda am Rollstuhl, sodass das andere vielleicht nicht auf die Idee kommen, an ihn ranzugehen. Ansonsten ist es ja so, er ist vielleicht an der Leine und wir begegnen anderen Menschen und möchten uns unterhalten. Dann müssen wir zuerst Mars sagen, was er machen soll. Er soll sich hinlegen. Und dann haben ja die Menschen schon erlebt, okay, der liegt jetzt, der hat da jetzt irgendwie eine Aufgabe, er liegt da rum.

Andrea [00:43:40]:
Vielleicht fassen die dann nicht so schnell an. Aber das ist ja auch, bevor ich dann mit diesen Menschen ins Gespräch komme, wenn ich sofort mit diesen dort getroffenen Menschen spreche. Wir haben Spaß, wir lachen. Dann hat der Hund keine Aufgabe und dann würde Mars auch sich etwas überlegen. Würde vielleicht Dinge tun, die wir nicht so gerne wollen. Also kümmern wir uns mal erst, bevor wir Hallo sagen, darum Mars liegt. Und dann ist es meistens schon gar nicht mehr so, dass lauter Menschen anfassen wollen. Und ansonsten legen wir da schon Wert drauf, dass vorher gefragt wird und dass Regeln abgesteckt werden.

Andrea [00:44:10]:
Ja.

Nele [00:44:13]:
Gibt’s denn Beim Camping spezielle Situationen, wo der Marsfrida unterstützt jetzt über das, was ihr so im normalen Alltag habt, also mal Sachen aufheben oder so, also begleitet er sie zum Beispiel, wenn sie auf Toilette muss oder zum Einkaufen hat es ihr ja gesagt, wenn es eben nicht vom Campingplatz unterbunden wird, dass er dann da vielleicht auch mitgeht. Wie ist es so auf dem Campingplatz?

Andrea [00:44:40]:
Ja, speziell beim Camping ist es, er schafft ihr Privatsphäre. Also Sie kann alleine ins Bad und Mars ist bei ihr. Und sie lässt ihn bellen. Dann wissen wir Bescheid. Frida braucht Hilfe. Frida braucht Unterstützung. Und dann gehen wir rein. Ansonsten halten wir uns in der Nähe auf, sind vor der Tür, schauen, dass da irgendwie keiner ins Bad reinläuft.

Andrea [00:45:10]:
Und haben aber ansonsten nichts damit zu tun. Und Frida ist privat für sich. Und wenn sie jetzt rufen würde oder etwas, dann würden immer Menschen sehen, aha, da ist jetzt Frida, die braucht Hilfe, Mama und Papa müssen kommen, aber jetzt ist Frieda zwölf, das möchte sie auf gar keinen Fall, dass das jemand mitbekommt. Also lässt sie Mars bellen, dann hat halt irgendwo ein Hund gebellt und vielleicht wundert sich noch mal jemand, der Hund war ja im Waschhaus, das ist ja lustig. Aber niemand hat die Idee, ach so, da braucht jetzt Frieda Unterstützung. Das hat sie aber nicht alleine geschafft. Das ist ja der Gedanke, den vielleicht so eine 12-Jährige umtreiben könnte. Und ja, da ist Mars einfach ganz besonders wichtig.

Andrea [00:45:53]:
Wenn wir eine Situation rausgreifen wollen, dann ist es schon das Waschhaus.

Nele [00:45:59]:
Hat der Mars euch generell und auch speziell beim Camping geholfen, auch euer Kind ein bisschen mehr loszulassen, ein bisschen mehr freizulassen?

Andrea [00:46:10]:
Ja, sehr. Sehr. Wir haben einfach die Garantie, dass sie niemals alleine ist. Situationen können sein, Frieda hatte auch schon Unfälle mit ihrem Rollstuhl. Da hat sich ein kleiner Eisstiel, der auf der Straße lag, in dem kleinen Vorderrad verhakt und sie ist dann kopfüber gestürzt. Das passiert anderen Kindern auch in anderer Weise. Aber Frieda kann eben nicht wieder aufstehen und kann im Zweifel dann nicht an ihr Handy kommen und jemanden rufen und ist dann aber niemals alleine. Also da muss ich nicht hinterher schleichen und gucken, ob das alles klappt.

Andrea [00:46:46]:
Und ich muss mich auch nicht auf andere Kinder verlassen, die ja ebenso Kinder sind und Spielgefährten und auf gar keinen Fall Verantwortung übernehmen sollen. Und trotzdem kann Frieda da einfach sein. Mars ist dazu ausgebildet, bei ihr zu bleiben, wenn eine Notsituation entsteht, und zu bellen, bis Hilfe kommt. Das konnten wir natürlich niemals testen. Es gab aber doch die Situation in meinem Alltag, dass ich in der Nähe von einer Person war, die gestürzt war. Sie lag auf dem Boden und Mars war bei mir. Diese Person war Mars völlig fremd. Er hatte mit ihr noch nie zu tun gehabt.

Andrea [00:47:28]:
Er wollte sofort zu ihr rennen und sich hinsetzen und bellen. Ich habe das verhindert, weil diese Person überfordert gewesen wäre mit der Situation. Da war es jetzt einfach wichtig, Menschen helfen ihr hoch und dann ist es gut. Aber für mich war es auch der Moment, wo ich sehe, okay, diese theoretische Situation, das macht er. Und bei einer fremden Person macht er das, dann macht er das ganz sicher, auch bei Frieda. Und das war schon so beruhigend. Im Vorfeld wusste ich, das klappt, aber das zu erleben hat dann nochmal bewirkt, dass wir wirklich loslassen können. Ja, Frida bleibt jetzt alleine am Platz, wenn Sascha und ich Lust auf einen Spaziergang haben oder wenn wir irgendwas einkaufen möchten oder wir möchten ins Meer gehen.

Andrea [00:48:14]:
Und Frida mag nicht so gerne ins Meer, sondern lieber in den Pool gehen, weil sie durch die Spastiken und diese unkontrollierten Wellen, die da manchmal passieren, das funktioniert für sie nicht so gut. Und deswegen haben wir uns dann einfach, wir können jetzt zu zweit solche Dinge erleben und nicht nur einer von uns und der andere bleibt bei Frida, sondern wir können auch wieder zu zweit Dinge unternehmen und wissen, Frida ist niemals allein. Wenn sie etwas braucht, klar, sie hat ihr Handy, aber wenn eine Notsituation da ist und sie kann nicht an ihr Handy, dann weiß Mars schon, was zu tun ist.

Nele [00:48:47]:
Naja und für sie jetzt auch in der vielleicht schon pubertären Phase oder zumindest präpubertären Phase ist es ja auch enorm wichtig, sich ein bisschen abnabeln zu dürfen. Und auch mal, also nicht nur, dass ihr Sachen alleine machen könnt, sondern dass sie ja auch dann einfach mal alleine zu Hause oder im Wohnwagen bleiben kann und so ihr Ding machen kann und nicht immer quasi einen menschlichen Aufpasser dabei hat. Das stelle ich mir schon. Also ich bin halt ein Kind, ich war extrem früh sehr auf meine Unabhängigkeit bedacht und Deswegen fühle ich mich da gerade so rein, wie wichtig das ist für sie.

Andrea [00:49:24]:
Tatsächlich, aktuelle Diskussion bei uns. Frieda möchte nicht mehr mit in den Urlaub fahren. Mit zwölf Jahren brauchen wir da nicht drüber sprechen. Sie handelt gerade den Kompromiss heraus, dann vielleicht ein eigenes Zelt zu bekommen. Verstehe ich so gut. Ja, wir müssen das Ganze noch durchdenken, wie wir das auch mit unserer besonderen Situation umsetzen können, dass das funktioniert und finden sicher Lösungen. Aber auch da, es wäre niemals passiert, wenn nicht Maas an ihrer Seite wäre. Also Sie selbst hätte bestimmt nicht die Idee gehabt, ganz alleine in einem Zelt zu schlafen.

Andrea [00:50:06]:
Nehmen wir an, das Handy funktioniert nicht, dann könnte sie sich schon gar nicht melden, wenn irgendwas wäre. Und sie kann auch einfach sich nicht selber im Bett aufsetzen und nicht selber in den Rollstuhl gehen. Sie kann nicht stehen und kann das Gleichgewicht auch nicht halten. Und sie kann auch nicht ganz frei sitzen. Und dann so ein Kind loszulassen, das schaffen wir schwer. Aber wir arbeiten an uns. Aber mit Mars ist das sehr, sehr viel beruhigender.

Nele [00:50:37]:
Also es ist natürlich für euch ein bisschen anstrengend, diese Diskussion führen zu müssen, aber ja eigentlich total toll, dass sie jetzt auch das Selbstbewusstsein hat zu sagen, du Mama, Papa, ich schaff das, auch wenn es vielleicht noch ein bisschen früh ist und jetzt noch nicht die Zeit gekommen ist. Aber alleine, dass sie den Willen hat und so den Wunsch danach, finde ich ja schon toll.

Andrea [00:50:58]:
Ja, wir feiern das. Das ist super toll. Und das ist genau diese Veränderung, die Mars mitgebracht hat. Also das, klar, es sind Jahre ins Land gegangen, aber es ist doch ein ganz anderes Kind geworden, ganz mutig und so selbstbewusst. Und Sie macht ihr Ding und achtet auf Mars, das ist ihm gut. So sind die zwei, gehen zusammen durchs Leben.

Nele [00:51:25]:
Ich hätte eine Idee für euch, wenn sie dann was Eigenes haben möchte, Entweder Dachzelt und Mama und Papa schlafen im Dachzelt und Frida hat dann den Wohnwagen mit Maß für sich. Oder vorne einen kleinen Campingbus dran klöppeln, wo ihr dann schlafen könnt und sie hat dann auch den schönen großen Wohnwagen. Also ich könnte euch da gut beraten.

Andrea [00:51:46]:
Ja, sehr gut.

Nele [00:51:50]:
Was hast du denn für ein Gefühl? Wie hat sich das Thema Camping, also diese Reisen, diese Urlaube im Camper als Familie auf Frieda ausgewirkt? Also Hast du das Gefühl, sie ist auch daran gewachsen?

Andrea [00:52:08]:
Ja, sehr. Ich habe in Vorbereitung auf unserem Podcast darüber nachgedacht und habe dann erst verstanden, auch beim Campen ist es so, dass Sascha und ich ganz, ganz oft Hilfe fragen müssen. Dann hat sich mal wieder irgendwie das Auto festgefahren, weil der Platz so matschig war oder Irgendwas ist immer, wir waren oder wir helfen anderen. Es gab die Situation Sturm an der Nordsee und ein Zelt war nicht richtig gut gesichert. Und wir sind dann hin und haben das gesichert. Sascha hat das nochmal mit so Schraubheringen festgesteckt. Und es ist einfach auf dem Campingplatz ist es so ein Miteinander und jeder hilft jedem. Und das ist überhaupt nicht ungewöhnlich, dass man Hilfe bittet.

Andrea [00:52:56]:
Und so hat Frieda das natürlich auch ganz schnell übernommen und kann selber Hilfe leisten, aber kann das auch viel besser annehmen und kann auch viel besser ausdrücken, was sie braucht, weil das überhaupt gar keine Hemmschwelle ist. Das macht da jeder.

Nele [00:53:11]:
Ja, kann ich bestätigen. In die eine und in die andere Richtung. Also Hilfe fragen und Hilfe anzubieten und überhaupt in eine Kommunikation zu gehen. Und ich habe eigentlich schon immer das Gefühl, dass auf Campingplätzen auch irgendwie so eine Atmosphäre da ist, dass jeder so sein darf, wie er möchte. Also ich weiß nicht, wir als Ausländer werden manchmal halt so ein bisschen angeguckt, weil mein Mann ist ja dann meistens der einzige braune Mensch auf diesen Campingplätzen Und bei euch wahrscheinlich auch mit dem Rollstuhl, dass jemand mal guckt. Aber so generell, so Diskriminierungserfahrungen oder Ähnliches ist mir jetzt beim Camping so noch nicht begegnet. Obwohl man das ja durchaus auch anders vermuten könnte. Was sind da so eure Erfahrungen? Also außer jetzt, was du vorhin geschildert hattest, halt mit dem Campingplatzbetreiber, aber ich meine jetzt unter den Mitcampern.

Andrea [00:54:07]:
Ja genau, das war einfach Thema mit dem Betreiber, aber unter den Mitcampern haben wir nur gute Erfahrungen gemacht. Und Wir fallen schon auch dadurch auf, dass wir eben, ja, wir haben so unseren eigenen Tagesablauf. Wenn wir campen gehen, dann sind wir frei von lauter Terminen. Und Frieda hat zweimal die Woche Physiotherapie und hat Übungen, die sie zu Hause machen muss. Dann muss sie irgendwie in den Stehtrainer. Und gleichzeitig gibt es ja aber auch noch Schulaufgaben, die sie machen muss. Sie muss sich auf Schularbeiten vorbereiten. Und es gibt so viel, was Frieda alles immer muss und was wir schlecht wegreduzieren können.

Andrea [00:54:46]:
Wenn wir in den Urlaub fahren, dann ist aber wirklich der Wecker aus und wir schlafen. Und diese Pflege, die ja täglich stattfindet, die natürlich auch Zeit in Anspruch nimmt, die findet dann einfach erst dann statt, wenn wir alle aufgewacht sind. Und dann kann Frieda ausschlafen und dann fängt es an. Und dann frühstücken wir einfach erst mittags. Es ist so, dass es wirklich toll unser Ablauf im Wohnwagen. Wir werden morgens wach und Sascha geht dann irgendwann zu Frida und Mars und die kuscheln alle noch. Und es ist auch für die drei toll, weil sonst, es gibt im Alltag diese Momente, viel zu wenig. Und Dann sind die zu dritt und irgendwann sagt Mars, jetzt müsste ich aber doch vielleicht mal eine Runde gehen.

Andrea [00:55:36]:
Und dann ziehe ich den Mars raus und gehe mit ihm eine Runde und gehe vielleicht schon mal mit ihm ins Meer und bringe auf dem Rückweg noch mal Obst und Brötchen mit. Sascha und Frida kümmern sich dann die Pflege. Das läuft so parallel. Die beiden haben dann nochmal den Spaziergang zum Waschhaus und wieder zurück und haben da auch so eine Papa-Tochter-Zeit. Das genießen einfach beide. Und diese notwendige Pflegesituation, die wird so Teil des Schönen. Das wird nochmal gemacht, aber Das ist auch einfach ein schönes Erlebnis. Und währenddessen sind die anderen Camper aber mal längstens irgendwie mit Mittagessen vorbereiten, irgendwie beschäftigt.

Andrea [00:56:24]:
Und wir essen dann irgendwie unser Frühstück. Aber klar fällt das auf und klar reden wir darüber. Aber das ist einfach niemals negativ. Das ist alles so positiv. Dann haben wir eben unsere Ausflüge am Nachmittag. Und unsere Freizeit ist einfach durchgängig da. Wir machen, was wir möchten. Wir leben in den Tag und wir haben keine Termine.

Andrea [00:56:48]:
Und wenn wir uns überlegen, an einem Tag etwas Bestimmtes zu unternehmen und wir stellen fest, das hat heute aber alles echt länger gedauert, dann machen wir es am nächsten Tag. Das ist nicht so, dass wir in einer Pauschalreise bestimmte Dinge buchen und dann muss das mal nach Zeitplan passieren. Und das Frühstück endet dann irgendwie längst zehn oder elf Uhr und dann gibt es irgendwie das Mittagessen und dann das. Also wir sind einfach völlig ohne Zeit. Wir machen, was wir möchten, genau wie alle anderen, aber wir unterscheiden uns doch manchmal schon im Ablauf. Und das bietet aber dann auch irgendwie Gespräche und wir lernen Menschen kennen. Und ja, so ist es dann.

Nele [00:57:32]:
Das klingt sehr, sehr gut. Und ich muss sagen, dass sich da, also bis auf die Pflegesituation, aber euer Alltag doch gar nicht so sehr von unserem unterscheidet, weil wir frühstücken auch meistens, wenn andere schon mit Kochen fürs Mittagessen beschäftigt sind Und essen dann Mittag irgendwann so zwischen drei und vier. Das ist halt so dieser mexikanische Rhythmus bei uns einfach. Und auch so dieses in den Tag rein Leben. Ich glaube, das ist ja das, was die meisten Leute auch tatsächlich am Camping so schätzen und dass man dann eben nicht acht Uhr am Buffet stehen muss, überhaupt noch irgendwas zu bekommen und die Rühe eigentlich schon kalt ist und so, sondern dass man halt einfach so seinen Tag selbst gestalten kann. Und das ist ja auch das, was in jedem Gespräch, das ich geführt habe mit Menschen mit Handicap auch immer wieder rauskam, war genau das, was du gesagt hast. Ich habe da keinen Druck. Ich kann einfach so machen, wie ich will.

Nele [00:58:22]:
Ich habe eine gewisse Privatsphäre auch. Ich kann mich zurückziehen, wenn es mir mal zu viel wird. Und ja, da freue ich mich, dass ihr das jetzt auch für euch so schön einfach gestalten könnt und so auch das als Familie genießen könnt und nicht, dass dann einer sagt, ich habe aber eigentlich auf Camping gar keinen Bock halt.

Andrea [00:58:41]:
Ja, ich war natürlich emotional ganz weit weg von Camping. Wir haben überlegt, wie können wir unsere nächsten Flugreisen gestalten. Dass es uns am Ende alle so packt, das haben wir gehofft, aber konnten das ja natürlich nicht so erwarten. Aber es ist schon, Wir haben so viele tolle Situationen. Frida fährt mit ihrem Handbike und wir konnten endlich als Familie wieder Radtouren machen, endlich nachdem Frida dieses Handbike dann für sich hatte. Das war schon cool, aber Mars konnte nicht so weit laufen. Da haben wir überlegt, wie kriegen wir den denn jetzt mit? Was machen wir denn da? Und dann haben wir einen Hundeanhänger gekauft und das habe ich nicht mehr gezogen gekriegt mit dem 30 Kilo Hund oder 32 Kilo. Und dann habe ich, also ein E-Bike konnte ich günstig bekommen zum Glück.

Andrea [00:59:36]:
Und dann, ja, Frida fährt mit ihrem Handbike, ich mit meinem E-Bike und dem Hund hinten dran. Und Sascha hat sein Liebhaber-Fahrrad aus den 90er Jahren, was er einfach niemals tauschen möchte.

Nele [00:59:48]:
Mit drei Gängen wahrscheinlich.

Andrea [00:59:49]:
Ja, sicher. So was. Und das ist einfach toll. Frida gibt da irgendwie den Ton an und sagt, wo wir herfahren und was wir machen sollen. Und Mars macht alles mit. Es ist so, Wir haben plötzlich ganz normales Familienleben. Ich glaube, das ist es, was wir gebraucht haben. Hätten wir nicht das Campen entdeckt, hätten wir dieses normale Familienleben nicht.

Andrea [01:00:17]:
Dann hätten wir wieder Hotels gebraucht, die barrierefreie Zimmer haben. Es ist dann aber meistens so, dass man ein Einzelbett oder ein Pflegebett hat mit einem Beistellbett. Jetzt sind wir aber eine dreiköpfige Familie plus Hund. Wir wären niemals richtig klargekommen, glaube ich. Vielleicht doch irgendwie und vielleicht gibt es jetzt ganz viele Familien, die sagen, doch, das ist doch perfekt, das schaffen wir gut. Für uns ist das einfach mit dem Camping, so Das ist genau das, was uns gefehlt hat. Und mit Assistenzhund und Wohnwagen sind wir einfach perfekt ausgestattet für unseren Urlaub.

Nele [01:00:55]:
Ja, da kann ich jetzt nichts mehr hinzufügen. Das würde ich jetzt als Schlusswort für Teil 1 auch gerne so stehen lassen. Schon mal dafür ganz, ganz lieben Dank, dass du uns da so viele, ja auch sehr private Einblicke gegeben hast in euer Leben, in euer Campen und in euren Alltag mit Hund. Und dann würde ich sagen, gehen wir doch jetzt über in den Teil der Assistenzhunde. Gerne. Das haben wir doch auch schon wieder ein Stündchen voll gemacht, sehe ich gerade. Aber ja, es ist halt wirklich immer spannend, weil wir ja natürlich in unserem Podcast auch das genießen, immer wieder so in neue Leben reinschauen zu dürfen. Und dass uns Leute immer wieder mitnehmen, so in ihre persönliche Reise.

Nele [01:01:40]:
Jetzt bin ich sehr gespannt, was du uns noch alles berichtest über den ganzen Bereich der Assistenzhunde, Zuteilung, Ausbildung, Training, das ihr ja als Familie auch weiterhin machen müsst. Vielleicht zunächst mal vorab, Du hattest ja eingangs gesagt, dass die Assistenzhunderausbildung sehr, sehr teuer ist und dass die teilweise eben von Vereinen finanziert werden muss, weil die Krankenkassen das ja nicht übernehmen. Kannst du da einmal die Rahmenbedingungen kurz schildern?

Andrea [01:02:21]:
Ja, genau. Also die Krankenkassen können Blinden für Hunde mitfinanzieren. Da kenne ich mich nicht gut aus und das ist, glaube ich, auch ganz schwer, wirklich da Unterstützung zu bekommen. Alle anderen Assistenzhunde werden leider, also da kommt es schon mal gar nicht in Frage, dass es da Unterstützung der Krankenkasse gibt. Es gibt keinen Kostenträger in diese Richtung Und deswegen wurde dieser Verein Apport gegründet. Claudia Botmann hat den Verein seinerzeit gegründet und hat einfach selber einen Assistenzhund gebraucht und hat festgestellt, wie schwierig das ist, was das für ein Klinkenputzen ist, da finanzielle Mittel freizumachen, und hat gesagt, das möchte ich einfach niemandem zumuten und hat diesen Verein gegründet. Und ja, Airport spezialisiert sich oder ist ausschließlich für die Finanzierung von Assistenzhunden da, aber bietet auch ein ganz tolles Vereinsleben. Auch das haben wir so nicht erwartet.

Andrea [01:03:34]:
Frida hat da plötzlich Menschen kennengelernt, die einfach in ihrer Situation sind. Und diese Menschen, und das ist der ganz besondere Unterschied, wenn man an irgendetwas teilnimmt, irgendeine Freizeitgruppe der Caritas oder etwas, dann ist man immer angeleitet durch Menschen ohne Behinderungen und irgendwie so Hilfsempfänger. Und jetzt in dem Verein bei APORT ist das so, ja, Frieda und Mars sind das Team und Sascha und ich hängen da irgendwie so hinten dran. Und wenn dann gesagt wird, komm, wir machen einen gemeinsamen Spaziergang, dann schnallen die da alle ihre Handbikes an und ich komme nicht mehr hinterher. Und Das ist schon ein ganz großer emotionaler Unterschied. Frieda ist einfach auf einer ganz anderen Seite, in einer ganz anderen Position. Und es gibt einmal im Jahr einen Stand auf der internationalen Reha-Messe der Irma. Es ist immer in Hamburg oder in Bremen.

Andrea [01:04:37]:
Da hat APORT einen Informationsstand. Da berät Frieda plötzlich andere Menschen, andere Familien und zeigt denen, was Irma alles kann. Und hat dann hinterher, zwischendurch gibt es Vorführungen, es gibt manchmal eine Bühne, auf der dann diese Assistenzhunde-Teams zeigen können, was los ist. Und Frieda macht das ganz souverän und zeigt einfach. Und alle Leute schauen, was kann der tolle Hund? Und das ist einfach das, was der Verein mit sich gebracht hat und was Mars gebracht hat. Mars ist jetzt, Frieda, als sie kleiner war, war es so, dass sie oft am Spielplatzrand stand. Ihre Freundinnen haben gespielt und haben gesagt, ich gehe nur ganz schnell rutschen, ganz schnell schaukeln und dann bin ich gleich wieder da. Die hatten natürlich schon auch Frieda im Blick, aber sie sind auch Kinder mit eigenen Bedürfnissen und am Ende war Frieda alleine am Rand und hat zugeschaut.

Andrea [01:05:37]:
Jetzt brauchte sie einfach ganz dringend einen Freund, der auch keine Lust hat auf Rutschen und auch überhaupt gar nicht gerne schaukeln möchte. Und jetzt ist Frieda mit Maß und ja, nicht am Spielplatzrand, sondern jetzt ist Frieda nicht mehr, das ist so dieser Satz, den wir im Verein gerne sagen, also Frieda ist jetzt einfach nicht mehr das Mädchen im Rollstuhl, sondern das Mädchen mit dem coolen Hund. Und das macht eine ganz andere Perspektive.

Nele [01:06:07]:
Da kann ich mir total vorstellen, was das bei ihr auch macht, also in ihrer eigenen Gefühlswelt. Ich habe dir ja im Vorgespräch auch schon kurz erzählt, dass es ja auch bei mir als nicht behinderte und nicht diskriminierte Person so ist, dass ich mich meistens wohler fühle, wenn ich meinen Hund dabei habe bei anderen Leuten, die ich nicht kenne. Und dass ich halt dann auch, ich sag mal so, wenn ich mit meinem Hund unterwegs bin, dann auch nicht das Bedürfnis habe, in Phasen, wo man nicht weiß, wohin mit sich dann als Überschwungshandlung sofort auf dem Handy zu daddeln, sondern dann hat man halt seinen Hund bei sich, mit dem man sich beschäftigen kann. Und ich kann mir vorstellen, dass auch das eine Rolle spielt, wenn dann für die Frieda vielleicht mal so eine kleine Leerzeit entsteht, wenn andere Kinder was machen, wo sie nicht teilhaben kann, dass sie ja dann auch mit dem Hund irgendwie spielen kann oder sich bewegen kann oder so und dann eben nicht mehr verlassen irgendwo mit ihrem Rollstühlchen rumsteht.

Andrea [01:07:12]:
Ja, das ist genau so und Maas spürt das auch. Selbst wenn der in dem Moment nicht genau bei Frida ist, sondern so sein Ding macht oder jemand anderem ist. Der spürt, wenn Frida traurig ist. Und er spürt, wenn sie ihn einfach braucht. Und dann geht er zu ihr und legt seinen Kopf auf ihren Schoß. Und das ist einfach, ja, Das sind die Momente, die dann einfach erden, uns alle Frieda aus der Situation holen und uns irgendwie auch runterbringen und sagen, okay, keine Panik, es ist alles gut. Mars macht es schon und Frieda geht ihren Weg. Das schafft einfach Maß.

Andrea [01:07:52]:
Es ist so wichtig, dass Mensch und Hund so gut und eng zusammenpassen. Das kann man einfach keinem Hund antrainieren. Das ist die Beziehung, die die beiden haben. Genau deswegen gibt es auch nicht diesen Moment, jetzt ist Arbeitszeit und jetzt ist Freizeit. Weil Freizeit ist mit Frieda. Freizeit ist ja nicht, jetzt hat er einen freien Tag und muss nichts mehr tun, sondern was er tut, das tut er gerne. Und die beiden sind ungerne nicht miteinander.

Nele [01:08:20]:
Ja, verstehe ich. Ich bin als Hundemensch kann man das sehr gut nachvollziehen. Wenn jetzt da draußen Leute zuhören, die sagen, Mensch, vielleicht wäre das auch was für mich oder für jemand aus meiner Familie. Was sind denn so die Punkte, die man bedenken sollte oder die Schritte, die man angehen sollte, sich mal näher mit dem Thema Assistenzhunde zu befassen?

Andrea [01:08:46]:
Ja, also als allererstes muss man sich fragen, passt ein Hund in unseren Alltag? Habe ich einen Job, bei dem der Hund dabei sein kann? Funktioniert das auch hundegerecht? Also man darf, glaube ich, sich nicht so sehr darauf fokussieren, was kann dieser Assistenzhund mir alles geben, sondern man muss überlegen, was kann ich dem Hund auch geben. Und dann ist einfach, dann gerne einfach irgendwie Kontakt aufnehmen zu Apporte. Da sind die Kontaktmöglichkeiten auf der Homepage hinterlegt und ist aber auch auf der Homepage sind schon ganz viele Erfahrungsberichte und ganz viele Teamberichte. Wir schreiben regelmäßig auf, was so erlebt wurde und veröffentlichen das dann teamweise auf dieser Homepage, damit man sich informieren kann, damit man einen Eindruck bekommt, was machen Assistenzhunde, wie sieht der Alltag aus? Und dann gibt es, und jetzt muss ich das einschränken, es gibt normalerweise ein Bewerbungsformular auf der Homepage. Das, was ich am Anfang gesagt habe, was wir ausgefüllt haben ohne große Hoffnung, das musste im Moment deaktiviert werden, weil alle Spendengelder, die wir haben, bereits schon für die Finanzierung von Hunden aktueller Bewerber gebunden sind. Wir sind ganz, ganz dringend angewiesen auf Spenden. Sobald Mittel zur Verfügung stehen, ist dieses Bewerberformular auch wieder aktiv und dann kann man sich bewerben. Und es ist fast jeder kann einen Assistenzhund bekommen, wenn kleine Rahmenbedingungen passen und wenn man wirklich sich auf einen Hund einlassen kann, wenn man sich gut einen Hund kümmern kann und wenn man diesen Hund nicht als ein Hilfsmittel sieht, sondern als den besten Freund und das wichtige Familienmitglied.

Andrea [01:10:43]:
Dann ist ganz, ganz viel möglich Und dann kann man ganz, ganz viel erreichen. Und das ist das, was Frieda durfte, sie durfte den Namen ihres Hundes aussuchen. Und Maas heißt Maas, weil Frieda wusste nicht, wird es eine Hündin oder ein Rüde und dann hat sie Namen überlegt. Und dann hatte sie für eine Hündin, hatte sie Wolke ausgesucht. Und dann habe ich gesagt, kommst du denn auf Wolke? Und dann sagte sie, ja, wenn ich einen Assistenzhund habe, dann kann ich alles erreichen, sogar die Wolken. Und das war sehr süß. Und dann hat sie überlegt, aber wenn es ein Rüde wird und hat überlegt, was ist denn noch ganz hoch Und hat sie gesagt, der Mars. Der Mars ist perfekt, so weit möchte ich gerne.

Andrea [01:11:28]:
Ist das süß. Ja, Das ist wirklich ganz, ganz süß. Und da war Frieda neun. Und ja, Mars hat wirklich genau das geschafft. Und in irgendeinem unserer Teamberichte haben wir dann auch geschrieben, wir haben den Mars erreicht. Und genau so fühlt sich das auch an. Das hört sich vielleicht ein bisschen kitschig an, aber es ist einfach Realität. Ja.

Nele [01:11:51]:
Nein, das glaube ich dir sofort. Also ich habe mich ja viel schon mit dem Thema Assistenzhunde, Blinden für Hunde und so weiter beschäftigt, weil mich das einfach interessiert. Und das ist Wahnsinn, wie diese Tiere die Dynamik verändern, auch in Familien oder auch im Alltag von betroffenen Personen. Und ich sag mal, jeder, der selbst sich als nicht behinderter Mensch auch schon einen Hund ins Haus geholt hat und das auch, ich sag mal, als bewusste Entscheidung getan hat, als Sozialpartner und eben nicht als irgendein Gerät, was ich dann halt bei Belieben alleine lasse oder in die Ecke stelle, wenn ich keinen Bock drauf habe, weiß, wie sehr das eigene Leben verändert. Und wie du sagst, das ist ein Familienmitglied. Das ist nicht wie ein Kind, logischerweise, weil da muss man schon auch noch eine Abstufung machen. Aber es ist ein Familienmitglied. Und auch bei uns ist der Hund voll in den Alltag integriert.

Nele [01:12:49]:
Also die ist ja auch quasi überall dabei, kaum mal alleine, außer wenn ich mal irgendwie zwei Stunden, drei Stunden weg bin für einen Nähkurs oder so, wo sie jetzt nun wirklich bei aller Liebe nicht mitkommen kann. Aber ansonsten möchte ich auch nicht ohne meinen Hund sein. Und wenn ich dann irgendwo hingehe und der Hund ist mal alleine zu Hause, dann habe ich schon wieder das Gefühl, so möchte ich aber eigentlich dann schon gerne wieder so langsam zurück zu meinem Hund. Also Es ist noch nicht mal bei manchen Leuten so, dass man so gerne da immer wieder zurück möchte. Von daher kann ich sehr gut nachvollziehen.

Andrea [01:13:23]:
Ja, wir kennen das. Wir haben zum Beispiel jetzt ein Kamerasystem in den Wohnwagen. Kamera-System, das hört sich so viel an. Es ist einfach eine Kamera und wir haben WLAN installiert, sodass wir das irgendwie auf dem Handy sehen können. Wenn wir in den Pool gehen, wo Mars wirklich nicht mit kann, dann können wir mit wasserdichter Hülle am Handy einfach sehen, okay, die Klimaanlage läuft noch, es geht ihm gut, es ist alles okay. Und dann können wir Zeit auch ohne ihn genießen. Aber sonst fehlt er, wenn er nicht da ist. Ganz klar.

Andrea [01:13:56]:
Ja,

Nele [01:13:56]:
verstehe ich. Und ich wollte es gerade nicht sagen, aber auch bei uns gibt es eine Kamera. Aber ohne Scherz jetzt, diese Kamera, die war ein ganz wichtiger Faktor, als wir auf der Messe waren in Düsseldorf. Wir hatten noch einen Termin und hatten dann mal zwischendurch auf die Kamera geguckt, weil da unser Hund mal 1, 5 Stunden alleine bleiben musste, abends, als es schon eigentlich kühl war und die Klimaanlage lief im Sommer. Und wir sehen auf einmal, dass der Hund völlig verstört in der Ecke sitzt und so weit die Augen offen hat und die Zunge bis zum Boden hängen hat. Da weiß er aber, dass keine 30er-Zone in Düsseldorf mehr eingehalten wurde von uns. Und das war mit Sicherheit, also ich will nicht sagen lebensrettend, aber dem Hund wäre es mit Sicherheit sehr viel schlechter gegangen, wenn wir das nicht gemerkt hätten und dann ganz gemütlich irgendwann nach Hause gekommen wären. Also von daher, wir sind Helikoptereltern, wahrscheinlich genauso wie ihr, aber es ist auch nicht übertrieben.

Andrea [01:14:57]:
Ja, das sehe ich ganz genau so, ja.

Nele [01:14:59]:
Kommen wir nochmal zurück zu dem ganzen Prozess. Du hattest jetzt schon mehrfach angesprochen, dass ihr euch den Hund quasi nicht ausgesucht habt, sondern dass die Hunde erst mal ausgewählt werden und dann zugeteilt werden, je nachdem, zu welchem Menschen oder in welche Familie sie passen. Kannst du einmal so ein bisschen schildern, wie der Prozess genau ablief? Also ihr habt euch da gemeldet, ihr habt euch beworben und dann hieß es ja, ihr kriegt wahrscheinlich einen Hund und wie ging es dann weiter?

Andrea [01:15:31]:
Genau, also wir haben dieses Gespräch gehabt und es war wirklich toll. Wir haben Assistenzhunde kennengelernt, die schon bei diesen Familien dann waren. Ja, und dann beginnt einfach eine ganz lange Wartephase. Dann wird Kontakt hergestellt zu dem Hundehof in Österreich, zu den Partnerhunden Österreich. Da auf diesem Assistenzhundehof werden Hunde ausgebildet, die ganz verschiedene Assistenztätigkeiten übernehmen können am Ende. Da steht einfach wirklich der Hund im Vordergrund. Da ist der Mensch erstmal völlig egal. Es gibt Hunde, die ausgebildet werden, weil sie sich gut eignen.

Andrea [01:16:16]:
Die einen apportieren gerne, die anderen haben eine ganz feine Nase und können schon bemerken, wenn ein Mensch unter- oder überzuckert. Es gibt Epilepsie-Warnhunde, die Hunde spüren, bevor ein Anfall kommt. Es gibt Trainer, die sehen, welcher Hund ist wohl für welche Aufgabe geeignet. Und die sehen aber auch, welcher Hund eignet sich einfach gar nicht, weil für diesen Hund wäre das kein gutes Leben als Assistenzhund. Man muss vom Charakter her ja auch für gemacht sein, auch als Hund. Und wenn das nicht funktioniert, dann werden das einfach ganz tolle Familienhunde und die können dann einfach ihr ganz normales Hundeleben leben und haben eine schöne Zeit. Und Wenn sie zu Assistenzhunden ausgebildet werden, dann beginnt, nachdem sie das entsprechende Alter haben und von der Mutter weg können, eine Zeit in Gastfamilien. Da werden dann freiwillige Menschen, die im Umfeld dieses Hundehofes wohnen, vielleicht auch etwas weiterer Umgebung, aber die nehmen dann ehrenamtlich diese Hunde auf.

Andrea [01:17:25]:
Eine Familie, ein Hund oder vielleicht auch ein einzelner Mensch, Aber jedenfalls soll dieser Hund in dieser Zeit eine gewisse Grunderziehung bekommen in Zusammenarbeit mit dem Hundehof. Man geht so zur Hundeschule, wie man es sonst auch mit einem Welpen machen würde. Und hat auf dem Hundehof, ich weiß es nicht ganz genau, ich glaube so zweimal die Woche sind sie vor Ort und ansonsten immer vernetzt miteinander. Und der Hund soll in dieser Phase ganz viel kennenlernen. Die haben schon kleine Assistenzhunde-Decken. Da steht dann, Assistenzhunde in Ausbildung. Dann dürfen die mit in die Straßenbahn, in die U-Bahn. Die gehen einkaufen und sitzen mal im Einkaufswagen.

Andrea [01:18:08]:
Es wackelt und scheppert alles irgendwie ein bisschen. Und da sieht man, sobald es einem Hund nicht gut geht, sobald man merkt, okay, das ist alles irgendwie viel zu viel für diesen einen Hund, wird er am Ende vielleicht auch gar kein Assistenzhund. Oder es wird geschaut, das ist ein ganz ruhiger Charakter, er braucht ganz lange, ich rede jetzt natürlich von unserem Mars, er braucht lange, bis er etwas verstanden hat. Und wenn er was verstanden hat, dann freut er sich, dass er das immer wieder abrufen kann. Es ist eher langsam. Da gibt es aber dann auch die Hunde, die sofort Feuer und Flamme sind und immer beschäftigt werden müssen. Nach dieser Zeit in Gastfamilien gehen die Assistenzhunde wieder zurück zum Hundehof und da gibt es dann die Trainer, die mit den Hunden und den Familien trainiert haben. Die übernehmen dann die Hunde 24 Stunden am Tag und leben mit denen und bilden dann konkreter aus.

Andrea [01:19:02]:
Da sieht man dann ja schon, dieser Hund ist vielleicht gut als Rollstuhlassistenzhund und macht diese Dinge besonders gerne. Und dann gibt es die Liste an Bewerbern. Und Da hat man dann zum Beispiel Frieda stehen, die ein ruhiges Mädchen ist und schüchtern und so wilde Situationen einfach gar nicht gerne mag. Und dann ist auch ganz klar, dass dieser Hund keine wilden Situationen mögen sollte, Denn die sollen einfach sich zusammen wohlfühlen. Und deswegen weiß man auch gar nicht, wenn wir uns jetzt in dieser Wartezeit befinden, wissen wir nicht, was bekommen wir am Ende für einen Hund. Deswegen brauchten wir auch einen Namen für eine Hündin und für einen Rüden. Denn wenn man sich in einen Hund verliebt und dann ist man hinterher enttäuscht, wenn es ein anderer wird, diese ganzen Emotionen sollen gar nicht stattfinden. Neutrale Menschen schauen, in erster Linie geht es dem Hund gut.

Andrea [01:19:59]:
Und dann gibt es in dieser Phase Kennenlerngespräche mit dem Team vom Hundehof, mit der Inhaberin des Ganzen. Da lernen erst mal die Trainer die Menschen kennen. Es wird gefragt, was wird gebraucht, was kann ein Hund leisten, was nicht. Und man kriegt ganz, ganz viele Vokabeln, die man lernen muss, weil der Hund natürlich lauter Hörzeichen kennt und antrainiert bekommen hat. Aber jetzt ist erstmal irgendwie Zeit für den Menschen, dass das da geübt wird und dass das alles passen muss. Irgendwann bekommt man einen Anruf. Jetzt haben wir einen Hund gefunden. In sechs Wochen geht es los.

Andrea [01:20:39]:
Und dann muss man bereit sein. Da muss man in der Schule schon vorher geklärt haben, okay, können wir uns rausziehen? Kriegen wir eine Befreiung für diese Schulpflicht und die Arbeit weiß Bescheid. Es kann sein, dass wir jetzt irgendwie in den nächsten Wochen ausfallen für einige Wochen und dann ist man auch wirklich raus. Dann geht man 14 Tage ins Training auf den Hundehof. Da lernt man dann seinen Hund kennen. Das ist ein ganz emotionaler Moment. Und gleichzeitig ist es auch so, okay, ich glaube, das passt. Aber man kann sich gegenseitig noch gar nicht so ganz gut lesen.

Andrea [01:21:17]:
Also es ist ganz überwältigend und gar nicht so. Also natürlich, wir hatten Glück, Mars war der süßeste. Aber man sucht sich natürlich nicht immer den Süßesten aus wie sonst oder den, der als erstes angerannt kommt, sondern in unserem Fall hatten wir dann einfach einen schüchternen Hund, der uns mit großen Augen angeschaut hat und gedacht hat, okay, was machen wir jetzt hier zusammen? Und Frieda war ungefähr ähnlich. Das ist aber ganz überwältigend und gleichzeitig gar nicht so, wie man sich das in so einem Film vorstellt. Sondern da hat jemand mit ganz viel Sachverstand die passenden Menschen mit den passenden Hunden gematcht. Das hätten wir wahrscheinlich anders entschieden, weil wir von lauter Optik und Emotionen geblendet gewesen wären. Und jetzt stellen wir immer wieder fest, er ist einfach der perfekteste Hund. Und ja, dann haben wir zwei Wochen eine Ferienwohnung gehabt auf einem Bauernhof.

Andrea [01:22:15]:
Und Da ist es dann so, dass die ersten zwei Tage bleibt der Hund noch am Hundehof und wir kommen acht Stunden am Tag zum Hundehof. Und dann am dritten Tag darf man den Hund auch mit nach Hause, also in die Ferienwohnung nehmen. Und Da lernt man sich dann so richtig kennen. In unserem Fall war das so ein bisschen, wir machen nichts wie andere. Ich habe natürlich gleich in der Nacht gedacht, oh, der muss bestimmt noch mal Gassi. Ich bin mit ihm auf die Wiese und bin umgeknickt und habe mir den Knöchel gebrochen.

Nele [01:22:45]:
Oh nein.

Andrea [01:22:47]:
Das war natürlich irgendwie ungünstig.

Nele [01:22:48]:
Ist das dein Ernst?

Andrea [01:22:49]:
Ja, sicher. Bei uns läuft alles anders immer.

Nele [01:22:51]:
Hattest du auch direkt schon einen Assistenzhund bei der Seite?

Andrea [01:22:55]:
Ja, also wir haben es durchgezogen. Das war der Moment, wo wir gesagt haben, jetzt brechen wir alles ab. Wir fahren jetzt nach Hause und Das können wir nicht leisten, weil es sind acht Stundentage. Man macht Theorieunterricht und Praxisunterricht. Man geht in jede Situation, die es so geben kann. Man geht ins Einkaufszentrum, man geht an einer Promenade lang, man läuft an einem Fluss entlang und der Hund darf nicht reinspringen, muss auf Hörzeichen achten. Und wenn es nicht klappt, dann ist es natürlich immer die Schuld der Menschen, weil der Hund kann das ja alles perfekt und wir müssen nur gut kommunizieren. Und das muss man auch erst mal verinnerlichen.

Andrea [01:23:29]:
Und Ja, Frieda hat alles super toll gemacht und Sascha und ich waren mit unseren Köpfen natürlich manchmal, also wir waren zu verkopft. Frieda hat intuitiv alles toll gemacht. Und ja, normalerweise ist es so, wenn Assistenzhunde sind für Kinder, dann hat natürlich der Erwachsene die komplette Verantwortung. Da ist es dann gut, wenn es eine Bezugsperson gibt, die das Training macht. Frida und ich haben das Training gemacht und Sascha war dabei und hat sich das Handling mit Frida gekümmert, sodass ich mich dann auch sehr konzentrieren konnte. Dann werden viele Tests und Prüfungen geschrieben, auch theoretisch. Es wird über Gesundheit gesprochen bei Hunden und Warnsignale. Es war eine tolle Ausbildung für uns Menschen.

Andrea [01:24:12]:
Das wünsche ich eigentlich jedem, der einen Hund hat.

Nele [01:24:14]:
Ich wollte es gerade sagen.

Andrea [01:24:16]:
Das ist schon Wahnsinn. Wir sind dann einen Tag ins Krankenhaus gefahren und haben da irgendwie diesen Fuß versorgt. Dann ging das hinterher mit Gehstützen. Gott sei Dank war es ein Assistenz-Hunderhof und die Trainer hatten natürlich lauter E-Scooter, Situationen zu trainieren. Dann habe ich mich in ein solches setzen müssen und das Training weitermachen müssen. Es war wirklich furchtbar. Aber gleichzeitig war es so eine intensive Zeit. Es war die erste Nacht, in der Mars bei uns war.

Andrea [01:24:53]:
Am nächsten Morgen mussten wir irgendwo hinfahren. Ich habe erst gedacht, es geht. Es war dann klar, da ist irgendwie etwas Größeres kaputt. Dann haben wir gesagt, wir können den Mars natürlich noch nicht irgendwo mit hinnehmen. Und es war ja auch ein bisschen zur Corona-Zeit noch. In dem Moment mussten wir Mars für diesen einen Schulungstag wieder an den Hundehof bringen. Da sagte dann hinterher aber auch die Trainerin, das war ganz verrückt. Ihr habt den Hund abgegeben und seid gegangen.

Andrea [01:25:24]:
Dann hat er so hinterhergeschaut und gesagt, ich dachte, wir sind jetzt eine Familie. Wieso fehlt ihr

Nele [01:25:28]:
denn jetzt? Ich dachte, ich wohne jetzt bei euch.

Andrea [01:25:30]:
Ja, ich dachte, das läuft jetzt hier mit uns. Was machen wir? Das war so toll, dass es nach diesen drei intensiven Tagen, aber dieser einen Nacht, dass das eher schon so, ja, die haben einfach Familie kennengelernt in den Gastfamilien und dann haben sie die Situation, Trainingssituation am Hundehof. Und dann sind sie in dieser Familie, in der sie endgültig bleiben. Die sind dann angekommen, die haben richtig Bock, da jetzt irgendwie auch ein Team zu werden.

Nele [01:26:00]:
Aber die spüren ja wahrscheinlich auch die anderen Emotionen, weil sowohl die Gastfamilien als auch die Trainer werden den Hunden ja auch aus Eigenschutz schon alleine deutlich neutraler gegenübertreten als ihr, die ihr ja dann quasi die endgültige Familie seid. Man kann sich ja als Pflegefamilie allein schon emotional nicht so auf so einen Hund einlassen, weil man ja weiß, man muss den nach ein paar Monaten wieder abgeben. Und ich denke, dass die Hunde den Unterschied da schon spüren.

Andrea [01:26:31]:
Also ich bewundere die Gastfamilien, die das machen. Ich auch. Es ist ganz, ganz großartig. So ein tolles Ehrenamt und so emotional und wirklich, also die geben alles. Und wir haben, naja, es ist so, Am Ende dieser zweiwöchigen Ausbildungszeit muss man eine Prüfung bestehen. Die Prüfung hat drei Teile. Ein Theorie-Teil, ein Praxisteil auf einer Promenade und ein Teil in der Halle. Den hat Frieda gemacht, ganz alleine und ganz toll.

Andrea [01:27:07]:
Und normalerweise ist es so, ab 14 Jahren darf man den Assistenzhund selbst alleine führen. Und bis man 14 Jahre alt ist, ist einfach die, darf einfach die Leine nur ein Erwachsener nehmen und diese Verantwortung übernehmen. Frieda hat aber schon in der Halle alleine diese Prüfung machen können und hat es einfach irgendwie mit Null Fehlern und einer Eins mit Sternchen bestanden. Das war großartig, dass sie das so toll hinbekommen hat. Wir haben dann für ein Jahr die Erlaubnis, diesen Hund als Assistenzhund laufen zu lassen. Dieses eine Jahr hat er alle Rechte, darf überall rein, auch international. Deswegen wird in Österreich ausgebildet nach internationalen Standards. Und so haben wir aber jedes Jahr eine Überprüfung wieder am Hundehof und fahren jedes Jahr wieder nach Österreich.

Andrea [01:28:08]:
Apport bietet auch an, die Überprüfung hier in Norddeutschland durchführen zu lassen. Da laden wir die Prüfer, die Trainer ein zu uns und es werden Teamprüfungen vor Ort abgehalten. Das ist aber etwas, was unser Verein anbietet. Normalerweise gehen alle Hunde, die auf diesem Hundehof ausgebildet wurden, einmal im Jahr zurück und da wird noch mal eine Überprüfung gemacht. Diese jährliche Überprüfung garantiert natürlich auch, dass der Hund diesen Hundstandard immer noch erfüllen kann, dass das Team immer noch so funktioniert. Die Trainer können sich einen Eindruck davon verschaffen, ist der Hund gesund, wird sich gut gekümmert. Wenn die Prüfung mal nicht bestanden wird, das ist bei uns einfach noch niemals vorgekommen. Aber sollte das mal so sein, dann muss man keine Angst haben, dass der Hund einem weggenommen wird.

Andrea [01:29:07]:
Der Hund ist das Eigentum der Familie, des Teams. Also die gehören zusammen für immer. Aber dann gibt es einfach nicht mehr das Recht als Assistenzhund. Das ist ein ganz wichtiger Unterschied zu anderen Vereinen vielleicht. Niemals kommt der Gedanke, wir nehmen den Hund weg. Wohin auch? Das wäre für alle schlimm. Aber wenn einfach nicht gut genug trainiert wird, wenn da irgendwie irgendwas nicht gut klappt. Dann kriegt man nach dieser Prüfung einfach diese Berechtigung nicht mehr, diese Assistenz zur Hundedecke zu tragen.

Andrea [01:29:42]:
Man kann aber natürlich immer wieder neue Prüfungen machen und sagen, okay, wir haben hier trainiert. Man kann auch Nachschulung machen und man hat immer einen guten Kontakt zum Hohenlohhof. Das ist so schön einfach bei Aported. Deswegen haben wir uns gleich in dem Verein so wohl gefühlt und fühlen uns da so zugehörig, weil wir einerseits diese Gemeinschaft haben und uns untereinander austauschen können. Einfach nach rechts und links mal fragen, wie war das denn bei euch und die folgende Situation. Und dann gibt es aber auch im Hintergrund immer den Hundehof, an den wir uns wenden können. Kontakttaten der Trainer.

Nele [01:30:17]:
Jetzt kann sich ja im Leben eines Menschen, der einen Assistenzhund hat, auch mal was verändern. Also sowohl persönlich als auch gesundheitlich, dass quasi irgendwie neue Rahmenbedingungen geschaffen werden. Wie wird der Hund dann auf sowas vorbereitet? Gibt es da auch noch ein begleitendes Training, was man absolvieren kann, wo man dann gemeinsam die neue Situation bewältigt? Oder wie muss ich mir das vorstellen?

Andrea [01:30:52]:
Naja, eigentlich ist es so wie mit jedem anderen Hund. Man muss schon den Hund für immer in sein Leben denken und Situationen verändern sich, ja, aber dann verändert man sich einfach gemeinsam. Man muss den Blick auf den Hund haben.

Nele [01:31:05]:
Ja. Ich meinte jetzt eher, dass vielleicht neue Aufgaben auf ihn zukommen können, die er so noch nicht kannte, weil er für was anderes vorbereitet wurde. Also wenn jetzt ein Mensch zum Beispiel, wenn sich eine bestimmte Art von Erkrankung oder Behinderung, wenn die fortschreitet und der Hund dann neue Aufgaben übernehmen muss oder ähnliches.

Andrea [01:31:25]:
Ja, das ist einfach Teil der Entwicklung. Also der Hund ist niemals fertig ausgebildet und dann bleibt es auf genau diesem Stand. Sondern auch bei Frida ist es so, dass immer wieder neue Dinge kommen können. Und Frida mag das total gerne Maß, neue Tricks beizubringen. Und jetzt ist es so, dass sie ihm beibringt, Gegenstände herumzulaufen. Dann sagt sie dann herum und zeigt ihm in welche Richtung und dann läuft er den Tisch. Und das Ziel ist, dass er irgendwann ein ganzes Haus herumläuft. Das hat nichts mit Assistenz zu tun, aber so könnte es ja auch funktionieren, wenn es neue Assistenzleistungen geben soll.

Andrea [01:32:01]:
Also Für Mars macht das keinen Unterschied, ob das jetzt ein Spaß-Trick ist oder ob das eine Hilfsleistung ist. Wir haben immer unser Täschchen dabei mit seinen Leckerlis, und das ist normalerweise das ganz normale Hundefutter. Die Menge, die über Tag verbraucht wird, wird dann einfach abgezogen von seinen Mahlzeiten. Er hat Spaß und er kriegt da was dafür. Und wir arbeiten auch nicht umsonst und möchten uns schicken lassen einfach. Und es ist so funktioniert, dass wir immer für ihn die beste Alternative sein. Wenn er hinter einem Hasen herlaufen würde, es gab tatsächlich mal den Moment, da habe ich nicht schnell genug geguckt und er ist hinter diesem Hasen her, dann konnte ich die Pfeife benutzen. Es gibt so ein Notfallsignal und das Notfallsignal funktioniert immer, aber auch nur, weil er weiß, danach gibt es immer das super Jackpot-Leckerchen.

Andrea [01:32:54]:
So sind wir immer seine beste Alternative. Das weiß er und deswegen macht er das gerne mit uns. Und ob er jetzt einen Spaß-Trick lernt oder eine neue Hilfsleistung, das ist ihm einfach egal. Und wenn wir Hilfe brauchen bei dem Aufbau so eines Tricks oder so einer neuen Sache, dann haben wir entweder die jährlichen Überprüfungen oder wir tauschen uns im Verein aus. Oder wenn etwas ganz dringend und wichtig ist, dann nehmen wir einfach Kontakt zum Hundehof auf und machen extra Termine oder beraten uns mal telefonisch. Es gab die Situation, dass wir auf einem Campingplatz waren und wir standen im Herbst unter Eichen. Es gab immer diese Eicheln, die auf das Dach gefallen sind vom Wohnwagen. Maas war völlig verängstigt.

Andrea [01:33:41]:
Wir haben gesagt, was machen wir jetzt? Müssen wir das alles abbrechen? Er hatte richtig Panik. Und Das war so ein Moment, da war ich richtig froh, einfach die Trainerin anrufen zu können. Sagen, was machen wir? Wir haben hier keine Möglichkeit, umzuparken. Wir können nach Hause fahren oder nicht, aber nach Hause fahren. Dann bleiben wir in dieser ängstlichen Situation, brechen die ab. Und irgendwie müssen wir so… Die hatten so tolle Tipps gegeben. Bei Gewitter hatte Mars immer Angst.

Andrea [01:34:08]:
Und jetzt mittlerweile ist es so, ja, er findet Gewitter immer noch nicht cool, Frieda auch nicht. Aber die beiden kuscheln dann zusammen und irgendwann schlafen auch beide ein. Und das ist auch, das funktioniert. Und das funktioniert gut, weil wir einfach so viele Ansprechpartner haben.

Nele [01:34:24]:
Es gibt noch so viel, was wir noch besprechen könnten. Aber ich schaue mal mit Blick auf die Uhr, was ich noch unbedingt von dir wissen möchte. Das meiste haben wir ja tatsächlich auch schon besprochen. Du hast es ja im ersten Teil einige Punkte thematisiert, die ich eigentlich hier noch reinbringen wollte. Vielleicht, was mir noch wichtig ist und warum wir ja auch dieses Thema Camping mit Handicap immer wieder bei uns auf die Agenda setzen, ist ja Aufklärung zu betreiben und ein Bewusstsein zu schaffen für Menschen, die jetzt halt in bestimmten Situationen vielleicht auf Hilfe angewiesen sind oder auch darauf angewiesen sind, dass Rahmenbedingungen geschaffen werden. Und da würde mich mal interessieren, zum Beispiel, wann und wie würde sich eure Tochter wünschen, Hilfe angeboten zu bekommen? Und möchte sie das überhaupt oder ist es ihr lieber, sie fragt danach, wenn sie wirklich Hilfe braucht?

Andrea [01:35:32]:
Also ich glaube generell kann man immer fragen, kann ich helfen? Und ich glaube, es ist natürlich wirklich stark charakterabhängig. Da gibt es gar nicht diese eine Antwort. Aber ich handhabe das für mich so. Und ich glaube, Frieda mag das auch von fremden Menschen. Da ist gefragt, kann ich helfen und wenn nein, dann nein und wenn ja, dann ist es so. Dann ja, was ganz konkret helfen würde, vielleicht darf ich das noch einbringen, wenn einfach diese, es gibt einen Euroschlüssel, nennt sich der, und da mit diesem Euroschlüssel werden barrierefreie Toiletten geschlossen. Denn auf Rastplätzen, Campingplätzen, überall wo öffentliche Toiletten sind, aber auch manchmal in Restaurants, sind diese abgeschlossen. Und wenn man dann irgendwie unterwegs ist und ganz schwierig nur eine Toilette findet, weil ganz viel nicht barrierefrei ist, dann hat man endlich eine Toilette gefunden und dann ist die abgeschlossen.

Andrea [01:36:32]:
Und da muss man ganz kompliziert noch erst irgendwo zu einer Tankstellenkasse und diesen Schlüssel fragen. Da muss man sich erst mal hinten anstellen, dann diesen Schlüssel fragen. Und man muss aber schon die ganze Zeit, weil man doch die letzten Kilometer schon überhaupt gar keine Toilette gefunden hat. Ja, es wäre einfach super cool, wenn der Euroschlüssel mehr genutzt werden könnte, wenn mehr Betreiber einfach auf dieses Euroschloss umstellen. Und es ist eigentlich deswegen Euroschlüssel europaweit. Ganz oft ist es schon der Fall, aber auf den meisten Campingplätzen eben nicht. Und da, das wäre eine so riesengroße Hilfe, denn niemand, der nicht das Recht hat, so einen Raum zu nutzen, der hat auch diesen Euro-Schlüssel nicht. Nur dann kann man den bekommen gegen ein bisschen Pfandgeld, wenn man eine entsprechende Indikation hat, entweder eine Art Behinderung oder eine Erkrankung.

Andrea [01:37:26]:
Das muss nicht immer offensichtlich sein. Auch das ist Privatsphäre, dass man ohne offensichtliche Behinderung diese Toilette nutzen kann mit seinem Schlüssel, ohne dass man sich outen muss an irgendeiner Tankstellenkasse. Das sind so die Kleinigkeiten. Ansonsten, wenn man Menschen sieht, die eventuell Hilfe brauchen könnten, kann es ja nur eine Erleichterung sein, wenn man fragt. Und wenn das dann nicht gut ankommt, dann ist es vielleicht einfach ein schlechter Charakter von demjenigen Menschen, dem man seine Hilfe angeboten hat. Denn auch das gibt es ja.

Nele [01:37:59]:
Naja, Oder er hatte halt auch schon einen schlechten Tag hinter sich. Und man ist halt dann irgendwie die fünfte Person und die kriegt’s dann ab. Das ist immer so das, was ich mir immer für mich auch so sage, egal mit wem es mal irgendwie so eine Situation gibt. Dass ich denke, ja weiß Gott, was der heute schon alles hinter sich hat. Vielleicht da auch dann einfach gelassen reagieren und sagen, ja gut, dann alles klar. Dann viel Spaß noch so. Letzte Frage von meiner Seite. Gibt’s so herausragende Punkte, wo du sagen würdest, das sind eigentlich immer wiederkehrende Dinge, jetzt abgesehen vom Euroschlüssel, die du dir oder ihr euch als Familie von Campingplatzbetreibern, aber auch vielleicht von der Gesellschaft als Ganzes und von der Politik in puncto Inklusion wünschen würdet.

Nele [01:38:54]:
Ich weiß, sehr komplex, aber es gibt ja so Sachen, wo man immer wieder sagt, oh nee, jetzt schon wieder, schon wieder, schon wieder.

Andrea [01:39:02]:
Ich fände toll, wenn barrierefreie Toiletten, ich kann immer wieder dieses Thema ansprechen, nicht, also diese Räume nicht vollgestellt sind mit irgendwelchen Putzmitteln. Das gibt es auch, dass das dann so der Lagerraum ist oder, Ja, für uns toll ist, wenn auf den Homepages schon Fotos der Räumlichkeiten sind. Dann sehen wir, passt das für uns oder passt es nicht? Denn wenn diese Räume eingerichtet werden, dann kann man vielleicht manchmal gar nicht alle mitdenken. Und Da gibt es aber auch Menschen, die sich gut auskennen und die bestimmt gerne beraten. Denn das, was Frida braucht, ist überhaupt noch nicht das, was andere vielleicht brauchen würden. Und wir können flexibel reagieren, wenn wir Fotos haben. Wir sehen, es gibt in der Dusche keine Sitzmöglichkeit. Die ist zwar groß, aber dann fahren wir auch nicht zum Campingplatz.

Andrea [01:39:52]:
Oder wir sehen, es wäre vielleicht irgendwie ganz gut, wenn wir noch ein kleines Höckerchen mitnehmen. Dann packen wir uns den ein und nehmen den mit. Alles machbar, aber am besten ist es immer, alles durchsichtig zu gestalten, Fotos und auf der Homepage zu schreiben, was geboten ist und was nicht. Und das ist, glaube ich, und dann müssen wir alle ganz viel miteinander reden und uns austauschen, denn nur so kann sich ja was verändern. Wenn wir nicht darüber sprechen, was wir brauchen und miteinander sprechen, dann haben wir keine Chance. Das kann irgendwann nicht für alle alles passen. Aber auch für mich als Mensch ohne Behinderung passt ja nicht immer alles. Und das muss es auch gar nicht.

Andrea [01:40:40]:
Aber wenn wir offen sind und uns miteinander unterhalten und klar sehen, was wird wo geboten und sich alle ein bisschen Mühe geben, denn funktioniert es schon. Ja, Stufen sind immer irgendwie nicht so gut. Wenn es viele Stufen gibt, wären angeschlossene Rampen vielleicht auch mal irgendwie ganz gut und eine gute Beschilderung. Aber das war ein ganz aktuelles Erlebnis aus Kroatien. Wir haben am Empfang gefragt, ob wir einen Schlüssel brauchen für die barrierefreien Toiletten. Dann hieß es, die sind offen, die braucht man nicht. Das war schon eine falsche Aussage, aber das wussten wir natürlich nicht. Dann sind wir auf den Platz gefahren, haben uns aufgebaut und sind mit Frieda dann ins Bad.

Andrea [01:41:30]:
Aber wir haben das nicht gefunden. Es gab ganz viele Waschhäuser ohne barrierefreies Bad, weil es nur auf dem Platz drei Stück gab. Was nicht schlimm ist, wenn man das weiß, dann geht man genau zu diesen Waschhäusern. Aber wir hatten eine lange Fahrt hinter uns. Es war heiß und es wurde dunkel und die Rezeption schloss dann auch irgendwann. Und wir haben gesagt, Mist, was machen wir denn jetzt? Also irgendwann lauter Camper gefragt und wir waren dann hinterher, also Sascha hat weiter aufgebaut Und ich bin mit Frieda dann über diesen Platz und Berge hoch und runter. Und wir hatten mittlerweile irgendwie vier oder fünf andere Camper von verschiedensten Stellplätzen kennengelernt, die alle mit uns geschaut haben, wo wir hin müssen. Am Ende haben wir es gefunden.

Andrea [01:42:10]:
Aber dann war es abgeschlossen. Und dann haben wir gedacht, okay, an der Rezeption war ja die Info, wir haben ja auch keinen Schlüssel. Also haben wir gedacht, es ist einfach besetzt. Wir sind dann zum Platz zurück, sind wieder hingelaufen, waren immer noch besetzt. Das gibt es doch gar nicht. Wir haben dann auf dem Platz Menschen gesucht, die auch Rollstuhlfahrer sind. Ich habe dann eine Frau gefunden, habe sie angesprochen, und dann war das aber ein Kommunikationsproblem. Sie hat mein Englisch nicht gut verstanden, und ihr Mann hat dann gedacht, ich – weil Frieda war bei Sascha geblieben, die war fertig mit der Welt.

Andrea [01:42:48]:
Ich habe versucht, diese Sache zu klären. Die haben dann gedacht, ich möchte mich da irgendwie in dieses größere Bad reinschleichen. Sie waren dann sehr ungehalten. Dann haben sie gesagt, die Toiletten sind da und da und das ist alles gar nicht abgeschlossen. Sie brauchen keinen Schlüssel. Ja, sie brauchen keinen Schlüssel, weil sie nur mich gesehen haben ohne Rollstuhl und alles.

Nele [01:43:09]:
Und euer Kind konnte in der ganzen Zeit nicht auf Toilette gehen? Nein, sie konnte

Andrea [01:43:12]:
einfach nicht. Und das war furchtbar. Und dann haben wir eine ganz tolle niederländische Familie kennengelernt. Ich war fertig mit den Nerven und mir liefen die Tränen. Ich war fertig und habe dann diese Familie gesehen, die gekämpft hat. Und die Frau war Rollstuhlfahrerin und ich habe das niederländische Kennzeichen gesehen und gesagt, Gott sei Dank, sie haben auch sogar noch Deutsch gesprochen. Das war toll. Oder vielleicht auch Englisch, aber wir konnten uns gut verstehen.

Andrea [01:43:41]:
Dann hat sie gesagt, okay, man braucht einen Schlüssel, aber Wir können ihren benutzen, bis wir das alles geklärt haben. Ich habe dann aber gesagt, ich gehe jetzt noch mal schnell zur Rezeption und schaue. Da waren dann auch so Nachtwächter nur noch da, die aber einen Schlüssel rausgegeben hatten. Musste man dann gleich sagen, welches Waschhaus, dann haben wir diesen Schlüssel bekommen. Ich habe ihn Sascha gegeben, weil ich mittlerweile auch wirklich fertig war. Sascha hat gesagt, ich gehe mit Frieda. Er ist dann zum Waschhaus und da war ein Schild mit einem Rollstuhl. Da ist der Eingang vom barrierefreien Bad und der Schlüssel passte nicht.

Andrea [01:44:15]:
Sascha kam wieder und hat gefragt, ob das sein Ernst sei. Dieser Schlüssel passt nicht in dieses Waschhaus, was machen wir jetzt? Dann sind wir zu dritt gegangen zu dieser niederländischen Familie und haben gesagt, Hilfe, wir haben diesen Schlüssel bekommen, er passt nicht. Und dann sagte ihr Mann, ich komme mit euch. Und es ist nämlich ganz verrückt, da wo das Schild hängt mit dem Rollstuhl, da ist der Waschraum der Putzfrauen. Hinter der nächsten Wand, da wo die Waschmaschine abgebildet ist, da ist das barrierefreie Bad. So, da passte dann unser Schlüssel, aber es war eine Odyssee und das hätten wir uns komplett ersparen können, wenn auf der Homepage gestanden hätte, okay, es gibt drei Waschhäuser, die haben barrierefreie Bäder, jedes Waschhaus hat einen eigenen Schlüssel, bitte eben an der Rezeption beim Einchecken sagen, wir sind Stellplatz so und so, Waschhaus XY könnte in der Nähe liegen, wir brauchen genau den Schlüssel. Wenn das auf der Homepage stehen würde, hätten wir uns das mal einfach komplett erspart. Und wenn einfach überall der Euro-Schlüssel genutzt werden würde, dann könnten wir uns überall auf dem Campingplatz bewegen, der wirklich riesengroß war, wir müssten nicht immer zu diesem einen Waschhaus zurücklaufen, wenn Frieda mal zur Toilette muss.

Nele [01:45:22]:
Und wäre ja auch für die Betreiber einfacher, weil dann müssen die nichts überprüfen, weil den Schlüssel bekommt ja nur, wer ihn bekommen darf. Und ja, also dann richten wir an dieser Stelle nochmal einen Appell an Campingplatzbetreiber und Betreiberinnen. Bitte denkt auch mal drüber nach, ob sich die Investition in ein Euroschloss nicht vielleicht lohnen könnte. Auch für euch Müsst ihr nicht so viel denken und organisieren, sondern einfach umrüsten und die Leute finden ihren Weg. Ganz, ganz lieben Dank an dich, Andrea, an dieser Stelle. Es war super spannend, mit dir zu sprechen. Ich habe auch heute noch, obwohl wir so lange schon gequatscht hatten, noch mal ganz viel mitgenommen, viele neue Sachen noch mal erfahren. Und ich hoffe, dass die eine oder andere Spende bei eurem Verein eingeht.

Nele [01:46:15]:
Ich hoffe, dass ihr als Familie weiterhin so tolle Urlaube machen könnt und so einen schönen Alltag euch auch mit dem Hund gestalten könnt. Und ich hoffe natürlich, dass Frieda sich weiterhin toll entwickelt und dass der Mars vor allem ganz, ganz lange bei euch bleibt.

Andrea [01:46:30]:
Ja, danke schön. Vielen Dank auch für die tolle Möglichkeit, heute hier von uns und aber auch von von Apport berichten zu dürfen. Und vielleicht hat wirklich der ein oder die andere bemerkt, dass das einfach Assistenzhunde so so viel leisten können und hat wirklich vielleicht Lust, ein bisschen den Verein Aporto zu unterstützen.

Nele [01:46:53]:
Ja, liebe Hörerinnen und Hörer, an euch da draußen auch nochmal ganz liebe Grüße. Vielen Dank, dass ihr so lange dran geblieben seid. Und wenn ihr unseren Podcast abonnieren möchtet, dann tut das doch gerne, dann erfahrt ihr immer sofort, wenn es eine neue Folge gibt. Ansonsten hinterlasst uns gerne eine schöne Bewertung auf der Podcast-Plattform eurer Wahl. Und wer sich vielleicht angesprochen fühlt, auch zum Thema Camping mit Handicap was zu erzählen, der möge sich doch bitte melden. Wir freuen uns immer, auch neue Gäste hier begrüßen zu dürfen. Tschüss!

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Sebastian Vogt

Ich bin der Nerd im Team. Ich habe 6 Jahre mit meiner Frau im Wohnmobil gelebt und bin damit durch Europa gereist. Dabei haben wir nach und nach unsere drei Hunde gerettet und mitgenommen. Ich liebe Technik, Gadgets und kümmere mich bei CamperStyle um genau diese Themen. Unseren Clouliner haben wir verkauft und derzeit sind wir eher Wochenendcamper. Als digitaler Nomade bin ich immer wieder auf Reisen. Lieblingsspots: Am Wasser.

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