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Anhängelast bei Steigungen – Prozentrechnung leicht gemacht?

In manchen Fahrzeugscheinen sind sie zu finden, in anderen nicht: Die Angaben zur Anhängelast bei Steigungen. Doch was bedeuten die Angaben 8 % und 12 % eigentlich genau?

Gerhard Richter, stellvertretender Niederlassungsleiter und Fachabteilungsleiter Prüfen bei der DEKRA, hat es mir erklärt. Demnach bezieht sich die Gewichtsangabe bei den Prozenten jeweils auf das tatsächliche Gewicht des Anhängers abzüglich der Stützlast. Um dieses Gewicht zu ermitteln, fährst du am einfachsten mit deinem angekuppelten Anhänger so auf die Waage, sodass nur die beiden Räder des Hängers auf der Waage stehen. Das nun angezeigte Gewicht ist also relevant und dieses darf bei Steigungen (und auch Gefälle!) nicht die angegebene Größe überschreiten.

Natürlich kannst du das Gewicht auch berechnen: tatsächliches Anhängerleergewicht plus Ladung minus Stützlast. Denk aber auch dran, Frisch- und Abwasser sowie die Gasflaschen mitzuberechnen.

Kurz zur Erinnerung: Die Stützlast ist die Last, die auf der Anhängerkupplung aufliegt. Wenn du unsicher bist oder noch mal nachlesen möchtest: Wir haben bereits einen ausführlichen Artikel zum Thema Stützlast, Anhängelast und Gesamtgewicht veröffentlicht.

▶▶ Ein Beispiel: Eintragung in den Fahrzeugpapieren für die zulässige Anhängelast gebremst

  • 8 % Steigung, 1.800 kg
  • 12 % Steigung, 1.500 kg

Das bedeutet, dass du alle Steigungen unter 8 % mit einem Anhänger mit einem tatsächlichen Gewicht bis zu 1.800 kg bewältigen darfst, darüber hinaus bis 12 % darf dein Anhänger voll beladen nicht mehr als 1.500 kg auf die Waage bringen.

Bis zu einer Steigung von 8 % gilt zudem die rechtliche Vorgabe, die besagt, dass in Deutschland die gezogene Anhängelast die zulässige Gesamtmasse des Zugfahrzeuges nicht überschreiten (1:1) und in keinem Fall jedoch mehr als 3.500 kg betragen darf. Dies ist in § 42 StVZO normiert.

Wo steht’s geschrieben?

Im alten Fahrzeugschein steht die Anhängelast bei Feld 28 und 29; das zulässige Gesamtgewicht steht in Feld 15. Im neuen Fahrzeugschein findest du die Anhängelast bei O.1 / O.2 und das zulässige Gesamtgewicht bei F.1.

Eine Steigung von 8 Prozent bedeutet, dass pro 100 Meter Straße die Höhe um 8 Meter zunimmt und das ist in Deutschland keine Seltenheit. Sicherlich denkst du jetzt sofort an die Alpen und ja, der Achenpass mit 12 % ist nicht ohne. Die steilste Straße Deutschlands liegt mit ihren 25,3 % allerdings in Deesbach in Thüringen und Straßen mit 9 % Steigung gibt es auch in meiner Stadt gleich mehrere. Die maximale Steigung von Rampen in Tiefgaragen darf übrigens immerhin 15 % betragen – das aber nur als „Fun Fact“ am Rande.

Was heißt das in der Praxis?

Ganz einfach: Du als Fahrzeugführerin oder Fahrzeugführer bist allein dafür verantwortlich, dass

  1. das Gewicht deines Gespanns nicht die Vorgaben überschreitet und
  2. dass du nur die Straßen nutzt, die du auch befahren darfst.
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Die dreieckigen Schilder, die auf Steigungen oder Gefälle hinweisen, sind „Gefahrenzeichen“. Das bedeutet, dass sie nicht zwingend an jeder Steigung aufgestellt sein müssen, sondern nur dann, wenn die drohenden Gefahren von der Fahrerin bzw. dem Fahrer nicht rechtzeitig erkannt werden kann.

Bremsen und Motorleistung deines Zugfahrzeuges sind maximal darauf ausgerichtet, diese Steigungen oder auch Gefälle gefahrlos zu bewältigen. Reicht die Motorleistung nicht, kann dich das Anfahren am Berg beispielsweise die Kupplung kosten. Beim Gefälle ist dein Bremsweg unter Umständen deutlich länger als in der Ebene und die Bremswirkung kann bei langer Talfahrt nachlassen.

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Damit du nicht unversehens in die Falle tappst, solltest du dich vor Antritt der Reise über die Steigungen auf deiner Route informieren. Der ACE Auto Club Europa e.V. hat zum Beispiel für Fahrten über die Alpen hier eine Reiseinformation veröffentlicht, wo du genau nachsehen, kannst, welche Alpenpässe welche Steigung haben. Im Zweifelsfall fahre also lieber einen Umweg; deine Übernachtungsstätte hast du ja dabei 😊.

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Steffi

Verdient ihr Geld mit Schreiben, um es dann für Reisen wieder auszugeben. Hat mehr als zwanzig europäische Länder bereist, die meisten davon per Campingbus oder Wohnmobil - vom Nordkapp bis nach Marokko, von Luxemburg bis Polen. Lieblingsspots: San Sebastian, Lissabon & Schweden

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